MEDIAkompakt Ausgabe 34

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20 FREI mediakompakt Den Job im Rucksack Die Welt entdecken, in einer Hängematte liegen und den Wellen lauschen – was für viele nach einem perfekten Urlaub klingt, war für Manuel Stamm und Simea Merki Berufsalltag. Wie ist es, als digitale Nomad:innen im Paradies zu arbeiten? VON MIRJAM VÖLKLE Bild: Manuel Stamm Ein aufgeklappter Laptop steht auf dem Tisch. Es macht „Pling“ und eine Mail trudelt in das Email-Postfach ein. Meeting in zwei Stunden. Headset und Maus liegen griffbereit daneben und weiter rechts dampft Kaffee aus einer Tasse. Ein ganz normaler Arbeitsplatz – oder nicht? Doch im Hintergrund rauschen Wellen, eine Palme spiegelt sich im Bildschirm des Laptops und die warme Brise verrät die Nähe zum Meer. Arbeitsalltag in Thailand. Das Land gilt als das weltweit beliebteste Zielland für digitale Nomad:innen. Ob von der Hängematte am Strand, dem Co- Working-Space in der Stadt oder dem Wohnzimmer des Airbnbs – digitale Nomad:innen sind Menschen, die ortsunabhängig digital arbeiten. Dabei bereisen sie die Welt. Die einzige Voraussetzung bei der Wahl des Arbeitsplatzes: Eine stabile Internetverbindung. Digitales Nomaden-Dasein kann unterschiedlich gelebt werden: Es gibt Menschen, die alle paar Wochen ihren Standort wechseln, andere haben mehrere Wohnsitze an verschiedenen Orten. Sogenannte Teilzeit-Nomad:innen haben eine Basis im Heimatland und gehen punktuell für längere Zeiträume auf Reisen. Wenn Manuel Stamm auf seine Reise zurückblickt, fällt ihm als Lieblings-Arbeitsplatz ein Café an der neuseeländischen Küste ein. „So haben wir es uns vorgestellt: Ein cooler Drink, arbeiten und Blick aufs Meer“, sagt der <strong>34</strong>-Jährige. 2018 ging Manuel Stamm mit seiner Freundin Daniela Christen für 15 Monate auf Weltreise. Währenddessen arbeitete er aus dem Homeoffice für seinen Arbeitgeber in der Schweiz weiter. Zur Reise inspirierten das Paar Erfahrungen anderer digitaler Nomad:innen im Internet. Doch zunächst stand Manuel Stamm dem Vorhaben skeptisch gegenüber: „Haben wir überall Internet? Was ist, wenn der Laptop gestohlen wird?“ Zudem sei die Arbeit aus dem Homeoffice zu diesem Zeitpunkt noch nicht etabliert gewesen. Doch beide haben Berufe, die für solch ein Projekt prädestiniert gewesen seien, erklärt der Grafikdesigner. Nach einer überraschend positiven Reaktion des Chefs kam das Paar zum Schluss, das Abenteuer zu wagen, und buchte ein Oneway-Ticket nach Neuseeland. Im Gegensatz zu Manuel Stamm ist die Mehrheit der digitalen Nomad:innen weltweit selbstständig tätig. Oft arbeiten sie im Bereich der IT, Marketing und PR, Finanzen und Buchhaltung oder bieten kreative Dienstleitungen an. Die Corona-Pandemie und die damit einhergehende Entwicklung zum mobilen Arbeiten hat dem Digitalen Nomadentum einen besonders großen Schub verliehen: Die Zahl der digitalen Nomad:innen hat sich mehr als verdreifacht. Hilfreich sind auch spezielle „Digital Nomad-Visa“, die das Arbeiten im Ausland vereinfachen. Diese gibt es weltweit in 45 Ländern. Auch die Hotelbranche geht auf die wachsende Bewegung der digitalen Nomad:innen ein. Hotelketten wie „Selina“ und „Outpost“ bieten zusätzlich zu einem klassischen Hotelzimmer auch einen Co-Working-Bereich. „Für uns war es die Möglichkeit, eine Weltreise zu machen, die wir uns sonst wahrscheinlich nicht hätten leisten können“, erzählt Simea Merki. Die 23-Jährige ist gemeinsam mit ihrem Mann Joshy Merki selbstständig in der Medienbranche tätig. Das Paar war insgesamt sechs Monate unterwegs. Je nach Zeitzone passte die Schweizerin ihren Arbeitstag an und setzte sich in Nicaragua schon früh morgens an den Laptop und in Kambodscha erst gegen Mittag. Die restliche freie Zeit galt klassischen Urlaubsaktivitäten. Als Herausforderung nennt die Projektmanagerin das Trennen von Arbeit und Reise: „Wenn man zwischen den Koffern sitzend arbeitet, kommt man gar nicht richtig in den Fokus rein.“ Geholfen habe der Besuch von Co-Working-Spaces und das Einhalten von „Fokuszeiten“ – Zeit, in der sich aktiv nur auf die Arbeit konzentriert wird. „Das war für mich auch ein Durchbruch in meiner Produktivität“, reflektiert Simea Merki. Sowohl Manuel Stamm als auch Simea Merki sind heute wieder zurück in ihren Heimatorten in der Schweiz. Von der Erfahrung als „Vollzeit-Nomad:innen“ ist bei beiden die Lust auf mehr solcher Reisen geblieben – jedoch nicht zwingend in diesem Ausmaß. Beide hängen nun an den klassischen Jahresurlaub ein paar Wochen „Work - ation“ ran. Simea Merki resümiert: „Es ist eine Art Wegkommen vom Alltag, ohne alles stehen und liegen lassen zu müssen.“
