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Daniel Wegner: Kooperationen zwischen Diakonie und Kirche (Leseprobe)

Wie können Kooperationen zwischen Diakonie und Kirche gelingen? Neben zahlreichen Gemeinsamkeiten und Verknüpfungen weisen beide sehr unterschiedliche Systemlogiken auf. Aus theologischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive werden organisationale und interaktionale Aspekte von Diakonie und Kirche analysiert und die Gemeinwesendiakonie als kooperativer Kontext betrachtet. In zwei empirischen Studien werden anschließend die Kirchenkreissozialarbeit und ein gemeinwesendiakonisches Förderprojekt untersucht. Dabei werden unterschiedliche Typen gelingender Kooperationen herausgearbeitet. Es wird deutlich: Wo Diakonie und Kirche zusammenarbeiten, werden sie zu wichtigen Gestalterinnen in der Zivilgesellschaft.

Wie können Kooperationen zwischen Diakonie und Kirche gelingen? Neben zahlreichen Gemeinsamkeiten und Verknüpfungen weisen beide sehr unterschiedliche Systemlogiken auf. Aus theologischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive werden organisationale und interaktionale Aspekte von Diakonie und Kirche analysiert und die Gemeinwesendiakonie als kooperativer Kontext betrachtet. In zwei empirischen Studien werden anschließend die Kirchenkreissozialarbeit und ein gemeinwesendiakonisches Förderprojekt untersucht. Dabei werden unterschiedliche Typen gelingender Kooperationen herausgearbeitet. Es wird deutlich: Wo Diakonie und Kirche zusammenarbeiten, werden sie zu wichtigen Gestalterinnen in der Zivilgesellschaft.

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5.3 Vergleich in praktisch-theologischer <strong>und</strong> soziologischer Perspektive 197<br />

ischer Unternehmen (vgl. Fichtmüller 2019: 162ff.), aus dem das Fazit gezogen<br />

werden kann: <strong>Diakonie</strong> berücksichtigt <strong>Kirche</strong> wenig, <strong>Kirche</strong> berücksichtigt <strong>Diakonie</strong><br />

wenig. 157 Fichtmüller selbst resümiert, dass einerseits verfasste <strong>Kirche</strong> überwiegend<br />

eine einseitige Binnenperspektive einnimmt, die gegenwärtiger diakonischer<br />

Komplexität nicht gerecht wird (vgl. Fichtmüller 2019: 170) <strong>und</strong><br />

andererseits »<strong>Diakonie</strong> […] für ihren unternehmerischen Auftrag die <strong>Kirche</strong> nicht<br />

mehr [braucht, sodass] <strong>Diakonie</strong> <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong> […] nur marginal eine Einheit [sind]«<br />

(Fichtmüller 2019: 180). Auf Seiten diakonischer Einrichtungen stellt er fest, dass<br />

mit zunehmender Umsatzgröße eine höhere Distanz zu verfasster <strong>Kirche</strong> besteht<br />

(vgl. Fichtmüller 2019: 179). Dies ist für potentielle <strong>Kooperationen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

<strong>und</strong> Unternehmensdiakonie zu berücksichtigen. Andererseits gehören<br />

beide in der öffentlichen Wahrnehmung zusammen (vgl. Dietz 2013: 9).<br />

Für kirchlich-diakonische <strong>Kooperationen</strong> ist somit bei wechselseitigen Verflechtungen<br />

die Eigenständigkeit organisierter <strong>Diakonie</strong> ernstzunehmen, sodass durch<br />

Gemeinsamkeiten gegenseitige Anschlussfähigkeit <strong>und</strong> zugleich durch ihre Unterschiede<br />

mögliche Abgrenzungen, aber auch Ergänzungen bestehen (vgl. Eurich<br />

2019: 38; Hildemann 2008). Diesbezüglich ist der abnehmende Einfluss diakonischer<br />

Spitzenverbände wahrzunehmen, die bisweilen als kirchlich-diakonische<br />

Schnittstelle fungierten (vgl. Maaser 2013b: 43), nun aber durch neue Ansätze des<br />

Miteinanders zu ergänzen sind (vgl. Eurich 2018a: 54). Verfasste <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> organisierte<br />

<strong>Diakonie</strong> sind demnach auf verschiedenen Ebenen zugleich zusammengehörig<br />

<strong>und</strong> different.<br />

5.3 Vergleich in praktisch-theologischer <strong>und</strong><br />

soziologischer Perspektive<br />

Es wurde deutlich, dass verfasste <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> organisierte <strong>Diakonie</strong> für sich als<br />

komplexe Akteurinnen zu verstehen sind. Folglich bedarf es an dieser Stelle eines<br />

Vergleichs beider Akteurinnen als Vertiefung dieser Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede,<br />

die sich in der Komplexität verschiedener kirchlicher bzw. diakonischer<br />

Logiken <strong>und</strong> Dimensionen zeigt. Gemäß dem Ansatz bei Hermelink <strong>und</strong> der<br />

<br />

157<br />

Fichtmüller stellt unter der Frage nach <strong>Diakonie</strong> in den Verfassungen aller evangelischen<br />

Landeskirchen fest, dass in zwei Verfassungen keinerlei Erwähnung der <strong>Diakonie</strong><br />

vorkommt, gerade in lutherischen Landeskirchen <strong>Diakonie</strong> nur wenig erwähnt wird <strong>und</strong><br />

die Verantwortung für das Verhältnis zu organisierter <strong>Diakonie</strong> mehrheitlich auf Gemeindeebene<br />

angesiedelt ist. Nur in neueren Verfassungen fusionierter Landeskirchen ist <strong>Diakonie</strong><br />

wesentlich angeführt, was zumindest kirchlicherseits auf die zukunftsweisende Option<br />

kooperativer Gemeinwesendiakonie verweist. In der Analyse unternehmensdiakonischer<br />

Satzungen stellt er fest, dass die sieben größten diakonischen Unternehmen sich<br />

nicht mit dem Verhältnis zu verfasster <strong>Kirche</strong> befassen, während in den Satzungen der acht<br />

weiteren Unternehmen zumindest die kirchliche Nähe genannt wird (vgl. Fichtmüller<br />

2019: 164ff.; 174ff.).

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