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Modellprojekte im Rahmen des Pflegeleistungs ...

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<strong>Modellprojekte</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>des</strong> <strong>Pflegeleistungs</strong>-Ergänzungsgesetzes<br />

in Bayern<br />

Fachlich-wissenschaftliche Begleitung <strong>im</strong> Auftrag<br />

<strong>des</strong> Bayerischen Staatsministeriums<br />

für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen sowie<br />

der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände in Bayern<br />

Zwischenbericht 2005<br />

Sabine Tschainer<br />

Brigitte Hörmann<br />

aufschwungalt GbR<br />

aufschwungalt GbR � Hörmann-Tschainer �� Auenstraße 60 �� 80469 München<br />

Tel: 089 / 500 80 401 � Fax: 089 / 500 80 402 � www.aufschwungalt.de


Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

Einleitung 3<br />

TEIL 1: <strong>Modellprojekte</strong> <strong>im</strong> zweiten Jahr ihrer Laufzeit<br />

1. Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft München e.V. 4<br />

2. Ambulante sozialpflegerische Dienste e. V. Hof 9<br />

3. Caritasverband Straubing-Bogen e.V. 13<br />

4. Diakonisches Werk Bamberg-Forchhe<strong>im</strong> e.V./<br />

Caritasverband für den Landkreis Forchhe<strong>im</strong> e.V. 18<br />

5. Diakonisches Werk <strong>des</strong> evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirks 22<br />

Sulzbach-Rosenberg e.V.<br />

6. Evangelischer Krankenverein Gunzenhausen e.V. 28<br />

7. PIA e.V. München 32<br />

TEIL 2:<br />

Altenhilfeverbund Rummelsberg: Projekt GERDA 36<br />

TEIL 3:<br />

Förderkreises Steigerwald: Ambulant betreute Wohngemeinschaft<br />

für Demenzkranke 44<br />

TEIL 4:<br />

Befragung zur Umsetzung <strong>des</strong> <strong>Pflegeleistungs</strong>-Ergänzungsgesetzes 67<br />

2


Einleitung<br />

Der zweite Zwischenbericht zu den <strong>Modellprojekte</strong>n nach § 45c SGB XI <strong>im</strong> Freistaat<br />

Bayern gliedert sich in vier Teile auf. Der erste unterbreitet in Form einer<br />

Ergebnisdarstellung die Entwicklung der bereits <strong>im</strong> Jahr 2004 gestarteten Projekte,<br />

für die bereits ein erster Zwischenbericht aus dem vergangenen Jahr vorgelegt<br />

wurde. Bezüglich dieser sieben Modelle wird darüber hinaus ein Berichtsfokus auf<br />

ihre Aktivitäten zur Vernetzungsthematik gelegt. Eine ausführliche Bewertung der<br />

ersten sieben <strong>Modellprojekte</strong> wird <strong>im</strong> - für 2007 vorzulegenden - Abschlußbericht der<br />

Ende 2006 auslaufenden Projekte erfolgen.<br />

Der zweite Teil <strong>des</strong> vorliegenden Berichtes beschreibt die ersten Ergebnisse <strong>des</strong> <strong>im</strong><br />

Jahr 2005 angelaufenen Projektes Projekt „GERDA - Gerontopsychiatrische<br />

Reaktivierung Dahe<strong>im</strong>: Leben zu Hause - trotz Demenz“ <strong>des</strong> Altenhilfeverbun<strong>des</strong><br />

Rummelsberg.<br />

Die Darstellung <strong>des</strong> ebenfalls <strong>im</strong> Jahre 2005 begonnenen <strong>Modellprojekte</strong>s<br />

„Ambulante Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz“ <strong>des</strong> Förderkreises<br />

Steigerwald erfolgt <strong>im</strong> dritten Teil <strong>des</strong> diesjährigen Zwischenberichtes. Diesbezüglich<br />

erfolgt auch eine Darstellung der aktuell verfügbaren Kriterien für ambulante<br />

Demenz-Wohngemeinschaften und der diesbezüglichen offenen Fragen.<br />

Zum Abschluss werden die relevanten Ergebnisse einer Befragung zur Umsetzung<br />

<strong>des</strong> <strong>Pflegeleistungs</strong>-Ergänzungsgesetzes hinsichtlich der „Kriterien für<br />

niedrigschwellige Betreuungsangebote“ wiedergegeben.<br />

3


TEIL 1<br />

<strong>Modellprojekte</strong> <strong>im</strong> zweiten Jahr ihrer Laufzeit<br />

1. Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft München e.V.<br />

Das Modellprojekt "Demenz-HelferInnen“ hat sich zum Ziel gesetzt, in der<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt München ein Verbundsystems zur Koordinierung von<br />

Helferschulungen sowie zur Vermittlung und dem Einsatz ehrenamtlicher Helfer <strong>im</strong><br />

<strong>Rahmen</strong> niederschwelliger Angebote nach dem PflEG aufzubauen.<br />

Als von der Projektleitung für 2005 definierte Ziele lassen sich zusammenfassend<br />

vier Teilprojekte definieren:<br />

• Weiterentwicklung und Verstetigung <strong>des</strong> Netzwerkes<br />

• Qualitätssicherung für Arbeitsgebiete, die mit der Umsetzung <strong>des</strong> PflEG <strong>im</strong><br />

Zusammenhang stehen<br />

• Organisation, Förderung und Unterstützung von PflEG-Angeboten -<br />

insbesondere <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>des</strong> Verbun<strong>des</strong><br />

• Öffentlichkeitsarbeit zu PflEG-relevanten Themen<br />

Wie bei allen folgenden <strong>Modellprojekte</strong>n wird auch hier darauf verwiesen, dass eine<br />

detaillierte Verlaufs-Darstellung dem Sachbericht durch die Projektleitung<br />

vorbehalten bleibt.<br />

Aus Sicht der fachlich-wissenschaftlichen Begleitung 1 verlief die Umsetzung <strong>des</strong><br />

Konzeptes <strong>im</strong> Jahre 2005 äußerst erfolgreich. Folgende stichwortartig<br />

wiedergegebene Faktoren können dies verdeutlichen:<br />

• Mitte <strong>des</strong> Jahres konnte die Arbeitsgruppe „Helferverbund“, die <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s begründet und zur Arbeitsfähigkeit geführt wurde, die<br />

„Standards für Helferschulungen nach PflEG“ vorlegen<br />

• dem Modellträger wurde der Antrag um einjährige Verlängerung <strong>des</strong><br />

Projektes durch das Bayerische Staatsministerium und den Verband der<br />

Pflegekassen bewilligt<br />

1 Künftig: f/w Begleitung<br />

4


• die Lan<strong>des</strong>hauptstadt München beschloss per Stadtratsbeschluss <strong>im</strong><br />

November 2005, dass der „Helfer-Verbund“ nach Abschluss der<br />

Modellphase weiter geführt werden soll und wird der Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft<br />

München dafür die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung stellen<br />

Die „Standards für Helferschulungen nach PflEG“ verstehen sich als „inhaltliche<br />

Erläuterungen der von den Spitzenverbänden vorgegebenen Themengebiete“. Deren<br />

„inhaltliche Präzisierung und Ergänzung ... erfolgte aufgrund der praktischen<br />

Erfahrung innerhalb der in München angesiedelten HelferInnenkreise“ 2 . Die letztere<br />

Aussage bezieht sich auf die spezifische Ausgangssituation in der Lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />

München, in der seit 2000 Schulungen für Helferkreise zur Entlastung Angehöriger<br />

Demenzkranker stattfanden. In den Jahren bis zur Beantragung <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s<br />

durch die Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft München hatte sich eine unübersichtliche (teilweise<br />

widersprüchliche) Situation bezüglich der Schulungsangebote und Helferkreise nach<br />

PflEG entwickelt. Projektleitung und Träger fassten die Ausgangssituation zu Beginn<br />

<strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s folgendermaßen zusammen: „Es existiere ein sehr<br />

uneinheitliches pro cedere bezüglich <strong>des</strong> gesamten Themenbereiches<br />

niedrigschwellige Helferkreise für Demenzkranke. Dies betreffe sowohl die<br />

Qualifizierungsmaßnahmen, Einsatz und Vermittlung der Helfer als auch<br />

Zuständigkeiten und finanzielle Fragen.“ 3 In einem intensiven Arbeitsprozess, der<br />

durch<br />

• vertrauensbildende Maßnahmen<br />

• konstruktive Lösung bestehender Widerstände, Konkurrenzängste,<br />

Missverständnisse<br />

• gegenseitig evidente Akzeptanz und Anerkennung der Trägervielfalt<br />

• Willensbildung zu gemeinsamen, transparenten Vorgehen<br />

geprägt wurde, entwickelten der „Helfer-Verbund“ die „Standards für<br />

Helferschulungen nach PflEG“. Diese wurden <strong>im</strong> Oktober 2005 von Vertretern der<br />

2 Vgl. Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft München: Standards für Helferschulungen nach PflEG. Erarbeitet von<br />

der Arbeitsgruppe "Helferverbund" <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>des</strong> Modellvorhabens der Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft<br />

München: Demenz-HelferInnen - Aufbau eines Verbundsystems zur Koordinierung von<br />

Helferschulungen, Vermittlung und Einsatz ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong><br />

niederschwelliger Angebote nach PflEG für die Modellregion München. München, 29.06.2005.<br />

3 Vgl. (wie auch zur detaillierten Beschreibung der Ausgangssituation): aufschwungalt GbR:<br />

<strong>Modellprojekte</strong> nach § 45 c SGB XI in Bayern (Schwerpunkt Vernetzung). Fachlich-wissenschaftliche<br />

Begleitung <strong>im</strong> Auftrag <strong>des</strong> Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und<br />

Frauen sowie der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände in Bayern. Zwischenbericht 2004.<br />

München, 2005. S. 39ff.<br />

5


eteiligten zehn Einrichtungen 4 (die die AWO, den Caritas-Verband, das Diakonische<br />

Werk und den Paritätischen Wohlfahrtsverband repräsentieren) handschriftlich<br />

unterzeichnet.<br />

Aus Sicht der f/w Begleitung kann der Arbeitsprozess und das Arbeitsergebnis<br />

dieses Zusammenschlusses exemplarisch für erfolgreiche Vernetzung stehen.<br />

Mit Verabschiedung der Standards für Helferschulungen konnte sowohl Transparenz<br />

zur Umsetzung <strong>des</strong> PflEG (Schulung, Einsatz der Demenz-Helfer) als auch die<br />

Möglichkeit zum flexiblen Einsatz der Helfer und der Kooperation der Träger<br />

geschaffen werden. Die Wohlfahrtsverbände, Beratungsstellen und Gerontopsychiatrischen<br />

Dienste können bei Bedarf untereinander auf Helferressourcen<br />

zurückgreifen, da diese verlässlich und transparent qualifiziert sind. („Jeder weiß,<br />

was der andere tut.“). Verschiedene Synergieeffekte ergeben sich aus<br />

• der Möglichkeit gemeinsame Schulungen anzubieten<br />

• der Vermeidung <strong>des</strong> Verlustes qualifizierter Helfer (da geschulten Helfern, die<br />

eingesetzt werden möchten - auch wenn aktuell be<strong>im</strong> eigenen Träger gerade<br />

keine Nachfrage ist - Einsatzmöglichkeiten bei einem anderen Träger<br />

angeboten werden können; oder z.B. auch Wohnortnähe dies nahe legt)<br />

• der Möglichkeit, bei Bedarfsspitzen bei einem anderen Träger auf <strong>des</strong>sen<br />

Helferressourcen zurückgreifen zu können und damit Angehörigen tatsächlich<br />

kurzfristig die erwünschte Entlastung anbieten zu können.<br />

„Durch die Unterschriften zu den Standards der Helferschulung aller am Verbund<br />

beteiligten Mitarbeiterinnen wurde ein weiterer Meilenstein bezüglich <strong>des</strong><br />

Selbstverständnisses <strong>des</strong> Verbun<strong>des</strong> gelegt. Die freiwillige Umsetzung der<br />

Standards bei den einzelnen Schulungen der verschiedenen Dienste bedeutet für<br />

4 Im einzelnen:<br />

Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft München e.V.<br />

Beratungsstelle für pflegende Angehörige und ältere Menschen der AWO München gBGmbH<br />

Beratungsstelle für pflegende Angehörige <strong>des</strong> Caritas-Zentrum München-Nord<br />

Angehörigenberatung <strong>des</strong> Caritas-Zentrums München-West und Würmtal<br />

Angehörigenberatung <strong>des</strong> Vereins Carpe Diem e.V.<br />

Beratungsstelle DAHOAM Häusliche Krankenpflege und Altenbetreuung e.V.<br />

Gerontopsychiatrischer Dienst München Nord<br />

Gerontopsychiatrischer Dienst München West<br />

Beratungsstelle <strong>im</strong> Netzwerk Pflege der Inneren Mission München<br />

Beratungsstelle für ältere Menschen und ihre Angehörigen <strong>des</strong> Paritätischen Bayern<br />

6


HelferInnen und NutzerInnen ein wesentliches Qualitätsmerkmal. Die Durchlässigkeit<br />

der einzelnen Helferkreise ist erhöht.“ 5<br />

Die vorliegenden Standards können aus Sicht der f/w Begleitung als eine<br />

Weiterentwicklung resp. Curriculum-Vorlage zur Überarbeitung der Richtlinien der<br />

Staatsregierung zur Umsetzung <strong>des</strong> PflEG in Bayern eingeschätzt werden. Sie<br />

bieten einerseits eine wünschenswerte Konkretisierung, ermöglichen andererseits<br />

jedoch den Trägern der Helferkreis-Schulung ausreichenden individuellen<br />

Gestaltungsspielraum. Nach Beobachtungen der f/w Begleitung in allen<br />

Modellregionen und darüber hinaus (<strong>im</strong> Freistaat) besteht bei (potentiellen) Anbietern<br />

von Helferkreis-Schulungen nach PflEG ein Bedarf nach diesbezüglicheren<br />

detaillierteren inhaltlichen Vorgaben.<br />

Die Verlängerung <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s um ein weiteres Jahr wird die weitere<br />

Etablierung und routinierte Arbeitsfähigkeit <strong>des</strong> Helferverbun<strong>des</strong> sichern und<br />

ermöglicht andererseits die Weiterarbeit an „Empfehlungen für Gewinnung,<br />

Begleitung und Fortbildung ehrenamtlicher HelferInnen nach PflEG“. Auch<br />

diesbezüglich wird übereinst<strong>im</strong>mend als Ziel angesehen, durch Herstellung von<br />

Transparenz und mehr Übereinst<strong>im</strong>mung <strong>im</strong> Vorgehen zur Qualitätssicherung und<br />

der Schaffung von Synergieeffekten beizutragen.<br />

Die Überführung der Modellkonzeption in die Verstetigung als Versorgungsbaustein<br />

in der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München kann bereits jetzt als opt<strong>im</strong>ales Resultat<br />

bezeichnet werden und belegt die Bedeutung der Arbeit <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s für die<br />

Region. Dessen Tätigkeit strahlt auch in modellunabhängige Bereiche aus: So finden<br />

die „<strong>im</strong> Modell-Projekt angeregten und aufgezeigten Wege der Kooperation und<br />

Vernetzung ... auch Anklang in anderen Gremien, wie z.B. dem Facharbeitskreis der<br />

Beratungsstellen pflegender Angehöriger... . Gerade in diesem Gremium besteht die<br />

Möglichkeit, weitere Vernetzungsmodelle auch in Absprache mit der<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt München zu erproben.“ 6<br />

5<br />

Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft München: Zwischenbericht der Projektleitung an die f/w Begleitung vom<br />

08.11.2005.<br />

6<br />

Vgl. Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft München: Zwischenbericht der Projektleitung an die f/w Begleitung vom<br />

08.11.2005.<br />

7


Der abschließende Bewertung <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s <strong>im</strong> ersten Zwischenbericht für<br />

das Jahr 2004:<br />

• „In der Gesamtschau <strong>des</strong> ersten Modelljahres sollen die Tätigkeiten der<br />

Projektleitung in der fachlichen Beratung anderer Institutionen zur Konzeption<br />

und zum Aufbau niedrigschwelliger Angebote nicht unerwähnt bleiben und<br />

gewürdigt werden. Sie illustrieren die kompetente Stellung <strong>des</strong> Modellträgers<br />

in der Region zu dieser Thematik und deuten darauf hin, dass das<br />

Vorhandensein einer zentralen fachkompetenten Stelle einen zunehmend<br />

flächendeckenden Aufbau dieser Angebote nachhaltig voranbringen kann.“ 7<br />

kann für die Ergebnisse <strong>des</strong> Jahres 2005 nur hinzugefügt werden, dass dieser Weg<br />

erfolgreich ausgebaut und dank <strong>des</strong> hohen Engagements der Projektleitung und <strong>des</strong><br />

Trägers noch weiter intensiviert werden konnte.<br />

7 aufschwungalt GbR, a.a.O., S. 50.<br />

8


2. Ambulante sozialpflegerische Dienste e. V. Hof<br />

Das Ziel <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s „Die Insel“ versteht sich in zweifacher Hinsicht:<br />

• angesichts regional überwiegend stationärer Versorgungsangebote die<br />

Bereitschaft und Fähigkeit zur häuslichen Pflege durch Familienangehörige<br />

mittels <strong>des</strong> Ausbaus ambulanter - insbesondere niederschwelliger - Angebote<br />

zu sichern (den Angehörigen „eine Erholungsinsel“ bieten, bevor sie in<br />

anhaltende Überforderungs-/burn-out-Situationen geraten<br />

• Entlastung der Angehörigen durch Angebotsvernetzung, indem die Insel auch<br />

als ein Knotenpunkt für die opt<strong>im</strong>ale Umsetzung <strong>des</strong> <strong>Pflegeleistungs</strong>-<br />

Ergänzungsgesetzes entwickelt wird (durch Schaffung einer Beratungsstelle<br />

mit Clearingfunktion, die die häuslichen Pflegesituation und deren Umfeld<br />

ganzheitlich erfasst). 8<br />

Für das Jahr 2005 wurden die Schwerpunkte der Tätigkeit gelegt auf<br />

• die Weiterentwicklung der Vernetzung (die Insel als regionaler „Knotenpunkt<br />

Demenz“) und darauf beruhend<br />

• der Herausgabe eines regionalen „Wegweisers Demenz", der die<br />

Versorgungsstruktur für dementiell Erkrankte und deren Angehörige<br />

•<br />

transparent macht. Des weiteren sollten die<br />

niederschwellige Versorgungsstruktur weiter gestaltet und<br />

• erste Grundlagen für das Weiterbestehen der „Insel“ nach Beendigung der<br />

Modellphase gelegt werden. Zur Verbesserung der Versorgungsstruktur<br />

plante die Projektleitung,<br />

• Grundlagen für den Aufbau einer ambulanten Wohngemeinschaft zu legen.<br />

Ohne auf die Einzelheiten der Umsetzung einzugehen - die, wie erwähnt, dem<br />

Sachbericht der Projektleitung zu entnehmen sein wird -, hat das Modellprojekt <strong>im</strong><br />

Jahre 2005 wichtige Meilensteine in seiner Entwicklung erreichen können.<br />

Neben den Tätigkeiten zur Weiterentwicklung der Versorgungsstruktur - durch<br />

eigene (Teil-)Projekte als auch Fachberatung anderer Träger - lag ein Schwerpunkt<br />

in der Öffentlichkeitsarbeit, um das Bewusstsein für das Thema Demenz und die<br />

Situation der davon Betroffenen und ihrer Familien in der Region weiter<br />

8<br />

Vgl. ASD e.V.: Die Insel. Konzept für die ambulante Betreuung dementiell erkrankter Menschen und<br />

ihrer Familien. Hof, 2003.<br />

9


voranzubringen. So leistete „Die Insel“ einen wichtigen Beitrag bei der Gründung und<br />

dem Aufbau zur Arbeitsfähigkeit der Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft Hof e.V. Bereits hier<br />

erwies sich das Engagement der Projektleitung hinsichtlich der Schaffung<br />

arbeitsfähiger Netzwerke, die tatsächlich in die Praxis ausstrahlen und für die<br />

Betroffenen spürbare Unterstützung bieten, als konstruktives Moment. Die regionale<br />

Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft vereint nun Angehörige und Professionelle verschiedener<br />

Berufsgruppen, die sich ehrenamtlich nach ihren Möglichkeiten mit konkreten<br />

Angeboten und kontinuierlicher Öffentlichkeitsarbeit unabhängig von Trägerinteressen<br />

der Lobbyarbeit für Angehörige und Demenzkranke in der - auch<br />

diesbezüglich - strukturarmen Region annehmen.<br />

Die Thematik Vernetzung stellte auch darüber hinaus einen zentralen<br />

Tätigkeitsbereich <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s <strong>im</strong> vergangenen Jahr dar.<br />

Ebenso exemplarisch wie in der Modellregion München - wenn auch in<br />

Prozessverlauf teilweise mit umgekehrten Vorzeichen - ließen sich <strong>im</strong> Umfeld „Der<br />

Insel“ Aspekte zur Netzwerkbildung beobachten. Wie bereits <strong>im</strong> ersten<br />

Zwischenbericht erwähnt, etablierte sich unter Federführung <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s bis<br />

Ende 2004 eine Arbeitsgruppe „Vernetzung“, die sich für 2005 mehrere Arbeitsziele<br />

setzte. Vorrangig wurde dabei die Erstellung <strong>des</strong> „Demenzwegweiser für<br />

Angehörige“ eingestuft. Um die Entstehung von Parallelstrukturen zu vermeiden,<br />

integrierte sich die Arbeitsgruppe unter das Dach <strong>des</strong> regionalen Arbeitskreises<br />

Gerontopsychiatrie der PSAG. 9<br />

Im Verlauf <strong>des</strong> ersten Halbjahres wurde eine Umsetzung der vorgelegten<br />

Arbeitsergebnisse der Arbeitsgruppe durch kontinuierliche Verzögerungstaktiken <strong>des</strong><br />

Leiters <strong>des</strong> AK Gerontopsychiatrie (Referatsleiter Altenhilfe <strong>des</strong> Marktführers der<br />

sozialen und pflegerischen Versorgung in der Region) 10 erschwert bzw. verhindert.<br />

Die f/w Begleitung nahm an einer der Sitzungen <strong>des</strong> AK Gerontopsychiatrie vor Ort<br />

teil und konnte <strong>im</strong> Sinne der Aktionsforschung die diffizile und subtile Komplexität der<br />

Situation beobachten.<br />

Der Träger und die Projektleitung stellten <strong>im</strong> Sommer 2004 Überlegungen zur<br />

Strategieveränderung an, um den Prozess hin zu einer funktionierenden - in der<br />

Praxis für Dienstleister und Betroffene wirksamen - Vernetzung voranbringen zu<br />

9 Vgl.: aufschwungalt GbR, a.a.O., S. 71f.<br />

10 Vgl. zu diesbezüglichen Hintergründen die Darstellung der Ausgangssituation <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s<br />

<strong>im</strong> Zwischenbericht für 2004. aufschwungalt GbR, a.a.O., S. 65f.<br />

10


können. Unter Rückgriff auf das Vorgehen resp. Erfahrungen anderer <strong>Modellprojekte</strong><br />

in Bayern und Brandenburg wurden Schritte zu Kooperationsvereinbarungen mit<br />

Anbietern vor Ort ergriffen, die ebenfalls Interesse an praktikabler Zusammenarbeit<br />

und Vernetzung signalisierten. Dieser Prozess wurde begleitet durch den <strong>im</strong> August<br />

vom Marktführer in alleiniger Verantwortung herausgegebenen „Sozial-Stadtplan<br />

Hof“, der gewichtig zu <strong>des</strong>sen Angeboten informierte, jedoch auch Mitglieder <strong>des</strong> AK<br />

Geronotpsychiatrie überraschte. Die veränderte Strategie <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s führte<br />

zur Vernetzung von vier Anbietern der Region. Eine große Verbindlichkeit dieser<br />

Kooperation musste aufgrund trägerinterner Konstellationen bei einem der<br />

Kooperationspartner jedoch wiederum zurückgestellt werden. Der diesbezügliche<br />

Arbeitsprozess wurde bis Ende <strong>des</strong> Jahres - mit konkreter Unterstützung der f/w<br />

Begleitung - intensiv weiterverfolgt und lässt für 2006 konkrete Ergebnisse erwarten.<br />

Zusammenfassend kann nachdrücklich festgehalten werden, dass die Entwicklung<br />

und die Etablierung funktionierender - nicht nur auf dem Papier existierender -<br />

Netzwerke zeit- und arbeitsintensive Prozesse erfordern. Rückschläge sind<br />

einzukalkulieren. Es wird für das Jahr 2006 zu beobachten bleiben, wie in Regionen,<br />

in denen ein Anbieter sich als Marktführer installiert hat und diese Position ausbaut,<br />

Kooperationen funktionieren können.<br />

Unabhängig von diesem Kooperationsansatz soll nach Aussagen der Projektleitung<br />

der Vertiefung der bestehenden Kontakte <strong>im</strong> Jahre 2006 besondere Aufmerksamkeit<br />

gewidmet werden. Die bereits 2005 gelaufenen - aus Sicht der f/w Begleitung zu<br />

begrüßenden und positiv zu bewertenden - Vorarbeiten zur Sicherung der Arbeit „Der<br />

Insel“ nach Beendigung der Modellphase werden diesem Tätigkeitsbereich sicherlich<br />

zugute kommen. Hingewiesen werden soll noch auf das Teilprojekt<br />

„Patenschaften“ 11 , das insbesondere <strong>im</strong> ersten Halbjahr 2005 von der Projektleitung<br />

intensiv verfolgt wurde. Auch diesbezüglich erwartet die f/w Begleitung mit Interesse<br />

die End-Resultate dieser Arbeit für die Umsetzung <strong>des</strong> Zieles, „Die Insel“ nach der<br />

