67_Ausgabe Januar 2009

Deutsch-Ossig
Entstehungszeiten einheitlichen Charakter
von Hochbarock und Rokoko, dessen
süddeutsch anmutendes Gepräge in der
Oberlausitz keine Parallele findet und für
eine Dorfkirche ganz ungewöhnlich ist.
Alle Teile sind harmonisch aufeinander
abgestimmt. Der Kanzelaltar mit ungewöhnlich
reicher Barockarchitektur und
plastischer Ausstattung ist als Schöpfung
des in Görlitz tätigen Caspar Georg
Rodewitz nachgewiesen, dessen
Hauptwerk der Hochaltar der Görlitzer
Dreifaltigkeitskirche von 1713 ist. Im
Unterschied zu diesem blieb in Deutsch-
Ossig die originale Fassung erhalten und
wurde nur an einigen Stellen 1892 und
1951/53 ergänzt. Die Skulpturen, insbesondere
die fliegenden Putten unterhalb
der Kanzel, gehören zu den besten
deutschen Bildhauerleistungen des
Hochbarocks.
Der Schwebende Taufengel, eine reich
vergoldete, etwas derbe Bildhauerarbeit
provinziellen Charakters, gehört zu den
die Hauptblickachse nach Osten gestaltenden
markanten Ausstattungsstücken
des Innenraumes. Das Werk stellt volkskundlich
eine Rarität dar. Es läßt sich
mittels Zugvorrichtung oberhalb des Gewölbes
nach oben oder unten bewegen.
Zur Aufnahme des Taufbeckens dient
eine in der Rechten des Engels gehaltene,
reich mit Schnitzereien ausgestattete
Krone. Die Linke hält einen Lilienzweig.
Ein Beichtstuhl für das protestantische
Beichtritual ist stilistisch noch dem 17.
Jahrhundert zuzuordnen, wofür u.a. die
vergoldete Akanthusbekrönung spricht.
Die Farbgebung entspricht der des Kanzelaltares.
Beichtstühle dieser Art gehören
längst zu den Seltenheiten in den
evangelisch-lutherischen Kirchenausstattungen.
Vergleichbare Beichtstühle
besitzt die Görlitzer Peterskirche in der
nach dem Brand von 1691 beschafften
Ausstattung.
(Fortsetzung folgt)
Dieter Liebig, Volker Richter, zusammengestellt
durch Dr. Ingrid Oertel
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