May/Jun 2008 - German World Magazine
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20<br />
Business und Kulturschock:<br />
Was deutsche Manager in<br />
den USA falsch machen<br />
Small Talk im Büro gehört zum amerikanischen<br />
Arbeitsalltag, aber deutsche Manager sehen das<br />
anders<br />
Die Weltkonzerne von heute tätigen<br />
Geschäfte auf allen Kontinenten.<br />
Ihre Führungskräfte senden sie<br />
montags zu Verhandlungen nach Taipeh,<br />
mittwochs nach Chicago und freitags nach<br />
Düsseldorf. Aber wie gut sind diese Mitarbeiter<br />
im Hinblick auf die unterschiedliche<br />
Geschäftskultur wirklich vorbereitet, um<br />
erfolgreich im Ausland zu agieren?<br />
Auch in einer globalisierten Welt ist es<br />
für deutsche Geschäftsleute nicht immer<br />
leicht, in Amerika tätig zu sein. “Es gibt<br />
www.german-world.com <strong>May</strong>/<strong>Jun</strong>e <strong>2008</strong><br />
einen Witz bei uns, “ erklärt Dr. Eugene A.<br />
Sekulow, ehemaliger Vorsitzender der<br />
Deutsch-Amerikanischen Handelskammer<br />
in New York, “wenn wir deutschen<br />
Geschäftsbesuch erwarten: “Es kommt<br />
heute jemand aus Frankfurt, wir stellen uns<br />
besser auf ein langes Meeting ein …”<br />
Der häufigste Fehler, der von deutschen<br />
Industriebossen gemacht werde, so<br />
Sekulow weiter, sei, dass ihre Reden zu<br />
lang und zu langweilig sind. Deutsche<br />
Unternehmer reden durchschnittlich 20 –<br />
50 % länger als ihre amerikanischen<br />
Kollegen und verlieren so das Interesse der<br />
Zuhörer. Damit verpassen sie häufig die<br />
Gelegenheit, vor einer wichtigen Zuhörerschaft<br />
einen positiven Eindruck zu machen.<br />
Leider meinen die Deutschen zu oft<br />
bereits zu wissen, wie man sich in der amerikanischen<br />
Geschäftswelt verhalten sollte,<br />
da sich die Kuluren so ähnlich sind. Die<br />
Unterschiede sind sehr subtil und nur<br />
schwer erkennbar, denn die Amerikaner<br />
ziehen sich eher zurück, als dass sie jemanden<br />
auf seine Fehler aufmerksam machen.<br />
Ein deutscher Vertriebsmanager, zum<br />
Beispiel, der nach einer Produktvorführung<br />
von einem Amerikaner hört “Das ist ja ganz<br />
fantastisch, die beste Technologie, die ich<br />
je gesehen habe”, denkt, dass er einen<br />
neuen Kunden gewonnen hat. Der<br />
Amerikaner jedoch wollte nur sehr höflich<br />
sein.<br />
Im Marketing und in der Unternehmenskommunikation<br />
braucht man immer jemanden,<br />
der tief in der Kultur des Zielmarktes<br />
verwurzelt ist. Genauer gesagt, braucht<br />
man im deutsch-amerikanischen Geschäftsalltag<br />
immer beides: einen<br />
Deutschen, der vermittelt, was über das<br />
VON<br />
BY<br />
IRMINTRAUD JOST<br />
Produkt kommuniziert werden sollte und<br />
einen Amerikaner, der entscheidet, wie die<br />
Information am besten für den Zielmarkt<br />
formuliert werden sollte.<br />
Ein gutes Beispiel für die Unterschiede<br />
der beiden Geschäftskulturen ist zum<br />
Beispiel der jeweilige Marketingansatz auf<br />
Messen. In Deutschland sind die vorgestellten<br />
Produkte, z.B. Maschinen, alle gut<br />
einsehbar und man kann die deutsche<br />
Technologie bewundern. Auf amerikanischen<br />
Handelsmessen werden die<br />
Maschinen in Aktion vorgeführt, damit man<br />
sieht, wie sie arbeiten, wieviel sie pro<br />
Stunde produzieren und was die Produktion<br />
kostet.<br />
Deutsche Unternehmer sind eher an<br />
Technologie und Qualität interessiert, die<br />
Amerikaner an den Kosten und dem Wert.<br />
Ein hervorragendes Beispiel missglückter<br />
Kommunikation ist folgende Begebenheit:<br />
Eine Führungskraft eines groβen<br />
deutschen Autoherstellers wollte eines der<br />
Vorstandsmitglieder in Detroit in einer Rede<br />
besonders ehren und nannte ihn “the rock<br />
bottom” (das Allerletzte) im Bereich der<br />
Automobilherstellung. Er meinte natürlich<br />
“the bedrock” (Stützpfeiler). Hätte er seine<br />
Rede einem einheimischen<br />
Medienrepräsentanten gezeigt, wäre ihm<br />
und dem Vorstandsmitglied eine groβe<br />
Peinlichkeit erspart geblieben.<br />
Viele Deutsche sind Ratschlägen<br />
gegenüber eher unempfänglich – sie<br />
wollen nur hören, was sie ohnehin schon<br />
wissen. So kann auch das scheinbar harmlose<br />
Geplauder an der Trinkfontaine, die es<br />
in jedem amerikanischen Büro gibt, zu<br />
einem wahren Minenfeld werden. Es<br />
gehört in der amerikanischen Arbeitswelt<br />
einfach dazu, das letzte Baseball Spiel, die<br />
“Apprentice”-Episode vom Vorabend oder<br />
das Wetter zu diskutieren. Deutsche bewerten<br />
diese zwanglosen Bürogespräche als<br />
Zeitverschwendung. Für den Amerikaner<br />
ist dieser Büro Small Talk jedoch ein<br />
wichtiger Bestandteil seines<br />
Arbeitsalltages. Die Mitarbeiter sollen sich<br />
bei der Arbeit wohl fühlen und Spaβ haben.<br />
Wenn sie sich wohl fühlen, sind sie<br />
motiviert und produzieren bessere<br />
Ergebnisse.