ASO! Augsburg Süd-Ost - August / September 2023
Stadtteilmagazin für Augsburg-Hochzoll, -Herrenbach, -Spickel, -Textilviertel und Friedberg
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12 <strong>ASO</strong>! <strong>August</strong>/<strong>September</strong> ‚23<br />
Hochzoller Köpfe<br />
Alfred Hausmann stellt<br />
bemerkenswerte Persönlichkeiten<br />
aus Hochzolls<br />
Vergangenheit vor.<br />
Der Hochzoller Hans Eberlein<br />
Heimatforscher in der Nazizeit und danach<br />
Von 1939 bis 1963 veröffentlichte Dr. Hans Eberlein zahlreiche Bücher zur <strong>Augsburg</strong>er Geschichte.<br />
1939 1939<br />
1953<br />
1957 1959<br />
Von besonderem Interesse sind die Publikationen<br />
von 1939. Welche Aussagen<br />
machte der Autor zum Nationalsozialismus?<br />
Erstaunlich wenig! Er enthält sich<br />
jeder Deutschtümelei und vermeidet Germanengeschwurbel<br />
auf 218 Seiten seines<br />
<strong>Augsburg</strong> Buches. Dann folgt ganz am<br />
Ende eine halbseitige Hymne auf Gauleiter<br />
Wahl, den Führer und die neue Zeit. Es<br />
war eine Pflichtübung, ohne die das Buch<br />
wahrscheinlich nicht erschienen wäre.<br />
Liest man z.B. die Passagen über die Juden<br />
(S.76 f.), wird klar: hier schreibt kein<br />
Antisemit. Völlig sachlich, unter Verzicht<br />
auf Hetze und Vorurteile, stellt Eberlein<br />
ausschließlich die historischen Fakten dar.<br />
Nicht selbstverständlich für das Jahr 1939!<br />
Wie erging es Hans Eberlein 1946 bei der<br />
Entnazifizierung? Zu welchem Urteil kam<br />
die Spruchkammer über ihn? Sie stufte ihn<br />
als Mitläufer ein. Als Sühneleistung hatte<br />
er zu erbringen: 480 RM und 280 RM Verfahrenskosten.<br />
Die Spruchkammer sah die<br />
Mitarbeit am Nationalsozialismus als erwiesen<br />
an „angesichts der Vielheit der Mitgliedschaften<br />
in nationalsozialistischen<br />
Organisationen: Reichsbund der Beamten<br />
1934, NS-Volkswohlfahrt 1937, Reichsluftschutzbund<br />
1939 und NSDAP 1938.“<br />
Eberlein legte Widerspruch ein, beantragte<br />
die Einstufung als Entlasteter und begründete<br />
ausführlich seine entlastenden<br />
Motive.<br />
1920 war er als Mitglied der liberalen<br />
Deutsche Demokratischen Partei von einer<br />
bürgerlichen Mehrheit des Stadtrats<br />
1961<br />
zum Bürgermeister der Stadt Münchberg<br />
in Oberfranken gewählt worden. Das Amt<br />
musste er wegen Krankheit 1923 aufgeben.<br />
1929 war er in die SPD und das republikanische<br />
Reichsbanner eingetreten.<br />
Von 1930 bis 33 habe er als Redner in den<br />
Wahlkämpfen im Raum <strong>Augsburg</strong> und<br />
Fürstenfeldbruck die Nationalsozialisten<br />
aktiv bekämpft. Deshalb sei er nach 1933<br />
wiederholt verfolgt worden und habe nie<br />
eine Beamtenstelle bekommen. Ab 1935<br />
war er bei der Stadt angestellt. Er ordnete<br />
und katalogisierte die Vor- und Frühgeschichtliche<br />
Sammlung des Maximilian-