Modellphase weiter bestehen lassen zu können.<br />

Die vielfältigen Aktivitäten <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s führten dazu, dass „Die Insel“ sich als<br />

akzeptierter Versorgungsanbieter mit anerkannter Kompetenz zum Thema „Demenz“<br />

11 Vgl.: aufschwungalt GbR, a.a.O., S. 72.<br />

11


in der Region etabliert hat und als Ansprechpartner und Anbieter bzw. Vermittler von<br />

adäquaten Unterstützungsangeboten bei den betroffenen Familien in der Region<br />

bekannt ist. Damit kann festgehalten werden, dass eine diesbezügliche<br />

Versorgungslücke in der Region geschlossen werden konnte.<br />

12


3. Caritasverband Straubing-Bogen e.V.<br />

Das Projekt „Senioren zu Hause – Netzwerke <strong>im</strong> Landkreis Straubing-Bogen<br />

insbesondere für Menschen mit Demenz“ <strong>des</strong> Caritasverbands Straubing-Bogen e.V.<br />

ist mit dem Ziel angetreten, eine opt<strong>im</strong>ale Versorgung und den Erhalt der eigenen<br />

Häuslichkeit für die genannten Zielgruppe zu erreichen. Dies sollte zum einen durch<br />

den Ausbau eines Unterstützungssystems in den ausgewählten Regionen Bogen<br />

und Laberweinting und zum anderen durch eine Vernetzung der<br />

gerontopsychiatrischen Strukturen realisiert werden.<br />

Die Schwerpunkte der Tätigkeit für das Jahr 2005 lagen auf<br />

• der Konsolidierung der gegründeten Arbeitsgruppe „ambulante<br />

Gerontopsychiatrie“<br />

• der Erstellung eines regionalen Wegweisers zu Finanzierungs- und<br />

Unterstützungsmöglichkeiten bei Demenz und psychischen Erkrankungen<br />

• der weiteren Sensibilisierung und Informierung der Öffentlichkeit<br />

• der Bewusstseins- und Fortbildung von Fachöffentlichkeit <strong>im</strong> Landkreis<br />

• dem Aufbau weiterer niederschwelliger Angebote und die Stabilisierung<br />

bereits bestehender Angebote<br />

• der Planung und Durchführung von Qualifizierungskurse für Angehörige<br />

• der konzeptionellen Entwicklung einer Fachstelle zur fallbezogenen<br />

Vermittlung und Kooperation.<br />

Die intensiven und erfolgreichen Aktivitäten der Projektleitung hinsichtlich<br />

Kontaktaufnahme und -pflege, Kooperations- und Öffentlichkeitsarbeit <strong>im</strong> ersten Jahr<br />

der Laufzeit trugen wesentlich zum Bekanntheitsgra<strong>des</strong> <strong>des</strong> Modellprojekts bei und<br />

bildeten eine solide Basis für die geplanten Maßnahmen für das Jahr 2005.<br />

Wie bei den vorangegangen beschrieben Projekten wird auch hier nicht auf die<br />

Einzelheiten der Umsetzung eingegangen. Diese können dem Sachbericht der<br />

Projektleitung entnommen werden. Nachstehend werden die wichtigsten Ergebnisse<br />

vorgestellt.<br />

Ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit <strong>des</strong> Modellprojekts lag in der Zusammenführung<br />

potentieller Kooperations- bzw. Vernetzungspartner der Region in das vom<br />

13


Projekt initiierten und gegründeten Gremium „Arbeitsgruppe ambulante<br />

Gerontopsychiatrie für Stadt Straubing und Landkreis Straubing-Bogen“. Hierbei<br />

konnte schon auf einzeln entstandene Vernetzungs- und Kooperationsaktivitäten aus<br />

dem letzten Jahr zurückgegriffen werden. Grundsätzlich stieß dieses Gremium auf<br />

ein reges Interesse seitens der unterschiedlichen Akteure, es zeigt sich jedoch, dass<br />

zunächst sehr viel Energie in die Konsolidierung eines solchen Gremiums fließen<br />

muss. Durch die heterogene Zusammensetzung gab es unterschiedlichste<br />

Erwartungen an den Arbeitskreis und auch unterschiedliche Vorstellungen darüber,<br />

welches Ziel und damit verbundene Schwerpunktthemen und -aufgaben das<br />

Gremium verfolgen sollte. Der große Diskussionsbedarf nahm, neben den aktuellen<br />

Informationen der Aktivitäten <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>des</strong> Modellprojekts, einen breiten Raum bei<br />

den insgesamt vier Treffen ein. Am Ende <strong>des</strong> Jahres zeichneten sich vier Bereiche<br />

ab, die von größerem Interesse für alle Beteiligten zu sein scheinen:<br />

• Fachlicher Austausch und Weitergabe von relevanten Informationen<br />

• Erstellung eines Wegweisers für Angehörige und Fachkräfte<br />

• Vorstellung der unterschiedlichen teilnehmenden Einrichtungen, das kennen<br />

lernen der jeweiligen Schwerpunkte und das Suchen von Möglichkeiten der<br />

Zusammenarbeit<br />

• gemeinsame Fortbildungen und Weitergabe von Informationen von<br />

Fortbildungen und Veranstaltungen<br />

Noch nicht geklärt sind verbindliche Voraussetzungen für die Mitarbeit in der<br />

Arbeitsgruppe. Angestrebt ist die Mitgliedschaft der Arbeitsgruppe in der PSAG.<br />

Die Fortführung der Bemühungen und die endgültige Konsolidierung wird <strong>im</strong> Jahr<br />

2006 nach wie vor einen Schwerpunkt darstellen. Zusammenfassend kann hier<br />

festgehalten werden, dass eine angestrebte Vernetzung der Akteure mit einer<br />

gemeinsamen Zielrichtung vor Ort ein sehr zeitintensiver, schwieriger und<br />

langfristiger Prozess ist, der viel Durchhaltevermögen erfordert.<br />

Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema Demenz (das gerade <strong>im</strong><br />

ländlichen Bereich einer großen Tabuisierung unterliegt) nahm bereits <strong>im</strong> letzten Jahr<br />

einen breiten Raum ein.<br />

Die begonnenen Vortragsreihen in den beiden Modellregionen wurden <strong>im</strong> Jahr 2005<br />

fortgesetzt und zum Abschluss gebracht. Die Auswertung der Informations-<br />

14


veranstaltungen ergab wichtige Hinweise für weitere Vorgehensweisen.<br />

Grundsätzlich waren alle Veranstaltungen mit 20 – 75 Teilnehmern gut bis sehr gut<br />

besucht, wobei die Themen „Grundlagen Demenz“ und „Umgang bzw.<br />

Kommunikation mit Demenzerkrankten“ tendenziell das meiste Interesse weckten.<br />

Generell nahmen in der Region Laberweinting, trotz gleicher Voraussetzungen<br />

hinsichtlich Themen, Öffentlichkeitsarbeit <strong>im</strong> Vorfeld etc., mehr Menschen teil als in<br />

der Stadt Bogen. Eine Analyse dieses Umstan<strong>des</strong>, der mehrere Erklärungsversuche<br />

zuließ, führte zu der Überlegung, weitere Informationsveranstaltungen für die Region<br />

Bogen zu planen und diesmal dezentraler durchzuführen.<br />

In Kooperation mit wichtigen Multiplikatoren vor Ort (Gemeinden und Pfarreien)<br />

konnten drei Informationsabende an unterschiedlichen Standorten erfolgreich (mit<br />

hoher Beteiligung) angeboten werden<br />

Eine intensive Öffentlichkeitsarbeit fand auch <strong>im</strong> Jahr 2005 unter Nutzung der<br />

regionalen Tagespresse, diverser Fachzeitschriften, lokaler Radiosender und<br />

Fernsehen statt.<br />

In Kooperation mit der Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft Niederbayern wurden spezielle<br />

Qualifizierungs- bzw. Pflegekurse für beide Modellregionen inhaltlich konzipiert und<br />

organisiert, eine vollständige Finanzierung erfolgte durch die Pflegekassen (Barmer<br />

Ersatzkasse und AOK). Die acht Veranstaltungen umfassende Schulungsreihe<br />

konnte in Bogen bereits erfolgreich durchgeführt werden. Die Nachfrage war so groß,<br />

dass Wartelisten angelegt werden mussten. Aus zeitstrategischen Gründen wird die<br />

Schulungsreihe in Laberweinting Anfang 2006 angeboten.<br />

Der Bereich Auf- und Ausbau von niederschwelligen Angeboten gestaltete sich<br />

regional sehr unterschiedlich. Die bereits bestehende Betreuungsgruppe in<br />

Laberweinting konnte stabilisiert, eine Angehörigengruppe in dieser Region<br />

erfolgreich etabliert werden.<br />

Trotz intensivster Öffentlichkeitsarbeit ist es nicht gelungen, eine geplante<br />

Betreuungsgruppe in Bogen aufzubauen und die bereits letztes Jahr geschulten<br />

Helfer <strong>im</strong> häuslichen Bereich einzusetzen. Aus dieser Erfahrung heraus nahm man<br />

auch Abstand von der Schulung eines geplanten Helferkreises in Laberweinting,<br />

zumal sich auch hier nur eine äußerst geringe Nachfrage abzeichnete.<br />

15


Möglicherweise gelingt es, durch die weiteren angebotenen Informationsveranstaltungen<br />

und die gut besuchten Qualifizierungskurse hierfür eine größere<br />

Nachfrage zu erreichen (aus dem Qualifizierungskurs in Bogen kristallisierten sich<br />

beispielsweise einige Interessenten für eine Angehörigengruppe heraus).<br />

Zudem wird das Modellprojekt in diesem Bereich weitere Analysen zu Hindernissen<br />

in der Annahme von diesen Hilfsangeboten in den beiden Modellregionen<br />

durchführen und gegebenenfalls auch alternative, auf die regionalen Besonderheiten<br />

abgest<strong>im</strong>mte Betreuungsformen in Erwägung ziehen bzw. prüfen.<br />

Die geplante Erstellung eines Wegweisers wird ein gemeinsamer Arbeitsschwerpunkt<br />

<strong>im</strong> Arbeitskreis „ambulante Gerontopsychiatrie“ <strong>im</strong> Jahr 2006 werden.<br />

Auch das Arbeitspaket „Bewusstseins und Fortbildung der Fachöffentlichkeit“ wurde<br />

konsequent weiterverfolgt. Die „Projektinfo-Briefe“ wurden weiterhin erstellt und in<br />

regelmäßigen Abständen an 44 Ansprechpartner in Einrichtungen <strong>des</strong> Sozial- und<br />

Gesundheitswesens, Verbände, Verwaltung und Politik versandt.<br />

Mittlerweile werden über die Projektleitung - auf Wunsch eines Großteils der<br />

Fachöffentlichkeit - Fortbildungsangebote und Veranstaltungen in der Region<br />

gesichtet, gesammelt und <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> eines e-mail-Verteilers an ambulante und<br />

stationäre Dienste versandt.<br />

Auf der Homepage der AGVB wurde mittlerweile eine Verlinkungen zu<br />

Hilfsinstitutionen für psychisch kranke alte Menschen in Niederbayern eingerichtet.<br />

Ein wichtiges und herausragen<strong>des</strong> Ziel, das sich auf der Grundlage der Ergebnisse<br />

einer Bedarfserhebung <strong>im</strong> ersten Projektjahr konkretisierte, war der Aufbau einer<br />

Arbeitsgrundlage für eine Vermittlungs-, Beratungs- und Koordinierungsstelle für<br />

betreuungsbedürftige Senioren und deren Angehörige mit psychischen<br />

Erkrankungen .<br />

Nach Erstellung einer Konzeption für die geplante Stelle und einem entsprechenden<br />

Finanzierungsplan wurden Gespräche mit entscheidenden Personen in den<br />

Bereichen Politik und Verwaltung bei Stadt bzw. anderen Kommunen, Landkreis und<br />

Bezirk und mit regionalen Entscheidungsträgern geführt. Parallel dazu erfolgte eine<br />

laufende Differenzierung <strong>des</strong> Konzepts. Zusammenfassend kann man festhalten,<br />

dass die zahlreichen und langwierigen Bemühungen zu einem Erfolg führten. Es<br />

16


zeichnet sich nunmehr ab, dass eine solche Stelle möglicherweise bereits <strong>im</strong> März<br />

oder April 2006 eingerichtet wird. Aufgabe <strong>des</strong> Modellprojekts wird die Einbindung<br />

der Stelle in das bereits aufgebaute Unterstützungs- und Vernetzungssystem sein<br />

und somit eine Sicherung der Nachhaltigkeit nach Ablauf <strong>des</strong> Modellprojekts zu<br />

gewährleisten.<br />

Das Modellprojekt kann auch in diesem Jahr auf eine erfolgreiche Arbeit<br />

zurückblicken, die Entwicklungen <strong>im</strong> Jahr 2006 bleiben nach wie vor spannend.<br />

17


4. Diakonisches Werk Bamberg-Forchhe<strong>im</strong> e.V./ Caritasverband für den<br />

Landkreis Forchhe<strong>im</strong> e.V.<br />

„Mit dem Ziel „kreative Lösungen“ zu identifizieren, die ein selbstbest<strong>im</strong>mtes<br />

Älterwerden in der gewohnten Umgebung ermöglichen und somit frühzeitige<br />

kostenintensive stationäre Pflege vermeiden, ist das Modellprojekt „KLAR – kreative<br />

Lösungen <strong>im</strong> Alter für den ländlichen Raum“ angetreten. Hierzu sollen Vorschläge<br />

konkretisiert werden, welche es den Kommunen ermöglichen, die Verantwortung für<br />

hochbetagte und demente ältere Menschen selbst zu übernehmen.“ 12<br />

Der durch den (<strong>im</strong> ersten Zwischenbericht beschriebene) Ausfall der ersten<br />

Projektleitung seit Mitte 2004 entstandene relative Stillstand in der Umsetzung der<br />

Konzeption konnte <strong>im</strong> zweiten Projektjahr durch die Einstellung <strong>des</strong> neuen<br />

Projektleiters ab dem 15.01.2005 mehr als wettgemacht werden.<br />

• Die von der fachlich-wissenschaftlichen Begleitung Ende <strong>des</strong> ersten<br />

Modelljahres angeregten Arbeitsschwerpunkte für den weiteren Projektverlauf<br />

(insbesondere für das Jahr 2005) wurden vielgestaltig beachtet und teilweise<br />

in der Umsetzung hervorragend verwirklicht. Folgende Aspekte wurden<br />

seinerzeit von der f/w Begleitung benannt:<br />

• dezentraler Aufbau ambulanter/niedrigschwelliger Versorgungsangebote für<br />

Demenzkranke und deren Angehörige<br />

• Intensivierung der Arbeit der Steuerungsgruppe / stärkere Einbeziehung der<br />

dort vorhandenen Kompetenzen<br />

• Stärkung vorhandener Kooperationen bzw. Kooperationsangebote anderer<br />

Akteure verstärkt aufzugreifen<br />

• Herstellung von Transparenz über alle vorhandenen regionalen Anbieter und<br />

deren Aktivitäten<br />

• Intensivierung der Zusammenarbeit der Modellträger untereinander sowie mit<br />

der f/w Begleitung<br />

Beispielhaft zeigt der Verlauf <strong>des</strong> zweiten Projektjahres bei KLAR, dass der<br />

Qualifizierung als auch den vorhandenen relevanten Erfahrungen der Projektleitung<br />

sowie deren Persönlichkeit mit ihren entwickelten sozialen Kompetenzen - gerade in<br />

12 Projekt Klar: Projektstrukturplan. Gräfenberg, 28. 02. 2005<br />

18


Vernetzungsprojekten - eine außerordentliche Bedeutung zukommt. Der seit 15.01.<br />

für die Konzeptumsetzung verantwortliche Projektleiter ist diplomierter<br />

Sozialwissenschaftler und blickt auf Erfahrungen in verschiedenen<br />

Tätigkeitsbereichen resp. Projekten zurück. 13<br />

Auf eine detaillierte Darstellung der Umsetzungsergebnisse in der Praxis wird hier<br />

verzichtet, da diese einerseits bereits <strong>im</strong> Workshop der Projektleitungen <strong>im</strong><br />

November 2005 vorgestellt wurden und darüber hinaus <strong>im</strong> Zwischenbericht der<br />

Projektleitung vorgelegt werden.<br />

Als ausnehmend exemplarisch hinsichtlich künftiger Entwicklungen kommunaler<br />

Strukturen und regionaler Netzwerke für Einbeziehung und Versorgung älter<br />

werdender (zunehmend auf Hilfe und Unterstützung angewiesene) Mitbürger seien<br />

hier folgende Momente erwähnt:<br />

• Aktionswoche Gräfenberg „Dem Alter ein Gesicht geben – in unserer Stadt<br />

Gräfenberg“<br />

• Zukunftswerkstatt in Gräfenberg<br />

(Fokus: Stadtentwicklung / gemeinwesenorientierte Unterstützungssysteme)<br />

• Mittagstisch gegen soziale Isolation (Dezember 2005)<br />

• Wohnberatung in Ebermannstadt und Gräfenberg (Dezember 2005)<br />

• Fahrtmöglichkeit zum Ökumenischen Sozialladen Forchhe<strong>im</strong> (November<br />

2005)<br />

Bei der Umsetzung der Teilprojekte wurde jeweils großer Wert auf die Einbeziehung<br />

relevanter lokaler Akteure aber auch der allgemeinen Öffentlichkeit gelegt:<br />

• aller Versorgungsanbieter der Altenhilfe (unabhängig von ihrer Trägerschaft)<br />

• der Senioren (sowohl der sich z.B. <strong>im</strong> Seniorenbeirat Engagierenden bzw. in<br />

verschiedenen Vereinen und Treffpunkten bereits Aktiven als auch aller<br />

anderen in der Gemeinde resp. Region lebenden älteren Mitbürger)<br />

• der medizinischen Versorgungsstruktur<br />

• weiterer sozialer aber auch kultureller Einrichtungen<br />

13 u.a. Projekte bei: Bun<strong>des</strong>ministerium für Bildung, Forschung, … : „Benchmarking in der<br />

Gesundheitswirtschaft“; Niedersächsisches Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales: „Dialog<br />

Soziales Niedersachen“; Sozialfond der Europäischen Union durch ISPS e.V.: „Prozesse managen –<br />

Leistungsqualität fördern“<br />

19


• regionalen Dienstleistern, wie z.B. aus dem Einzelhandel<br />

• der Kommunalpolitik<br />

• vorhandener Strukturen <strong>des</strong> bürgerschaftlichen Engagements<br />

• der Kirchgemeinden aller - in der Region vorhandenen - Konfessionen sowie<br />

• der Bürger und Bürgerinnen der Gemeinde/Region (unabhängig vom Alter,<br />

z.B. auch die Einbeziehung von Schulklassen)<br />

Hingewiesen soll beispielhaft auch auf die Präsentation <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s und<br />

seiner Ziele bei der Bürgermeisterklausur aller Bürgermeister aus dem Landkreis<br />

Forchhe<strong>im</strong> werden. Nicht zuletzt der intensiven Öffentlichkeitsarbeit der<br />

Projektleitung ist zu verdanken, dass die Intention von KLAR (zukunftsorientierte<br />

Lösungen für die durch die bekannte demografische Entwicklung bedingten<br />

Probleme zu finden) bei den regionalen Kommunalpolitikern die vorhandene<br />

Sensibilisierung für die Thematik erheblich verstärken konnte. Daraus ergaben und<br />

ergeben sich weitere Impulse und Unterstützungen seitens der Kommunalpolitik für<br />

die Umsetzung der Modellkonzeption. Zu verzeichnen ist darüber hinaus ein<br />

zunehmen<strong>des</strong> Interesse an KLAR und seinen Aktivitäten über die regionalen<br />

Grenzen <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s hinaus in den fränkischen Raum hinein.<br />

Die umfassende Einbeziehung regionaler Akteure und der allgemeinen Öffentlichkeit<br />

führte in der Gemeinde Gräfenberg 14 zu einer augenscheinlichen Sensibilisierung<br />

hinsichtlich <strong>des</strong> Themas Alter(n). Dies beinhaltet auch eine verstärkte Wahrnehmung<br />

der spezifischen Problemen der älteren Mitbürger, die alltäglichen<br />

Unterstützungsbedarf bzw. in der Folge ausgeprägten Hilfebedarf vorweisen.<br />

Besagte Einbeziehung der Akteure und der Öffentlichkeit unter Abrufung ihrer<br />

Gedanken und Vorstellungen zu künftigen Entwicklung kann offensichtlich zur<br />

Vertiefung der Identifizierung mit offenen Zukunftsfragen und anstehenden<br />

Herausforderungen in der Gemeinde führen. Daraus entsteht Bereitschaft zu<br />

(bürgerschaftlichem) Engagement und unkonventionellen (weil bisher unbekannten)<br />

Lösungen. In diesem Vorgehen der Projektleitung kann ein Schlüssel für künftige<br />

14 Das Modellprojekt definierte in seiner ersten Umsetzungsphase zwei Modellschwerpunkte: die<br />

Gemeinden Gräfenberg und Ebermannstadt. Im Jahre 2005 lag ein Tätigkeitsschwerpunkt in der<br />

Gemeinde Gräfenberg, um die dort gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse bezüglich<br />

verschiedener Aktivitäten und Aktionen <strong>im</strong> weiteren auf Ebermannstadt und darüber hinaus <strong>im</strong><br />

weiteren Modellverlauf auf den gesamten Landkreis übertragen resp. in der Umsetzung beachten zu<br />

können.<br />

20


Lösungen und Entwicklungen ländlicher Regionen angesichts der<br />

Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft gesehen werden.<br />

Für die verbleibenden zwei Modelljahre ist aus Sicht der f/w Begleitung<br />

wünschenswert, dass hinsichtlich der Ausgestaltung der Kooperation der beiden<br />

Modellträger verstärkte Transparenz hergestellt werden kann. Die gemeinsame<br />

Trägerschaft zweier großer Wohlfahrtsverbände (in der Region als die vorrangigen<br />

Anbieter zu bezeichnen) ist ebenfalls als beispielhaft anzusehen. Für die Klärung der<br />

<strong>im</strong> Versorgungssystem „Altenhilfe“ derzeit höchst aktuellen Fragen nach Gestaltung<br />

von Wettbewerb und Kooperationsmöglichkeiten, nach Nutzung möglicher<br />

Synergieeffekte und Konkurrenz könnte das Modellprojekt KLAR damit auch<br />

wegweisende Erhellungen liefern. Es wäre bedauerlich, wenn diese Chance in der<br />

vierjährigen Modelllaufzeit außen vor gelassen werden müsste.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass neben intensiver und kontinuierlicher<br />

Öffentlichkeitsarbeit zum äußerst erfolgreichen Verlauf <strong>des</strong> Projektes KLAR <strong>im</strong> Jahre<br />

2005 insbesondere die Faktoren<br />

• zugehende Kontaktaufnahme<br />

• Offenheit und Transparenz<br />

• klare Vorstellung zu eigenen Zielen und die Fähigkeit, diese zu vermitteln<br />

beitragen konnten.<br />

Mit Spannung sieht die f/w Begleitung den Potentialen und der weiteren Entwicklung<br />

<strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s KLAR entgegen.<br />

21


5. Diakonisches Werk <strong>des</strong> evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirks<br />

Sulzbach-Rosenberg e.V.<br />

In der Konzeption beschreibt der Modellträger als das grundsätzliche Ziel der<br />

Gerontopsychiatrischen Koordinationsstelle (GKS) für den Landkreis Amberg-<br />

Sulzbach und die Stadt Amberg „die Integration gerontopsychiatrisch erkrankter<br />

Menschen“. 15<br />

Wie bereits <strong>im</strong> ersten Zwischenbericht beschrieben 16 , ist der Verlauf dieses<br />

<strong>Modellprojekte</strong>s auch in seinem zweiten Jahr weiterhin von der Persönlichkeit, den<br />

langjährigen fachlichen Kompetenzen und der hohen Bekanntheit und Akzeptanz <strong>des</strong><br />

Projektleiters geprägt worden. Durch <strong>des</strong>sen - bereits vor Modellbeginn -<br />

langjähriges Engagement und Lobbyarbeit für die Materie wird das Thema<br />

Demenz/Gerontopsychiatrie in der Region eng mit seiner Person verknüpft. Die<br />

damit verbundenen Vorteile wie Bekanntheit bei den regionalen relevanten Akteuren,<br />

zahlreiche informelle Kontakte sowie detaillierte Kenntnisse der regionalen<br />

Versorgungsstrukturen und ihrer system<strong>im</strong>manenten Dynamiken wirkten sich<br />

weiterhin sehr positiv und förderlich für die Umsetzung der Modellkonzeption aus.<br />

Die <strong>im</strong> Zwischenbericht für 2004 ebenfalls benannte Problemstellung, dass o.g.<br />

Faktoren die Abgrenzung zu Aspekten der bisherigen Tätigkeit (Klientenarbeit, Case<br />

Management) erschwerte, konnte für 2005 durch ein erfolgreiches<br />

Schnittstellenmanagement (Anfragenweiterleitung an die gerontopsychiatrische<br />

Fachkraft be<strong>im</strong> SPDi) innerhalb <strong>des</strong> Trägers abgestellt werden.<br />

Als Ziele der Modellarbeit wurde für das Jahr 2005 von der Projektleitung benannt:<br />

