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MEDIAkompakt Ausgabe 34

Die Zeitung des Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien Stuttgart - www.mediapublishing.org

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28 FREI<br />

mediakompakt<br />

Unperfekt? Perfekt!<br />

Da bin ich perfektionistisch. Diesen Satz hat vermutlich<br />

jeder schon mal gehört oder selbst gedacht. Doch was steckt<br />

eigentlich dahinter: Eine einfache Floskel oder eine große<br />

Belastung, die viel Zeit und Anstrengung kostet?<br />

VON SELINA OPP<br />

Bild: Unsplash<br />

Schnell eine Abgabe für die Universität<br />

erledigen, bei der Arbeit kurz eine<br />

wichtige E-Mail schreiben und zwischendrin<br />

noch das Geburtstagsgeschenk<br />

für eine Freundin basteln. Nebenher<br />

klingelt das Telefon, die Kaffeetasse ist leer<br />

und es warten noch 20 weitere To-Dos. Man sitzt<br />

vor seiner Aufgabe und gibt sein Bestes, doch für<br />

das eigene Empfinden ist nichts gut genug. Man<br />

ist einfach nicht zufrieden. Es ist nicht perfekt. Es<br />

nimmt immer mehr Zeit in Anspruch, doch man<br />

kommt nicht voran. Einfach loslassen und die<br />

Aufgabe als erledigt ansehen, ist keine Option. Es<br />

muss wenigstens annähernd perfekt werden.<br />

Der Begriff Perfektionismus wird im Allgemeinen<br />

oft dafür verwendet, dass die eigenen Ziele<br />

sehr hoch gesteckt<br />

sind und hohe Ansprüche<br />

an sich<br />

selbst gelten. Die<br />

Dinge sollen so gut<br />

wie nur möglich erledigt<br />

werden, am<br />

besten perfekt. „Immer<br />

besser sein wollen<br />

als notwendig“, gibt eine der 16 Befragten in<br />

einer anonymen Mediakompakt-Umfrage an. „Bis<br />

ins kleinste Detail alles perfekt machen zu wollen,<br />

auch wenn es vielleicht übertrieben ist und keine<br />

nennenswerte Verbesserung hervorbringt“, antwortet<br />

eine Interviewte auf die Frage, was Perfektionismus<br />

für sie bedeutet.<br />

Laut dem Duden bedeutet das Wort Perfektionismus<br />

das übertriebene Streben nach Perfektion.<br />

Perfektionistisch zu sein kann Vorteile haben, wie<br />

zum Beispiel das Erbringen von sehr guten Leistungen<br />

und erfolgreich zu sein. Allerdings gibt es<br />

auch viele Nachteile, die einen starken Leistungsdruck,<br />

die Angst vor dem Versagen, ein schnelles<br />

Gefühl von Unzufriedenheit und viel Stress mit<br />

sich bringen können.<br />

Die Mediakompakt-Umfrage hat ergeben, dass<br />

die 16 Teilnehmer:innen vor allem bei den Aufgaben<br />

und Tätigkeiten im Studium perfektionistisch<br />

sind. „Dass man bewertet wird, erhöht den<br />

Druck“, stellt eine der Befragten fest. Auch bei der<br />

Arbeit, bei kreativen Aufgaben und Hobbys und<br />

bei Selbstgemachtem, wie zum Beispiel Geschenken,<br />

sind einige der Teilnehmenden perfektionistisch.<br />

Von den 16 Teilnehmer:innen geben 13 an,<br />

dass sie sich durch ihren Perfektionismus manchmal<br />

eingeschränkt oder belastet fühlen. Auf die<br />

Frage, inwiefern sie sich so fühlen, antworten die<br />

meisten, dass ihr Perfektionismus sie viel Zeit kostet.<br />

„Manchmal beginnt man die Dinge aufzuschieben“,<br />

sagt eine der Befragten, „weil sie im<br />

Kopf schwieriger und ausführlicher scheinen, als<br />

sie eigentlich sind.“<br />

Das wird bestätigt durch die Aussage einer anderen<br />

Teilnehmerin, die sich in ihrer Produktivität<br />

gehindert fühle, da sie manche Aufgaben aufgrund<br />

ihrer hohen Erwartungen gar nicht starte.<br />

Einige der Teilnehmenden sagen, dass sie sich<br />

manchmal unnötig gestresst fühlen. „Ich setze<br />

mich selbst stark unter Druck, um zu leisten und<br />

andere denken ich würde übertreiben“, antwortet<br />

eine andere Teilnehmerin. Zudem berichtet eine<br />

Befragte von einem leidenden Selbstwertgefühl.<br />

Es gibt einige Tricks und Wege, um gegen den<br />

eigenen Perfektionismus anzukommen. Manchmal<br />

hilft es schon,<br />

„Ich setze mich selbst<br />

stark unter Druck, um zu<br />

leisten und andere denken<br />

ich würde übertreiben“<br />

sich<br />

klarzumachen,<br />

dass kein Mensch auf<br />

dieser Welt perfekt<br />

ist. Aber: Perfektionismus<br />

kann krank<br />

machen. Das bestätigt<br />

die Psychologin<br />

Christine Altstötter-<br />

Gleich. Wenn das Streben nach der Perfektion zu<br />

groß werde, dann könne es zu Depressionen, einem<br />

Burn-out oder zu sozialen Ängsten kommen.<br />

Deswegen sei es wichtig, sich bei zu großer Belastung<br />

professionelle Hilfe zu suchen.<br />

Sechs Tipps, um perfekt<br />

unperfekt zu werden:<br />

1. Einfach anfangen und nicht zu lange<br />

überlegen und alles komplizierter machen,<br />

als es ist.<br />

2. Keine Angst davor haben, Fehler zu machen<br />

oder zu scheitern.<br />

3. Sich selbst nicht zu hart bewerten und<br />

liebevoll mit sich umgehen.<br />

4. Nicht mit anderen vergleichen.<br />

5. Versuchen loszulassen und auf sich selbst<br />

zu vertrauen.<br />

6. Das große Ganze betrachten und sich<br />

nicht in Kleinigkeiten und Details verlieren.

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