67_Ausgabe Januar 2009
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Kaiser Wilhelm<br />
Wilhelm<br />
II. und Görlitz<br />
II.<br />
–<br />
der Begrüßung durch Oberbürgermeister<br />
Büchtemann wünschte der Kaiser in<br />
seiner Ansprache, man möge das Bauwerk<br />
nicht “Ruhmeshalle” nennen, sondern<br />
Gedenkhalle, denn man rühme<br />
sich nicht seiner Taten. In der Wiedergabe<br />
der Niederschlesischen Zeitung<br />
brachte er zum Ausdruck: “ Ihm wolle<br />
es aber scheinen, als ob unsere jetzige<br />
Generation der Verpflichtung, durch Arbeit<br />
das fortzuführen, was Arbeit errungen<br />
habe, nicht mehr entsprechen könne.<br />
Unser Volk in seinen verschiedenen<br />
Klassen und Ständen sei eingeschlafen.<br />
Die großen Aufgaben, die an dasselbe<br />
herantreten, zumal seit seiner Einigung,<br />
würden nicht verstanden...Man stehe<br />
an der Schwelle einer neuen Zeit. Diese<br />
Zeit verlange ein großes Geschlecht,<br />
das sie verstehe. Das neue Jahrhundert<br />
werde eine Welt der Wissenschaft und<br />
Technik gebären. Die höchste Freiheit<br />
und die ausgesprochenste Individualität<br />
der deutschen Stämme sei aber doch<br />
die Unterordnung unter das Ganze...Das<br />
sei die Freiheit, die er dem deutschen<br />
Volke wünsche, aber nicht die Freiheit,<br />
sich selbst schlecht zu regieren...” Nur<br />
16 Jahre später versanken große europäische<br />
Monarchien im Strudel der Revolutionen.<br />
Die Völker machten sich an<br />
den Versuch, sich selbst zu regieren.<br />
Der Rückblick auf diese Versuche gibt<br />
Politikern, Historikern und vielen verantwortungsbewußten<br />
Deutschen Fragen<br />
auf. Für Görlitz ist unbestritten, daß die<br />
Stadt in der wilhelminischen Zeit ihre<br />
höchste Blüte in Wirtschaft, Bauwesen,<br />
Kultur, Einwohnerwachstum und Geburtenzuwachs<br />
erlebte.<br />
1918 drängten sich die Schlaumeier vor,<br />
die schon immer ein solches Ende vorausgesehen<br />
haben wollten. Diese verdächtige<br />
Besserwisserei ehemaliger<br />
Lobhudler und Jubler wiederholte sich<br />
1933, 1945 und 1989, und man wird<br />
ihr auch bei künftigen Umbrüchen begegnen.<br />
Mit einem gewissen zeitlichen<br />
Abstand sind dann wieder Sachkenntnis,<br />
ausgewogenes Urteil und ein Erbeverständnis<br />
in Würde gefragt. Die beste<br />
aller Welten gibt´s hienieden sowieso<br />
nicht, wie ein kurzer Blick in die Zeitung<br />
bestätigt. Für die wilhelminische Epo-<br />
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