• weitere Verbesserung der Versorgungsstruktur durch Anregung resp.<br />

fachliche Unterstützung <strong>des</strong> Aufbaus niederschwelliger Angebote (Aufbau von<br />

Betreuungs- und Angehörigengruppen, sowie Helferkreisen in Sulzbach-<br />

Rosenberg, Hirschau und Schmidmühlen)<br />

• langfristige Verbesserung der Versorgungsstruktur (Ambulant Betreutes<br />

Wohnen für gerontopsychiatrisch Erkrankte in Amberg; Gerontopsychiatrische<br />

15 Diakonisches Werk <strong>des</strong> Evang.-Luth. Dekanatsbezirkes Sulzbach-Rosenberg e.V.<br />

Sozialpsychiatrischer Dienst/Pilhofer, G.: Konzept einer Gerontopsychiatrischen Koordinationsstelle<br />

(GKS) für den Landkreis Amberg-Sulzbach und die Stadt Amberg, angebunden an den<br />

Sozialpsychiatrischen Dienst Amberg. Amberg, 2003.<br />

16 Vgl.: aufschwungalt GbR, a.a.O., S. 139.<br />

22


Tagesstätte in der Region; Haus- oder Wohngemeinschaft für Menschen mit<br />

Demenz in der Region; spezialisierte Stationen für Menschen mit Demenz in<br />

den He<strong>im</strong>en) durch sozialpolitische Lobbyarbeit, mit kontinuierlicher<br />

•<br />

Einflussnahme und Motivationsarbeit nach dem Motto „Steter Tropfen höhlt<br />

den Stein“<br />

Gründung eines „Demenz-Vereins“ zur Förderung weiterer Gerontopsychiatrie<br />

-Projekte in der Region<br />

• Vorarbeiten zur Weiterfinanzierung der GKS nach der Modellphase<br />

• kontinuierliche Pflege vorhandener / Stabilisierung neuaufgenommener Kon-<br />

takte sowie bedarfsorientierter Aufbau weiterer Verbindungen<br />

• Zusammenarbeit der GKS mit möglichst vielen Institutionen der Alten- und<br />

Gesundheitshilfe intensivieren / Kooperationen zwischen den unterschiedlichen<br />

Institutionen initiieren und unterstützen („Brücken bauen“);<br />

Sicherung bisheriger Kooperationen /Aufbau neuer Vernetzungsmöglichkeiten<br />

• weiterhin den kontinuierlichen zunehmenden Anfragen nach Fachberatung<br />

gerecht werden<br />

• Weiterführung der erfolgreichen Öffentlichkeitsarbeit in Fachgremien / in der<br />

allgemeinen Öffentlichkeit (Medien, Vortragsreihen in Sulzbach-Rosenberg<br />

und Schmidmühlen, zwei Veranstaltungen in Amberg) 17<br />

Das Modellprojekt konnte seine ehrgeizigen Ziele für das Jahr 2005 überwiegend<br />

sehr gut verwirklichen. Einen Überblick über die Tätigkeit in der Region bietet die<br />

folgende Übersicht 18 . Für eine detaillierte Ergebnisdarstellung sei wiederum auf den<br />

Sachbericht der Projektleitung verwiesen.<br />

17<br />

Vgl.: Diakonisches Werk <strong>des</strong> Evang.-Luth. Dekanatsbezirkes Sulzbach-Rosenberg e.V.<br />

Sozialpsychiatrischer Dienst/Pilhofer, G.: Konkrete Ziele der GKS für 2005: (Aktualisierung nach<br />

Rücksprache mit Frau Tschainer <strong>im</strong> Mai 2005). Amberg, Mai 2005.<br />

18<br />

Diese Grafik erstellte die Projektleitung auf Bitte der f/w Begleitung zur Übersichtsdarstellung.<br />

Erhalten per Mail am 17.01.2006.<br />

23


Gemeindenahe Versorgung durch die GKS in Stadt<br />

Amberg und Landkreis Amberg-Sulzbach<br />

(Stand Januar 2006)<br />

3/4<br />

1/2/3/4/5<br />

2,3,4<br />

2/3/(4)<br />

3(4)<br />

1/2/3/4/5<br />

1. Verbesserung der Versorgung<br />

2. Vernetzung<br />

3. Fachberatung<br />

4. Veranstaltungen<br />

5. Fachfortbildungen<br />

( ) konkrete Planungen<br />

2/3/(4/5)<br />

(1)/2/3/(4)<br />

1/2/3/4/5<br />

1/2/3/4/5<br />

1,2,3,4,5<br />

3<br />

2/3/(5)<br />

(1)/2/3/4/5<br />

1/2/3/4/5<br />

3/(4)<br />

24


Herausragen<strong>des</strong> Ergebnis der Tätigkeit der Projektleitung - mit engagierten<br />

Unterstützung von Vertreterinnen <strong>des</strong> Trägers - ist die Gründung <strong>des</strong> „Vereins zur<br />

Förderung der Seelischen Gesundheit <strong>im</strong> Alter für die Region Amberg-Sulzbach“<br />

durch lokale Ärzte, Politiker und Fachleute Anfang Dezember 2005.<br />

Letztendlich ist dies als Ergebnis der<br />

• kontinuierlichen vielfältigen Schaffung von Bewusstsein für geronto-<br />

psychiatrische Themenfelder<br />

• Initiierung von Netzwerken<br />

• Öffentlichkeitsarbeit<br />

durch die Projektleitung zu bewerten.<br />

Folgerichtig berichtete die regionale Presse unter dem Titel: „Verein stützt<br />

Erfolgsmodell. Gerontopsychiatrische Koordinationsstelle hat jetzt einen<br />

Förderverein“ über die Gründung: „Auf Einladung von Heidi H<strong>im</strong>melhuber, der<br />

Leiterin <strong>des</strong> Sozialpsychiatrischen Zentrums, stellvertretendem Landrat Dr. Klaus<br />

Schwinger und von Dr. Klaus Gebel, Arzt für Neurologie und Psychiatrie, kamen<br />

dieser Tage rund 20 Interessenten zur Gründung <strong>des</strong> Fördervereins zusammen.<br />

Derzeit sorgt der Diplom-Sozialpädagoge und Gerontotherapeut Georg Pilhofer in<br />

der GKS für das Zusammenspiel der Angebote für psychisch erkrankte Senioren: ein<br />

Modellprojekt, das auf Pilhofers Initiative vom bayerischen Sozialministerium und den<br />

Pflegekassen zur Vernetzung von Facheinrichtungen der Gesundheits- und Altenhilfe<br />

sowie zur Information der Fachwelt und der Öffentlichkeit eingerichtet wurde ...“ 19<br />

In der Satzung setzt sich der Verein für „die Förderung <strong>des</strong> Bewusstseins über<br />

seelische Erkrankungen <strong>im</strong> Alter in der Öffentlichkeit und Bereitstellung von<br />

Beratungs- und Versorgungsangeboten für den betroffenen Personenkreis und seine<br />

Angehörigen“ als Ziel ein und benennt ausdrücklich, dass der „Satzungszweck ...<br />

durch die Förderung der ‚Gerontopsychiatrische Koordinationsstelle (GKS)’ <strong>im</strong><br />

Sozialpsychiatrischen Zentrum Amberg <strong>des</strong> Diakonischen Werkes Sulzbach-<br />

Rosenberg“ verwirklicht wird. 20<br />

Beispielhaft führt so in der Region Amberg fachliche Kompetenz und langjähriges<br />

Engagement zum Zusammenschluss von Sozialpolitikern und Ärzten sowie<br />

Vertretern der sozialen Versorgungslandschaft, um das als notwendig erkannte<br />

19 Amberger Zeitung. Ausgabe 12.12.2005.<br />

20 Vgl.: Satzung <strong>des</strong> „Vereins zur Förderung der seelischen Gesundheit <strong>im</strong> Alter <strong>im</strong> Landkreis Amberg-<br />

Sulzbach und der Stadt Amberg e. V." STAND: 08. Dezember 2005. Erhalten von der Projektleitung<br />

per Mail am 23.01.2006.<br />

25


Projekt der gerontopsychiatrischen Netzwerkstelle langfristig sichern zu können.<br />

Nach Informationen der f/w Begleitung verstehen die <strong>im</strong> Verein engagierten<br />

Persönlichkeiten ihre Mitarbeit als mit Leben zu erfüllende Aufgabe und nicht<br />

lediglich als ehrenvolle Position.<br />

Folgende Themenfelder aus dem Tätigkeitsbereich der Projektleitung beleuchten<br />

exemplarisch die Vielfalt der Tätigkeit einer Gerontopsychiatrischen<br />

Koordinierungsstelle. Darüber hinaus werfen sie auch ein Blitzlicht auf Grenzen und<br />

Möglichkeiten der Verbesserung der gerontopsychiatrischen Versorgung. 21<br />

• „Ambulant betreutes Wohnen für gerontopsychiatrisch Erkrankte“: nach<br />

Aussagen der Projektleitung hat „der Bezirk kein Geld“, um diese Tätigkeit zu<br />

finanzieren; der Betreuung gerontopsychiatrisch Erkrankter <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>des</strong><br />

regulären ABW´s durch das Sozialpsychiatrische Zentrum Amberg sind enge<br />

Kapazitätsgrenzen gesetzt<br />

• Spezialisierte Gerontopsychiatrische Betreuungs- und Wohnformen für<br />

Sulzbach-Rosenberg und Amberg wurden von der Projektleitung in der<br />

regionalen PSAG als auch gegenüber Wohlfahrtsverbänden angeregt.<br />

Diesbezüglich bedauert die Projektleitung das geringe Interesse, da „die<br />

Geschäftsführer der Wohlfahrtsverbände ... z.Zt. zu sehr um den Erhalt ihrer<br />

Altenhe<strong>im</strong>e besorgt“ seien und alternative Demenz-Tagesstätten und<br />

Demenz-WG´s „als Konkurrenz dafür“ betrachten.<br />

• „Ergebnis eines GKS-Vortrages bei der Amberger Zeitung (AZ) war der Impuls<br />

von Behörden, Fachleuten und dem Chefredakteur der AZ zur Schaffung einer<br />

„Freiwilligen-Agentur für Jung und Alt“ in der Region“ incl. <strong>des</strong> „Wunsches<br />

der Mithilfe bei der Realisierung durch die GKS“<br />

• Psychische Entlastung von Fachleuten unterschiedlicher Einrichtungen<br />

durch gemeinsame Burnout-Schulung<br />

• Interesse <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> der Arzt- und Zahnarzthelferinnen an<br />

gerontopsychiatrischen Fortbildungsthemen<br />

• Herstellung <strong>des</strong> Kontaktes zwischen Hospizverein Amberg und<br />

Seniorenhe<strong>im</strong>e der Diakonie in Sulzbach-Rosenberg zur Entwicklung eines<br />

gemeinsamen Sterbekonzeptes<br />

21 Vgl.: Diakonisches Werk <strong>des</strong> Evang.-Luth. Dekanatsbezirkes Sulzbach-Rosenberg e.V.<br />

Sozialpsychiatrischer Dienst/Pilhofer, G.: Ergebnisse der GKS-Ziele 2005. Amberg, 04. Januar 06.<br />

Erhalten von der Projektleitung per Mail am 12.01.2006.<br />

26


Der Selbsteinschätzung der Projektleitung, als „Spezialist der Gerontopsychiatrie in<br />

der Oberpfalz“ werde er in der Region als „Informationszentrale“ genutzt, wird<br />

unterstrichen durch die Initiierung <strong>des</strong> ersten Gerontopsychiatrie-Kongresses <strong>im</strong><br />

<strong>Rahmen</strong> der traditionellen „Oberpfälzer Psychiatrietage“ <strong>im</strong> Jahre 2006 durch den<br />

Projektleiter.<br />

Den Auswirkungen und Ausstrahlungen dieses Fachkongresses als auch der<br />

weiteren Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s mit seinen vielfältigen Aktivitäten wird<br />

nach Einschätzung der f/w Begleitung auch für 2006 große Beachtung in der Region<br />

sowie daneben in lan<strong>des</strong>weiten Zusammenhängen zu zollen sein.<br />

27


6. Evangelischer Krankenverein Gunzenhausen e.V.<br />

Das Modellprojekt "Zentrale Verbundstelle <strong>im</strong> Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen<br />

zur Vernetzung ambulanter, teilstationärer und stationärer Einrichtungen " will einen<br />

„einmaligen und modellartigen ‚Verbund-Service’ in der ländlichen Region schaffen“,<br />

indem bisherige Angebote verschiedener (diakonischer) Träger gebündelt, verknüpft,<br />

ergänzt und entsprechend erweitert werden. Damit könne die größtmögliche<br />

Effektivität der Hilfen erreicht und Lücken in der pflegerischen Versorgung<br />

geschlossen werden. 22<br />

Für das Jahr 2005 wurden u.a. folgende Ziele gesetzt:<br />

• weitere Analyse bestehender Versorgungslücken auf Grundlage der bereits<br />

vorhandenen Ergebnisse / ggf. Entwicklung entsprechender Lösungen<br />

• Initiativen zum weiteren Ausbau der (niederschwelligen)<br />

Versorgungsstrukturen zur Entlastung pflegender Angehöriger<br />

• Konkretisierung <strong>des</strong> strukturierten Entlassungsmanagements mit den<br />

Krankenhäusern in der Region<br />

• Kooperationsaufbau mit Anbietern alternativer Wohnformen (ambulanten<br />

Wohngemeinschaften) zu verschiedenen Themenfeldern (u.a. Sicherung der<br />

Finanzierung)<br />

• Entwicklung eines neuen Teilprojektes „Vernetzte Versorgungsstrukturen“<br />

• arbeitsfähige Installierung <strong>des</strong> Arbeitskreises „Gerontopsychiatrie“ der<br />

regionalen PSAG<br />

Unter erneutem Hinweis auf die detaillierte Ergebnisdarstellung <strong>im</strong> Sachbericht der<br />

Projektleitung werden <strong>im</strong> folgenden die aus Sicht der f/w Begleitung<br />

herausragendsten Ergebnisse <strong>des</strong> vergangenen Jahres aufgeführt:<br />

1. Gründung und arbeitsfähige Konstitution <strong>des</strong> AK Gerontopsychiatrie unter<br />

dem Dach der regionalen PSAG<br />

2. Herausgabe eines regionalen Demenz-Führers (Info-Broschüre zu<br />

diesbezüglichen Hilfs- und Unterstützungsangeboten)<br />

3. Weitere Initiierung <strong>des</strong> Aufbaus niederschwelliger Betreuungsangebote /<br />

Angehörigengruppen<br />

4. Aufbau neuer Kooperationen mit anderen Anbietern in der Region<br />

22 Vgl.: Evang. Krankenverein Gunzenhausen e.V.: Gesamtkonzept. Zentrale Verbundstelle zur<br />

Vernetzung ambulanter, teilstationärer und stationärer Einrichtungen. Gunzenhausen, 2003. S. 2.<br />

28


5. Konkretisierung einer praktikablen Umsetzung <strong>des</strong> Entlassungsmanagements<br />

mit regionalen Krankenhäusern<br />

6. Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit zur Information und Sensibilisierung zum<br />

Thema Demenz<br />

Zu 1. und 2.:<br />

Nach den vielfältigen Bemühungen der Projektleitung hinsichtlich dieses<br />

Teilprojektes wurde das erste Modelljahr mit dem Min<strong>im</strong>al-Entschluss beendet, <strong>im</strong><br />

Jahre 2005 die Gründung eines eigenständigen Forums Gerontopsychiatrie auf den<br />

Weg zu bringen, mit dem Ziel, dieses in absehbarer Zeit unter das Dach der PSAG<br />

zu integrieren. Im Prozess der Umsetzung dieses Vorhabens lud das Modellprojekt -<br />

mit Unterstützung <strong>des</strong> Geschäftsführers der regionalen PSAG - alle relevanten<br />

Anbieter zu einer Diskussions- und Info-Veranstaltung ein, in derem <strong>Rahmen</strong> die<br />

GeFa Mittelfranken und die f/w Begleitung die Ergebnisse ihrer Evaluationen<br />

vorstellten 23 . Letztendlich führte der Arbeitsprozess zu dem unbedingt zu<br />

begrüßenden Ergebnis, dass nun doch der Arbeitskreis Gerontopsychiatrie<br />

unmittelbar und ohne Umweg unter dem Dach der PSAG installiert werden konnte.<br />

Durch Anregung und unter Federführung <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s widmete sich der<br />

neugegründete AK Gerontopsychiatrie als einer seiner ersten Aufgaben, der<br />

Erstellung einer Übersichtsbroschüre für die Öffentlichkeit/Senioren/Betroffene/<br />

Angehörige zum Thema Versorgungsangebote für Demenzkranke. Die Mitglieder<br />

<strong>des</strong> AK bewerteten nach Kenntnis der f/w Begleitung diese Arbeit als sehr positiv, so<br />

dass das der weiteren fruchtbaren Entwicklung <strong>des</strong> Gremiums positiv entgegengesehen<br />

wird.<br />

Zu 3. und 4.:<br />

Bemerkenswert zu diesem Tätigkeitsbereich (unter Vernachlässigung der<br />

Darstellung von Neugründungen usw.) ist die unkomplizierte Kooperation mit einem<br />

anderen Pflegedienst hinsichtlich <strong>des</strong> Einsatzes ehrenamtlicher Demenzhelfer<br />

(Helferkreis). Ein exemplarisches Faktum, das aufzeigt, dass bei Kooperations-<br />

23 GeFa Mittelfranken: Bestandsaufnahme Gerontopsychiatrie 2002/2003 Region Weißenburg-<br />

Gunzenhausen. (Vgl. dazu auch: aufschwungalt GbR, a.a.O., S. 165 f.)<br />

aufschwungalt GbR: Befragung von Angehörigen, Institutionen und Experten <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> der f/w<br />

Begleitung der <strong>Modellprojekte</strong> PflEG in der Region Weißenburg-Gunzenhausen. Vgl. Zwischenbericht<br />

2004, S. 150-161.<br />

29


ereitschaft und -willen auch unter Wettbewerbern, unbürokratische und<br />

pragmatische Lösungen zum Vorteil der Hilfesuchenden durchaus machbar sind,<br />

(von denen letztendlich alle Beteiligten auch <strong>im</strong> Sinne der Synergieeffekte<br />

profitieren).<br />

Die Anstrengungen und Aktivitäten der Modelleitung führten Ende 2005 zu einem<br />

weiteren wünschenswerten Effekt. Die für 2006 erneut geplante Schulung ehrenamtlicher<br />

Helfer nach PflEG konnte als eine wahrscheinliche Kooperation mit<br />

anderen Anbietern in der Region, die bisher bemerkenswerte Zurückhaltung übten,<br />

angebahnt werden. 24<br />

Zum Teilprojekt Kooperation/Netzwerk sei noch angemerkt, dass ein weiterer<br />

konkreter allgemeiner Kooperationsvertrag mit einem ambulanten Pflegeanbieter in<br />

der Region unterzeichnet wurde.<br />

Die von der Projektleitung bereits entwickelten Ideen und Umsetzungspläne zu einer<br />

Kooperation mit dem benachbarten Modellprojekt <strong>des</strong> Altenhilfeverbun<strong>des</strong><br />

Rummelsberg mussten aufgrund <strong>des</strong>sen Entwicklungsstan<strong>des</strong> vorerst zurückgestellt<br />

werden.<br />

Zu 5.:<br />

Hinsichtlich <strong>des</strong> Entlassungsmanagements wurde in Kooperation mit dem<br />

Krankenhaus Gunzenhausen eine Entlassungsbogen entwickelt resp. aus<br />

vorhandenen unter Beachtung gerontopsychiatrischer Aspekte modifiziert. Der<br />

diesbezügliche Prozess wies <strong>im</strong> Jahre 2004 Höhen und Tiefen auf, in dem Sinne,<br />

dass das Krankenhaus zuerst großes Interesse an dieser Kooperation gezeigt hatte,<br />

jedoch bei der (vom Modellprojekt) beabsichtigten Konkretisierung die Umsetzung<br />

vorerst auf unbest<strong>im</strong>mte Zeit vertagte. Die Ende 2005 erfolgende Drucklegung <strong>des</strong><br />

nunmehr gemeinsam erarbeiteten Überleitungsbogens als auch die für Anfang 2006<br />

geplante Erarbeitung eines gemeinsamen Standards „Entlassung“ steht für die<br />

erfolgreiche Arbeit <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s.<br />

Die GeFa Mittelfranken zeigte ebenfalls Interesse an diesem gemeinsamen<br />

Überleitungsbogens und beabsichtigt diesen, in der Region Nürnberg / Fürth<br />

vorzustellen. Weitere Kooperationsbemühungen der Projektleitung zum Thema<br />

24<br />

Nach aktuellem Informationsstand zum Berichtszeitpunkt wird die angebahnte Kooperation<br />

umgesetzt werden.<br />

30


Entlassungsmanagement / gemeinsame Nutzung <strong>des</strong> Überleitungsbogens / Überleitungsstandards<br />

mit anderen Krankenhäusern in der Region konnten aufgrund der<br />

Zurückhaltung der medizinischen Einrichtungen noch nicht zu konkreten Ergebnissen<br />

geführt werden.<br />

Letztendlich belegen diese Entwicklungen erneut, dass die Installation (tatsächlich in<br />

der alltäglichen Praxis wirksamer) Vernetzungs- und Kooperationsprozesse<br />

• längere Zeiträume und u.U. mehrere Anläufe benötigt sowie ohne<br />

• einen kontinuierlichen Impulsgeber in der Gefahr stehen, einzuschlummern.<br />

Zu 6.:<br />

Der Öffentlichkeitsarbeit widmete das Modellprojekt <strong>im</strong> Jahre 2005 verstärkt<br />

Aufmerksamkeit, die auch in Kooperation mit anderen Institutionen/Anbietern (VHS,<br />

Kirchgemeinden, Seniorenkreisen, „Gesundheitsmarkt“ in der Region) umgesetzt<br />

wurde.<br />

Die o.g. Ergebnisse belegen, dass das Modellprojekt (neben der Weiterführung der<br />

ohnehin schon erfolgreichen Tätigkeitsfelder aus dem Jahre 2004) die von der f/w<br />

Begleitung angesprochene Vertiefung der Arbeit in den Bereichen<br />

Kooperationen/Vernetzung und Schaffung von Transparenz/Öffentlichkeitsarbeit 25<br />

durch die Projektleitung nachhaltig aufgegriffen wurden. Die bereits Ende 2004 zu<br />

konstatierende gewachsene Sensibilisierung hinsichtlich dieser komplexen Thematik<br />

führte <strong>im</strong> zweiten Modelljahr in der Umsetzung zu ansehnlichen Resultaten.<br />

Die weitere Entwicklung der Modellumsetzung <strong>im</strong> letzten Modelljahr wird ebenfalls<br />

mit Interesse zu verfolgen sein.<br />

25 Vgl. auch: aufschwungalt GbR, a.a.O., S. 167.<br />

31


7. PIA e.V. München<br />

„Mit dem Projekt >Hilfe vor Ort< soll ein ergänzen<strong>des</strong>, dauerhaftes Hilfesystem<br />

geschaffen werden, das älteren Menschen in schwierigen Situationen hilft eine<br />

„maßgeschneiderte“ Unterstützungsleistung aus dem vorhandenen Hilfesystem zu<br />

erhalten.“ 26<br />

Die Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s >Hilfe vor Ort< <strong>im</strong> Jahre 2005 kann als<br />

exemplarisch für die zeit- und arbeitsintensiven Prozesse be<strong>im</strong> Aufbau vernetzter<br />

Strukturen angesehen werden. Im ersten Zwischenbericht der f/w Begleitung wurden<br />

die diversen Problemlagen, mit denen das Projekt in den ersten neun Monaten<br />

seines Bestehens konfrontiert war, dargestellt. Zu Ende <strong>des</strong> zweiten Projektjahres<br />

können eine erfolgreiche Entwicklung sowie zunehmend dynamischere<br />

Umsetzungsmöglichkeiten festgehalten werden.<br />

Erfahrungen aus anderen Projekten, die vergleichbare Ausgangspositionen<br />

aufweisen, u.a.:<br />

• Modellträger ist kein etablierter Anbieter (hier: der Träger PIA e.V. wurde 2001<br />

gegründet)<br />

• geringe Verankerung in der regionalen (ambulanten) Versorgungsstruktur<br />

• fehlende informelle Kontakte<br />

• Erfordernis <strong>des</strong> Neuaufbau der Projekt-/Bürologistik<br />

lassen den Schluss zu, dass in etwa zwölf Monate Aufbau- und Etablierungszeit<br />

für Vernetzungsprojekte, die die oben charakterisierten Merkmale aufweisen,<br />

eingeplant werden müssen. Auf dieses Ergebnis wird von Seiten der f/w Begleitung<br />

ausdrücklich <strong>im</strong> Sinne einer differenzierten Beurteilung der verschiedenen Projekte<br />

hingewiesen.<br />

Als Ziele der Konzeptumsetzung für 2005 benannten die Projektleitungen:<br />

Im Projektraum 1 soll das Angebot gefestigt werden, <strong>im</strong> Projektraum 2 wird >Hilfe vor<br />

Ort< vorbereitet. 27 Im einzelnen wurden folgende Arbeitsinhalte definiert:<br />

• Weiterentwicklung der Ausgestaltung der fachlichen Begleitung der Helfer<br />

sowie aller relevanten Modalitäten ihres Einsatzes auf der Grundlage<br />

bisheriger Erfahrungen<br />

• Überprüfung/Überarbeitung <strong>des</strong> Assessments und der Softwarelösung<br />

