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karrieretypen im naturwissenschaftlich- technischen ... - w-fFORTE

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Dieser Mechanismus der Vermittlung gesellschaftlicher und individueller Strukturen<br />

lässt sich mit dem Konzept des Habitus von Bourdieu beschreiben, worauf in Kap. 2.1<br />

näher eingegangen wird. Zunächst wird noch ein kurzer Abriss der Literatur gegeben.<br />

1.3 Exkurs: Literaturabriss – Forschungsschwerpunkte in<br />

der Auseinandersetzung mit dem Thema Frauen in<br />

(Natur-)Wissenschaft und Technik<br />

Die empirische Beobachtung der Unterrepräsentiertheit von Frauen in höheren – d.h.<br />

einflussreichen, prestigeträchtigen, gut bezahlten etc. – Positionen interessiert ForscherInnen<br />

seit geraumer Zeit.<br />

Im universitär-akademischen Bereich ist – auch unter dem Aspekt des Verlustes<br />

wertvoller Humanressourcen – die Frage nach dem Grund für das Nicht-Aufsteigen<br />

bzw. Aussteigen von Frauen brisant. Das Schlagwort der „leaky pipeline“ (Berryman<br />

1983) will das ‚Verlorengehen’ von Frauen auf dem wissenschaftlichen Karriereweg<br />

‚nach oben’, der sich für Männer als vorgegebener Weg der Höherqualifizierung fast<br />

zwangsläufig zu ergeben scheint, zum Ausdruck bringen. Seit den 1950er Jahren ist<br />

hier ein Forschungsfeld entstanden, das von verschiedenen Disziplinen mit unterschiedlichen<br />

Zugängen und Methoden bearbeitet wurde und wird. 2<br />

Die Themen und Schwerpunkte haben sich dabei <strong>im</strong> Lauf der Zeit und der Disziplinenentwicklungen<br />

verändert. Lagen zu Beginn vor allem statistische Analysen zur Situation<br />

von Frauen an der Hochschule vor (vgl. bspw. Lorenz 1953, Vetter 1961), verschob<br />

sich die Frageperspektive später hin zur Sicht der ‚betroffenen’ Wissenschafterinnen<br />

selbst. Berufliche Verläufe und Lebenshintergründe wurden thematisiert und<br />

konkrete Diskr<strong>im</strong>inierungen sichtbar gemacht, so etwa der Vorgang, dass die mit Frauen<br />

assoziierte Hausfrauen- und Mutterrolle zu einer geringeren wissenschaftlichen Akzeptanz<br />

führt (vgl. bspw. B<strong>im</strong>mer 1972). Die Frauenbewegung der 1980er Jahre trug<br />

maßgeblich zu einer Erstarkung frauenspezifischer Fragestellungen und zur wachsenden<br />

Akzeptanz von Frauenforschung bei. Vor allem qualitative Untersuchungen zur<br />

Situation von Wissenschafterinnen umrissen ein Bild von Hochschule und Wissenschaft,<br />

in dem Frauen trotz gleicher Qualifikation die niedrigeren Posten inne hatten,<br />

gegen negative Erwartungen hinsichtlich Engagement und Belastbarkeit zu kämpfen<br />

hatten und Schwierigkeiten in den Qualifikationsphasen ein frauenspezifisches Thema<br />

waren (vgl. bspw. Pfister et al. 1983, Hampe 1980). Neuere Erkenntnisse weisen uns<br />

beispielsweise auf einen vorfindbaren „gender bias“ durch Sexismus und Nepotismus<br />

bei Gutachtungsverfahren (Wennerås/Wold 2000), der Anwendung von „double standards“,<br />

also das Messen wissenschaftlicher Leistung mit zweierlei Maß (Foschi 2004)<br />

oder den „Matthäus-Effekt“ bei der Akkumulation wissenschaftlicher Reputation (Merton<br />

1985b) hin.<br />

2<br />

Einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der Forschung zu Frauen als Wissenschafterinnen<br />

<strong>im</strong> deutschsprachigen Raum geben Lind 2004 und Seeg 2000.<br />

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