Studierendenzeitschrift der FHTW Berlin - uni:que
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Wenn die Stimme versagt •••<br />
von Björn Stecher<br />
Viele unserer studentischen Organisati<br />
on haben momenta n das Problem neue Mit<br />
glie<strong>der</strong> zu finden. Sei es für <strong>uni</strong>versitäre<br />
Projekte o<strong>der</strong> für die Arbeit in <strong>der</strong> Studie<br />
re ndenschaft allgemei n. Ergründet man die<br />
Ursache dafür, warum die aktive Mitarbeit<br />
bei Projekten, gemeinschaftlichen Aktionen<br />
o<strong>der</strong> dem gesellschaftlichen Engagement so<br />
gering ist, so bleibt nur ein großes Fragezei<br />
chen zurück.<br />
In <strong>der</strong> Vergangenheit, war es einfach Stu<br />
dierende für politische Aktionen zu begeis<br />
tern, ihnen zu zeigen, wie sich Probleme<br />
konstruktiv lösen lassen. Zusammen mit den<br />
Fu n ktionsträgern haben es diese Leute ge<br />
schafft ein Fundament aufzu bauen, auf das<br />
die heutigen Studierendenschaften zurück<br />
greifen können. Ja ohne diese Basis könnten<br />
wir gar nicht arbeiten. Sie haben die Mitbe<br />
stimmung in <strong>der</strong> Hochschule durchgesetzt<br />
und die Mentalität dafür geschaffe n, dass<br />
Lehrende und Hochschulleitung nicht ohne<br />
Wollen <strong>der</strong> Studierenden agieren können.<br />
Auf jeglichen Funktionsebenen lässt sich<br />
die studentische Mitbestimmung ausführen,<br />
Dank unserer Vorgänger. Aber was, wenn<br />
sich keiner mehr dafür interessiert? Was,<br />
wenn keiner mehr die Notwendigkeit <strong>der</strong><br />
Mitsprache sieht?<br />
Viele Studentinnen und Studenten stö h<br />
nen, wenn es heißt, wir brauchen engagierte<br />
Leute o<strong>der</strong> morgen sind Hochschulwahlen.<br />
Viele sind <strong>der</strong> Meinung, "Bringt doch eh<br />
nic hts ! " o<strong>der</strong> die "An<strong>der</strong>en werden schon<br />
m achen". Der Hang zum Individualismus<br />
wird in unserer Gesellschaft immer größer,<br />
bis wir irgendwann keinen ANDEREN mehr<br />
haben und sich niemand mehr fü r die Pro<br />
bleme an<strong>der</strong>er verantwortlich fühlt.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wi rd die Dienst<br />
leistungs- und For<strong>der</strong>ungsmentalität <strong>der</strong><br />
Studierenden immer größer, jedoch inter<br />
essieren sich die Wenigsten, ob die Forde-<br />
48 <strong>uni</strong>:<strong>que</strong><br />
rungen auch umgesetzt wurden o<strong>der</strong> welche Gewerkschaften, Parteien, Ki rchen und auch<br />
Ergebnisse erzielt wurden. Es werden Forde<br />
rungen gestellt um sein Gewissen zu beruhi<br />
gen nach dem Motto: Ja, da muss u nbedingt<br />
was gemacht werden - Ich find das schreck<br />
lich, wie das so lä uft - Das muss sich än<strong>der</strong>n<br />
usw ..<br />
Oft höre ich von Studierenden die For<br />
<strong>der</strong>ung, dass die Leh rveransta ltung zu ein<br />
seitig sei, es müsste viel mehr praktische<br />
Elemente und Erfahrungen eingebaut wer<br />
den. Aber bei Gastvorlesungen o<strong>der</strong> ver<br />
gleichbaren Projekten erscheint nur die<br />
Hälfte <strong>der</strong> Studierenden. Es wi rd seit ge<br />
ra umer Zeit eine ein heitliche Evaluierung<br />
gefor<strong>der</strong>t was unser gutes Recht ist. Vo r<br />
allem aber das die Studierenden auch die Er<br />
gebnisse zu Gesicht bekommen. Erklärt sich<br />
die Hochschule dann bereit (nach la ngem<br />