26 Projekt >Hilfe vor OrtHilfe vor Ort


• Fertigstellung der Datenbank, Testlauf, ggfalls Anpassung/Modifizierung<br />

• konstante Steigerung der Bekanntheit von PiA e.V. und dem Projekt >Hilfe vor<br />

Ort<<br />

• weiterer Aufbau der Möglichkeiten zur Klientengewinnung.<br />

Die Einzelheiten der Projektumsetzung sind auch für dieses Modell dem Sachbericht<br />

der Projektleitungen zu entnehmen.<br />

Aus Sicht der f/w Begleitung seien für den Berichtszeitraum zusammenfassend als<br />

wichtigste Ergebnisse benannt:<br />

Die Bekanntheit und Akzeptanz von >Hilfe vor Ort< in der Projektregion 1 konnte<br />

wesentlich gesteigert werden. Dies bezieht sich sowohl auf die allgemeine<br />

Öffentlichkeit als auch auf die Fachöffentlichkeit. Dies führte letztendlich auch zur<br />

Steigerung der Klientenanfragen.<br />

Die Datenbank wurde fertiggestellt und wird auch von Anbietern in der Region als<br />

Informationsquelle genutzt (die Projektleitungen erhielten verschiedentlich<br />

ausdrücklich positives Feedback für dieses Angebot).<br />

Der Helferstamm blieb auf vergleichbar konstantem Niveau. Diese Tatsache spricht<br />

für eine erfolgreiche und adäquate fachliche und persönliche Begleitung der<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter; entsprechend der Erkenntnisse zur Gestaltung<br />

Bürgerschaftlichen Engagements unter der Herstellung von win-win-Situationen.<br />

Zu Ende <strong>des</strong> Jahres wurden durch intensive Vorarbeiten die Grundlagen für den<br />

Start von >Hilfe vor Ort< <strong>im</strong> Projektraum 2 für Anfang 2006 gelegt.<br />

Interessante Fragestellungen aus Sicht der f/w Begleitung entwickelten sich in<br />

folgenden Themenbereichen:<br />

• Persönliche Befragung der Klienten durch die f/w Begleitung<br />

Trotz intensiver Bemühungen der Projektleitungen und der f/w Begleitung gelang<br />

letztendlich nur die Durchführung eines persönlichen Gespräches. Diese Klientin<br />

gab ein überaus positives Feedback zur Gestaltung <strong>des</strong> Einsatzes von


In diesen Zusammenhängen bleibt zu beobachten, ob die von den Projektleitungen<br />

mehrfach erwähnte Tatsache, dass die PIA-Helfer nicht von „einer Behörde“ kämen<br />

für ihre Klienten von besonderer Bedeutung wäre, sich weiter verifizieren lässt. Die<br />

Konzeptidee von >Hilfe vor Ort< käme so ein gewichtige Bedeutung bei der<br />

Ermöglichung der Annahme von Hilfen durch die Hilfebedürftigen zu. Der<br />

Erstkontakt durch ehrenamtlich Tätige und eben nicht durch angestellte Mitarbeiter<br />

einer Institution wäre als Hemmschwellen-senkend einzuordnen und als weiteres<br />

niederschwelliges Angebot einzuschätzen. 28<br />

• Daran anknüpfend verdienen die weiterentwickelnden Gedanken der<br />

Projektleitungen zum Helferprofil an Bedeutung. Die zum Jahresende vorgelegten<br />

Ausarbeitungen zur Profilschärfung <strong>des</strong> Projektes >Hilfe vor Ort< bieten hierfür<br />

wichtige Grundlagen. Dabei handelt es sich einerseits um die Thesen<br />

„Unterscheidungsmerkmale zu anderen Beratungs- und Hilfeangeboten“ sowie um<br />

eine sowohl detaillierte als auch konzentrierte Beschreibung der „Vorgehensweise“<br />

<strong>des</strong> Projektes. Damit erfolgt eine Verbesserung der Transparenz zur Arbeit <strong>des</strong><br />

Projektes für die Fachöffentlichkeit, dem die Eröffnung weiterer<br />

Kooperationsmöglichkeiten als <strong>im</strong>manent zu bezeichnen ist. Die <strong>im</strong> fachlichen<br />

Austausch mit der f/w Begleitung andiskutierte Weiterentwicklung <strong>des</strong> Konzeptes<br />

hinsichtlich der Anforderungen an die Vorerfahrungen/-qualifizierungen der PIA-<br />

Helfer sowie der Gestaltung <strong>des</strong> Assessmentes resp. seiner Einsatzmöglichkeiten<br />

durch ehrenamtliche Mitarbeiter wird unter Einbeziehung der Erfahrungen <strong>des</strong><br />

dritten Modelljahres zum Abschluss <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s als Ergebnis zu erwarten<br />

sein.<br />

• Entwicklung <strong>des</strong> Projektes >Hilfe vor Ort< in der zweiten Projektregion. Wie<br />

erwähnt wurden ebenfalls zu Ende <strong>des</strong> zweiten Projektjahres die Grundlagen für<br />

den Aufbau <strong>des</strong> Projektes in der Gemeinde Haar gelegt. Auch wenn die Gemeinde<br />

Haar nicht als ausgesprochen ländliche Region zu bezeichnen ist, wird es<br />

interessant sein zu beobachten, ob die - <strong>im</strong> Vergleich zu München - übersichtlichen<br />

28 Ausdrücklich sei hier auf die inzwischen verschiedentlich in der Fachwelt diskutierten Probleme der<br />

pflegenden Angehörigen und hilfebedürftigen Senioren bei der In-Anspruchnahme vorhandener<br />

Hilfsangebote verwiesen. Nicht zu unterschätzen sind in diesem Zusammenhang die Themenbereiche<br />

Scham und Schuld sowie Versagensängste, die enorme Widerstände bezüglich der Bereitschaft<br />

vorhandene Hilfen anzunehmen, erzeugen. Versorgungsstrukturen der Altenhilfe sollten diese<br />

relevanten Phänomene verstärkt bei Gestaltung ihrer Dienstleistungen berücksichtigen.<br />

34


(Versorgungs-)Strukturen die Implementierung <strong>des</strong> Konzeptes erleichtern werden.<br />

Vorerst kann es nur als Hypothese formuliert werden, dass möglicherweise - unter<br />

Einbeziehung der bereits getätigten Erfahrungen und der benannten nötigen<br />

Konkretisierung von Helferprofil und Modifizierung <strong>des</strong> Assessments - die<br />

Projektidee von >Hilfe vor Ort< adäquater für kleinstädtische und ländliche<br />

Regionen geeignet ist. Demgegenüber kann jedoch auch angesichts der<br />

Entwicklung der Kooperationsstrukturen und Nachfragen nach PIA-Helfern auch<br />

von Institutionen in der Versorgungsregion 1 (München-Ramersdorf/Perlach)<br />

vermutet werden, dass die zu eingangs erwähnte unabdingbare<br />

Implementierungszeit akzeptiert werden muss, bis die Idee von >Hilfe vor Ort<<br />

auch <strong>im</strong> großstädtischen Bereich ihr Ziel, Hilfebedürftige und Versorgungsangebote<br />

zusammenzuführen, verwirklichen kann.<br />

• Unter Umständen wird sich die Projektidee von >Hilfe vor Ort< nicht als eigenständiges<br />

Angebot dauerhaft flächendeckend realisieren lassen. Unbedingt vorstellbar<br />

ist jedoch, dass der Ansatz <strong>des</strong> niederschwelligen Einsatzes qualifizierter<br />

Helfer zum „maßgeschneiderten“ Verknüpfen von Hilfebedarf und -angebot als<br />

weiteres Versorgungssegment an vorhandene Institutionen angekoppelt werden<br />

könnte.<br />

Auch hier sieht die f/w Begleitung gespannt der Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s in<br />

seinem letzten Projektjahr entgegen.<br />

35


TEIL 2: Altenhilfeverbund Rummelsberg: Projekt GERDA<br />

2.1. Das Modellprojekt<br />

Das Modellprojekt startete am 01.01.2005 mit einer dreijährigen Laufzeit seine Arbeit<br />

(Bewilligungszeitraum: 01.01.05 - 31.12.07).<br />

Als Projektleitung wurde mit einer Wochenarbeitszeit von 10 Stunden die Referentin<br />

für psychogeriatrische Fachfragen der Rummelsberger Dienste für Menschen <strong>im</strong><br />

Alter gGmbH vorgesehen. Zur Umsetzung der Modellkonzeption war beabsichtigt,<br />

ein Projektteam zu bilden, das sich aus einer Gerontopsychiatrischen Fachkraft (ex.<br />

Altenpflegerin/Krankenschwester mit Zusatzqualifizierung) und einer Altenpflegerin -<br />

beide jeweils mit einer halben Stelle - sowie zwei Pflegefachkräften auf Honorarbasis<br />

und einer Verwaltungsfachkraft (geringfügig beschäftigt) zusammensetzen sollte.<br />

Ziel der Konzeption "Übergangspflege-Leben zu Hause" 29 ist die Erprobung einer<br />

innovativen ambulanten Betreuungsform mit rehabilitativen Komponenten, die<br />

Demenzkranken die Rückkehr aus dem Krankenhaus oder stationären<br />

Altenpflegeeinrichtungen zurück ins häusliche Milieu ermöglichen soll. Dabei wird<br />

folgende Differenzierung der Übergänge vorgenommen:<br />

• Aus einer Psychiatrischen Klinik oder somatischem Krankenhaus nach Hause<br />

• von einer Allgemeinklinik ins Alten- und Pflegehe<strong>im</strong> und von dort zurück nach<br />

Hause<br />

• von zu Hause in ein Alten- und Pflegehe<strong>im</strong> mit Übergang zurück nach Hause<br />

Nach einer erfolgreichen Bewältigung der Rückkehr ins häusliche Umfeld sollen die<br />

Übergangspflegekräfte die gerontopsychiatrische Versorgung zu Hause sichern. Die<br />

Rehabilitation werde durch fachlich geschultes Pflegepersonal sowie bei Bedarf mit<br />

anderen Hilfsorganisationen (wie z. B. einem ambulanten Dienst, einem<br />

Mahlzeitendienst, einem Ärztenetz, Physiotherapeuten, ehrenamtlichen Helfern und<br />

Haushaltshilfen usw.) vernetzt.<br />

Die Konzeption beschreibt die Umsetzungsschritte der Übergangspflege wie folgt:<br />

29 Im September 2005 erhielt das Modellprojekt den Namen GERDA („GEerontopsychiatrische<br />

Reaktivierung Dahe<strong>im</strong>“). Der Träger verband damit die Hoffnung, „das Projekt eingängiger in der<br />

Öffentlichkeit positionieren zu können“.<br />

Vgl. Sossau, Rene (Qualitätsmanagementbeauftragter der Rummelsberger Dienste für Menschen <strong>im</strong><br />

Alter gGmbH): E-Mails von 21.09.05 und 20.10.05.<br />

36


1. Kontaktaufnahme <strong>im</strong> Krankenhaus oder <strong>im</strong> Alten-/Pflegehe<strong>im</strong><br />

2. Terminvereinbarung mit betroffenen Demenzkranken / seinen Angehörigen /<br />

gesetzlichen Betreuer für den ersten Übergang nach Hause<br />

3. Beobachtung der Alltagsbewältigung der Betroffenen in der häuslichen<br />

Umgebung<br />

4. Analyse von kritischen Situationen (Verhaltensauffälligkeiten und<br />

5.<br />

Verwirrtheitszustände)<br />

Kontrolle, Reaktivierung elementarer lebenspraktischer Tätigkeiten, die bei<br />

Bedarf trainiert werden sollen<br />

Nach max<strong>im</strong>al 4 Ausgängen wird die Entscheidung getroffen, ob der Demenzkranke<br />

zumin<strong>des</strong>t für einen mittelfristigen Zeitraum weiterhin zu Hause leben kann. Zur<br />

Unterstützung sollen vor der Entlassung zurück nach Hause bedarfsorientiert<br />

Hilfsdienste, Nachbarn, Angehörige informiert und eingebunden werden. Nach der<br />

Entlassung in die eigene Wohnung besuchen die Übergangspflegekräfte einmal<br />

wöchentlich bis dre<strong>im</strong>al täglich den Betroffenen.<br />

2.2. Experteninterviews 30<br />

Leitfadengestützte Experteninterviews 31 konnten mit fünf Personen (die der f/w<br />

Begleitung von der Projektleitung als „wichtige Kooperationspartner“ benannt<br />

wurden) geführt werden. Sie sind folgenden Institutionen zuzuordnen:<br />

• Angehörigenberatungsfachstellen (Bayerisches Netzwerk Pflege)<br />

• Klinikum/Zentrum für Altersmedizin<br />

• Pflegedienstleitung von Zusammenschluss ambulanter Dienste in der Region<br />

• Kirchgemeinde<br />

Die Kontaktaufnahme (bzw. Bitte um ein Interview) zu relevanten Vertretern der<br />

beiden regionalen allgemein versorgenden Krankenhäusern blieben trotz intensiver<br />

Bemühungen relativ erfolglos. Eine dieser Mitarbeiterin war lediglich zu einem 20minütigen<br />

Telefongespräch bereit.<br />

Fast übereinst<strong>im</strong>mend wünschten sich die Interviewpartner eine Verbesserung der<br />

Information und Transparenz hinsichtlich der Modellkonzeption und ihrer Ziele. 32<br />

30 Die Versuche der f/w Begleitung ebenfalls Betroffene/Angehörige/Klienten persönlich bzw. <strong>im</strong><br />

modifizierten Vorgehen per Fragebogen zu interviewen, führten nur in einem Fall zum Erfolg. Die<br />

Darstellung der Ergebnisse wird hier vernachlässigt. Diese Evaluation bleibt in ihren<br />

Umsetzungsversuchen Bestandteil der weiteren Projektbegleitung.<br />

31 Vgl. Forschungs<strong>des</strong>ign (Ziel / Aufbau der Experteninterviews): aufschwungalt GbR, a.a.O., S.17.<br />

32 Die Interviews wurden sechs Monate nach Modellbeginn durchgeführt (Anfang/Mitte Juli 2005).<br />

37


Dabei wird jedoch als positiv bewertet, dass der Modellträger als bedeutender<br />

Anbieter stationärer Versorgung in der Region das „Demenz-Thema so offensiv“<br />

anginge. Ein Gesprächspartner betont, dass das Projekt „prinzipiell nötig“ sei, hält es<br />

jedoch für „sinnvoller“, dass nicht nur ein Träger „so einen Bereich aufmacht“ und<br />

wünscht sich einen „ambulanten Trägerverbund“. Intensivere Kooperationswünsche<br />

mahnt ein weiterer Experte an, der die „Offensive Einbindung ambulanter<br />

Pflegedienste, Angehörigenberatungsstellen und Krankenhäuser einfordert. Dies<br />

sieht der Gesprächspartner zum Interviewzeitpunkt als „so nicht gegeben an“.<br />

Eine konkrete Kooperation hinsichtlich der Klientenvermittlung oder Zusammenarbeit<br />

bei der Versorgung hatte bis zum Zeitpunkt der Interviews fast nicht stattgefunden.<br />

Die einzige Vermittlung <strong>des</strong> Angebotes <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s an Patienten eines<br />

ambulanten Pflegedienstes wurde dann aber von den dazugehörigen Angehörigen<br />

nicht angenommen.<br />

Die Erwartungshaltungen der Interviewpartner an das Projekt hinsichtlich der<br />

eigenen Arbeit sowie für die Region zum Projekt zeigen folgende Bandbreite:<br />

• für Klientel der interviewten Institution sei jede Unterstützung/Hilfe wichtig, der<br />

Gesprächspartner verbindet mit dem Modell „große Hoffnung, wenn die<br />

Projekt-Mitarbeiter unvoreingenommen“ mit den Mitarbeitern der interviewten<br />

Institution „zusammenarbeiten“<br />

• grundsätzlich brauche der Landkreis das Projekt nicht, da der reale Bedarf in<br />

der ländlichen Prägung durch die vorhandenen Angebote abgedeckt sei<br />

• dass das Angebot bekannter wird, „um Leuten mehr Hilfe zu geben“<br />

• “eher weniger“ Wünsche<br />

• Gesprächspartner findet „es gut, wenn Begleitung zu Hause stattfindet“.<br />

Hinsichtlich der Veränderungswünsche zu Zielen/Inhalten/Vorgehen der Projektleitung<br />

benennen die Befragten u.a.:<br />

• „die Not der Angehörigen ist enorm und es ist je<strong>des</strong> Projekt zu befürworten -<br />

auch das Rummelsberger - wenn sie den richtigen kooperativen Stil finden“<br />

• keine<br />

• informiert zu werden<br />

• sich mit der Projektleitung „mal zusammenzusetzen“, um über Kooperation /<br />

Bedarf / Vorgehen sprechen zu können<br />

38


2.3. Ausgangslage<br />

Zusammenfassend sei hier lediglich darauf verwiesen, dass<br />

• die Modellkonzeption aus dem - seit mehreren Jahren praktizierten -<br />

stationären Ansatz der Übergangspflege der Rummelsberger Anstalten der<br />

Inneren Mission e. V. 33 (angelehnt an das Übergangspflegemodell nach Erwin<br />

Böhm, erfolgreich praktiziert in Österreich) hergeleitet wurde. Die<br />

Projektleitung war jahrelang in diesem Bereich be<strong>im</strong> Modellträger tätig und<br />

führte nach Kenntnis der f/w Begleitung das Böhmsche Konzept dort ein.<br />

• der Modellträger als einer der wichtigsten stationären und potenter Anbieter in<br />

der Region zu bewerten ist (mit Versorgungsstrukturen u.a. in der<br />

Krankenhausversorgung, Behinderten- und Altenhilfe)<br />

• der Modellträger sich in der regionalen ambulanten Versorgung bis zum<br />

Modellstart augenscheinlich in geringem Maße positionierte<br />

• die Modellregion ein Einzugsgebiet von ca. 25 km um Rummelsberg der<br />

Bevölkerung erfassen sollte. In diesen Bereich liegt sowohl die mit<br />

entwickelten Versorgungsstrukturen ausgestatte Stadt Nürnberg als auch der<br />

Landkreis Nürnberg, der <strong>im</strong> südlichen Gebiet nach Aussagen regionaler<br />

Akteure mit spezifischen ambulanten Hilfen für Demenzkranke eine sehr<br />

geringe Versorgungsausstattung hat.<br />

2.4. Projektstrukturplan<br />

Wie bei allen begleiteten <strong>Modellprojekte</strong>n nahm auch hier die Entwicklung eines<br />

adäquaten Projektstrukturplanes <strong>im</strong> ersten Halbjahr vielfältigen Raum ein. In<br />

vielfacher persönlicher, telefonischer und schriftlicher Kommunikation wurde die<br />

Umsetzung der Modellkonzeption in einen Handlungsplan zwischen der<br />

Projektleitung und der f/w Begleitung intensiv diskutiert. Unter anderem waren<br />

wichtige Aspekte, das Ziel <strong>des</strong> Projektes herauszuarbeiten, die notwendigen<br />

Umsetzungsschritte von - für das Projekt nicht-relevanten - abzugrenzen und zu<br />

strukturieren sowie Meilensteine <strong>im</strong> Projektverlauf festzuschreiben. Der folgende<br />

Projektstrukturplan wurde der f/w Begleitung am 21.09.2005 vom<br />

Qualitätsmanagementbeauftragten der Rummelsberger Dienste zugesandt. Unter<br />

anderem die Erkrankung der Projektleitung ist eine Ursache, dass hinsichtlich der<br />

33 In der internen Strukturentwicklung <strong>des</strong> Modellträgers ist nun die „Rummelsberger Dienste für<br />

Menschen <strong>im</strong> Alter gGmbH“ für das Projekt zuständig.<br />

39


Entwicklung <strong>des</strong> Projektmanagements für das Projekt „GERDA“ aus Sicht der f/w<br />

Begleitung weiterhin Handlungsbedarf gesehen wird. 34<br />

1.1<br />

fachliche<br />

Begleitung<br />

Demenzkranker<br />

1.1.1<br />

zu Hause<br />

(He<strong>im</strong>ver-<br />

meidung)<br />

1.1.2<br />

Kranken-<br />

haus nach<br />

Hause<br />

(Übergang)<br />

1.1.3<br />

Kurzzeit-<br />

pflege<br />

nach<br />

Hause<br />

Teilaufgabe 1<br />

Häusliche<br />

Versorgung<br />

1.2<br />

Begleitung<br />

Beratung<br />

Angehöriger<br />

1.2.1<br />

Familien-<br />

management<br />

Projektstrukturplan<br />

1.3<br />

Versorgungsstruktur<br />

1.3.1<br />

Helferkreis<br />

1.3.2<br />

Initiierung<br />

von<br />

Betreuungs-<br />

gruppen<br />

Teilaufgabe 2<br />

Kooperation<br />

Projekt GERDA<br />

Teilaufgabe 3<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

34 Vgl. auch die Ausführungen unter „2.5 Umsetzung und Bewertung“<br />

2.1<br />

ambulante<br />

Dienste<br />

2.2<br />

Kliniken<br />

2.3<br />

Ärzte<br />

3.1<br />

Information<br />

3.1.1<br />

Fach-<br />

öffentlichkeit<br />

3.1.2<br />

Bevölkerung<br />

Teilaufgabe 4<br />

Projektorganisation<br />

4.1<br />

Büroorgani-<br />

sation / Logistik<br />

4.2<br />

Formulare/<br />

Dokumentation<br />

4.3<br />

Personal-<br />

entwicklung<br />

Teilaufgabe 5<br />

Modellaufgaben<br />

40<br />

5.1<br />

Kontakte zur<br />

wissenschaft-<br />

lichen<br />

Begleitung<br />

5.2<br />

Projektberichte/<br />

Projekt-<br />

dokumentation<br />

5.3<br />

Finanzierung/<br />

Abrechnung


2.5. Umsetzung und Bewertung<br />

Auf eine Darstellung der Details der Umsetzung wird hier wiederum verzichtet, da<br />

diese <strong>im</strong> Sachbericht <strong>des</strong> Projektes dargestellt werden.<br />

Der Verlauf <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s in seinem ersten Jahr wurde geprägt von<br />

• den Anstrengungen seitens der f/w Begleitung hinsichtlich der Entwicklung<br />

eines Projektmanagements zur adäquaten Umsetzung der eingereichten<br />

Modellkonzeption durch die erste Projektleitung<br />

• der Erkrankung der Projektleitung<br />

• den Schwierigkeiten in der Mitarbeitergewinnung (Gerontopsychiatrische<br />

Fachkraft und Altenpflegerin)<br />

• dem Wechsel in der Projektleitung <strong>im</strong> Zeitraum Mitte September bis Ende<br />

Oktober 2005 (mit zwischenzeitlicher kommissarischer Leitung)<br />

• einem neuen Ansatz in der Umsetzung der Konzeption durch die neuen<br />

Projektleitungen ab November 2005.<br />

Dem entspricht die Bewertung <strong>des</strong> Projektverlaufes in der Zeit 01/2005-10/2005<br />

durch die neuen Projektleitungen: „Auf Grund der Erkrankung von Fr. Martschin und<br />

der noch in Ausbildung befindlichen Praxismitarbeiterinnen bewegte sich die<br />

praktische Umsetzung <strong>des</strong> Projektes eher in einer Vorlauf- bzw. Probephase.“ 35 Die<br />

Übergabe zwischen alter und neuer Projektleitung fand Mitte resp. Ende Oktober<br />

statt. Die neuen Projektleitungen sind „<strong>im</strong> gerontopsychiatrischen Fachdienst <strong>des</strong><br />

AHV Stephanushaus in Rummelsberg tätig, verfügen über praktische Erfahrungen in<br />

der Umsetzung <strong>des</strong> Psychobiografischen Pflegemodells <strong>im</strong> He<strong>im</strong>alltag und wurden<br />

zu je 5 Wochenstunden für das Projekt freigestellt“. Die Einarbeitung der beiden<br />

neuen Projektleitungen begann nach deren Aussagen mit einer „Orientierungsphase<br />

und Ist-Analyse“. Erst ab dem Zeitpunkt der Projektübergabe „war es möglich, sich<br />

mit der Konzeption, der Zielsetzung und der inhaltlichen Bestandsaufnahme sowie<br />

den <strong>Rahmen</strong>bedingungen auseinander zusetzen. Dazu musste bei allen Beteiligten<br />

ein erneuter Teamfindungs- und Identifikationsprozess stattfinden. Die Reflektion und<br />

35 Büsch, J. / Hacker, K. (Altenhilfeverbund Rummelsberg): Zwischenbericht zum Projekt GERDA:<br />

Oktober bis Dezember 2005. Rummelsberg, 12.01.2006. - Auch die weiteren Zitate stammen aus<br />

diesem Bericht.<br />

41


Überprüfung der bereits geleisteten Arbeit in der Praxis <strong>im</strong> Kontext zur Konzeption<br />

und den Projektzielen ergab für alle Beteiligten“ vielfachen „Klärungsbedarf“. 36<br />

Die Gewinnung der Fachpflegekräfte gestaltete sich - aus verschiedenen Gründen -<br />

unerwartet schwierig, so dass letztendlich erst am 01.05. die Altenpflegefachkraft<br />

sowie die Gerontopsychiatrische Fachkraft ab 01.07.05 ihre Tätigkeit aufnehmen<br />

konnten. Aufgrund der Erkrankung der Projektleitung ergaben sich in ihrer<br />

Einarbeitung jedoch auch Hindernisse und Verzögerungen. 37 Trotzdem konnten die<br />

