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MEDIAkompakt Ausgabe 34

Die Zeitung des Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien Stuttgart - www.mediapublishing.org

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02/ 2023<br />

FREI<br />

5<br />

Einfach mal loslassen, die Kontrolle<br />

abgeben und sich unterwerfen.<br />

Eine Vorliebe, die<br />

meist hinter verschlossenen<br />

Türen bleibt und nicht offen<br />

kommuniziert und gelebt wird.<br />

Klopft man bei Domina und<br />

Bizarr-Ärztin Barbara von Stahl<br />

an, geht es richtig zur Sache.<br />

VON ELENA ROLLER<br />

Sei mein Sklave!<br />

Von einfachen Peitschen über Latex-<br />

Zwangsjacken bis zu Harnröhrenplugs<br />

– bei Barbara von Stahl hat die Kundschaft,<br />

im wahrsten Sinne des Wortes,<br />

die Qual der Wahl.<br />

Seit zehn Jahren praktiziert die erfahrene Domina<br />

in ihrem Studio Edelschmerz in der Nähe<br />

von Waiblingen. „Meine Kunden sprechen mich<br />

mit Herrin Barbara, Frau von Stahl oder in der Klinik<br />

mit Frau Doktor an“, erzählt sie.<br />

Ihr Klinik-Bereich ist besonders beliebt. Es<br />

handelt sich um ein weißes und steriles Zimmer.<br />

Die Ausstattung sorgt für eine Atmosphäre wie in<br />

einem richtigen Krankenhaus. Es gibt eine Liege<br />

für Patient:innen sowie eine Glasvitrine, die verschiedenes<br />

Spielzeug zur Schau stellt. In einer<br />

Kommode, wie man sie aus Arztpraxen kennt,<br />

sind verschiedene Hilfsmittel verstaut: Nadeln,<br />

Schläuche, Spielzeug für Electro Play und mehr.<br />

Das Highlight des Raumes ist jedoch der<br />

BDSM-Gynstuhl. Einmal darauf fixiert, ist der<br />

Sklave der Bizarr-Ärztin voll ausgeliefert. Fixierungsmöglichkeiten<br />

an Füßen, Händen und sogar<br />

am Kopf sorgen für eine komplette Einschränkung<br />

der Bewegungsfreiheit. Ein an der Decke angebrachter<br />

Spiegel ermöglicht es dem Kund:innen<br />

dabei, das Geschehen auch von oben zu betrachten.<br />

Beim Spiel in der Klinik können unter anderem<br />

Katheter gelegt werden. „Frau von Stahl“ ist<br />

dafür fachspezifisch ausgebildet. Wer gerne temporär<br />

seine Hoden modifizieren möchte, kann<br />

sich mit einer Kochsalzlösung den Hodensack<br />

„liften“ lassen. Bei ihrer Arbeit hat Hygiene oberste<br />

Priorität und es besteht kein gesundheitliches<br />

Risiko.<br />

Alternativ kann man sich von „Herrin Barbara“<br />

auch im schwarzen Salon erniedrigen lassen.<br />

Ausgestattet ist dieser mit allerlei Spielzeug und<br />

weiteren BDSM-Möbeln. Dazu zählen Peitschen,<br />

Dildos, Klemmen, Masken, ein Käfig sowie ein<br />

Sklavenstuhl. Was genau wie zum Einsatz kommt,<br />

bestimmt die Domina aber nicht alleine. Zuerst<br />

gibt es ein gemeinsames Gespräch: „Er darf mir<br />

von seinen Fantasien erzählen. Und ob es Tabus<br />

gibt, die für ihn gar nicht in Frage kommen.“ So<br />

kann sie individuell den Inhalt der jeweiligen Session<br />

anpassen. Im Schnitt verbringt die Klientel<br />

eineinhalb bis zwei Stunden in ihrem Studio. Der<br />

Preis dafür ist in der Regel fest. Werden die Wünsche<br />

ausgefallener und die Sessions länger, steigt<br />

Bild: Privat<br />

der Preis entsprechend. Wie passt BDSM in den<br />

Alltag? In vielen Beziehungen wird nicht ganz offen<br />

über sexuelle Vorlieben gesprochen. Während<br />

Frauen in den meisten Fällen einen Freiwilligen<br />

finden, der ihre intimen Wünsche erfüllt, erkaufen<br />

sich die meisten Männer diese Befriedigung.<br />

Zum Beispiel bei Barbara von Stahl. Ihre Klientel<br />

ist überwiegend männlich. „Fremdgehen ist das<br />

nicht“, sagt die Domina selbst. „Ich will ja nichts<br />

von meinen Kunden. Bin ja selber verheiratet.“<br />

Dennoch verschweigen die meisten ihrer Partnerin<br />

den Besuch in einem BDSM-Studio.<br />

Dass es auch anders geht, zeigt ein besonderes<br />

Erlebnis der Domina: Ein ehemaliger Stammkunde<br />

habe sie einmal gefragt, ob er es seiner Frau erzählen<br />

soll oder nicht. Es kam dann zu einem netten<br />

Telefonat zwischen Ehefrau und Domina – am<br />

Ende besuchte die Ehefrau sogar eine Session ihres<br />

Mannes. Da der Mann an Diabetes litt, war normaler<br />

Sex nicht mehr möglich. Seine Frau bekundete<br />

allerdings noch Interesse daran. „Sie haben<br />

dann einen Deal getroffen, den fand ich großartig:<br />

Wenn er bei mir einen Termin ausgemacht<br />

hat, war das so, dass er zuerst seine Frau in den<br />

Swinger Club gefahren hat.“ Nach der Session habe<br />

er sie wieder abgeholt. „Die beiden haben einen<br />

klasse Deal gefunden, ohne ihre Intimität als<br />

Ehepaar aufzugeben“, betont Barbara von Stahl.<br />

Das A und O einer glücklichen Beziehung ist und<br />

bleibt offene Kommunikation. Dieses Beispiel<br />

zeigt, dass es sich lohnt, verschlossene Türen zu<br />

öffnen und über persönliche Vorlieben zur reden.<br />

Was ist BDSM?<br />

BDSM steht für Bondage and Discipline, Sadism<br />

and Masochism. Es handelt sich dabei<br />

um eine erotische Spielart, bei der zwei oder<br />

mehrere Personen einvernehmlich in ein<br />

herbeigeführtes Machtgefälle steigen. Gegen<br />

Bezahlung kann man dies bei einer Domina<br />

oder einem Dominus erleben. Eine<br />

klassische Domina bleibt in ihrer Arbeit unberührbar.<br />

Das bedeutet, dass sie zwar die<br />

sexuellen Bedürfnisse ihrer Kunden befriedigt<br />

aber selbst keinen Sex anbietet.

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