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Daniel Wegner: Kooperationen zwischen Diakonie und Kirche (Leseprobe)

Wie können Kooperationen zwischen Diakonie und Kirche gelingen? Neben zahlreichen Gemeinsamkeiten und Verknüpfungen weisen beide sehr unterschiedliche Systemlogiken auf. Aus theologischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive werden organisationale und interaktionale Aspekte von Diakonie und Kirche analysiert und die Gemeinwesendiakonie als kooperativer Kontext betrachtet. In zwei empirischen Studien werden anschließend die Kirchenkreissozialarbeit und ein gemeinwesendiakonisches Förderprojekt untersucht. Dabei werden unterschiedliche Typen gelingender Kooperationen herausgearbeitet. Es wird deutlich: Wo Diakonie und Kirche zusammenarbeiten, werden sie zu wichtigen Gestalterinnen in der Zivilgesellschaft.

Wie können Kooperationen zwischen Diakonie und Kirche gelingen? Neben zahlreichen Gemeinsamkeiten und Verknüpfungen weisen beide sehr unterschiedliche Systemlogiken auf. Aus theologischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive werden organisationale und interaktionale Aspekte von Diakonie und Kirche analysiert und die Gemeinwesendiakonie als kooperativer Kontext betrachtet. In zwei empirischen Studien werden anschließend die Kirchenkreissozialarbeit und ein gemeinwesendiakonisches Förderprojekt untersucht. Dabei werden unterschiedliche Typen gelingender Kooperationen herausgearbeitet. Es wird deutlich: Wo Diakonie und Kirche zusammenarbeiten, werden sie zu wichtigen Gestalterinnen in der Zivilgesellschaft.

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4.1 <strong>Diakonie</strong> in systematisch-theologischer Perspektive 145<br />

»deutlich <strong>zwischen</strong> dem neutestamentlichen Begriff [...] <strong>und</strong> der gesellschaftlichen<br />

Wirklichkeit heutiger <strong>Diakonie</strong> zu unterscheiden [ist]. Letztlich geht es nicht um<br />

den Begriff, sondern um die Sache, um die Phänomene sozialen Engagements, die<br />

wir meinen, wenn wir heute von <strong>Diakonie</strong> sprechen« (Rüegger & Sigrist 2011: 31).<br />

Auf diesem Hintergr<strong>und</strong> bedarf es einer Klärung des Verhältnisses von diakonischem<br />

Handeln <strong>und</strong> Sozialer Arbeit, schließlich lassen sich beide als Phänomene<br />

in der Regel nicht voneinander unterscheiden (vgl. Schäfer 2008: 83). Mit Horstmann<br />

ist auf diesem Hintergr<strong>und</strong> darauf zu verweisen, dass <strong>Diakonie</strong> auch als<br />

deutender Begriff verstanden werden kann, dass helfendes Handeln also (mitunter<br />

erst sek<strong>und</strong>är) durch theologische Deutung in Bezug auf das Liebeshandeln<br />

Gottes zu diakonischem Handeln zu begreifen ist (vgl. Horstmann 2011: 48). 99 So<br />

ist zur Klärung des dieser Arbeit zugr<strong>und</strong>eliegenden <strong>Diakonie</strong>verständnisses die<br />

Reflexion gesamtbiblischer Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> kirchengeschichtlicher Entwicklungen<br />

von Bedeutung ebenso wie die Reflexion diakonischen Handelns <strong>und</strong> Verständnisses<br />

in heutiger Zeit. 100<br />

Christologische <strong>und</strong> schöpfungstheologische Begründung<br />

Für den Kontext dieser Arbeit als Auseinandersetzung mit verschiedenen kooperativen<br />

Akteurinnen im diakonischen Handeln <strong>und</strong> deren Verhältnis zueinander<br />

stellt sich die Frage, wer diakonisch wirkt <strong>und</strong> wie sich dieses diakonische Wirken<br />

theologisch begründen lässt. Damit versteht sich diese Arbeit als in Auseinandersetzung<br />

mit dem gegenwärtigen diakoniewissenschaftlichen Diskurs stehend, in<br />

dem in den letzten Jahren die christologische insbesondere um eine schöpfungstheologische<br />

Perspektive ergänzt wurde <strong>und</strong> unterschiedliche Positionen im Gegen-<br />

<strong>und</strong> Miteinander diskutiert werden. 101 In dieser Arbeit wird dabei zunächst<br />

<br />

99<br />

Horstmann geht dabei auf die drei von Daiber angeführten Modelle zur Verhältnisbestimmung<br />

von <strong>Diakonie</strong> <strong>und</strong> Sozialer Arbeit ein: (1) <strong>Diakonie</strong> durch christliche Motivation, (2)<br />

diakonisches Handeln durch Verständnis als Nächstenliebe <strong>und</strong> (3) <strong>Diakonie</strong> durch theologische<br />

F<strong>und</strong>ierung der Gr<strong>und</strong>annahmen sozialer Arbeit (vgl. Daiber 2008: 104ff.).<br />

100<br />

In der <strong>Kirche</strong>ngeschichte kommt es auf dem Hintergr<strong>und</strong> gesellschaftlicher Herausforderungen<br />

<strong>und</strong> Umbrüche zu einer Entwicklung diakonischen Handelns (vgl. Kuhn 2011:<br />

79ff.; Lutterbach 2011: 58ff.). Eine wichtige Entwicklung zum Verständnis von <strong>Diakonie</strong> in<br />

dieser Arbeit ist die Entstehung konfessioneller Wohlfahrtsverbände im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />

auf die die <strong>Diakonie</strong> Deutschland als Nachfolgerin der Inneren Mission zurückgeht (vgl.<br />

Maurer 2011: 101ff.).<br />

101<br />

Während Bierlein, Lienhard oder Starnitzke mit christologischen Verständnissen argumentieren<br />

<strong>und</strong> auf diese Weise den christlichen <strong>und</strong> kirchlichen Charakter der <strong>Diakonie</strong><br />

hervorheben (vgl. Bierlein 2004: 64ff.; Lienhard 2006: 87ff.; Lienhard 2011: 194ff.; Starnitzke<br />

2014: 44), plädieren vor allem Pompey <strong>und</strong> Roß sowie Rüegger <strong>und</strong> Sigrist in schöpfungstheologischer<br />

Perspektive für eine Öffnung des diakonischen Verständnisses (anonyme<br />

<strong>Diakonie</strong>) oder sogar den Verzicht auf den Begriff der <strong>Diakonie</strong> zu Gunsten einer<br />

höheren gesellschaftlich-säkularisierten Anschlussfähigkeit (vgl. Pompey & Roß 1998: 228;<br />

Rüegger & Sigrist 2011: 146; Rüegger & Sigrist 2014: 66f.). Darüber hinaus sind selbstredend<br />

weitere theologische Positionen vertreten, im Kontext dieser Arbeit sind aber insbesondere<br />

die genannten Positionen relevant.

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