18.07.2023 Aufrufe

Gesundheits Region Allgäu

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

4 Notaufnahmen <strong>Allgäu</strong><br />

Patienten in Not<br />

Notfallversorgung im <strong>Allgäu</strong>: Wie fälschliche Notfälle die Krankenhäuser belasten<br />

E Foto: Katrin Rohde<br />

<br />

Von Jasmin Lutz<br />

Das Wartezimmer der Notaufnahme<br />

ist voll – zu jeder Tages- und Nachtzeit.<br />

Das Klinikpersonal kämpft mit<br />

Überlastung. Nicht nur der Fachkräftemangel<br />

bereitet Sorgen, sondern<br />

auch Menschen, die mit Kleinigkeiten<br />

die Kliniken verstopfen. Es ist<br />

schon lange keine Seltenheit mehr,<br />

dass wegen Schürfwunden, Kopfschmerzen<br />

und Magen-Darm-Infekten<br />

das Krankenhaus aufgesucht<br />

wird. Das Internet und die Suchmaschinen<br />

verschärfen die Situation.<br />

Elmar<br />

Baumann<br />

(Bereichsleiter<br />

Pflege)<br />

„Dr. Internet bringt 14 Prozent mehr<br />

Patienten pro Jahr. Harmlose Symptome<br />

können durch Google und Co.<br />

schnell zur schlimmsten Krankheit<br />

werden“, erklärt Elmar Baumann,<br />

Bereichsleiter der Immenstädter<br />

Notaufnahme. Die Patientinnen<br />

und Patienten kommen daher mit<br />

ernstzunehmenden Sorgen. Sogenannte<br />

Bagatellfälle bringen das<br />

<strong>Gesundheits</strong>system allerdings nahe<br />

eines Kollapses. Sie belasten nicht<br />

nur das Personal, sondern auch die<br />

räumlichen Ressourcen.<br />

Ein Phänomen das an Brisanz zunimmt<br />

– insbesondere im ländlichen<br />

Raum. Denn: Es fehlt schlichtweg<br />

das medizinische Fachpersonal.<br />

Kein Wunder, dass Hausarztpraxen<br />

schließen oder überfüllt sind. Viele<br />

Patientinnen und Patienten weichen<br />

daher auf die Notfallzentren in<br />

Krankenhäusern aus. Auch um lästigen<br />

Wartezeiten aus dem Weg zu<br />

gehen.Der administrative Aufwand<br />

für die Klinik ist riesig. Jede und<br />

jeder muss schließlich für die Krankenkasse<br />

erfasst und medizinisch<br />

eingeschätzt werden. Eine Gefährdung<br />

von Notfallpatienten liegt in<br />

der Regel allerdings nicht vor. Aber<br />

es erschwert den Arbeitsalltag des<br />

Personals sichtlich.<br />

Entlastung für das Team<br />

Ärzteteams und Pflegekräfte treffen<br />

tagtäglich auf die unterschiedlichsten<br />

Fälle. Ein Rettungswagen fährt<br />

mit Blaulicht vor. Mit dabei: ein Mann<br />

mit Verdacht auf Schlaganfall. Ebenfalls<br />

im Wartebereich der Notaufnahme:<br />

eine Frau mit leichter Schnittverletzung.<br />

Notfall ist eben nicht gleich<br />

Notfall. Während Fälle wie beispielsweise<br />

nach einem Verkehrs- oder<br />

Arbeitsunfall direkt in den Schockraum<br />

kommen, müssen Menschen<br />

mit weniger schlimmen Symptomen<br />

und Verletzungen erstmals im Warteraum<br />

Platz nehmen. In der Notaufnahme<br />

gilt schließlich: Dringlichkeit<br />

vor Reihenfolge. Weniger schlimme<br />

Fälle müssen daher auch mit etwas<br />

längeren Wartezeiten rechnen.<br />

Das Patientenaufkommen in den<br />

Notfallzentren der <strong>Region</strong> variiert<br />

stark – eine Voreinschätzung der<br />

Wartezeit nicht möglich. Akut eintreffende<br />

Notfälle haben Priorität<br />

und beeinflussen die Reihenfolge<br />

der zu behandelnden Patientinnen<br />

und Patienten. Im Notfall zählt jede<br />

Sekunde. Das Beschwerdebild, die<br />

Dauer und Intensität der Beschwerden<br />

und der Schweregrad der Verletzungen<br />

sind ausschlaggebende<br />

Kriterien für die Priorisierung. Die<br />

Einstufung der Dringlichkeit erleichtert<br />

vor allem die Arbeit des Personals<br />

aber auch die Patienten selbst<br />

können somit abschätzen, wie lange<br />

der Tag im Wartebereich der Notaufnahme<br />

werden kann. Das Team<br />

ist das ganze Jahr rund um die Uhr<br />

für die Patienten da und stellt die<br />

Behandlung akut und lebensbedrohlich<br />

erkrankter und verletzter Notfallpatienten<br />

sicher.<br />

Lebensbedrohliche Situation<br />

Bei starken Schmerzen, Druck<br />

oder Brennen auf der Brust, im<br />

Rücken, Hals oder im linken Arm,<br />

bei Atemnot, bei Gefühlsstörungen<br />

oder Lähmungen an den Armen<br />

oder Beinen beziehungsweise, bei<br />

plötzlichem Sehverlust oder bei<br />

Beeinträchtigungen des Bewusstseins<br />

oder Bewusstseinsverlust,<br />

bei schweren Verletzungen oder<br />

bei schweren Blutungen aus dem<br />

Magen-Darm-Bereich muss umgehend<br />

der Notruf unter der Nummer<br />

112 gerufen werden.<br />

Folgende Informationen sollten dabei<br />

angegeben werden:<br />

• Wo ist es passiert?<br />

(Ort, Straße, Hausnummer, Name,<br />

ggf. Stockwerk)<br />

• Was ist passiert?<br />

kurze Beschreibung der Situation)<br />

• Wie viele Verletzte/Kranke gibt es?<br />

• Welche Verletzungen/Krankheitszeichen<br />

sind ersichtlich?<br />

• Auf Rückfragen der Leitstelle<br />

warten – nicht auflegen!<br />

Notfallnummern<br />

· Europaweit einheitliche Notrufnummer<br />

(Rettungsdienst,<br />

Feuerwehr, Polizei): 112<br />

· Ärztlicher Bereitschafts dienst<br />

Bayern (bei nicht lebensbedrohlichen<br />

Beschwerden):<br />

11 61 17<br />

· Giftnotzentrale München:<br />

08 9 1 92 40

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!