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67_Ausgabe Januar 2009

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Richard Jecht zum<br />

Jecht<br />

150. Geburtstag<br />

tanz anderer Wissenschaftsdisziplinen,<br />

insbesondere trifft dies wohl auf die<br />

Volkskunde und die Archäologie zu. Augenfällig<br />

wurde dies in einem Streit mit<br />

dem Bautzner Prähistoriker Walter Frenzel.<br />

Der Streit nährte zudem das Gerücht<br />

von einer Unterbewertung Bautzens<br />

durch Jecht. Beide Forscher hatten sich<br />

„Grenzverletzungen“ erlaubt. Frenzel<br />

schrieb Geschichte, Jecht Vorgeschichte.<br />

Jecht hatte versucht, den Gau Besunzane<br />

der Emmeraner Völkertafel im Gebiet<br />

um das Dorf Biesnitz an der Landeskrone<br />

nachzuweisen. Frenzel forderte die<br />

archäologischen Belege, welche Jecht<br />

als Archivar und Philologe nicht erbringen<br />

konnte. Zudem belehrt Frenzel den<br />

Altmeister durchaus etwas schulmeisterlich<br />

wie folgt: „Die Quellen der Geschichtsforschung,<br />

die nicht in Urkunden<br />

und Chroniken niedergeschrieben<br />

sind, sind nicht nur zu berücksichtigen,<br />

sondern besitzen eine hohe Beweiskraft<br />

aus sich selbst: sie sind selbst Altertum“.<br />

Jecht verzieh ihm bis zum Lebensende<br />

nicht. Er ließ aber, wie kolportiert wurde,<br />

ein anerkennendes Knurren anlässlich<br />

des Erscheinens der Frenzelschen Schrift<br />

„Tausend Jahre Bautzen“ hören.<br />

Im übrigen war er freundschaftlich mit<br />

den Bautznern Arras und Needon, dem<br />

Löbauer Staudinger und dem Zittauer<br />

Seeliger verbunden. Der Hintergrund<br />

für das Misstrauen gegenüber der Archäologie<br />

und besonders der Volkskunde<br />

lag darin begründet, dass für Jecht<br />

schriftliche Quellen die Primärquellen<br />

schlechthin darstellten. Bei aller quellenkritischen<br />

Herangehensweise belegten<br />

sie am sichersten den Verlauf der Geschichte.<br />

Und Jecht beherrschte wie kein<br />

zweiter die Arbeit mit ihnen. Für seine<br />

Forschungen versuchte er sie „erschöpfend“<br />

auszubeuten. Die Einschätzung<br />

der „erschöpfende“ Nutzung der vorhanden<br />

Schriftquellen bildete im Übrigen<br />

auch das höchste Lob für die Arbeit<br />

anderer. Dem von ihm hoch geschätzten<br />

Knothe verübelte er aus diesem Grund<br />

auch, dass er selbst nicht die Archivalien<br />

des Görlitzer Ratsarchivs genutzt hatte.<br />

Ohne den eingangs zitierten Fleiß und<br />

große Gewissenhaftigkeit konnten diese<br />

Anforderungen nicht erfüllt werden. Die<br />

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22<br />

Persönlichkeit |

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