67_Ausgabe Januar 2009
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im Dienste der Görlitzer Handwerker und Kaufleute<br />
„Monteta et Cambio“<br />
Görlitz zu Beginn des 14. Jahrhunderts<br />
prosperierte und die Stadtkasse, anders<br />
als heute, prall gefüllt war, zahlte man<br />
dem Landesherren die Steuer für drei<br />
Jahre im Voraus. Endlich, am 13. April<br />
1330, erhielt Görlitz von dem böhmischen<br />
König Johann das unumschränkte<br />
Recht der Münzprägung und des Wechsels.<br />
Zum einen brachte das Münzrecht<br />
enorme Gewinne für die Stadtkasse,<br />
zum anderen nutzte der Rat besonders<br />
den Wechsel als mächtiges Instrument<br />
kommunaler Wirtschaftspolitik. Viele interessante<br />
Beispiele könnten genannt,<br />
eines soll nur kurz erwähnt werden. Die<br />
Görlitzer Tuchmacherei und der Großhandel<br />
erzielten zu Beginn des 15. Jahrhunderts<br />
gewaltige Gewinne in Ungarn<br />
und Polen. Als die Geschäfte in Ungarn<br />
bedingt durch die Pest bedrohlich stagnierten,<br />
nutzte man das Wechselrecht<br />
sehr egoistisch auch gegen die Interessen<br />
der anderen oberlausitzischen Städte,<br />
um Görlitzer Handel und Handwerk<br />
zu fördern. Man gab nämlich für einen<br />
polnischen Groschen sieben Pfennig,<br />
statt wie sonst im Markgraftum üblich<br />
und vereinbart 6 Pfennige. Dadurch gelang<br />
es den Görlitzern, auf den polnischen<br />
Märkten sehr schnell nahezu eine<br />
Monopolstellung einzunehmen. Für polnische<br />
Kaufleute wurde Görlitz ein bevorzugter<br />
Handelsort. Einen Haken hatte<br />
diese Finanzpolitik dann doch. Eigene<br />
Zahlungen mussten, wenn durch den<br />
Kursverlust nicht große Verluste entstehen<br />
sollten, in Görlitzer Münze geleistet<br />
werden. Die Görlitzer Heller und<br />
Pfennige verschwanden aus den Beuteln<br />
der Bürger. Mit polnischen Pfennigen<br />
Schulden zu begleichen, kam teuer.<br />
Görlitzer Produkte wurden aber für<br />
Fremde attraktiv. Im Gegenzug wurden<br />
die Görlitzer Importwaren, wie das Färbemittel<br />
Waid, wie polnische Ochsen<br />
oder Brotgetreide sehr teuer. Als Görlitz<br />
1510 die Hilfe des Sechsstädtebundes<br />
gegen Anklagen des Adels wegen<br />
der eigenmächtigen Gefangenennahme<br />
in fremdem Gerichtsbezirk, der schnellen<br />
Verurteilung und Hinrichtung adliger<br />
Landfriedensbrecher bei König Wladislaus<br />
benötigte, setzte man den Wechselkurs<br />
auf 6 Pfennige für die polnischen<br />
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