67_Ausgabe Januar 2009
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Richard Jecht zum<br />
Jecht<br />
150. Geburtstag<br />
ben musste sich Jecht nicht um brauchbare<br />
Beiträge bemühen. Unermüdlich<br />
und in wochenlanger Arbeit redigierte<br />
und korrigierte er die eingesandten Arbeiten<br />
und besprach sich mit den Autoren<br />
in meist sehr kollegialer Art und<br />
Weise. Bereits im Jahre 1901 schrieb<br />
Woldemar Lippert in den Deutschen Geschichtsblättern<br />
III (1901) in diesem Zusammenhang<br />
folgendes: „Dank Jechts<br />
Bestreben, Arbeiten dilettantischer Art<br />
fernzuhalten, darf sich das N.L. Magazin<br />
den besten provinzialgeschichtlichen<br />
Organen Deutschlands beizählen.“ Obwohl<br />
die Gesellschaft über eine solide<br />
finanzielle Basis verfügte, suchte Jecht<br />
beständig nach neuen Geldgebern für<br />
umfangreiche und in schwerer Zeit geschaffene<br />
Veröffentlichungen wie Walter<br />
von Boettichers 1912 bis 1919 erschienene<br />
dreibändige Geschichte des Oberlausitzischen<br />
Adels. Bereits 1923 erhielt<br />
er die Leibnizmedaille von der Akademie<br />
der Wissenschaften verliehen. Es folgten<br />
eine ganze Reihe weiterer Auszeichnungen,<br />
darunter die Goethemedaille für<br />
Kunst und Wissenschaft im Jahre 1943.<br />
Am wichtigsten war ihm aber vermutlich<br />
die anlässlich seines 75. Geburtstages<br />
im Jahre 1933 verliehene Görlitzer<br />
Ehrenbürgerschaft. Den Stolz auf seine<br />
selbst gewählte Heimatstadt spürt man<br />
sehr deutlich in allen seinen Schriften<br />
und Vorträgen. Dies trug ihm nicht zuletzt<br />
die Achtung und Zuneigung der<br />
durchaus zurückhaltenden Görlitzer Bürgerschaft<br />
ein. Gedichte, Bilder und zahlreich<br />
überlieferte Anekdoten belegen die<br />
volkstümliche, ja bis heute fortdauernde<br />
Verehrung des „Professors“. Friedrich<br />
Pietsch, Jechts Nachfolger im Amte des<br />
Ratsarchivars, behauptete sehr sinnfällig,<br />
dass jener es nicht über das Herz<br />
gebracht habe, die Stadtgeschichte<br />
über den Pönfall hinaus fortzuschreiben.<br />
Pietsch selbst erhielt deshalb von Jecht<br />
den Auftrag, sich mit der Geschichte des<br />
Pönfalls auseinanderzusetzen. Denn dieses<br />
Ereignis markierte eine neue Zeit,<br />
die Zeit, in der die politische Eigenständigkeit<br />
der Städte durch die sich entwickelnde<br />
Staatlichkeit zunehmend beschnitten<br />
wurde. Grenzen Jechts lagen<br />
sicherlich auch in der geringen Akzep-<br />
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Persönlichkeit | 21