28.02.2023 Aufrufe

67_Ausgabe Januar 2009

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

im Dienste der Görlitzer Handwerker und Kaufleute<br />

„Monteta et Cambio“<br />

Görlitz zu Beginn des 14. Jahrhunderts<br />

prosperierte und die Stadtkasse, anders<br />

als heute, prall gefüllt war, zahlte man<br />

dem Landesherren die Steuer für drei<br />

Jahre im Voraus. Endlich, am 13. April<br />

1330, erhielt Görlitz von dem böhmischen<br />

König Johann das unumschränkte<br />

Recht der Münzprägung und des Wechsels.<br />

Zum einen brachte das Münzrecht<br />

enorme Gewinne für die Stadtkasse,<br />

zum anderen nutzte der Rat besonders<br />

den Wechsel als mächtiges Instrument<br />

kommunaler Wirtschaftspolitik. Viele interessante<br />

Beispiele könnten genannt,<br />

eines soll nur kurz erwähnt werden. Die<br />

Görlitzer Tuchmacherei und der Großhandel<br />

erzielten zu Beginn des 15. Jahrhunderts<br />

gewaltige Gewinne in Ungarn<br />

und Polen. Als die Geschäfte in Ungarn<br />

bedingt durch die Pest bedrohlich stagnierten,<br />

nutzte man das Wechselrecht<br />

sehr egoistisch auch gegen die Interessen<br />

der anderen oberlausitzischen Städte,<br />

um Görlitzer Handel und Handwerk<br />

zu fördern. Man gab nämlich für einen<br />

polnischen Groschen sieben Pfennig,<br />

statt wie sonst im Markgraftum üblich<br />

und vereinbart 6 Pfennige. Dadurch gelang<br />

es den Görlitzern, auf den polnischen<br />

Märkten sehr schnell nahezu eine<br />

Monopolstellung einzunehmen. Für polnische<br />

Kaufleute wurde Görlitz ein bevorzugter<br />

Handelsort. Einen Haken hatte<br />

diese Finanzpolitik dann doch. Eigene<br />

Zahlungen mussten, wenn durch den<br />

Kursverlust nicht große Verluste entstehen<br />

sollten, in Görlitzer Münze geleistet<br />

werden. Die Görlitzer Heller und<br />

Pfennige verschwanden aus den Beuteln<br />

der Bürger. Mit polnischen Pfennigen<br />

Schulden zu begleichen, kam teuer.<br />

Görlitzer Produkte wurden aber für<br />

Fremde attraktiv. Im Gegenzug wurden<br />

die Görlitzer Importwaren, wie das Färbemittel<br />

Waid, wie polnische Ochsen<br />

oder Brotgetreide sehr teuer. Als Görlitz<br />

1510 die Hilfe des Sechsstädtebundes<br />

gegen Anklagen des Adels wegen<br />

der eigenmächtigen Gefangenennahme<br />

in fremdem Gerichtsbezirk, der schnellen<br />

Verurteilung und Hinrichtung adliger<br />

Landfriedensbrecher bei König Wladislaus<br />

benötigte, setzte man den Wechselkurs<br />

auf 6 Pfennige für die polnischen<br />

anzeige<br />

Geschichte | 15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!