Fachkräfte bis Ende 2005 insgesamt 17 Klienten in derem häuslichen Umfeld<br />

begleiten und betreuen, wobei der erste Einsatz aufgrund einer Anfrage vom 21.06.<br />

erfolgte.<br />

Zusammenfassend kann zum Modellprojekt GERDA folgen<strong>des</strong> festgehalten werden:<br />

• trotz der verschiedenen Problemlagen konnte nach Erkrankung der<br />

•<br />

Projektleitung in konstruktiver Zusammenarbeit zwischen Modellträger und f/w<br />

Begleitung der weitere Verlauf und die Sicherstellung der Umsetzung der<br />

Modellkonzeption gewährleistet werden<br />

die kontinuierlichen Hinweise der f/w Begleitung zur weiteren Entwicklung der<br />

Transparenz hinsichtlich der Modellkonzeption und der Vernetzungen wurden<br />

von den neuen Projektleitungen aufgenommen und bereits bis Ende <strong>des</strong><br />

Jahres mit der diesbezüglichen Praxisumsetzung begonnen<br />

• nach dem Wechsel in der Projektleitung erfolgten durch diese bereits vielfache<br />

Kontaktaufnahmen zu relevanten Akteuren in der Region, insbesondere auch<br />

in den ländlichen Gebieten<br />

• das Projektteam konnte in den zwei Monaten seit seiner<br />

Neuzusammensetzung gute Arbeitsstrukturen entwickeln, was sowohl der<br />

Entwicklung <strong>des</strong> Projektmanagements als auch der Praxistätigkeit der<br />

Fachkräfte sichtlich wirksame Akzente setzte<br />

36<br />

Vgl. Büsch, J. / Hacker, K. (Altenhilfeverbund Rummelsberg): Zwischenbericht zum Projekt GERDA:<br />

Oktober bis Dezember 2005. a.a.O.<br />

37<br />

Die Projektleitung fasste diese Situation am 22.05.05 per Mail an die f/w Begleitung wie folgt<br />

zusammen: „In der Zeit von Jan bis Mai habe ich allein das Projekt begonnen. Somit ergab es leider<br />

einige Zeitverzögerungen.“<br />

42


Wie bereits <strong>im</strong> ersten Zwischenbericht für das Jahr 2004 festgehalten, kann auch<br />

hinsichtlich <strong>des</strong> Projektes GERDA konstatiert werden, dass es bei der Entwicklung<br />

von Vernetzungs-Projekten einen signifikanten Zusammenhang zwischen den<br />

Erfolgen in der Umsetzung sowie den Erfahrungen, fachlichen und sozialen<br />

Kompetenzen und der Positionierung der Vernetzungsverantwortlichen<br />

Projektleitung gibt. Wie bereits oben unter Punkt 4. (Projekt KLAR) beschrieben,<br />

bedarf es für erfolgreiche Vernetzungsarbeit der<br />

• zugehenden Kontaktaufnahme<br />

• der Offenheit und Transparenz sowie<br />

• klarer Vorstellungen zu eigenen Zielen und die Fähigkeit, diese zu vermitteln.<br />

Nach dem sogenannten „Neustart“ befindet sich das Modellprojekt GERDA auf<br />

einem Erfolg versprechenden Weg. Mit Interesse wird zu beobachten sein, ob der<br />

psychobiografische Ansatz nach Böhm <strong>im</strong> ambulanten Bereich umsetzbar sein bzw.<br />

welche Modifikationen das Projektteam entwickeln kann und wird, um in einer<br />

ländlichen Region den Betroffenen und Angehörigen die benötigte Entlastung und<br />

Verbesserung der Lebensqualität bieten zu können.<br />

43


TEIL 3: Förderkreises Steigerwald: Ambulant betreute Wohngemeinschaft für<br />

Demenzkranke<br />

3.1. Das Modellprojekt<br />

Das Modellprojekt startete am 01.01.2005 mit einer zweijährigen Laufzeit seine<br />

Arbeit (Bewilligungszeitraum: 01.01.05 - 31.12.06).<br />

Modellträger ist der Förderkreis Steigerwald e. V. in Markt Taschendorf (bei<br />

Neustadt/A. in Mittelfranken), der von den Initiatoren der „Wohn- und Hausgemeinschaft<br />

für dementiell erkrankte Menschen“ (Antragstitel) zur Umsetzung <strong>des</strong><br />

Projektes gegründet wurde. Als Projektleitung wurde mit einer Teilzeitstelle (19,5h)<br />

eine examinierte Krankenschwester, die zum Projektbeginn das letzte Semester <strong>des</strong><br />

Diplom-Studienganges Pflegemanagementabsolvierte, eingestellt.<br />

3.2. Ausgangslage<br />

Die Thematik „Ambulant betreute Wohngemeinschaften für Demenzkranke“ 38<br />

gewinnt zunehmend und aktuell in beeindruckender Fülle an Bedeutung in der<br />

Versorgungslandschaft. 39 Die Initiative zur Gründung einer der ersten Demenz-WG’s<br />

in Deutschland ging in Berlin vom Verein „Freunde alter Menschen e.V.“ mit seinem<br />

Geschäftsführer Klaus Pawletko, aus. Seit den neunziger Jahren sind in der<br />

Bun<strong>des</strong>hauptstadt bis zum Berichtszeitpunkt über 300 Demenz-WG’s entstanden 40 .<br />

In Bayern existierte <strong>im</strong> Bewusstsein der Fachöffentlichkeit bis vor ca. drei Jahren<br />

lediglich ein Beispiel dieses innovativen Versorgungsbausteines: die Rothenfußer-<br />

Wohngemeinschaft in München. 41<br />

In Mittelfranken sind seit dem Jahre 2000/2001 insgesamt drei verschiedene<br />

Impulsgeber für die Gründung einer ambulanten Wohngemeinschaft zu<br />

beobachten 42 :<br />

38<br />

Zur Vereinfachung wird diese korrekte Bezeichnung <strong>des</strong> Versorgungskonzeptes abkürzend mit<br />

„Demenz-WG“ ersetzt.<br />

39<br />

Unterstrichen wird dies auch durch eine zunehmende Fülle an diesbezüglicher Fachliteratur. (Auf<br />

eine übersichtsgebende Auflistung wird <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> dieses Zwischenberichtes verzichtet.)<br />

40<br />

Mündliche Information von Klaus Pawletko <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> der Fachtagung der Deutschen Alzhe<strong>im</strong>er<br />

Gesellschaft „Ambulant betreute Wohngemeinschaften - quo vadis?“ am 06.02.2006 in Kassel.<br />

41<br />

Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen: Rothenfußer<br />

Wohngemeinschaft. Wohngemeinschaft für verwirrte ältere seelisch behinderte Menschen in<br />

München. Ein Bericht der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung (afa) München.<br />

Eigenverlag. München, 2003.<br />

42<br />

Vgl.: Förderkreis Seigerwald e.V./Dehner, H.: Bericht der Projektleitung - Entstehung der ambulant<br />

betreuten Wohngemeinschaft in Obersteinbach. Markt Taschendorf, 2006. (Per Mail an die f/w<br />

Begleitung am 13.02.2006 gesandt.)<br />

44


• Initiativkreis für Wohngemeinschaften für demenzkranke Menschen (initiiert<br />

von der Gerontopsychiatrische Fachkoordination <strong>des</strong> Bezirks Mittelfranken<br />

[GeFa Mittelfranken] und dem Psychiatriekoordinator <strong>im</strong> Bezirk Mittelfranken,<br />

Heiner Dehner)<br />

• Zukunftswerkstätten <strong>des</strong> Bildungsinstitutes „Pluspunkt gGmbH“ in Nürnberg<br />

mit den Teilnehmern der gerontopsychiatrischen Fort- und Weiterbildung<br />

• Aktivitäten und Umsetzungsideen <strong>des</strong> „Vereins für ambulante Sozialdienste<br />

e.V.“ (VAS e.V.), einem seit mehr als zwanzig Jahren <strong>im</strong> Landkreis<br />

Neustadt/A.-Bad Windshe<strong>im</strong> existierendem Kranken- und Altenpflegeverein /<br />

ambulantem Pflegedienst<br />

In jeder der drei Gruppierungen engagierte sich in unterschiedlichen Rollen ein<br />

Vorantreiber der Idee der ambulanten Demenz-WG’s in Mittelfranken, Heiner<br />

Dehner. 43<br />

In der Konsequenz wurde die Wohngemeinschaft <strong>im</strong> mittelfränkischen Dorf<br />

Obersteinbach gegründet.<br />

Auch hier sei darauf hingewiesen, dass weitere Details zur Entstehungsgeschichte<br />

sowie Einzelheiten zur Umsetzung <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s in seinem ersten Jahr dem<br />

Sachbericht der Projektleitung zu entnehmen sind.<br />

3.3. Konzeptioneller Ansatz / Projektstrukturplan<br />

Wohngemeinschaften für dementiell erkrankte ältere Menschen sind in der<br />

Versorgungslandschaft der Altenhilfe für Betroffene und deren Angehörige als<br />

alternative Wohnform zwischen häuslicher Pflege/Betreuung und vollstationärer<br />

Pflege einzuordnen.<br />

Der konzeptionelle Ansatz der Demenz-WG’s versteht diese nicht als Einrichtungen<br />

<strong>im</strong> Sinne <strong>des</strong> He<strong>im</strong>gesetzes. Das Innovative der Idee ist, dass die Demenzkranken<br />

als Mieter in einer geeigneten Wohnung zusammenleben und in ihrer eigenen<br />

Häuslichkeit von einem selbst gewählten ambulanten Pflegedienst versorgt werden.<br />

Ihre Versorgung orientiert sich am tatsächlichen Pflegebedarf und ermöglicht somit<br />

eine Lebens- und Pflegequalität, die gerade bei fortgeschrittener Demenzerkrankung<br />

43 Es wird bereits an dieser Stelle auf die Rolle einer engagierten Person verwiesen, da das Thema<br />

„Bürgerschaftliches Engagement“ nach bisherigen Beobachtungen der f/w Begleitung ein Kriterium für<br />

den Aufbau einer <strong>im</strong> eigentlichen Sinne „Ambulant betreuten Wohngemeinschaft“, die außerhalb <strong>des</strong><br />

Wirkbereiches <strong>des</strong> He<strong>im</strong>gesetzes steht, bilden könnte.<br />

45


mit der damit einhergehenden bekannten Überlastung vieler pflegender Angehöriger<br />

resp. rapide sinkender Sicherstellung eines adäquaten Lebens alleinstehender<br />

Demenzkranker als auch vielfach derzeit in stationären Pflegeeinrichtungen nicht<br />

kontinuierlich aufrecht zu erhalten ist.<br />

Im <strong>Rahmen</strong> <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s in Obersteinbach wird eine Fachkraft zur Begleitung<br />

<strong>des</strong> Projekts in der Startphase gefördert, insbesondere zum Aufbau der ehrenamtlichen<br />

Strukturen, dem Austausch mit Kooperationspartnern, der Vernetzung mit<br />

anderen Hausgemeinschaften, der Beratung <strong>des</strong> Angehörigengremiums und <strong>des</strong><br />

Fachbeirates. 44<br />

Mit beratender Begleitung der f/w Begleitung entwickelte die Projektleitung in<br />

mehreren Schritten den <strong>im</strong> folgendem wiedergegeben Projektstrukturplan (Stand:<br />

12.08.2005):<br />

1. Struktur /<br />

Organisation<br />

1.1 Rechtliche<br />

<strong>Rahmen</strong>bedingungen<br />

1.2 Org.<br />

<strong>Rahmen</strong>bedingungen<br />

2. Betreuungskonzept<br />

3. Qualitätsmanagement<br />

3.1 QM-<br />

Zirkel<br />

3.2 Kontrollinstanzen<br />

WG Obersteinbach<br />

4.<br />

Finanzierung<br />

4.1 Eigenfinanzierung<br />

4.2 Fremdfinanzierung<br />

5. Personalentwicklung<br />

5.1 Personalstruktur<br />

5.2 Fort- und<br />

Weiterbildung<br />

6. Öffentlichkeitsarbeit<br />

6.1<br />

Akquisition<br />

6.2 Fachöffentlichkeit<br />

7. Architektur/<br />

Einrichtung<br />

8. Projektmanagement<br />

8.1<br />

Dokumentation<br />

8.2 persönliche<br />

Kontakte ASA<br />

Aufgrund <strong>des</strong> Wechsels in der Projektleitung blieb dieser in dieser vorläufigen<br />

Fassung bis Ende 2005 bestehen.<br />

In intensiver Zusammenarbeit mit der neuen Projektleitung wurden nach deren<br />

Tätigkeitsaufnahme und Einarbeitung die Aufgaben <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s (und damit<br />

44 Bayerisches Lan<strong>des</strong>amt für Versorgung und Familienförderung/ Lang, A.: Entscheidungsvorschlag<br />

für den Vergabeausschuss. Modellvorhaben „Wohn- und Hausgemeinschaft für dementiell erkrankte<br />

Menschen“. München, 2004. (per E-Mail vom 13.07.2004 an die f/w Begleitung)<br />

46


der Projektleitung) erneut definiert. Den bis 13.02.2006 entwickelten Stand <strong>des</strong><br />

Projektstrukturplanes zeigt untenstehende Abbildung:<br />

1.<br />

Angehörigen<br />

gremium<br />

Institutionalisierung<br />

...<br />

2.<br />

Kuratorium<br />

<strong>Modellprojekte</strong> nach PflEG Projektstrukturplan „Ambulante Demenz-WG Obersteinbach“ Stand 13.02.2006 3/1<br />

3.4. Umsetzung<br />

Aufgrund der spezifischen Fragestellungen <strong>im</strong> Zusammenhang mit diesem<br />

Modellprojekt wird <strong>im</strong> folgenden von der bisherigen Form der Beschreibung der<br />

Umsetzung der Modellkonzeptionen abgewichen. Wie erwähnt, können Details <strong>des</strong><br />

Verlaufes für 2005 dem Sachbericht der Projektleitung entnommen werden. Die f/w<br />

Begleitung behält sich die zusammenfassende Ergebnisdarstellung der<br />

• Evaluation zur Bewohnerstruktur<br />

• Evaluation zu verschiedenen statistischen Aspekten der Angehörigen<br />

• Evaluation der Mitarbeiter<br />

Modellprojekt<br />

Ambulante betreute Wohngemeinschaft<br />

für Demenzkranke in Obersteinbach<br />

3.<br />

Gemeinwesen<br />

Arbeit<br />

4.<br />

Ehrenamtliche<br />

Tätigkeiten<br />

• Darstellung der räumlichen Bedingungen<br />

5.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

6.<br />

Modellaufgaben<br />

7.<br />

Entwicklung<br />

der<br />

rechtlichen,<br />

finanziellen<br />

und<br />

logistischen<br />

Zuordnung<br />

• Standortfragen<br />

für den Abschlußbericht für dieses Modell in der ersten Jahreshälfte 2007 vor.<br />

8.<br />

Aufgaben aus<br />

dem<br />

laufenden<br />

Betrieb<br />

Auswahl der Akzeptanz und Aufbau und Information Dokumen- Auswertung Analyse,<br />

Mitglieder, Integration der Verankerung über die Idee tation<br />

der<br />

Lösungs-<br />

Satzung, Einrichtung ehren- und die<br />

Erfahrungen suche für<br />

Gründung<br />

amtlicher Umsetzung<br />

als Anregung aktuelle<br />

...<br />

...<br />

Tätigkeiten<br />

...<br />

der Idee<br />

...<br />

Zusammenar<br />

beit f/w<br />

Begleitung<br />

für<br />

Nachfolgeprojekte<br />

Fragen<br />

...<br />

...<br />

<strong>Modellprojekte</strong> nach PflEG Projektstrukturplan „Ambulante Demenz-WG Obersteinbach“<br />

47


Im folgenden werden maßgebliche Sachlagen für das erste Modelljahr erörtert. In<br />

einem separaten Abschnitt erfolgt - entsprechend <strong>des</strong> spezifischen Auftrages für die<br />

f/w Begleitung - die Diskussion der für Gründung und Qualitätssicherung ambulanter<br />

Demenz-WG’s entscheidenden Beobachtungen. Diese können und sollen nach<br />

einem einjährigem Modellverlauf in diesem Bericht vorerst benannt werden. Es ist<br />

beabsichtigt, verifizierbare Aussagen <strong>im</strong> Sinne eines Kriterienkataloges nach<br />

Beendigung <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s in Obersteinbach resp. <strong>des</strong> Anfang 2006<br />

begonnenen zweijährigen <strong>Modellprojekte</strong>s „Haus Louise von Marillac – ambulante<br />

Wohngemeinschaft“ in Kleinosthe<strong>im</strong> vorzulegen.<br />

Für Verlauf und Bewertung <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s in Obersteinbach sind aus Sicht der<br />

f/w Begleitung folgende Faktoren von maßgeblicher Bedeutung:<br />

• das außerordentliche (nicht re-finanzierte) Engagement der<br />

•<br />

Pflegedienstleitungen <strong>des</strong> „Vereins für ambulante Sozialdienste e.V.“ (VAS<br />

e.V.) sowie <strong>des</strong> Initiators Heiner Dehner bei Gründung, Aufbau, In-Betriebnahme<br />

der Demenz-WG<br />

diverse Schwierigkeiten in der Rollenfindung der ersten Projektleitung, die bis<br />

Projektbeginn als Pflegefachkraft <strong>im</strong> Pflegeteam <strong>des</strong> VAS e.V. angestellt war;<br />

in diesem Zusammenhang sind auch diesbezügliche Hindernisse, bedingt<br />

durch die internen Strukturen <strong>des</strong> VAS e.V., zu erwähnen<br />

• der Wechsel in der Projektleitung aufgrund der Kündigung der ersten<br />

Projektleitung zum 30.09.2005<br />

• notwendige Zeitspanne der Orientierung und Einarbeitung der neuen<br />

Projektleitung, die wiederum einen Prozess der Abgrenzung ihrer<br />

•<br />

verschiedenen Rollen und der Definition ihrer Aufgaben hinsichtlich <strong>des</strong><br />

<strong>Modellprojekte</strong>s durchlief<br />

diese drei Aspekte bezüglich der zentralen Thematik „Projektleitung“ führten<br />

zur Verzögerung in der - aus Sicht der f/w Begleitung erstrebenswerten -<br />

Erprobung von Modellaufgaben, z.B. bei den Teilaufgaben<br />

•<br />

Angehörigengremium, Kuratorium/fachlicher Beirat, Konstitution eines Kreises<br />

ehrenamtlicher Mitarbeiter<br />

<strong>im</strong> Zuge der Renovierung <strong>des</strong> WG-Hauses in Obersteinbach verlegte der VAS<br />

e.V. seinen Sitz (Büroräume) von Markt Taschendorf in den zweiten Stock<br />

(Dachgeschoss) <strong>des</strong> WG-Gebäu<strong>des</strong><br />

48


• das Angebot <strong>des</strong> ambulant betreuten Wohnens für Demenzkranke in der<br />

ländlichen Region wird sehr gut angenommen<br />

• Beobachtungen der f/w Begleitung <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> der zwe<strong>im</strong>aligen persönlichen<br />

Teilnahme am Angehörigengremium lassen auf eine hohe Zufriedenheit der<br />

Angehörigen mit der Pflegequalität in der Demenz-WG schließen.<br />

Zusammenfassend soll - bei allen offenen Fragen - festgehalten werden, dass der<br />

neue Versorgungsbaustein in Obersteinbach seit April 2005 (Eröffnung) 17??<br />

demenzkranken Senioren ein neues adäquates Lebensumfeld bietet/bieten konnte.<br />

Desgleichen erlebten deren Angehörige Entlastung und Rückgewinn von<br />

Lebensqualität, ohne dass typische psychische Probleme (wie be<strong>im</strong> Umzug von<br />

Pflegebedürftigen in ein Pflegehe<strong>im</strong> häufig zu konstatierende Versagens- und<br />

Schuldgefühle) sie gravierend beeinträchtigten.<br />

3.5. <strong>Rahmen</strong>bedingungen und Qualitätssicherung ambulanter Demenz-WG’s<br />

3.5.1. Definition<br />

Das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen<br />

beschreibt in seinen Kriterien zur Abgrenzung verschiedener Wohnformen <strong>im</strong> Alter 45<br />

folgende Kennzeichen als Voraussetzungen für die Anerkennung <strong>des</strong> Status’ einer<br />

ambulant betreuten Wohngemeinschaft, auf die das He<strong>im</strong>gesetz keine Anwendung<br />

findet:<br />

• es handelt sich um eine Einrichtung, die nicht unter der Verantwortung eines<br />

Trägers handelt<br />

• die Wohngruppen werden personenneutral betrieben<br />

• die Bewohner bilden eine selbständige und unabhängige Gruppe, die alle, das<br />

Zusammenleben betreffende, Fragen eigenverantwortlich entscheidet<br />

• für demenzkranke Bewohner handeln Angehörige oder gesetzliche Betreuer<br />

Nach rechtlichen Voraussetzungen und aus den Erfahrungen der Rothenfußer<br />

Wohngemeinschaft in München gelten in Bayern derzeit <strong>des</strong> weiteren als<br />

Voraussetzungen zur Nicht-Anwendung <strong>des</strong> He<strong>im</strong>gesetzes für Demenz-WG’s:<br />

45 Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen: Kriterien zur<br />

Abgrenzung von Einrichtungen <strong>im</strong> Sinne § 1 Abs. 1 He<strong>im</strong>gesetz (He<strong>im</strong>G) zu betreuten Wohnformen<br />

<strong>im</strong> Sinne <strong>des</strong> § 1 Abs. 2, Satz 1, 2 He<strong>im</strong>G. München, 01.12.2003.<br />

49


• der Vermieter <strong>des</strong> Wohnraumes und der mit der Erbringung der<br />

Pflegeleistungen / der Betreuung der demenzkranken Mieter beauftragte<br />

ambulante Pflegedienst bilden keine organisatorische / Träger-Einheit<br />

• die Interessen der demenzkranken Mieter werden (insbesondere) gegenüber<br />

dem/den Pflegediensten durch ein konstituiertes Angehörigengremium<br />

vertreten.<br />

Zusammenfassend lassen sich als derzeitige Haupt-Kriterien für eine ambulant<br />

betreute Demenz-WG, die nicht unter das He<strong>im</strong>-Gesetz fällt, benennen:<br />

• Vermieter und Erbringer der Pflegeleistungen müssen (zwei) unterschiedliche<br />

(juristische) Personen seien<br />

• der Mietvertrag wird unabhängig von Verträgen zu Betreuungs-/<br />

Pflegeleistungen geschlossen<br />

• kein Vorhandensein von Träger /Betreiber<br />

• Wahlfreiheit bezüglich <strong>des</strong> Pflege-/ Betreuungsanbieters<br />

• Nachweis der eigenen Häuslichkeit (SGB XI) / Haushaltsführung<br />

• Selbstbest<strong>im</strong>mung der Mieter<br />

• in verschiedenen Bun<strong>des</strong>ländern: Sicherung der Selbstbest<strong>im</strong>mung durch ein<br />

Angehörigengremium<br />

• hinsichtlich der Zahl der Mieter schwanken die Angaben zwischen sieben und<br />

zwölf Personen.<br />

3.5.2. Offene Fragen<br />

Nachvollziehbar ergeben sich bei der Implementierung eines innovativen<br />

Versorgungsangebotes differenzierte Fragestellungen und zu diskutierende Aspekte,<br />

die der Erprobung in der Praxis gewöhnlich <strong>im</strong>manent sind. Folgende Themen liegen<br />

aus Sicht der f/w Begleitung derzeit auf der Hand:<br />

• Qualitätssicherung: Inwieweit kann das Angehörigengremium in der Praxis<br />

tatsächlich der ihm zugedachten Rolle in der Qualitätssicherung gerecht<br />

werden? Sind andere Formen der Qualitätssicherung/<strong>des</strong> Verbraucherschutzes<br />

zu entwickeln?<br />

• Wirtschaftlichkeit: Unter welchen Bedingungen ist der wirtschaftliche Betrieb<br />

einer Demenz-WG realistisch? Welche Mittel zur Vorfinanzierung bis zur In-<br />

Betrieb-nahme müssen eingeplant werden?<br />

• SGB V / He<strong>im</strong>gesetz: Die Gültigkeit <strong>des</strong> He<strong>im</strong>gesetzes (oder die Nicht-<br />

Zuständigkeit der He<strong>im</strong>aufsicht) für diese Versorgungsform ist bisher<br />

50


•<br />

bun<strong>des</strong>weit nicht definitiv geklärt. Der Begriff <strong>des</strong> „Haushaltes“ <strong>im</strong> SGB V lässt<br />

in Bezug auf Demenz-WG’s Auslegungen zu.<br />

SGB XII: Die rechtlichen Grundlagen schreiben dem Sozialhilfeträger vor,<br />

dass die kostengünstigere Versorgungsform unter ambulanten oder<br />

•<br />

stationären Angeboten zu wählen ist. Die abrechenbaren Pflegeleistungen<br />

nach SGB XI in einer Demenz-WG können den stationären Pflegesatz bei<br />

weitem überschreiten.<br />

Definition einer Demenz-WG in Abgrenzung zu einem Kleinst-He<strong>im</strong><br />

3.5.2.1. Qualitätssicherung ambulanter Demenz-WG’s<br />

Bun<strong>des</strong>weit wird derzeit unter Fachleuten diskutiert, wie die Qualitätssicherung in<br />

ambulant betreuten Demenz-Wohngemeinschaften zu sichern ist, ohne die<br />

Flexibilität und familiäre Häuslichkeit dieser Wohnform durch ein Übermaß an<br />

Verwaltungswesen / bürokratischer Kontrolle einzuschränken.<br />

Anlass für diese Diskussion sind u.a. Entwicklungen in Berlin (aber auch singulär in<br />

