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ASO! Augsburg Süd-Ost - August / September 2023

Stadtteilmagazin für Augsburg-Hochzoll, -Herrenbach, -Spickel, -Textilviertel und Friedberg

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<strong>ASO</strong>! <strong>August</strong>/<strong>September</strong> ‚23<br />

13<br />

museums, leitete die Ausgrabung einer<br />

römischen Therme am Lueginsland und<br />

vertretungsweise die Städtischen Kunstsammlungen,<br />

bevor man ihn ans Wohlfahrtsamt<br />

versetzte. 1941 stellte ihn die<br />

Stadt frei. Eberlein verfasste eine Jubiläumsschrift<br />

für die Industrie- und Handelskammer.<br />

1943 kündigte die Stadtverwaltung<br />

das Dienstverhältnis.<br />

In den Jahren 1933, 34, 36, 39, 44 und 45<br />

wurde er nach seiner Darstellung immer<br />

wieder von der Gestapo festgenommen<br />

und verhört. Einmal sei er über Nacht<br />

festgehalten und mit KZ bedroht worden.<br />

Bei einer Hausdurchsuchung habe man<br />

einen Großteil seiner Bibliothek wegen<br />

marxistischer Inhalte beschlagnahmt.<br />

Unter dem Druck ständiger Repressalien<br />

und um endlich Ruhe zu bekommen und<br />

seine Familie nicht zu gefährden, sei er<br />

schließlich 1938 in die Partei eingetreten.<br />

Er sei aber immer ein Gegner der Nazis<br />

geblieben und habe das auch immer in<br />

einem Kreis von Wanderfreunden unverblümt<br />

geäußert, was diese bestätigten.<br />

Schließlich habe er 1945 zwei englische<br />

Kriegsgefangene mit Essen versorgt und<br />

einen nach dessen Flucht bei sich im Haus<br />

versteckt. Nachbarn hätten ihn angezeigt<br />

und nur durch den Einmarsch der Amerikaner<br />

sei ihm nichts passiert. Nie habe<br />

er eine Parteiversammlung besucht, nie<br />

habe er Umgang mit Nationalsozialisten<br />

gepflegt oder habe sich positiv zum Nationalsozialismus<br />

geäußert. Einen erheblichen<br />

Teil dieser Ausführungen konnte<br />

er durch eidesstattliche Erklärungen belegen,<br />

auch der Rest scheint glaubwürdig.<br />

Die Spruchkammer blieb bei ihrem Urteil<br />

und argumentierte, es müsse „heldenhafter<br />

Widerstand“ vorliegen, um die formal<br />

belastenden Kriterien aufzuwiegen, und<br />

der sei nicht erkennbar.<br />

Hans Eberlein war in Nürnberg aufgewachsen<br />

und hatte in Erlangen und Berlin<br />

Jura und Geschichte studiert. Nach den<br />

Münchberger Jahren kehrte er nach Nürnberg<br />

zurück. 1931 ließ er sich im Spickel<br />

nieder. 1950 schuf er sich ein neues Zuhause<br />

in der Kreuzeckstraße in Hochzoll.<br />

Der Jurist vertiefte sich in der Nachkriegszeit<br />

mit großem Engagemet in die<br />

Geschichte unserer Heimat. 1949 war er<br />

Gründungsmitglied des Heimatvereins<br />

des Landkreises <strong>Augsburg</strong> und dessen<br />

zweiter Vorsitzender. 16 Jahre lang war er<br />

Heimatpfleger des Landkreises <strong>Augsburg</strong><br />

und bis zu seinem Tod lehrte er an der Pädagogischen<br />

Hochschule <strong>Augsburg</strong> Heimat-<br />

und Volkskunde.<br />

Alfred Hausmann<br />

Ich danke Herrn Feuerer vom Stadtarchiv für hilfreiche<br />

Unterstützung.<br />

Entnazifizierung<br />

Nach dem „Gesetz zur Befreiung<br />

vom Nationalsozialismus und Militarismus“<br />

vom 5. März 1946 hatte<br />

jeder Deutsche über 18 einen<br />

Fragebogen mit den Antworten<br />

auf 131 Fragen zu seiner Vergangenheit<br />

abzugeben. Mit der Auswertung<br />

waren 545 deutsche Laiengerichte,<br />

sog. Spruchkammern,<br />

betraut. Aufgrund ihrer Angaben<br />

waren Ende <strong>September</strong> 1946<br />

93,1 % der bayerischen Bevölkerung<br />

vom Befreiungsgesetz nicht<br />

betroffen. Die restlichen 6,9% wurden<br />

einem Verfahren unterzogen.<br />

In ihm wurden die Betroffenen<br />

von den Spruchkammern in fünf<br />

Kategorien eingeordnet: Hauptschuldige,<br />

Belastete, Minderbelastete,<br />

Mitläufer und Entlastete. Die<br />

überwältigende Mehrzahl wurde<br />

als Mitläufer eingeteilt. 4/5 waren<br />

Mitläufer und Entlastete, 1,4% der<br />

Betroffenen Hauptschuldige und<br />

Belastete. Die Praxis wurde im Laufe<br />

der Zeit zusehends milder, durch<br />

Berufungen erreichten immer<br />

mehr Belastete die Einstufung als<br />

„Mitläufer“.<br />

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