Ri ngen) Ergebnisse auf eine geeignete Art<br />
zu komm<strong>uni</strong>zieren, dann erschei nen wie<strong>der</strong><br />
um nur die Wenigsten, wie am letzten Hoch<br />
schultag an dem die Evaluierungsergebnisse<br />
des Studiengangs BWL präsentiert wurden<br />
(an diesem Ta g wurden wohlgemerkt alle<br />
Lehrveransta ltungen abgesagt). Je<strong>der</strong> hät<br />
te Zeit gehabt dort hinzugehen, doch lei<strong>der</strong><br />
waren Studierende ehr fe hl am Platz.<br />
Von <strong>der</strong> Tei lnahme an Hochschulwahlen,<br />
möchte ich gar nicht erst anfangen. Seit<br />
langem dümpeln wir zwischen 5 - 10% rum.<br />
Selbst bei ei nfachsten Aktionen wird das Er<br />
fo r<strong>der</strong>nis <strong>der</strong> Mitbestimmung nicht Ernst ge<br />
nommen.<br />
Wo her kommt dieses Phänomen? Ist es<br />
wirklich <strong>der</strong> wachsende Individualismus in<br />
unserer Generation. Betrachtet je<strong>der</strong> erstmal<br />
sein Wohl vor dem des An<strong>der</strong>en? Hat unsere<br />
Generation verlernt für die Gemeinschaft zu<br />
denken? Ich meine ja, Organisationsformen<br />
die eine bestimmte Gemeinschaft vertreten,<br />
haben stark mit den Individualisierungs-,<br />
Flexibilisierungs- und Differe nzierungsten<br />
denzen zu kämpfe n. Organisationen, wie<br />
verfa sste Studierendenschaften müssen um<br />
ihre Mitglie<strong>der</strong> kämpfen. Es herrscht eine<br />
neue sozial Kultur. Die Universität ist nur<br />
noch eine Durchgangsstadion im Leben und<br />
nicht mehr ein prägen<strong>der</strong> Lebensabschnitt<br />
in dem man versucht hat Dinge zu verän<br />
<strong>der</strong>n. Gewerkschaften und Pa rteien sind<br />
schon lange keine Akti onsformen mehr, die<br />
<strong>der</strong> gewünschten Flexibilität Rechnung tra<br />
gen können. Der Drang sich selber, allei n<br />
und zuerst zu verwirklichen und nicht zu<br />
sammen mit einer Gemeinschaft ist größer<br />
denn je. Die Flucht nach vorn, nach Erfo lg ,<br />
Macht und Geld lässt wenig Platz für gesell<br />
schaftliches Engagement.<br />
Schaut man in die Zukunft, so si nd die<br />
Rahmenbedingungen für ein Umdenken<br />
schwierig. Parteien scheinen eine ewige<br />
Konstante ihrer Selbst zu bleiben. Die Ge<br />
werkschaften haben es immer schwerer sich<br />
dem Druck <strong>der</strong> Globalisierung zu stellen.<br />
Spielt die Gewerkschaft nicht mit, so pro<br />
duziert das Unternehmen im Ausland. Leute<br />
werden entlassen obwohl die Gewinne im<br />
mer weiter steigen. Aber es ist ja notwendig<br />
am Weltmarkt mitzuhalten, man muss kon<br />
kurrenzfähig bleiben, um dann noch mehr<br />
Leute zu entlassen.<br />
Was bleibt den Universitäten noch? Hier<br />
werden die Studierenden auf dieses System<br />
ausgebildet in ei ner Struktur die kei nen<br />
Platz meh r fü r Engagement hat. Die Anforde<br />
rungen in <strong>der</strong> neuen Struktur Bachelor und<br />
Master sind <strong>der</strong>art hoch, dass sich kei n Stu<br />
dent mehr traut seine Zeit für etwas an<strong>der</strong>es<br />
zu opfern. Der Student muss arbeiten gehen<br />
um sich selber zu finanzieren um vielleicht<br />
auch noch seine Studiengebühren zu bezah<br />
len. Daneben soll er aber noch schnell stu<br />
dierenden. Innerhalb von sechs bis sieben<br />
Semester muss er sich den Stoff rei nprügeln<br />
und darf sich dabei keinen Fehltritt leisten,<br />
dann die Noten zählen ja von Anfang an und