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Verantwortung für Europa wahrnehmen - Sachverständigenrat zur ...

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Deutschland in einem global unsicheren Umfeld 53<br />

Ende des Aufholprozesses – Die Konjunktur <strong>zur</strong> Jahresmitte 2011<br />

100. Die bisher kräftige konjunkturelle Entwicklung seit dem Krisenjahr 2009 spiegelte maßgeblich<br />

den Aufholprozess nach dem massiven wirtschaftlichen Einbruch wider. Dabei wurde<br />

dieser Prozess im Jahr 2010 zweifach angetrieben: Neben den Impulsen vom Außenbeitrag,<br />

ausgehend von der stark erholten Weltnachfrage, sorgte gerade die Binnennachfrage <strong>für</strong> einen<br />

kräftigen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts. Ihren Wachstumsbeiträgen kam in der Phase<br />

der Erholung sogar der größere Anteil zu. Getragen wurde die Entwicklung von den Ausrüstungsinvestitionen,<br />

die sich im Jahr 2010 im Rahmen von Aufholprozessen wieder deutlich<br />

verbessert hatten, nachdem im Krisenjahr 2009 ein Rückgang von 22,8 vH zu verzeichnen<br />

war. Zudem leisteten die Bauinvestitionen mit einer Zuwachsrate von 2,2 vH im Jahr 2010<br />

erstmals seit dem Jahr 2006 einen positiven Beitrag zum Wachstum.<br />

Darüber hinaus stützten im Jahr 2010 die Privaten Konsumausgaben die positive Entwicklung,<br />

wenngleich im Gegensatz zum Jahr 2009 stabilisierend wirkende staatliche Kaufanreize<br />

über die Umweltprämie nicht mehr bestanden. So sanken die Konsumausgaben <strong>für</strong> Kraftfahrzeuge<br />

im Jahr 2010 gegenüber dem Vorjahr um 16,9 vH, während sie im Jahr 2009 noch<br />

um 19,9 vH gestiegen waren. Die Kaufanreize wirkten durch entsprechende Vorzieheffekte<br />

stark antizyklisch auf die Privaten Konsumausgaben, die dennoch um 0,5 vH im Jahr 2010<br />

zunahmen. Diese Entwicklung der nachfrageseitigen Komponenten setzte sich im ersten<br />

Quartal 2011 fort.<br />

Die gesamtwirtschaftliche Produktion erhöhte sich gegenüber dem Vorquartal saisonbereinigt<br />

um 1,3 vH, dabei dominierte wiederum der Wachstumsbeitrag der inländischen Verwendung.<br />

101. Der starke Aufschwung im Jahr 2010 und Anfang des Jahres 2011 weckte Hoffnungen,<br />

Deutschland könne mittelfristig einen Pfad höheren Wachstums einschlagen und somit „Konjunkturlokomotive“<br />

<strong>für</strong> den gesamten Euro-Raum sein (Schaubild 4, Seite 27). Vor dem Hintergrund<br />

dieser ursprünglich optimistischen Einschätzungen stellten die Ergebnisse <strong>für</strong> die<br />

Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2011 eine Überraschung dar. Mit einer niedrigen<br />

Rate von 0,1 vH kam das Wirtschaftswachstum in Deutschland fast zum Erliegen. Allerdings<br />

müssen <strong>für</strong> die Beurteilung dieser Entwicklung einige Sondereinflüsse beachtet werden: Die<br />

Bauinvestitionen waren im ersten Quartal 2011 infolge des witterungsbedingten Aufholprozesses<br />

überzeichnet und gingen im zweiten Quartal 2011 entsprechend <strong>zur</strong>ück. Die gestiegenen<br />

Rohstoffpreise belasteten durch höhere Kraftstoff- und Energiekosten die Privaten Konsumausgaben,<br />

sodass es im zweiten Quartal 2011 zu einem Rückgang von 0,7 vH kam. Darüber<br />

hinaus dürfte die stark erhöhte Zuwachsrate der Importe von 1,6 vH im ersten Quartal<br />

2011 auf 3,2 vH im zweiten Quartal jeweils gegenüber dem Vorquartal mit einer Ausweitung<br />

der Lagerinvestitionen verknüpft gewesen sein.<br />

Ein weiterer dämpfender Effekt ging von der Brutto-Energieerzeugung aus, die im zweiten<br />

Quartal einen Rückgang von 10,4 vH gegenüber dem Vorjahresquartal zu verzeichnen hatte.<br />

Dies ging maßgeblich auf die Abschaltung von sieben der siebzehn deutschen Atomkraftwerke<br />

im Zuge des Atom-Moratoriums <strong>zur</strong>ück. Der daher im Inland nicht erzeugte Strom wurde<br />

teilweise durch vermehrte Stromimporte ausgeglichen. Ohne diese Sondereffekte wäre die<br />

<strong>Sachverständigenrat</strong> - Jahresgutachten 2011/12

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