Bayern), die zeigen, dass ohne ein Min<strong>des</strong>tmaß an Verbraucherschutz<br />

beispielsweise ein unverhältnismäßiges Profitdenken von ambulanten Pflegediensten<br />

oder auch eine min<strong>im</strong>alistische Pflege und Betreuung der demenzkranken Mieter<br />

nicht auszuschließen sind. 46<br />

Der derzeitige Ansatz <strong>im</strong> Freistaat Bayern will die Selbstbest<strong>im</strong>mung der<br />

demenzkranken Mieter durch die Einrichtung eines Angehörigengremiums sichern.<br />

Nach den Beobachtungen der f/w Begleitung verdienen diesbezüglich folgende<br />

Aspekte Beachtung und Klärung:<br />

Ein funktionieren<strong>des</strong> - die Rechte und Pflichten der demenzkranken<br />

Mieter/Pflegebedürftigen gegenüber Vertragspartnern / Dritten tatsächlich<br />

vertreten<strong>des</strong> - Angehörigengremium entsteht nicht ohne Anleitung/Moderation.<br />

46<br />

Verschiedene Leitfäden (zur Qualitätssicherung) wurden bereits veröffentlicht. Im folgenden drei<br />

beispielhafte Nennungen:<br />

• Alzhe<strong>im</strong>er-Gesellschaft Brandenburg e.V.: Ambulante Betreuung von Menschen mit Demenz<br />

in Wohngemeinschaften. Leitfaden zur Struktur- und Prozessqualität. Eigenverlag. Potsdam,<br />

2005.<br />

• Bun<strong>des</strong>ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Ambulant betreute<br />

Wohngemeinschaften für demenziell erkrankte Menschen. Berlin, 2002.<br />

• Verein für Selbstbest<strong>im</strong>mtes Wohnen <strong>im</strong> Alter e.V. (Hrsg.): Qualitätskriterien für ambulant<br />

betreute Wohngemeinschaften mit demenziell erkrankten Menschen. Eigenverlag. Berlin,<br />

2003.<br />

51


Die Beobachtungen be<strong>im</strong> Modellprojekt in Obersteinbach - bestätigt <strong>im</strong> fachlichen<br />

Austausch durch Erfahrungen (der mit der Thematik befassten Akteuren) aus<br />

Bayern, Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen - ergaben, dass<br />

• Angehörige ihrerseits eines unterstützten Lernprozesses bedürfen, um<br />

vom bisherigen „He<strong>im</strong>“-Denken zur Akzeptanz und Anwendung <strong>des</strong><br />

innovativen Modells einer Wohnform für Demenzkranke, die ihre<br />

Eigenverantwortlichkeit und Selbstbest<strong>im</strong>mung fordert, gelangen zu können<br />

• die Möglichkeit besteht, dass Angehörige diesen Lernprozess nicht gehen<br />

können; dazu kann folgende Klassifizierung gebildet werden: weil Angehörige<br />

o durch jahrelange häusliche Pflege und Betreuung hoch belastet sind<br />

und Distanz zur Pflegeverantwortung suchen bzw. psychisch/physisch<br />

aktuell keine Ressourcen zur Verantwortungsübernahme haben<br />

o über zu wenig trainierte Sozialkompetenzen zur Ausübung der<br />

Selbstbest<strong>im</strong>mung verfügen<br />

o vorrangig ein „besseres He<strong>im</strong>“ suchen, in dem ihre Demenzkranken in<br />

familiäre Atmosphäre bedürfnisgerecht versorgt werden und sie keine<br />

Verantwortung übernehmen wollen.<br />

Im Sinne der Qualitätssicherung ist das Vorhandensein einer<br />

Angehörigensatzung und - daraus folgend - die formale Installierung eines<br />

Angehörigengremiums mit Durchführung regelmäßiger Treffen als nicht<br />

ausreichend zu bewerten.<br />

Folgende Lösungsansätze bzw. Weiterentwicklungen <strong>des</strong> grundsätzlich zu<br />

befürwortenden Instrumentes <strong>des</strong> Angehörigengremiums können benannt werden<br />

bzw. sind zu beobachten:<br />

• bei Neugründung einer ambulanten Demenz-WG wird der Aufbau <strong>des</strong><br />

Angehörigengremiums hin zu einer wirksamen Interessenvertretung über ein<br />

Jahr verpflichtend durch eine qualifizierte Fachkraft (z.B. <strong>des</strong> Fördervereins,<br />

der regionalen Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft, einer regionalen<br />

Angehörigenberatungsstelle <strong>im</strong> Netzwerk Pflege) begleitet und moderiert<br />

52


(Focus: Reflektion/Erlernung der Selbstbest<strong>im</strong>mung/Verantwortung) (Ansatz<br />

der Rothenfußer-WG in München) 47<br />

• begleitend zum Aufbau der Demenz-WG wird ein „Angehörigenverein“ als<br />

e.V. gegründet, der durch engagierte Angehörige die Interessen der Mieter<br />

vertritt (entsprechend <strong>des</strong> Ansatzes der Demenz-WG in Mettmann: Die<br />

Tochter einer verstorbenen Mieterin ist als 1. Vorsitzende Sprachrohr und<br />

Moderatorin - auch für Angehörige von demenzkranken WG-Bewohnern, die<br />

die Selbstbest<strong>im</strong>mung nicht ausüben können/wollen); Voraussetzung für<br />

diesen Ansatz ist jedoch das Vorhandensein einer aktiven, kompetenten<br />

Person 48<br />

• Angehörige gründen zu ihrer Interessensvertretung eine GbR (Gesellschaft<br />

bürgerlichen Rechts) 49<br />

• aktive Senioren aus der Region einer Demenz-WG, die jedoch keine<br />

persönlichen/familiären Berührungspunkte zu dieser haben, übernehmen <strong>im</strong><br />

Sinne <strong>des</strong> bürgerschaftlichen Engagements die Moderation <strong>des</strong><br />

Angehörigengremiums (angedachter Ansatz <strong>im</strong> Land Brandenburg, wo zu<br />

diesem Vorgehen bereits erste positive Erfahrungen vorliegen);<br />

Voraussetzung: die ehrenamtlichen Moderatoren verfügen über bereits über<br />

entsprechende Kompetenzen und werden darüber hinaus <strong>im</strong> Vorfeld in<br />

prägnanter Form für ihre Aufgabe qualifiziert<br />

• der fachliche Beirat setzt sich aus entsprechenden kompetenten<br />

Fachleuten/Angehörigen zusammen, die über die zeitlichen Kapazitäten<br />

verfügen, um eine qualitätssichernde Begleitung übernehmen zu können<br />

(Ansatz in Kleinosthe<strong>im</strong> 50 ).<br />

Zur Thematik Qualitätssicherung/Angehörigengremium können bereits in diesem<br />

Bericht folgende Kriterien vorgeschlagen werden:<br />

• zu den Treffen lädt nicht der ambulante Pflegedienst ein<br />

• die Treffen finden nicht in den Räumlichkeiten <strong>des</strong> Pflegedienstes statt<br />

47<br />

Vgl. mehrere Experteninterviews <strong>im</strong> Jahre 2005 mit deren Vertretern Ulrike Reder und Herrn<br />

Rothenfußer.<br />

48<br />

Vgl. dazu auch die Ausführungen unter 3.5.2.5 (Abgrenzung WG-Kleinsthe<strong>im</strong>)<br />

49<br />

Aussage von Günter Meyer (Pflegestation Meyer & Kratzsch, Berlin) <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> der mehrfach<br />

erwähnten Fachtagung in Kassel: Er hätte Demenz-WG’s, in der Angehörige diesen Weg gewählt<br />

hätten. (Das Unternehmen gründete <strong>im</strong> Herbst 2005 eine Niederlassung in München.)<br />

50<br />

In Kleinosthe<strong>im</strong> wird seit Januar 2006 ebenfalls ein Modellprojekt <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>des</strong> PflEG gefördert.<br />

Die Ergebnisse der Umsetzung (Konzept der Qualitätssicherung durch fachlichen Beirat und<br />

Angehörigengremium) wird durch die f/w Begleitung beobachtet.<br />

53


• die Moderation/Leitungsrolle übern<strong>im</strong>mt kein Mitarbeiter <strong>des</strong> Pflegedienstes.<br />

Hinsichtlich der Thematik Qualitätssicherung können <strong>des</strong> weiteren noch folgende<br />

Aspekte benannt werden:<br />

• Sensibilisierung und Einbeziehung der Nachbarschaft (Postulat von Klaus<br />

Pawletko, der für ambulante Demenz-WG’s - als ursprünglich „nutzer- und<br />

gemeinwesenorientierte Wohn- und Versorgungsmodelle“ - eine verstärkte<br />

„Kontrolle der Nachbarschaft“ postuliert)<br />

• Abzuwarten sind die Umsetzung und Ergebnisse der Wirksamkeitsprüfung<br />

<strong>des</strong> MDK in Bayern (<strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> der f/w Begleitung konnte <strong>im</strong> Dezember 2005<br />

mit dem MDK Bayern vereinbart werden 51 , dass drei Demenz-WG’s 52 mit dem<br />

neu entwickelten, in der Erprobungsphase befindlichen Messinstrument zur<br />

Prüfung der Wirksamkeit von Pflegeleistungen geprüft werden); hier wird<br />

zu beobachten sein, inwieweit dieses innovative Verfahren die besonderen<br />

Bedingungen der Wohngemeinschaften <strong>im</strong> Sinne einer adäquaten<br />

Qualitätssicherungsmaßnahme erfassen kann 53 .<br />

Folgende Fragen sind hinsichtlich der Mitarbeit der Angehörigen zu beantworten:<br />

• Welche (juristische) Person übern<strong>im</strong>mt die Verantwortung<br />

o für die Konstitution <strong>des</strong> Gremiums<br />

o für die regelmäßigen Einladungen<br />

o für die Moderation der Treffen (z.B. auch Konfliktlösungen bezüglich<br />

unterschiedlicher Interessen von Angehörigen)<br />

• Welche (juristische) Person vermittelt (<strong>im</strong> Sinne eines Mediators) bei<br />

Konflikten zwischen ambulanten Pflegedienst und Angehörigen<br />

• Wie können Angehörige bewegt werden, ihre Verantwortung für die<br />

Qualitätssicherung in der WG zu übernehmen (als Garanten der<br />

Selbstbest<strong>im</strong>mtheit) 54 .<br />

51<br />

Resp. dem Verband der Bayerischen Pflegekassen als Auftraggeber <strong>des</strong> MDK.<br />

52<br />

Die beiden <strong>Modellprojekte</strong> in Obersteinbach und Kleinosthe<strong>im</strong> sowie be<strong>im</strong> Träger <strong>des</strong><br />

<strong>Modellprojekte</strong>s in Gunzenhausen, der außerhalb seines Modells ebenfalls eine Demenz-WG betreut.<br />

53<br />

Gemeint ist, dass die Qualität in allen Bereichen (z.B. auch Betreuung) und nicht nur bezüglich der<br />

SGB XI-Leistungen gesichert werden kann.<br />

54<br />

Die Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft Brandenburg fordert einen „Nachweis der Selbstbest<strong>im</strong>mtheit“ einer<br />

Demenz-WG und entwickelte dafür eine sog. Checkliste: „Vereinbarung als (Auftraggeber-<br />

)Gemeinschaft. In: Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft Brandenburg: Ambulante Betreuung von Menschen mit<br />

Demenz in Wohngemeinschaften. Leitfaden zur Struktur- und Prozessqualität. Eigenverlag. Potsdam,<br />

2005. (Anlage 1). Die Projektbearbeiterin Angelika Winkler betonte <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> der erwähnten<br />

54


Zusammenfassend:<br />

Es wird zu klären sein,<br />

• welche Prozesse und Strukturen nötig sind, um das Angehörigengremium als<br />

Instrument <strong>des</strong> Verbraucherschutzes zu entwickeln und<br />

• ob dies als Regelfall lan<strong>des</strong>weit in städtischen und ländlichen Regionen<br />

realisierbar ist oder<br />

• ob es anderer/paralleler Instrumente der Qualitätssicherung in ambulanten<br />

Demenz-WG’s bedarf.<br />

3.5.2.2. Wirtschaftlichkeit / Finanzierung<br />

Insbesondere<br />

Beachtung:<br />

die beiden folgenden Aspekte verdienen diesbezüglich der<br />

1. Vorfinanzierung in der Gründungs- und Aufbauphase<br />

2. Größe der WG / Anzahl der Plätze<br />

Zu 1.:<br />

Wie bereits erwähnt, beruht die Umsetzung der Projektidee „ambulante Demenz-<br />

WG“ in Obersteinbach auf dem nicht zu überschätzenden ehrenamtlichen/<br />

bürgerschaftlichen Engagement <strong>des</strong> Projekt-Initiators Heiner Dehner sowie der<br />

Pflegedienstleitungen <strong>des</strong> ambulanten Pflegedienstes (VAS e.V.). Letztendlich<br />

wurden von diesem Personenkreis (unterstützt <strong>im</strong> Umsetzungsprozess bis zum<br />

Einzug der ersten Mieter von weiteren engagierten Helfern) hunderte unbezahlter<br />

Arbeitsstunden erbracht.<br />

Hauptsächlich folgende Fragestellungen und Aufgaben bedürfen <strong>im</strong> Vorfeld <strong>des</strong><br />

WG-Aufbaus der Klärung:<br />

• Grundsätzlich: Standort / Gebäude / Ausstattung<br />

• Konkret: Objektsuche / Suche nach geeigneter Immobilie<br />

Fachtagung der Deutschen Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft am 06.02.2006 in Kassel, dass es „nicht sein“<br />

könne, dass „Angehörige alle Vorteile der WG’s wollen - wie Kleinräumigkeit, familiäre Atmosphäre,<br />

Alltagsnormalität“ usw. und „gleichzeitig die Vollversorgung eines He<strong>im</strong>es. Angehörigen muss ihre<br />

Verantwortung für die WG klar gemacht werden“, dass sie die Verantwortung für die selbstbest<strong>im</strong>mte<br />

Funktionieren dieser Wohnform hätten(<strong>im</strong> Sinne <strong>des</strong> Verbraucherschutzes). Winkler forderte die<br />

„zwingende“ Einführung von entsprechenden Qualifizierungsangeboten für Angehörige und hielt fest,<br />

dass „zu Hause der Schutz <strong>des</strong> Demenzkranken durch die Angehörigen gesichert“ würde. „Diese<br />

Verantwortung bleibt“ auch be<strong>im</strong> Einzug der Erkrankten in eine Demenz-WG „bestehen“.<br />

55


• Finanzierung bis zur In-Betrieb-nahme (z.B. Umbaumaßnahmen;<br />

Notwendigkeit der Verhandlung mit Kreditinstituten oder Bauträgern)<br />

• Finanzierung <strong>des</strong> laufenden Betriebs (Konditionen für die Wirtschaftlichkeit)<br />

• Rechtliche <strong>Rahmen</strong>bedingungen (Voraussetzung der Nicht-Anwendbarkeit<br />

<strong>des</strong> He<strong>im</strong>gesetzes, Gestaltung Mietvertrag und Pflege-/Betreuungsvertrag)<br />

• Konzeption (z.B. <strong>im</strong> Bedarfsfall zur Vorlage bei der örtlichen He<strong>im</strong>aufsicht /<br />

dem örtlichen Sozialhilfeträger)<br />

• u.U. Suche nach (geeignetem) Pflegedienst<br />

• Personalausstattung Pflegedienst (Qualifizierung der Mitarbeiter)<br />

• Grundlagensicherung für die Entwicklung weiterer Strukturen (z.B.:<br />

Angehörigengremium, evtl. fachlicher Beirat, Einbeziehung Ehrenamtlicher)<br />

Zur Bearbeitung dieser Themen sind personelle Ressourcen unabdingbar.<br />

Nach Information der f/w Begleitung lassen sich derzeit - neben dem erwähnten<br />

bürgerschaftlichen Engagement - folgende Lösungsansätze hinsichtlich der<br />

benötigten man-power beobachten:<br />

• Finanzielle Förderung durch<br />

o Stiftungsgelder (z.B. Rothenfußer-Wohngemeinschaften in München)<br />

o Öffentliche Mittel<br />

� <strong>Modellprojekte</strong> der Länder (z.B. Bayern, Brandenburg)<br />

� Anschubfinanzierung (z.B. in der Stadt München 55 )<br />

o Mischfinanzierung von Bund/Stiftung von <strong>Modellprojekte</strong>n (z.B.<br />

•<br />

„Freiburger Modell“ in Baden-Württemberg)<br />

Bauträger übernehmen einen Teil der Kosten, weitere trägt der künftige<br />

General(ver-)mieter 56 (mutmaßliche Weitergabe der Kosten an die Mieter)<br />

• Dienstleistungs-Unternehmen erbringen die zwingend nötigen Vorleistungen,<br />

treten als Generalvermieter auf und schließen einen mehrjährigen Dienstleistungsvertrag<br />

(über Beratung, Schulung, Praxisbegleitung) mit dem - die<br />

55 Vgl.: Stadtratsbeschluss der LHS München vom 10.11.2005, nach dem in der Lan<strong>des</strong>hauptstadt in<br />

den nächsten zehn Jahren zwanzig „Pflege-WG’s“ mit jeweils sechs Bewohnern gegründet werden<br />

sollen. Dafür stellt die Stadt als Anschubfinanzierung je 50.000 € zur Verfügung.<br />

56 Information von Klaus Pawletko <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> der erwähnten Fachtagung am 06.0202006 in Kassel<br />

sowie von der f/w Begleitung in Mittefranken beobachtet.<br />

56


Pflegeleistungen erbringenden - ambulanten Pflegedienst 57 (Autonomia<br />

GmbH, Castrop-Rauxel); (mutmaßliche Weitergabe der Kosten an den<br />

ambulanten Pflegedienst bzw. die Mieter)<br />

• Künftiger Anbieter der Pflege- und Betreuungsleistungen trägt die Kosten<br />

(zahlreiche Beispiele <strong>im</strong> Freistaat Bayern und bun<strong>des</strong>weit)<br />

Zu 2.:<br />

Auch bezüglich der nötigen Mieter-Anzahl zum wirtschaftlichen Betreiben einer<br />

Demenz-WG sind unterschiedliche Wege zu beobachten. Das Modellprojekt in<br />

Obersteinbach bietet Platz für zwölf demenzkranken Menschen und verfügt darüber<br />

hinaus über 3 Plätze zur Verhinderungspflege. Folgende Auflistung gibt einen<br />

beispielhaften Überblick zur Thematik:<br />

• Die Mieteranzahl von zwölf ist die hauptsächlich anzutreffende, die auch<br />

nach Aussagen verschiedener Pflege-/Betreuungsleistungserbringer zum<br />

wirtschaftlichen Betrieb nötig sei.<br />

• Die Rothenfußer-Wohngemeinschaft in München kann ihre WG’s bis zum<br />

jetzigen Zeitpunkt mit sieben Plätzen wirtschaftlich betreiben. Voraussetzung<br />

dafür ist die Anerkennung <strong>des</strong> Angebotes durch den Bezirk Oberbayern als<br />

therapeutische Wohngemeinschaft mit einer entsprechenden Entgeltvereinbarung<br />

nach §54 SGB XII . 58<br />

• In Mittelfranken existiert ein Versorgungsangebot mit 45 Plätzen, dass sich in<br />

seinem Selbstverständnis als ambulante Demenz-WG versteht.<br />

• Der Evangelische Krankenpflegeverein Gunzenhausen ist Pflege-<br />

/Betreuungsanbieter für drei sog. „ambulante Hausgemeinschaften“ mit<br />

jeweils sechs 59 , sieben und acht Bewohnern.<br />

• Die Autonomia GmbH bietet in ihren Demenz-WG’s bis zu acht<br />

Demenzkranken Wohnraum.<br />

57 Seitz, Sabine (Autonomia GmbH): Sicherung der Versorgungsqualität in ambulant betreuten<br />

Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz durch pflegewissenschaftliche Begleitung. Vortrag<br />

<strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>des</strong> Fachkongresses Altenpflege Vincentz-Verlages 13.04.2005 in Nürnberg. Seitz führte<br />

<strong>des</strong> weiteren aus, dass für die Angehörigen „einmal <strong>im</strong> Vierteljahr Mietertreffen“ durchgeführt werden,<br />

diese „einen Wohnungsschlüssel haben und <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mer übernachten können“. Das bun<strong>des</strong>weit tätige<br />

Unternehmen gründete <strong>im</strong> Frühsommer 2005 eine Demenz-WG in Krumbach (Schwaben).<br />

58 Eine vergleichbares Vorgehen (Anerkennung als therapeutische WG und Entgeltvereinbarung)<br />

seitens weiterer bayerischer Bezirke ist nach Kenntnisstand der f/w Begleitung nicht anzutreffen.<br />

59 Davon eine Zwei-Z<strong>im</strong>mer-Wohnung.<br />

57


Eine Diskussion der unter diesem Punkt 3.5.2.2.beschriebenen Sachlagen erfolgt <strong>im</strong><br />

Abschnitt „Abgrenzung Demenz-WG - Kleinsthe<strong>im</strong>“.<br />

Im Zusammenhang mit Finanzierungsfragen sei hier noch auf die „Pauschale für<br />

Demenz-WG’s“ in Berlin hingewiesen. Der Berliner Gesundheitssenat, die<br />

Pflegekassen sowie Verbände und Leistungserbringer vereinbarten zum 01.09.<br />

2005 die Einführung eines zusätzlichen Leistungskomplexes für die Versorgung und<br />

Betreuung demenzkranker Pflegebedürftiger ab Pflegestufe 2, die in Wohngemeinschaften<br />

(ausschließlich für Demenzkranke) leben. In Form einer<br />

Tagespauschale werden seitdem in Berlin für die definierte Zielgruppe insgesamt<br />

94,02 € für Leistungen nach SGB XI (Versorgung und Betreuung: 76,51€ sowie Hilfe<br />

in Wohngemeinschaften für demente Pflegebedürftige: 17,51 €) gezahlt. Weitere<br />

Ausführungen zu Finanzierungsfragen werden unter dem Abschnitt „3.5.2.4 SGB<br />

XII“ ventiliert.<br />

3.5.2.3. He<strong>im</strong>gesetz / SGB V<br />

Einer dringenden Klärung bedürfen die sozialrechtlichen Hintergründe, insbesondere<br />

bezüglich der Zuständigkeit <strong>des</strong> He<strong>im</strong>gesetzes, aber auch hinsichtlich <strong>des</strong> <strong>im</strong> § 37<br />

SGB V verwendeten Begriffes <strong>des</strong> eigenen Haushaltes.<br />

He<strong>im</strong>gesetz<br />

Von einer „offenbar unklaren Rechtslage“ spricht <strong>im</strong> Jahre 2004 Prof. Dr. Thomas<br />

Klie, Rechtswissenschaftler an der Ev. Fachhochschule Freiburg und Projektleiter<br />

<strong>des</strong> Projektes Netzwerk Wohngruppen in Freiburg hinsichtlich der Frage, ob<br />

Wohngemeinschaften und Wohngruppen für Menschen mit Demenz unter das<br />

He<strong>im</strong>gesetz fielen. 60 Klie führt weiter aus: „Wohngruppen lassen sich nach heutiger<br />

Rechtslage sowohl ambulant als auch stationär betreiben. ... Es ist eine Frage der<br />

konzeptionellen und rechtlichen Ausgestaltung. ... Die derzeitige Rechtslage ist<br />

kompliziert, die meisten Wohngruppen und Wohngemeinschaften werden in einer<br />

Weise betrieben, die rechtlich grenzwertig ist. Da helfen auch die<br />

Exper<strong>im</strong>entierklauseln <strong>im</strong> He<strong>im</strong>gesetz nur wenig. Mittelfristig ist der Gesetzgeber<br />

gefragt, Wohngruppen für Menschen mit Demenz einen Planungssicherheit<br />

schaffenden gesetzlichen <strong>Rahmen</strong> zu bieten.“<br />

60 Vgl. Experteninterview „Nachgefragt“ in: dementi. Infobrief <strong>des</strong> Freiburger Modells „Netzwerk.<br />

Wohngruppen für Menschen mit Demenz. Nr.5. 11/2004.<br />

58


Ähnlich äußert sich Anfang 2006 der Referent für Pflegepolitik und He<strong>im</strong>recht <strong>im</strong><br />

Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie in Brandenburg, Ulrich<br />

Wendte zur Thematik. Er diskutiert die Frage, dass das He<strong>im</strong>gesetz nicht für<br />

Wohnformen zuständig sein soll und darf, in denen Menschen „selbstbest<strong>im</strong>mt über<br />

ihre Angelegenheiten entscheiden“ können: „Wenn es um den Anwendungsbereich<br />

<strong>des</strong> He<strong>im</strong>gesetzes geht, müssen juristisch haltbare und nachprüfbare<br />

Kriterien her. Die schiere Behauptung, selbstbest<strong>im</strong>mt zu sein, kann nicht<br />

reichen. Wir brauchen Tatbestandsmerkmale, die eine rechtliche Unterscheidung<br />

zulassen zwischen Wohnformen, die nicht selbstbest<strong>im</strong>mt sind und in denen die<br />

Bewohnerinnen und Bewohner einen besonderen ordnungsrechtlichen Schutz<br />

erhalten.“ 61<br />

Hinsichtlich der Handhabung der Zuständigkeit <strong>des</strong> He<strong>im</strong>gesetzes lassen sich<br />

zumin<strong>des</strong>t in einigen Bun<strong>des</strong>ländern unterschiedliche Strategien erkennen 62 :<br />