02/ 2023 FREI 21 Auf und davon! Den sicheren Job aufgeben und ein Jahr im Ausland verbringen: Elena Klausmann erzählt von ihrer Auszeit in Australien, wie diese sich auf ihre Beziehung ausgewirkt hat und wie sie sich ihre Zukunft vorstellt. VON JULIA HAAS Anzeige Unabhängige DTP-Software für die Gestaltung von Layouts im Team Bild: privat Kannst du kurz beschreiben, wo ich dich gerade erreiche? Nach zehn Monaten Australien sind wir vor drei Ta gen in Neuseeland gelandet. Ich sitze gerade im Flughafen Auckland und fliege in ein paar Stunden auf die Südinsel nach Christchurch. Die nächsten zwei Monate werde ich durch Neuseeland, Vietnam und Thailand reisen. Du bist aber nicht alleine unterwegs, stimmt’s? Genau, mein Freund sitzt gerade neben mir. Wir sind jetzt seit sechs Jahren zusammen und haben uns gemeinsam für diesen Schritt entschieden. Lass uns doch einmal von vorne beginnen. Wie kam es dazu, für ein Jahr ins Ausland zu ziehen? Ursprünglich wollte ich schon 2020 eine Auszeit im Ausland nehmen. Mein Job im Hotel hat mich körperlich und mental sehr herausgefordert. Ich war damit einfach nicht mehr glücklich und wusste, es muss sich etwas ändern. Durch die Pandemie haben wir es erst 2022 nach Australien geschafft. Wie schwer ist es dir gefallen, deinen Job zu kündigen? Nach sechs Jahren Hotel- und Gaststättenbranche war es einfach Zeit für eine Auszeit. Kündigen ist mir also nicht besonders schwergefallen. Warum Australien? Das Land und seine Vielfältigkeit haben mich, beziehungsweise uns, schon immer interessiert. Sei es die atemberaubende Natur, die Tierwelt oder der Lifestyle. Für einen dreiwöchigen Urlaub war es mir einfach zu weit weg und zu teuer. Also war es realistischer, für mehrere Monate dort hinzuziehen und das Land und die Kultur zu entdecken. War das Auslandsjahr vorher detailliert geplant oder wurde eher spontan entschieden, wo es als nächstes hingeht? Wir sind generell spontan, daher war das auch für die Reise geplant. Der erste Stopp war Sydney. Dort war es uns mit 15 Grad im Juli aber einfach zu kalt. Also sind wir nach ein paar Tagen Richtung Norden nach Cairns geflogen. Wenn man zehn Monate vor sich hat, macht es Sinn, spontan zu sein. Wir wussten, wir werden uns eventuell anderen Backpackern anschließen, daher wollten wir nichts im Vorhinein buchen. Gab es Momente während der letzten Monate, in denen du das Auslandsjahr bereut hast? Nein, wir haben die Entscheidung kein einziges Mal bereut. Für uns war es genau der richtige Moment, diesen Traum zu erfüllen. Kam zwischenzeitlich auch Heimweh auf? Tatsächlich nicht! Dadurch, dass wir unsere gemeinsame Wohnung in Deutschland aufgelöst haben, war unser Zuhause eh nicht mehr vorhanden. Außerdem ist mein Freund mein Zuhause und den hatte ich ja immer bei mir. Ihr seid schon lange zusammen. Wie hat sich dieser gemeinsame Schritt auf eure Beziehung ausgewirkt? Was hat sich verändert? Wir haben unsere Beziehung noch mehr gefestigt und sind beide erwachsener geworden. Es tauchen ja immer Probleme auf. Wären wir zu Hause, hätten wir uns vermutlich eher gestritten und wären uns aus dem Weg gegangen. Auf unsere Reise war das aber keine Option. Wir mussten direkt eine Lösung finden und damit umgehen können. Wenn du die vergangenen Monate in einem Wort zusammenfassen könntest, welches wäre das? Ich kann mich unmöglich auf ein Wort beschränken. Ich würde mich für „einmalig“ und „unglaublich“ entscheiden. Der Abstand von zu Hause hat mir einen neuen Blick auf meine Zukunft gegeben. Mir ist klar geworden, was ich für mein Leben möchte und was eben nicht. Was genau ist dir klar geworden? Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Ich möchte auf jeden Fall wieder in der Hotelund Gaststättenbranche arbeiten. Wo genau, will ich entscheiden, wenn ich zurück in Deutschland bin. Ich möchte aber mehr auf meine Work-Life- Balance achten. Meine neue Arbeitsstelle soll mich nicht mehr so beanspruchen, dass keine Zeit für Privatleben und Freizeit bleibt. Außerdem haben mein Freund und ich Bouldern für uns entdeckt. Das wollen wir definitiv zuhause als gemeinsames Hobby weiterführen. MARKSTEIN PUBLISHER WORKGROUP EDITION Vielseitiges Layoutprogramm mit anpassbarer Oberfläche Inspektoren & Paletten Integrierter Texteditor Mark Stein Sof tware Bild: Pixabay Zusammenarbeit über die Cloud und im Netzwerk Paralleles Arbeiten mehrerer Personen an Layout und Text Bloggen nach WordPress <strong>Ausgabe</strong> als E-Book Filter für InDesign IDML Schnittstelle zu PressMatrix für E-Paper und Apps Für macOS und Windows Einmalige Lizenz – kein Abo ! Neugierig? Für Informationen einfach den QR-Code scannen oder www.marksteinpublishing.com aufrufen. Mark Stein Software Entwicklungs- und Vertriebs GmbH Riedstraße 2 D-64295 Darmstadt Tel. +49 (61 51) 3 96 87 0 info@markstein.com www.markstein.com
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