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Verantwortung für Europa wahrnehmen - Sachverständigenrat zur ...

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102 Euro-Raum in der Krise<br />

hoher Qualität verfügen. Der EZB sollte bei dieser Lösung die Option eingeräumt werden, die<br />

von ihr erworbenen Anleihen zum Ankaufkurs bei der EFSF in EFSF-Anleihen einzutauschen.<br />

Da die griechischen Banken mit über 40 Mrd Euro relativ hohe Bestände an griechischen<br />

Staatsanleihen halten, hätte zusätzlich die Notwendigkeit einer Rekapitalisierung des<br />

griechischen Bankensystems bestanden, die ebenfalls durch die EFSF erfolgen sollte.<br />

166. Die auf dem Sondergipfel vom 21. Juli 2011 <strong>für</strong> Griechenland beschlossene Umschuldung<br />

blieb weit hinter diesem Vorschlag <strong>zur</strong>ück. Überwiegend sollten dabei die ausstehenden<br />

Anleihen zum vollen Nennwert in neue Anleihen mit einer annähernd gleichen Verzinsung,<br />

allerdings mit Laufzeiten von 15 bis 30 Jahren verlängert werden. Der vom Institute for International<br />

Finance <strong>für</strong> dieses Umschuldungsmodell errechnete Barwertverlust der Investoren<br />

von 21 vH ergibt sich daraus, dass <strong>für</strong> die von Griechenland zu leistenden Zinszahlungen ein<br />

relativ hoher Diskontierungszins von 9 % unterstellt wurde. Die Entlastung <strong>für</strong> Griechenland<br />

hätte sich dabei in engen Grenzen gehalten.<br />

167. In Anbetracht der sich weiter verschlechternden Schuldensituation des Landes konnten<br />

sich die Regierungen schließlich auf dem Gipfel vom 26. Oktober 2011 dazu durchringen,<br />

einen tiefer gehenden Schuldenschnitt von nunmehr 50 vH auf den Nennwert der ausstehenden<br />

Wertpapiere zu vereinbaren. Er soll dazu beitragen, dass es Griechenland ermöglicht<br />

wird, die Schuldenstandsquote bis zum Jahr 2020 auf 120 vH abzusenken. Allerdings wird<br />

dies nur möglich sein, wenn es dem Land gelingt, von 2014 bis 2020 einen Primärüberschuss<br />

von durchschnittlich 4 ¼ vH zu erzielen. Dies ist, wie die Erfahrungen anderer Länder zeigen,<br />

sehr ambitioniert, aber nicht unmöglich. Problematischer ist die hinter diesem Szenario stehende<br />

Annahme, wonach das reale Wirtschaftswachstum in den Jahren 2013 und 2014 mit<br />

einer durchschnittliche Rate von 1 ¼ vH wieder einsetzt und dann in der Phase von 2015<br />

bis 2020 jahresdurchschnittlich 2 ⅔ vH erreichen wird. Zudem gehen die Berechnungen davon<br />

aus, dass es bis zum Jahr 2020 möglich sein wird, Privatisierungserlöse in Höhe von<br />

46 Mrd Euro zu erzielen.<br />

168. Die Umschuldung der ausstehenden Anleihen des Privatsektors in Höhe von rund<br />

200 Mrd Euro in langfristige neue Anleihen mit einem Nennwert von 100 Mrd Euro soll dadurch<br />

attraktiv gemacht werden, dass diese mit einem Betrag von 30 Mrd Euro durch Nullkupon-Anleihen<br />

besichert werden, die von der EFSF garantiert werden. Da diese verzinst werden,<br />

wobei Griechenland <strong>für</strong> den Zinsendienst aufzukommen hat, steht am Ende der Laufzeit<br />

ein Betrag in Höhe von 100 Mrd Euro <strong>zur</strong> Verfügung, der den Anleihegläubigern die Rückzahlung<br />

sichert. Ob dies ausreicht, um eine hohe Beteiligung der Banken an dem als „freiwillig“<br />

apostrophierten Schuldentausch zu erreichen, bleibt abzuwarten. Für Investoren, die griechische<br />

Anleihen in den letzten Monaten zu Kursen um 50 vH oder darunter erworben haben,<br />

ist die Offerte durchaus attraktiv, da sie auf jeden Fall eine Absicherung in Höhe von 30 vH<br />

erhalten.<br />

169. Da griechische Banken mit Beständen von rund 40 Mrd Euro die größten Verluste<br />

durch den Schuldenschnitt erleiden werden, muss <strong>für</strong> sie ein Rekapitalisierungsbetrag bereitgestellt<br />

werden. Zusammen mit einem Betrag von rund 80 Mrd Euro, der <strong>zur</strong> Finanzierung<br />

<strong>Sachverständigenrat</strong> - Jahresgutachten 2011/12

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