• Bayern: vgl. zum Bayerischen Weg die Ausführungen unter 3.5.1<br />

• Hessen: He<strong>im</strong>aufsichtsbehörden ermöglichen/fördern Wohngruppen unter<br />

den Bedingungen <strong>des</strong> §25a He<strong>im</strong>gesetz<br />

• Baden-Württemberg: zurückhaltende Anwendung der Exper<strong>im</strong>entierklausel<br />

<strong>des</strong> He<strong>im</strong>gesetzes (§25a); enge Auslegung <strong>des</strong> He<strong>im</strong>gesetzes<br />

• Berlin: keine Vorgaben / Regulierung seitens der He<strong>im</strong>aufsichtsbehörden<br />

nicht wahrnehmbar<br />

Zur aktuellen Handhabung in Bayern konnte die f/w Begleitung folgende<br />

Beobachtungen machen:<br />

• Modellprojekt in Oberstereinbach<br />

o der ambulante Pflegedienst legte der zuständigen He<strong>im</strong>aufsicht sein Erst-<br />

Konzept vor, diese gab verschiedene rechtliche „Anregungen zur<br />

Überarbeitung“<br />

61 Wendte, U.: Selbst verwaltete Wohn- und Betreuungsgemeinschaften. Was eine ambulant betreute<br />

Wohngemeinschaft wirklich von einem He<strong>im</strong> unterscheidet. In: Blätter der Wohlfahrtspflege. 1/2006.<br />

11-14. S.11.<br />

62 Vgl. zu folgenden Ausführungen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) - außer zu Bayern:<br />

Klie, T.: Wohngruppen für Menschen mit Demenz und rechtliche Hürden. In: dementi. a.a.O.. Nr. 6.<br />

10/2005.<br />

Pawletko, K.: Quo Vadis Alzhe<strong>im</strong>er WG’s? Bestandsaufnahme, Entwicklung und Tendenz. Referat <strong>im</strong><br />

<strong>Rahmen</strong> der erwähnten Fachtagung der Deutschen Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft am 06.02.2006 in Kassel.<br />

59


o in der Folge war die Rechtslage (betreffs <strong>des</strong> He<strong>im</strong>gesetzes) aus Sicht der<br />

regionalen He<strong>im</strong>aufsicht aufgrund folgender Faktoren „ganz klar“:<br />

� freie Wählbarkeit <strong>des</strong> ambulanten Pflegedienstes<br />

� Existenz <strong>des</strong> Angehörigengremiums<br />

� Vermieter ist eine dritte Instanz (nicht der Pflegeanbieter)<br />

o Der ambulante Pflegedienst vereinbarte mit der He<strong>im</strong>aufsicht schriftlich ein<br />

„Betretungsrecht“. Die zuständige Mitarbeiterin der Behörde hält dieses für<br />

„sehr sinnvoll“ und will unregelmäßig als „Beratungsbehörde, die auch für die<br />

Altenhilfe zuständig“ ist, in der WG Qualitätssicherungs-Besuche machen.<br />

o Für die örtliche He<strong>im</strong>aufsicht bleiben als Fragen offen, wie/ob in der Praxis<br />

� die Angehörigen eingebunden werden/Verantwortung wahrnehmen sowie<br />

� die hauswirtschaftliche Versorgung von den Demenzkranken mitgetragen<br />

werden kann<br />

� bei höherer Pflegebedürftigkeit der Mieter „die Demenz-WG nicht zu<br />

einem He<strong>im</strong>“ wird 63<br />

o prinzipiell hält der Mitarbeiter der Behörde die ambulanten Demenz-WG’s für<br />

einen „rechtsfreien Raum“ und hält es für „ideal“, dass für diese Wohnform<br />

die „He<strong>im</strong>aufsicht das Prüfrecht“ hätte, ohne dass die He<strong>im</strong>min<strong>des</strong>tbauverordnung<br />

greift“; er fordert Anzeigepflicht für neugegründete ambulante<br />

Demenz-WG’s, damit die He<strong>im</strong>aufsicht feststellen könne, dass das<br />

He<strong>im</strong>gesetz nicht zutreffe (Beweislast dafür bei Pflegeanbieter)<br />

• weitere existierende/in Gründung befindliche Demenz-WG’s<br />

o die ambulanten Pflegedienste oder andere Initiatoren nehmen Kontakt zur<br />

zuständigen He<strong>im</strong>aufsichtsbehörde auf, in kooperativer Abst<strong>im</strong>mung erfolgt<br />

die Abklärung der Nicht-Zuständigkeit <strong>des</strong> He<strong>im</strong>gesetzes oder<br />

o trotz entsprechender Kontaktaufnahme/Bitten stellt sich die zuständige<br />

He<strong>im</strong>aufsichtsbehörde nicht zur Beratung zur Verfügung<br />

o die Generalvermieter/Pflegeanbieter bauen ambulante Demenz-WG’s ohne<br />

Kontaktaufnahme zur zuständigen He<strong>im</strong>aufsicht auf<br />

• regionale He<strong>im</strong>aufsichtsbehörden wünschen sich fachliche Informationen zum<br />

Thema „ambulante Demenz-WG’s“.<br />

63 Vgl. Experteninterview der f/w Begleitung mit Mitarbeitern <strong>des</strong> Landratsamtes Neustadt a.d.Aisch-<br />

Bad Windshe<strong>im</strong> (He<strong>im</strong>aufsicht) am 19.07.2005 in den Räumen <strong>des</strong> Landratsamtes<br />

60


Die erkennbare Vielfalt und Unübersichtlichkeit der Situation belegt auch eine - von<br />

der f/w Begleitung <strong>im</strong> August/September 2005 durchgeführte - Befragung aller<br />

regionalen He<strong>im</strong>aufsichten in Bayern zu deren Informationsstand zu ambulanten<br />

Demenz-WG’s. Die Ergebnisse zeigt folgende Tabelle:<br />

• Angeschrieben: 96<br />

• Rücklauf: 47<br />

• Inhalte der Rückmeldungen:<br />

Demenz-WG<br />

Demenz-WG<br />

Demenz-WG<br />

Existiert<br />

geplant<br />

„angedacht“<br />

5 1 6<br />

Obersteinbach Eching<br />

Landkreis München<br />

.<br />

(Haar)<br />

München Landkreis Fürth<br />

(Langenzenn)<br />

Krumbach Lkr. Neuburg-<br />

Schrobenhausen<br />

Lkr. Bad Töz-<br />

Wolfratshausen<br />

Bayreuth - seit 1993<br />

(„gerontopsychiatrische<br />

Wohngemeinschaft“)<br />

Deggendorf<br />

Kaufbeuren Nürnberg / Mfrk.<br />

Zum Zeitpunkt der Befragung waren der f/w Begleitung aus anderen<br />

Informationsquellen noch die Existenz drei weiterer (nach ihrem Selbstverständnis)<br />

ambulanter Demenz-WG’s in Bayern bekannt (Fürth, Gunzenhausen, Schwabach)<br />

sowie die (konkreten) Absichtserklärungen zweier Privatpersonen aus Erlangen und<br />

aus dem Landkreis Neumarkt.<br />

Zum Berichtszeitpunkt Anfang 2006 sind diese Daten nicht mehr aktuell, da eine<br />

dynamische Entwicklung hinsichtlich <strong>des</strong> tatsächlichen bzw. beabsichtigten Aufbaus<br />

ambulanter Demenz-WG’s in Bayern wahrzunehmen ist.<br />

Zur Klärung der hier umrissenen Fragen wird letztendlich vorerst die<br />

Bun<strong>des</strong>gesetzgebung hinsichtlich der Neugestaltung <strong>des</strong> SGB XI abzuwarten<br />

sein sowie die Ergebnisse der Föderalismusreform (Länder-Kompetenzen <strong>im</strong><br />

He<strong>im</strong>recht). Anhaltspunkte für eine zu erwartende Entwicklung geben beispielsweise<br />

die 10 Eckpunkte zur Entbürokratisierung <strong>des</strong> He<strong>im</strong>rechts („Runder Tisch Pflege“)<br />

vom 13.07.2005, die unter Punkt 1 fordern: „Auf ambulant betreute<br />

61


Wohngemeinschaften findet das He<strong>im</strong>recht keine Anwendung.“ In vergleichbare<br />

Richtung weisen auch die Aussagen von Dorothe Al-Khannak vom<br />

Bun<strong>des</strong>ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom Februar 2006, die<br />

festhielt, dass<br />

• ambulante Wohngemeinschaften vom He<strong>im</strong>gesetz befreit<br />

• ambulante Wohngemeinschaften und Mehr-Generations-Wohnen als dritte<br />

Säule <strong>im</strong> Versorgungssystem (neben den bisherigen ambulant und stationär)<br />

installiert werden sollen.<br />

Al-Khannak stellte in Frage, inwieweit eine „staatliche Aufsicht über neue Wohn-<br />

/Betreuungsformen nötig bzw. überhaupt wünschenswert“ sei und forderte<br />

demgegenüber jedoch auch ein „geeignetes Qualitätssicherungs- und Kontrollsystem<br />

zum Schutz <strong>des</strong> Bewohners“. Unter Verweis auf den bereits zitierten §25a<br />

He<strong>im</strong>gesetz bemerkte sie, dass das derzeitige He<strong>im</strong>recht „kein Hemmschuh für<br />

innovative Entwicklungen“ sei. 64<br />

SGB V<br />

Wie bereits angedeutet, sei in diesem Zusammenhang lediglich darauf verwiesen,<br />

dass die Definition <strong>des</strong> Begriffes Haushalt für die Gewährung der<br />

Behandlungspflege nach SGB V für die hier behandelte Thematik maßgebend ist.<br />

Im Experteninterview mit der Leiterin der Pflegekasse der Geschäftsstelle Neustadt<br />

(Direktion Mittelfranken) der AOK Bayern wurde die Frage nach der Einschätzung<br />

<strong>des</strong> Vorliegens von „Häuslichkeit“ in der Versorgungsform der ambulanten Demenz-<br />

WG’s als „Ermessensfrage“ bzw. „Grauzone“ eingeschätzt. Diesbezüglich seien<br />

laufende Rechtsverfahren anhängig. Derzeit werden folgende<br />

Entscheidungskriterien angewandt:<br />

• Mieter der Wohnung ist der Pflegebedürftige<br />

• Er kann den eigenen Haushalt selbständig führen (auch in einer<br />

Gemeinschaftsküche)<br />

• Die eigene Wäsche kann selbst gewaschen werden. 65<br />

64<br />

Vgl.: Khannak, D.: Eröffnungsreferat <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> der erwähnten Fachtagung der Deutschen<br />

Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft am 06.02.2006 in Kassel.<br />

65<br />

Aussagen <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>des</strong> Experteninterviews am 13.07.2005 in den Räumen der Geschäftsstelle<br />

Neustadt/A.<br />

62


Aus Sicht der f/w Begleitung wäre es auch zu dieser Frage <strong>des</strong> Sozialrechtes<br />

wünschenswert, dass eine eindeutige Regelung geschaffen werden könnte (auch<br />

wenn bisher keine Informationen vorliegen, dass der „Ermessensspielraum“ zu<br />

ungunsten der demenzkranken Bewohner einer Demenz-WG ausgelegt wurde).<br />

3.5.2.4. SGB XII<br />

Zusammenfassend seien <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> dieses Berichtes vorerst die wichtigsten<br />

Ergebnisse <strong>des</strong> Experteninterviews mit der Abteilungsleiterin und dem zuständigen<br />

Sachbearbeiter<br />

wiedergegeben:<br />

be<strong>im</strong> Landratsamt Neustadt a.d.Aisch-Bad Windshe<strong>im</strong><br />

• Zwingend notwendig sei das Wahlrecht für den ambulanten Pflegedienst<br />

• Als „unglücklich“ wurde bezeichnet, dass der ambulante Dienst seinen Sitz in<br />

der Immobilie der Demenz-WG habe<br />

• Fordern eine Abgrenzung resp. Definition von Pflegeleistungen und<br />

Betreuungsleistungen (zum Zeitpunkt <strong>des</strong> Interviews hatte der für<br />

Obersteinbach zuständige VAS e.V. lediglich einen Pauschalbetrag für<br />

„Pflegekostenzuzahlung“ benannt), da für den Sozialhilfeträger nur die<br />

Leistungen von Relevanz seien, die mit der Pflegekasse abgerechnet werden<br />

können (analog <strong>des</strong> <strong>im</strong> ambulanten Bereich gängigen Kostenvoranschlages<br />

aufgrund der Empfehlungen <strong>des</strong> MDK-Gutachten) 66<br />

• Für die Kosten-Leistungs-Abrechnung wird bei entsprechenden<br />

Voraussetzungen die In-Anspruch-Nahme von Leistungen nach § 61 SGB XII<br />

(Hilfe zur Pflege) sowie der Grundsicherung <strong>im</strong> Alter für möglich gehalten; als<br />

diesbezügliche Einschränkung fungiert jedoch ggf. der erforderliche<br />

Kostenvergleich der ambulanten Leistungen mit dem stationären Bereich,<br />

wenn erstere die stationären Kosten übersteigen würden, muss die<br />

Zumutbarkeit überprüft werden, was u.U. den Umzug der demenzkranken<br />

WG-Mieter in eine stationäre Einrichtung oder die Einstellung der Leistungen<br />

nach SGB XII nach sich ziehen könne.<br />

66 Anmerkung: Für die Demenz-WG in Obersteinbach werden keine separaten Pflege- und<br />

Betreuungsverträge abgeschlossen, dementsprechend sind auch keine Präsenzkräfte (mit eigens<br />

definierten Aufgabenbereichen, die unabhängig von Pflege-Leistungen nach SGB XI zu sehen sind)<br />

vorhanden.<br />

63


Hinsichtlich <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s in Obersteinbach hat der ambulante Pflegedienst<br />

eine Art „Selbstverpflichtung“ zur Kostenbegrenzung (Angabe einer Obergrenze, bis<br />

zu der Leistungen nach SGB XI mit den Pflegekassen abgerechnet werden, auch<br />

wenn die tatsächlich erbrachten Leistungen weitere Abrechnungsmöglichkeiten<br />

zuließen) abgegeben. Dieses Vorgehen ist nach Kenntnisstand der f/w Begleitung<br />

kein Einzelfall. Demgegenüber stehen jedoch auch Informationen (konkret aus<br />

Berlin und Bayern), nach denen ambulante Pflegedienste die Möglichkeiten zur<br />

Abrechnung der SGB XI-Leistungen ausschöpfen, was zu einer vergleichsweise<br />

hohen Zuzahlungs-Summe für die Pflegebedürftigen führt. Damit könnte die<br />

Wohnform der ambulanten Demenz-WG’s tendenziell zu einem Exklusiv-Angebot für<br />

solvente Pflegebedürftige werden.<br />

Ebenfalls hinsichtlich dieses hier (aufgrund der vorliegenden Erfahrungswerte)<br />

lediglich angerissenen Sachverhaltes erscheint eine verbindliche Regelung<br />

erstrebenswert.<br />

3.5.2.5. Abgrenzung Demenz-WG - Kleinsthe<strong>im</strong><br />

Unter Akteuren und Fachleuten wird <strong>im</strong> Zuge der aktuellen dynamischen<br />

Entwicklungen <strong>des</strong> Versorgungsbausteins „Ambulant betreute Demenz-WG’s“<br />

zunehmend eine wünschenswerte Definition bzw. Einführung einer Abgrenzung<br />

zwischen<br />

diskutiert.<br />

der Wohnform „Wohngemeinschaft“ und „Kleinsthe<strong>im</strong>“/“Mini-He<strong>im</strong>“<br />

„Längst nicht überall, wo ambulant betreute Wohngemeinschaft draufsteht, ist<br />

auch eine ambulant betreute Wohngemeinschaft drin.„ Mit dieser prägnanten<br />

Formulierung bringt der bereits zitierte Referent für Pflegepolitik be<strong>im</strong><br />

Sozialministerium Brandenburg die aktuelle Situation auf einen Punkt. 67 Und führt<br />

weiter aus, dass bei vielen neuen Demenz-WG-Projekten von „Selbstbest<strong>im</strong>mtheit<br />

wenig zu spüren“ sei und „zu Recht eine lebhafte Diskussion über die<br />

He<strong>im</strong>eigenschaften dieser Wohnformen geführt“ werde. Wendte diskutiert <strong>im</strong><br />

weiteren die Frage, ob die rechtliche (vertraglich geregelte) Absicherung der<br />

demenzkranken Mieter, u.a. den Pflegedienst jederzeit wechseln zu können,<br />

tatsächlich zur „gleichen Augenhöhe von Anbieter und Kunde“ führe. Praxisbeispiele,<br />

67 Wendte, U., a.a.O., S.11f.<br />

64


die auch von der f/w Begleitung beobachtet wurden (z.B. „Hausherrensyndrom“<br />

[Wendte] oder Träger-Bewußtsein bei ambulanten Pflegediensten), führen zu der<br />

Frage, ob eine theoretisch vorhandene Rechtsposition, die in der Umsetzung<br />

unwirksam bleibt, tatsächlich als das alleinige Kriterium für die Definition einer<br />

ambulanten Demenz-WG akzeptabel sei.<br />

Zwei Faktoren sind aus Sicht der f/w Begleitung letztendlich von Bedeutung:<br />

• Es bedarf der Entwicklung und Durchsetzung eindeutiger Kriterien und<br />

Qualitätskontrollmechanismen für die Anerkennung einer ambulant betreuten<br />

Demenz-WG.<br />

• Es Bedarf der Voraussetzungen bzw. der verstärkten Nutzung <strong>des</strong> §25<br />

He<strong>im</strong>gesetz (incl. <strong>des</strong>sen dauerhafter Gültigkeit) für die Anerkennung von<br />

Kleinsthe<strong>im</strong>en, die zwar unter die Qualitätssicherungsfunktion <strong>des</strong><br />

He<strong>im</strong>gesetzes fallen, jedoch von <strong>des</strong>sen Ausnahmeregelungen profitieren<br />

können.<br />

Nach dem derzeitigen Erkenntnisgewinn der f/w Begleitung könnten hinsichtlich der<br />

in diesem Abschnitt behandelten Frage beispielhafte Kriterien für die Anerkennung<br />

einer ambulant betreuten Demenz-WG sein:<br />

• Die Mieterzahl ist auf max<strong>im</strong>al acht Demenzkranke begrenzt.<br />

• Der ambulante Pflegedienst hat in der Demenz-WG einen Gaststatus (keine<br />

Büroräume in der Immobilie, Mitarbeiter haben keinen Hausschlüssel).<br />

• Die praxiswirksame Kontrollfunktion <strong>des</strong> Angehörigengremiums wird<br />

durch eine juristische Rechtsform oder die nachweislich vorhandene Tätigkeit<br />

eines qualifizierten Moderators nachgewiesen.<br />

• Die Aufgaben, Entscheidungsstrukturen und Turnus der Treffen <strong>des</strong><br />

Selbstbest<strong>im</strong>mungs-Gremiums sind transparent und eindeutig schriftlich<br />

dargelegt.<br />

• Die Initiierung/Gründung erfolgte aus dem bürgerschaftlichen Engagement<br />

heraus 68 bzw. unter <strong>des</strong>sen eindeutig wahrnehmbarer Beteiligung - auch an<br />

Entscheidungsprozessen <strong>im</strong> Aufbau-Prozess.<br />

68 Diese Forderung bezeichnet z.B. auch die Altenhilfeplanerin <strong>des</strong> Landkreises Marburg-Biedenkopf<br />

als „wichtiges Qualitätsmerkmal“ (Äußerung <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> der erwähnten Fachtagung am 06.02.2006 in<br />

Kassel). Vergleichbare Forderungen stellt Prof. Thomas Klie (<strong>im</strong> persönlichen Gespräch am<br />

09.03.2006 in Berlin; vgl. auch „Freiburger Modell“).<br />

65


Die gesetzgeberische Akzeptanz zweier eindeutiger, von einander abgegrenzter<br />

Wohnformen, die jedoch beide eine adäquate, qualitätsgesicherte gleichwertige<br />

Versorgungsform für demenzkranke Menschen darstellen, sieht die f/w Begleitung<br />

als wünschenswertes Ergebnis der aktuellen Entwicklungen in der sozialpolitischen<br />

Gesetzgebung als auch hinsichtlich der <strong>im</strong> Lande zu beobachtenden<br />

„Gründungswelle“ der ambulanten Demenz-WG’s an.<br />

66


TEIL 4: Befragung zur Umsetzung <strong>des</strong> <strong>Pflegeleistungs</strong>-Ergänzungsgesetzes<br />

Aufgrund der Felderfahrungen, der zahlreichen Rückmeldungen von <strong>Modellprojekte</strong>n<br />

als auch Akteuren in den Modellregionen, aber auch in ganz Bayern führte die<br />

fachlich-wissenschaftliche Begleitung <strong>im</strong> Jahre 2005 eine Befragung zu Aufbau und<br />

Gestaltung niedrigschwelliger Betreuungsangebote <strong>im</strong> Freistaat durch. Im Grundsatz<br />

lassen sich als Anlass dieser Erhebung die geäußerten Erfahrungen der Fachleute<br />

und Anbieter vor Ort benennen, dass die Voraussetzungen zur Anerkennung und<br />

Förderung der niedrigschwelligen Angebote Probleme und Hürden mit sich bringen,<br />

die die Schaffung dieser wichtigen Entlastungsangebote verzögern oder gar<br />

verhindern würden.<br />

Ziel dieser Evaluation war die Erfassung<br />

• der aktuellen Situation bezüglich <strong>des</strong> Aufbaus als auch der kontinuierlichen<br />

Gestaltung niedrigschwelliger Angebote sowie<br />

• eines aus Sicht der Akteure notwendigen Veränderungsbedarfes, ihrer<br />

diesbezüglichen Erfahrungen und fachlichen Ansichten.<br />

Das Evaluationsinstrument, ein zweiteiliger standardisierter/teilstandardisierter<br />

Fragebogen 69 wurde versandt an:<br />

• sämtliche <strong>im</strong> Bayerischen Netzwerk Pflege geförderten<br />

Angehörigenberatungsstellen<br />

• sämtliche Anbieter vom BLVF/ZBFS geförderten Träger<br />

niederschwelliger Betreuungsangebote<br />

• Träger, deren Anträge auf o.g. Förderung niederschwelliger<br />

Betreuungsangebote abgelehnt wurden bzw. die Fördergelder<br />

•<br />

(aufgrund nicht erfolgter Umsetzung) zurückgeben mussten<br />

über den Deutscher Caritasverband, Lan<strong>des</strong>verband Bayern e.V.,<br />

Referat Gesundheit - Pflege - Altenhilfe an <strong>des</strong>sen ambulante<br />

Pflegedienste (aufgrund der ausdrücklichen Bitte <strong>des</strong> Referates).<br />

An die Angehörigenberatungsstellen und die weiteren Träger niederschwelliger<br />

Betreuungsangebote wurden insgesamt 253 Fragebögen versandt. Aufgrund hier<br />

69 An dieser Stelle sei ausdrücklich Frau Bayer-Feldmann und Frau Krupp von der Alzhe<strong>im</strong>er<br />

Gesellschaft München e.V. sowie den Mitarbeitern der Angehörigenberatung e.V. Nürnberg für ihre<br />

Mitarbeit in der Prätest-Phase gedankt.<br />

67


nicht näher zu erläuternder Faktoren, die nicht in der Verantwortung der f/w<br />

Begleitung liegen, konnte die Zahl der an die ambulanten Dienste ausgegeben<br />

Fragebögen nicht ermittelt werden. Der Rücklauf betrug insgesamt 94. Einen<br />

differenzierenden Überblick bietet folgende Abbildung:<br />

Umsetzung niederschwelliger Angebote<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Angeh.berat Stadt<br />

Angeh.berat. Land<br />

amb. Dienst Stadt<br />

amb. Dienst Land<br />

GPDi (Stadt)<br />

Gerpstr. Fst. Land<br />

sonstige<br />

weitere Rückm.<br />

41 3<br />

3 3<br />

8 4<br />

12 11 11<br />

12 2 10<br />

131 6<br />

25 22 21<br />

15 10 11<br />

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Rücklauf<br />

Förder Ntzw.Pfl<br />

Förder. niederschw.<br />

Im folgenden können <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> eines Zwischenberichtes nur die relevantesten<br />

Ergebnisse zusammenfassend dargestellt werden:<br />

• Grundsätzlich hat sich <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> der Umsetzung <strong>des</strong> PflEG eine Vielzahl<br />

von Angeboten mit unterschiedlichster Trägerschaft in den Städten und<br />

ländlichen Regionen gebildet, die jedoch nicht als flächendeckend zu<br />

bezeichnen ist. Rein zahlenmäßig wird ein Großteile der Angebote von den<br />

Angehörigenberatungsstellen <strong>im</strong> Bayerischen Netzwerk Pflege vorgehalten,<br />

gefolgt von ambulanten Pflegediensten.<br />

• Ambulante Pflegedienste in ländlichen Regionen bieten <strong>im</strong> Vergleich zu<br />

amb. Diensten in Städten ab 20.000 Einwohnern auffällig mehr<br />

niederschwellige Angebote an bzw. haben deren Förderung beantragt.<br />

68


• Vielfach werden auch niederschwellige Angebote ohne Förderung<br />

•<br />

durchgeführt. Als Begründung für die nichtbeantragte finanzielle Unterstützung<br />

wird mehrfach angegeben, dass die einzuhaltenden Bedingungen für Erhalt<br />

der Förderung zu kompliziert oder zu aufwendig seien. Des weiteren wird<br />

angegeben, dass die Förderkriterien „zu hoch“ seien, z.B. hinsichtlich der<br />

Teilnehmerzahl, der Häufigkeit der Gruppentreffen oder der Anzahl der<br />

notwendigen Helfereinsätze.<br />

Insgesamt errechnen sich aus den zurückgesandten 96 Fragebögen eine<br />

Gesamtzahl von 1.415 Helfern, die für pflegende Angehörige (überwiegend<br />

Angehörige von Demenzkranken) diesen Institutionen zur Verfügung stehen.<br />

Davon sind 1.196 Helfer nach den Förderrichtlinien <strong>des</strong> PflEG geschult.<br />

