31.03.2023 Aufrufe

Daniel Wegner: Kooperationen zwischen Diakonie und Kirche (Leseprobe)

Wie können Kooperationen zwischen Diakonie und Kirche gelingen? Neben zahlreichen Gemeinsamkeiten und Verknüpfungen weisen beide sehr unterschiedliche Systemlogiken auf. Aus theologischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive werden organisationale und interaktionale Aspekte von Diakonie und Kirche analysiert und die Gemeinwesendiakonie als kooperativer Kontext betrachtet. In zwei empirischen Studien werden anschließend die Kirchenkreissozialarbeit und ein gemeinwesendiakonisches Förderprojekt untersucht. Dabei werden unterschiedliche Typen gelingender Kooperationen herausgearbeitet. Es wird deutlich: Wo Diakonie und Kirche zusammenarbeiten, werden sie zu wichtigen Gestalterinnen in der Zivilgesellschaft.

Wie können Kooperationen zwischen Diakonie und Kirche gelingen? Neben zahlreichen Gemeinsamkeiten und Verknüpfungen weisen beide sehr unterschiedliche Systemlogiken auf. Aus theologischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive werden organisationale und interaktionale Aspekte von Diakonie und Kirche analysiert und die Gemeinwesendiakonie als kooperativer Kontext betrachtet. In zwei empirischen Studien werden anschließend die Kirchenkreissozialarbeit und ein gemeinwesendiakonisches Förderprojekt untersucht. Dabei werden unterschiedliche Typen gelingender Kooperationen herausgearbeitet. Es wird deutlich: Wo Diakonie und Kirche zusammenarbeiten, werden sie zu wichtigen Gestalterinnen in der Zivilgesellschaft.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

26<br />

1 Einleitung<br />

Selbstverständnisse --- wenngleich es dazu mitunter einer Wiederentdeckung <strong>und</strong><br />

Neugestaltung bedarf. <strong>Kirche</strong> ist als Akteurin im Gemeinwesen zu verstehen, die<br />

mit anderen das gute Leben vor Ort ermöglichen möchte, wie etwa die Settlement<br />

Bewegung im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert oder Langes Ladenkirche in den 1960er Jahren veranschaulichen.<br />

<strong>Diakonie</strong> steht in der langen Tradition der Bekämpfung von Armut<br />

<strong>und</strong> Ausgrenzung --- nicht erst seit ihrer Gründung als Wohlfahrtsverband. Beide<br />

--- <strong>Diakonie</strong> <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong> --- sind durch Nächstenliebe <strong>und</strong> Solidarität bestimmt <strong>und</strong><br />

gemeinsam können sie auf eine prägende Geschichte christlichen Engagements<br />

für <strong>und</strong> mit Menschen in Armut <strong>und</strong> im Gemeinwesen zurückblicken (vgl. Kuhn<br />

2011: 79ff.; Södling 2011: 36ff.). Und beide sind herausgefordert, in einer sich<br />

wandelnden Gesellschaft der liquiden Moderne helfendes Handeln im Gemeinwesen<br />

zu realisieren. Dazu gehört praktische Hilfe ebenso wie sozialpolitische Lobbyarbeit.<br />

Dies wird nicht zuletzt an den Erfahrungen der COVID-19-Krise deutlich,<br />

die einen harten Einschnitt mit sozialen Folgen angesichts der Verschärfung von<br />

Problemlagen von Menschen an den gesellschaftlichen Rändern einerseits <strong>und</strong><br />

der Streichung finanzieller Förderung andererseits bedeutet. Hier haben <strong>Kirche</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Diakonie</strong> mitunter unkompliziert zugepackt <strong>und</strong> ihre Stimme für diejenigen<br />

erhoben, die oft überhört werden oder die aufgehört haben, zu rufen. Entsprechend<br />

werden kirchlich-diakonische <strong>Kooperationen</strong> in der Gemeinwesendiakonie<br />

als wichtige Zukunftsoptionen begriffen (vgl. Zellfelder 2010: 71).<br />

Aber sind <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Diakonie</strong> tatsächlich gerne zusammen oder handeln sie<br />

lieber allein? Ohne die dargestellten positiven Erfahrungen <strong>und</strong> Potentiale zu revidieren,<br />

stellt sich diese Frage angesichts der Herausforderungen kirchlich-diakonischer<br />

<strong>Kooperationen</strong>, die Horstmann <strong>und</strong> Neuhausen in ihrer Studie zur Gemeinwesendiakonie<br />

wie folgt zusammenfassen: <strong>Kooperationen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Kirche</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Diakonie</strong> »[seien] immer gewünscht, selten praktiziert <strong>und</strong> oftmals ohne Erfolg,<br />

so könnte man die bisherige Praxis der Kooperation […] in aller Kürze bilanzieren«<br />

(Horstmann & Neuhausen 2010: 24). Dies lässt erahnen, dass kirchlichdiakonische<br />

Partnerschaften eher die Ausnahme von der Regel darstellen <strong>und</strong> mit<br />

multiplen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, bevor sie selbst Armut bekämpfen.<br />

Auf dem Hintergr<strong>und</strong> dieser Spannung <strong>zwischen</strong> Beispielen gelingender Zusammenarbeit<br />

einerseits <strong>und</strong> ernsthaften Herausforderungen andererseits werden<br />

in dieser Arbeit <strong>Kooperationen</strong> von organisierter <strong>Diakonie</strong> <strong>und</strong> verfasster <strong>Kirche</strong><br />

untersucht. Dabei soll herausgef<strong>und</strong>en werden, welche Aspekte für deren<br />

Gelingen <strong>und</strong> Scheitern im Kontext von Armut <strong>und</strong> Gemeinwesendiakonie von<br />

Bedeutung sind. Dadurch sollen Wege aufgezeigt werden, wie die Zusammenarbeit<br />

<strong>zwischen</strong> diakonischen Einrichtungen <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinden sowie Dekanaten<br />

im Umgang mit Armut im Gemeinwesen ermöglicht wird. Dazu wird das<br />

Thema mithilfe von Literatur aus Theologie, <strong>Diakonie</strong>- <strong>und</strong> Sozialwissenschaft in<br />

die aktuelle wissenschaftliche Diskussion eingebettet. Auf dieser Gr<strong>und</strong>legung

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!