Wandern & Genießen 2023

Geniessen
Die dritte und
vierte Generation des
familiengeführten
Betriebes (v. l.): Kurt,
Barbara und Stephan
Günther
Herzen. Bereits im Jahr 1914 meldete Alfons
Fischer, Urgroßvater des heutigen Geschäftsführers,
in Kempten eine Firma zur »Heidelbeer-
und Apfelweinkelterei und Herstellung
von Spirituosen« an, um erlesene
Liköre und Weine zu produzieren. Den
Rebensaft bezog der gelernte Küfer- und
Keltermeister zum Großteil aus der Pfalz.
Heute schauen die Firmeninhaber, dass die
Rohstoffe so regional wie möglich beschafft
werden – beispielsweise aus den Obstanbaugebieten
am Bodensee. »Im Allgäu
ist es schwierig, hier ist es einfach zu kalt«,
lacht Barbara Günther und erzählt weiter
von der Unternehmensgeschichte. Im Laufe
der Jahrzehnte und über die Generationen
hinweg hat sich der Betrieb immer
mehr zum Schnaps hin entwickelt. Seit
2012 haben sie ihren Firmenstandort in
Sulzberg, wo sie mittlerweile jährlich rund
350.000 Liter an Spirituosen fertigen. Jeder
einzelne davon gelangt nach dem Destillieren
über Rohre in riesige Tanks im Keller.
Erst, wenn diese voll sind, geht es für
die Geiste, Brände und Liköre weiter in das
Lager, wo sie abgefüllt werden.
Schätze unter der Erde
Aber im Untergeschoss der Brennerei, die
seit ein paar Jahren klimaneutral ist, verbergen
sich noch andere alkoholische
Köstlichkeiten – und zwar in Fässern. Wer
nun denkt, dass sich die Familie auf ihre
Wurzeln besinnt und sich wieder dem
Wein zugewandt hat, der irrt. Vielmehr
lagern in den hölzernen Gefäßen Whisky
und Rum, stellenweise schon seit Jahren.
Laut Barbara Günther war ihr und ihrem
Mann seit der Übernahme des Unternehmens
klar, dass sie auch so etwas anbieten
wollen: »Wir haben auch immer den Markt
im Auge und schauen, welche Trends sich
abzeichnen.« Das ist wichtig, denn Whisky
muss beispielsweise mindestens drei Jahre
reifen und somit muss man weit in die
Zukunft planen, wenn man sich an solch
ein Produkt herantraut.
Doch sie hatten den richtigen Riecher,
denn der Whisky kommt an – genau wie
der Gin, den es schon seit mehreren Jahren
zu kaufen gibt. Den gleichen Erfolg erhoffen
sie sich auch für den Rum, der noch
in den Fässern reift, aber heuer auf den
Markt kommen soll und dann die Produktpalette
um eine weitere flüssige Leckerei
erweitert. Momentan umfasst das Sortiment
der Allgäu-Brennerei rund 60 verschiedene
Spirituosensorten, doch es wird
immer an neuen Kreationen getüftelt.
»Mein Mann ist Destillateurmeister und
der kreative Kopf. Er entwickelt die Rezepturen
und probiert wochenlang herum,
bis es passt«, so Barbara Günther.
Es darf probiert werden
Wer selbst einmal probieren möchte – also
nicht das Schnapsbrennen, sondern den
Schnaps – der kann das direkt in der Allgäu-Brennerei
tun: Im Laden hat jeder
Besucher die Möglichkeit, die hochprozentigen
Flüssigkeiten zu kosten. »Man
muss bei uns nicht die Katze im Sack
kaufen«, schmunzelt die Frau des Geschäftsführers.
Die Verkostung der Liköre und Schnäpse
ist auch fester Bestandteil der Führungen
durch das Unternehmen. Bei ihnen kann
man einen Blick hinter die Kulissen werfen
und viel Interessantes über die Herstellung
der edlen alkoholischen Tropfen
lernen. Und wenn man all das Wissen
aufgesaugt hat, kann man den feinen Geschmack
eben dieser genießen.
Doch der Verkaufsraum hat noch sehr viel
mehr zu bieten als Dutzende unterschiedliche
Sorten Hochprozentiges: Neben verschiedensten
Dekoartikeln gibt es auch
zahlreiche andere regionale Produkte wie
beispielsweise Öle, Salze, Marmeladen und
vieles Weitere zu kaufen.
Claudia Schöwe
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