Von diesen sind 857 Helfer <strong>im</strong> Einsatz, davon 277 mit Förder-Pauschale <strong>des</strong><br />

ZBFS, ohne diese Pauschale sind 573 Helfer tätig (vgl. folgende Abbildung).<br />

Umsetzung niederschwelliger Angebote<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Helfer insges.<br />

geschulte Helfer nach PflEG<br />

geschulte Helfer o.Förd.<br />

Helfer i. Einsatz<br />

davon: Helfer m.Pausch. i. Eins<br />

davon: Helfer o.Pausch. i. Einsa<br />

Stand 11/2005<br />

Helfer nach PflEG: Schulung - Einsatz - Förderpauschale<br />

(in absoluten Zahlen)<br />

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255<br />

277<br />

573<br />

857<br />

1196<br />

1451<br />

0 500 1000 1500 2000<br />

69


• Von den 94 Institutionen, die antworteten, haben 48 eine Helferschulung<br />

durchgeführt, von denen 43 dann die Helfer auch einsetzen. Bezüglich der<br />

durchschnittlichen Anzahl der Einsätze pro Helfer erfolgten folgende Angaben:<br />

o 10 Einsätze <strong>im</strong> Jahr: 109 Helfer<br />

o 20 Einsätze <strong>im</strong> Jahr: 84 Helfer<br />

o 30 <strong>im</strong> Jahr: 98 Helfer<br />

o 35 und mehr Einsätze <strong>im</strong> Jahr: 306.<br />

In der Gegenüberstellung ergibt sich, dass bezüglich der Förderung für die<br />

Organisation der Helfereinsätze nach Stand der Rückmeldungen knapp<br />

50% der Helfer die Voraussetzungen nicht erfüllen.<br />

• In etwa 60% der antwortenden Institutionen bieten Angehörigengruppen an<br />

(57 von 94). Auffallend ist, dass die Anzahl der geplanten Angebote für das<br />

Jahr 2005 (<strong>im</strong> Vergleich zu den Gruppenangeboten 2004) bei den<br />

Angehörigenberatungsstellen <strong>im</strong> Bayerischen Netzwerk Pflege rückläufig ist<br />

(vgl. folgende Tabelle).<br />

in absoluten Zahlen 2004 2005<br />

Träger von<br />

Gruppenangeboten<br />

57 51<br />

Gruppen 74 65<br />

• Bezüglich der Verordnung zur Ausführung <strong>des</strong> Pflege-<br />

Leistungsergänzungsgesetzes (AVPflEG) vom 08.04.2003 wünschten sich<br />

ausdrücklich (unter der Rubrik „Sonstiges“ <strong>im</strong> Fragebogen) 13% (N=12) der<br />

antwortenden Institutionen eine „Entbürokratisierung“.<br />

Im einzelnen ergeben sich dazu aus den Ergebnissen der Befragung folgende<br />

Daten:<br />

⇒ Anzahl der Fortbildungseinheiten für die Schulung der Helfer: überwiegend<br />

Zust<strong>im</strong>mung zu 40 Fortbildungseinheiten<br />

⇒ Zeitpunkt der Schulung: uneindeutige Rückmeldungen, wobei mehr<br />

als 50% eine Schulung vor Einsatzbeginn oder innerhalb der ersten 12<br />

Monate befürworten (vgl. folgende Abbildung)<br />

70


Umsetzung niederschwelliger Angebote<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Veränderungen der Förderbedingungen (2):<br />

Helferkreis-Schulung / Konditionen<br />

Schulung vor Einsatz<br />

Schulung innerhalb 12 Monate<br />

keine Angabe<br />

Ausn./n.Bedarf<br />

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5<br />

⇒ Abrechnung der Helfereinsätze: hinsichtlich der Frage, ob die<br />

Abrechnung ausschließlich zwischen der Helfer-einsetzenden Institution<br />

und den Pflegekassen oder ausschließlich zwischen Angehörigen und<br />

Helfer erfolgen sollte, wünschen sich die meisten Antwortenden keine<br />

eindeutige Regel (vgl. folgende Abb.).<br />

Umsetzung niederschwelliger Angebote<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Veränderungen der Förderbedingungen (3):<br />

Abrechnung der Helfereinsätze nach PflEG<br />

Institution -> Kasse<br />

Helfer -> Angehör.<br />

keine Regel<br />

keine Angabe<br />

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17<br />

18<br />

30<br />

22<br />

26<br />

42<br />

28<br />

71


⇒ Betreuungsgruppen - Anzahl der Teilnehmer: jeweils 14 Institutionen<br />

plädieren für eine Teilnehmerzahl zwischen 3 - 8 sowie 4 - 10.<br />

⇒ Betreuungsgruppen - Häufigkeit der Treffen: eine Mehrheit der<br />

Rückläufe befürwortet eine Förderung für zwe<strong>im</strong>al <strong>im</strong> Monat stattfindende<br />

Gruppenangebote<br />

⇒ Angehörigengruppen - Anzahl der Teilnehmer: Aus den vorhandenen<br />

Daten ergibt sich, dass eine Teilnehmerzahl zwischen 4 und 8 (max<strong>im</strong>al<br />

12) favorisiert wird (vgl. folgende Abb.).<br />

Umsetzung niederschwelliger Angebote<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Veränderungen der Förderbedingungen (6):<br />

Angehörigengruppen - Anzahl der Teilnehmer<br />

3-7<br />

4 - 8(12)<br />

6- 12<br />

andere<br />

keine Angabe<br />

8<br />

8<br />

10<br />

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⇒ Angehörigengruppen - Häufigkeit der Treffen: ein Drittel (29,8%) der<br />

Antwortenden hält es für realistisch, dass 8 -10 Treffen <strong>im</strong> Jahr stattfinden.<br />

23<br />

45<br />

72


Umsetzung niederschwelliger Angebote<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Veränderungen der Förderbedingungen (7):<br />

Angehörigengruppen - Anzahl der Treffen<br />

bis 8<br />

12 und mehr<br />

keine Angabe<br />

10<br />

12<br />

13<br />

15<br />

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⇒ Anzahl der Helfereinsätze pro Jahr: die Rückläufe favorisieren bis<br />

max<strong>im</strong>al 20 Einsätze <strong>im</strong> Jahr als Fördergrundlage (Vgl. folgende Abb.)<br />

Umsetzung niederschwelliger Angebote<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Veränderungen der Förderbedingungen (8):<br />

Anzahl der Einsätze pro Helfer / pro Jahr<br />

10 u. weniger<br />

nach Zahl geleist.Stunden<br />

Ges.-zahl d. Einsätze<br />

bis 20<br />

20<br />

35<br />

andere<br />

keine Angabe<br />

2<br />

3<br />

5<br />

7<br />

7<br />

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11<br />

14<br />

45<br />

54<br />

73


Zu den Ergebnissen der Befragung hinsichtlich der AVPflEG ist grundsätzlich<br />

festzuhalten, dass bei einer auffallend hohen Zahl der Rückläufe keine Angaben<br />

gemacht wurden. Nach Einschätzung der f/w Begleitung (u.a. aufgrund<br />

entsprechender Bemerkungen in den Fragebögen) sahen sich die Antwortenden<br />

dazu von ihren Kompetenzen (z.B. hinsichtlich einer Gesamteinschätzung der<br />

Situation) nicht ausreichend in der Lage. Von daher wird empfohlen, diese Größe<br />

<strong>des</strong> „keine Angabe“ zu vernachlässigen und die vorhandenen Daten als profunden<br />

Orientierungswert zu nutzen. Des weiteren wurde <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>des</strong> <strong>Modellprojekte</strong>s<br />

der Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft München (auf Bitten der f/w Begleitung) durch die<br />

Projektleitung und Vereinsvorsitzende sowie durch den Arbeitskreis Helferverbund<br />

(10 Institutionen) Vorschläge zur Verbesserung der Förderbedingungen zum<br />

<strong>Pflegeleistungs</strong>-Ergänzungsgesetz erarbeitet (Stichtag 31.01.2006). Im folgenden<br />

werden diese wiedergegeben 70 :<br />

1. Problembereich (benannt durch AK-HV):<br />

Aufbau niederschwelliger Angebote wird nicht ausreichend gefördert<br />

Förderung nach PflEG soll zum Aufbau niederschwelliger Angebote beitragen. Die<br />

Förderung greift jedoch häufig erst dann, wenn die Angebote bereits regelmäßig stattfinden,<br />

da best<strong>im</strong>mte Min<strong>des</strong>tvorgaben für Einsätze oder Treffen vorgegeben sind. Der<br />

organisatorische Aufwand für den Aufbau entsprechender Angebote wird nach den<br />

derzeitigen Ausführungsbest<strong>im</strong>mungen nicht gefördert.<br />

Beispiel Betreuungsgruppe: Bevor eine Betreuungsgruppe starten kann und eine<br />

durchschnittliche TN-Zahl von 4 Personen mit zweiwöchigen Treffen (Aufbauphase) als<br />

Min<strong>des</strong>tvoraussetzung für eine Förderung nachgewiesen werden kann, müssen aufwändige<br />

Vorarbeiten wie Raumsuche, Gewinnung von Fachkraft und Ehrenamtlichen, ggf. Schulung,<br />

Werbung etc. durchgeführt werden.<br />

Vorschlag: zusätzliche Starthilfe", z.B. in Höhe von 1.000 EUR ( bzw. 2.000 durch Land<br />

Bayern und Pflegekasse zusammen) bei Neuantrag für eine Betreuungsgruppe. Wie darüber<br />

ein Nachweis geführt werden kann, wäre noch zu klären, denn manchmal führen auch viele<br />

vorherige Bemühungen nicht zum Erfolg, d.h. dass dann trotz aller Vorarbeiten keine<br />

förderfähige Betreuungsgruppe zustande kommt.<br />

Beispiel Helferkreise: (siehe unten)<br />

70 Vorschläge zur Verbesserung der Förderbedingungen zum <strong>Pflegeleistungs</strong>-Ergänzungsgesetz.<br />

aus dem Arbeitskreis "Helferverbund ...", koordiniert von der Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft München<br />

e.V. <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> <strong>des</strong> Modellprojekts "Helferverbund ..." (AK-HV) 31. Januar 2006. (Per Mail - mit<br />

ergänzenden Vorschlag <strong>des</strong> Modellträgers am 14.02.2006 an die f/w Begleitung gesandt).<br />

74


2. Problembereich (benannt durch AK-HV):<br />

Förderpauschale nach § 9 (1) 2 ist mit 125 EUR (bzw. 250 EUR) pro HelferIn und Jahr<br />

zu gering bemessen<br />

Vorschlag:<br />

Erhöhung auf mind. 150 € (bzw. 300 €) pro HelferIn und Jahr (zu den Einsatzzeiten s.u.)<br />

Begründung:<br />

Der die HelferIn einsetzende Dienst hat sehr vielfältige Aufgaben <strong>im</strong> Zusammenhang mit der<br />

Koordination, Organisation und fachlichen Begleitung der HelferInnen.<br />

� Eine Helferin wird <strong>im</strong> Laufe eines Jahres u.U. in mehreren Familien eingesetzt (neben-<br />

aber auch nacheinander). Jeder neue Einsatz erfordert eine eingehende<br />

Einzelvorbereitung <strong>des</strong> Helfers und jeweils min<strong>des</strong>tens einen Hausbesuch<br />

� Wird ein Helfer bei einem alleinstehenden Demenzkranken eingesetzt, so sind besondere<br />

Absprachen mit den gesetzlichen Betreuern nötig<br />

� Kommen Familien zum ersten Mal zur Beratung, so ist möglicherweise eine aufwändige<br />

Abklärung nötig, was der Familie am besten hilft. Erst dabei stellt sich evtl. heraus, dass<br />

ein Helfereinsatz angebracht wäre. (Nicht alle Helferkreis-Anbieter werden auch <strong>im</strong><br />

<strong>Rahmen</strong> der Netzwerk Pflege Bayern-Angehörigenarbeit gefördert, über die solche<br />

Beratungen ggf. abgedeckt wären!)<br />

� Die fachliche Begleitung der HelferInnen ist aufwändig und nicht nur in regelmäßigen<br />

Helfertreffen zu bewerkstelligen. Häufig sind zusätzliche Telefonate (Einzelkontakte) zur<br />

Fallbesprechung nötig.<br />

� Bei weitem nicht alle durchgeführten Hausbesuche führen auch zu einer Vermittlung<br />

eines Helfers, z.B. wenn Familien oder Helfer kurzfristig wieder abspringen, sich der<br />

Gesundheitszustand verschlechtert und sich damit das Versorgungsarrangement<br />

verändert, einer der Beteiligten erkrankt, die "Chemie" zwischen Helfer und Familie<br />

nicht st<strong>im</strong>mt.<br />

� Ehrenamtliche Helfer stehen <strong>im</strong> Unterschied zu professionellen Mitarbeitern nicht mit<br />

derselben Selbstverständlichkeit und Zuverlässigkeit zur Verfügung. D.h. geschulte<br />

Helferinnen springen ab, weil sie evtl. einen regulär bezahlten Job finden; weil sich nach<br />

einigen Einsätzen zeigt, dass sie von dieser Form der Tätigkeit überfordert sind; dass sie<br />

lieber <strong>im</strong> Setting einer Gruppenbetreuung tätig sein wollen (keine Einzelbetreuung) etc.<br />

D.h., Helferkreise sind in steter Veränderung begriffen und müssen aufwändig "gepflegt"<br />

werden, um den Grundbestand zu sichern.<br />

� Zur Gewinnung von TN für eine Helferschulung reicht eine Ausschreibung alleine nicht<br />

aus: i.d. Regel ist min<strong>des</strong>tens ein Vorgespräch oder ausführliches Telefonat nötig, um<br />

eine Eignung zu prüfen.<br />

� Wie aus dem angesetzten Förderbetrag zusätzlich noch Aufwandspauschalen für<br />

ehrenamtliche HelferInnen bestritten werden sollen, ist nicht zu erkennen.<br />

3. Problem: Förderpauschale wird erst ab 35 Einsätzen pro Helfer/in /pro Jahr gewährt<br />

(benannt durch AK-HV)<br />

Eine Förderung für die Koordination, Organisation und fachliche Begleitung ehrenamtlicher<br />

HelferInnen nach § 9 (1) 2 ist an min<strong>des</strong>tens 35 Einsätze pro Jahr gebunden. Diese Zahl kann<br />

häufig nicht erreicht werden; der Begriff "Einsatz" führt zu Ungerechtigkeiten.<br />

Vorschlag für eine Änderung der Fördervoraussetzungen:<br />

75


Die Förderung nach § 9 (1) 2 sollte wie folgt gewährt werden:<br />

(1) Die Förderpauschale für die notwendigen Personal- und Sachkosten beträgt für<br />

2. die Koordination, Organisation, die kontinuierliche fachliche Begleitung und<br />

Vermittlung einschließlich Aufwandsentschädigungen für jeden ehrenamtlichen Helfer<br />

mit<br />

� min<strong>des</strong>tens 35 Einsätzen ODER min<strong>des</strong>tens 70 Einsatzstunden jährlich bis zu<br />

max<strong>im</strong>al 150 EUR (bzw. x2 mit Anteil Pflegekassen)<br />

� min<strong>des</strong>tens 17 Einsätzen ODER min<strong>des</strong>tens 35 Einsatzstunden jährlich bis zu<br />

max<strong>im</strong>al 75 EUR (bzw. x2 mit Anteil Pflegekassen) (analog der<br />

Betreuungsgruppenförderung)<br />

Begründung:<br />

� Viele HelferInnen-Schulungen finden z.B. <strong>im</strong> Herbst statt. Die geschulten HelferInnen<br />

möchten rasch eingesetzt werden, können jedoch in der verbleibenden Zeit <strong>des</strong> Jahres<br />

nicht mehr die geforderten 35 Einsätze erbringen. Der einsetzende Dienst kann keine<br />

Förderpauschale für diesen Helfer erhalten, hat jedoch auch mit diesem Helfer den<br />

Vermittlungsaufwand und die fachliche Begleitung aufzubringen. (Die PflEG-Förderung<br />

erschwert daher die Aufbauarbeit von Helferkreisen, s.o. Pkt.1)<br />

� Der Begriff "Einsatz" ist völlig unbefriedigend. Egal ob ein Helfer 2 Std. oder 4 Std. an<br />

einem Tag in die Familie geht, kann nur ein Einsatz festgehalten werden. Geht der Helfer<br />

dagegen an zwei Tagen in der Woche für 2 Std. in die Familie, werden zwei Einsätze<br />

gezählt, während bei 4 Stunden an einem Tag nur ein Einsatz gezählt werden kann.<br />

Gerade bei demenzkranken Menschen sind jedoch längere Einsätze sinnvoller als kürzere,<br />

mit der Konsequenz, dass die geforderten Einsatzzahlen gerade bei der Betreuung<br />

demenzkranker Menschen schwer zu erreichen sind.<br />

4. Problem:<br />

PflEG-Förderung gilt nur <strong>im</strong> häuslichen Versorgungsbereich, d.h. Einsätze von PflEG-<br />

Helferinnen zählen nur <strong>im</strong> häuslichen Versorgungskontext und können daher weder<br />

über die PflEG-Leistungen weiterfinanziert noch für die Förderung mitgezählt werden.<br />

(benannt durch AK-HV)<br />

HelferInneneinsätze können nach einer He<strong>im</strong>übersiedelung <strong>des</strong> Betreuungsbedürftigen nicht<br />

mehr nach PflEG finanziert und die Helfereinsätze nicht mehr <strong>im</strong> <strong>Rahmen</strong> der 35-Einsatz-<br />

Regelung gezählt werden. Aus fachlicher Sicht wäre die kontinuierliche Weiterbetreuung<br />

(wenigstens übergangsweise) zu befürworten, der einsetzende Dienst riskiert jedoch den<br />

Verlust der Förderpauschale, weil 35 Einsätze resp. 70 Stunden nicht mehr zustande kommen,<br />

wenn der Helfer den Kontakt zum Betreuten <strong>im</strong> He<strong>im</strong> (zumin<strong>des</strong>t übergangsweise) aufrecht<br />

erhalten möchte und dadurch z.B. keine Kapazitäten mehr für einen neuen Einsatz <strong>im</strong><br />

häuslichen Bereich hat.<br />

Vorschlag:<br />

Einführung von Übergangsfristen nach He<strong>im</strong>übersiedelung, z.B.<br />

Bis zu 12 Helfereinsätze nach PflEG können innerhalb von drei Monaten nach He<strong>im</strong>eintritt zu<br />

den PflEG-Einsätzen (d.h. zu den 35 Einsätzen) gezählt und auch über die PflEG-Leistungen<br />

finanziert werden. Eine zeitgleiche zusätzliche Förderung von he<strong>im</strong>internen Besuchs- bzw.<br />

Helferdiensten ist ausgeschlossen.<br />

76


Während dieser Übergangsfrist könnten alternative, an die stationäre Versorgung<br />

angebundene Helferdienste gefunden und eine entsprechende Finanzierung gesichert werden,<br />

so dass sich der PflEG-Helfer sowie der einsetzende PflEG-Helferkreis-Dienst zurückziehen<br />

kann. Da in vielen He<strong>im</strong>en ehrenamtliche Besuchsdienste erst <strong>im</strong> Aufbau begriffen sind,<br />

könnte diese Übergangsregelung eine wichtige Integrationshilfe für den neuen He<strong>im</strong>bewohner<br />

darstellen.<br />

5. Problembereich: Qualitätssicherung<br />

(benannt durch AK-HV)<br />

In den ersten Jahren der PflEG-Förderung wurden offenbar aus dem Mangel an Helferkreisen<br />

und entsprechend geschulten ehrenamtlichen HelferInnen von den Pflegekassen <strong>im</strong>mer wieder<br />

auch Einsätze von nicht geschulten und nicht an Helferkreise angebundene HelferInnen<br />

erstattet.<br />

Aus der anfänglichen Not darf nach Ansicht <strong>des</strong> AK-HV keinesfalls eine Dauerregelung<br />

werden, da die fachliche Qualität der HelferInneneinsätze sonst unterlaufen wird. Dies ist vor<br />

allem in Hinblick auf eine Verwirrung und Verunsicherung der nutzenden Familien unbedingt<br />

zu vermeiden! Diese finden sich <strong>im</strong> Wirrwarr einer zunehmenden Zahl von "ehrenamtlich<br />

angebotenen Dienstleistungen" <strong>im</strong> Anbieterdschungel als Laien nicht mehr zurecht und<br />

können selbst am wenigsten beurteilen, ob ein ihnen angebotener ehrenamtlicher Helfer auch<br />

tatsächlich geschult und fachlich begleitet wird.<br />

Die Pflegekassen sind daher aufgefordert, eine klare und für alle durchschaubare Regelung<br />

(bis hinunter zur Sachbearbeiterebene) dafür zu finden,<br />

� für welche HelferInnen welcher Dienste eine PflEG-Leistung gewährt wird<br />

� wie die Abrechnungsmodalitäten gehandhabt werden (direkt zwischen PV und<br />

Versicherten / Familie bzw. direkt zwischen PV und einsetzendem Dienst bei Vorlage<br />

einer Abtretungserklärung). Eine Abrechnung zwischen PV und ehrenamtlichen<br />

HelferInnen selbst sollte es nicht geben!<br />

6. Problem: Antragsverfahren und Verwendungsnachweise<br />

(benannt durch AK-HV)<br />

Der Arbeitskreis bittet dringend darum, das Antrags verfahren und die<br />

Verwendungsnachweise zu vereinfachen, denn der bürokratische Aufwand steht in keinem<br />

Verhältnis zu den gewährten Fördersummen.<br />

Insbesondere sollte die Beantragung und der Verwendungsnachweis für die Förderung<br />

niederschwelliger Angebote getrennt von denen zur Angehörigenarbeit (Netzwerkpflege<br />

Bayern) laufen, da <strong>im</strong> ersten Fall kommunale Mittel vollständig angerechnet werden, <strong>im</strong><br />

zweiten Fall diese als Mitfinanzierung z.T. dringend erforderlich und nicht in Anrechnung zu<br />

bringen sind.<br />

77


Ergänzend wurde explizit von der Alzhe<strong>im</strong>er Gesellschaft München noch folgende<br />

Vorschlag unterbreitet:<br />

Problem: "alternative", explizit niederschwellige Angebote bleiben in der derzeitigen<br />

Förderung unberücksichtigt<br />

Beispiel: Die Nachfrage nach einer in der Regel monatlich stattfindenden Angehörigengruppe<br />

kann deutlich durch das Angebot einer zeitgleich stattfindenden Betreuungsgruppe erhöht<br />

werden. Diese "Parallelgruppen sind noch deutlich "niederschwelliger" als jeder der<br />

Einzelgruppen für sich genommen. Weiterhin fördert ein solches Angebot die Akzeptanz von<br />

weiteren Entlastungsangeboten (z.B. Betreuungsgruppen) <strong>im</strong> weiteren Krankheitsverlauf.<br />

Eine Förderung von Betreuungsgruppen, die monatlich stattfinden, ist nach den derzeitigen<br />

PflEG-Förderbest<strong>im</strong>mungen nicht möglich. Der Organisationsaufwand einschließlich Einsatz<br />

von ehrenamtlichen HelferInnen ist dennoch gegeben und nicht unerheblich.<br />

Vorschlag:<br />

Ergänzung zum § 9 (1) 1 Höhe der Förderung<br />

(1) 3 Für Betreuungsgruppen, die min<strong>des</strong>tens 10 Mal jährlich parallel zu einer<br />

Angehörigengruppe angeboten werden und der durchschnittlich min<strong>des</strong>tens drei<br />

Teilnehmer angehören, beträgt die Förderpauschale bis zu max<strong>im</strong>al 500 EUR<br />

(x2 mit Anteil Pflegekassen)<br />

___________________________________<br />

Zusammenfassend lässt sich aus Sicht der f/w Begleitung min<strong>des</strong>tens folgender<br />

Handlungsbedarf festhalten:<br />

• Modifizierung der Förderpauschale für die Helfereinsätze<br />

• Flexiblere Regelungen für Aufbauphasen von Gruppenangeboten<br />

• Flexiblere Regelungen für Sondersituationen (z.B. Betreuungsgruppen parallel<br />

zu monatlichen Angehörigengruppen oder für ländliche Regionen)<br />

• Modifizierung der Antragsstellung und Nachweise (z.B. herrscht vielfach<br />

Verunsicherung ob der Genehmigung gestellter Anträge aufgrund<br />

•<br />

zeitverzögerter Zusagebescheide)<br />

Sicherung der Qualitätsstandards hinsichtlich der Qualifizierung und der<br />

Einsatzgestaltung der Helfer, hierzu werden von der f/w Begleitung die<br />

erarbeiteten Standards <strong>des</strong> Helferverbun<strong>des</strong> (Modellprojekt Alzhe<strong>im</strong>er<br />

Gesellschaft München) 71 als geeignete Orientierungswerte nachdrücklich<br />

empfohlen.<br />

71<br />

Vgl. in diesem Bericht Teil 1, Punkt 1 sowie bzw. die derzeit noch in Bearbeitung befindlichen<br />

Empfehlungen (werden Ende 2006 vorliegen)<br />

78

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