Christkatholisch_2023-13
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<strong>Christkatholisch</strong> <strong>13</strong>/<strong>2023</strong> Thema<br />
3<br />
Algorithmen kreieren Unheimliches<br />
Vertrauen, Glaube,<br />
Hoffnung ... und KI?<br />
Für SchülerInnen war es lange Zeit eine klare Sache.<br />
Was auf Wikipedia steht, das glaubt man. Denn irgendwer,<br />
oder irgendwas, muss ja recht haben. Oder etwa nicht?<br />
Die Suche nach Antworten<br />
Heute sind wir einige Schritte weiter.<br />
Wikipedia ist leider nicht interaktiv. Auf<br />
Fragen reagieren, sie sogar entsprechend<br />
interpretieren und beantworten, kann es<br />
nicht. Und genau dort setzen die neuen<br />
Systeme der «Künstlichen Intelligenz»<br />
an. Unter ihnen das auf GPT-4 basierende<br />
ChatGPT von OpenAI, welches über<br />
Internetzugriff verwendet werden kann.<br />
Generationen von SchülerInnen haben<br />
versucht, Suchmaschinen mit konkreten<br />
und ausführlichen Fragen zu einer ebensolchen<br />
Antwort zu motivieren. Vergebens.<br />
Klassische Suchmaschinen suchen<br />
nach Begriffen und Zeichenfolgen im<br />
Webinhalt. Zusammenhänge so erkennen,<br />
wie wir es als Menschen gewohnt<br />
sind, können sie nicht.<br />
Sprachgesteuerte Systeme wie «Siri»<br />
(Apple) oder «Alexa» (Amazon) waren<br />
da schon ein kleiner Lichtblick. Zumindest<br />
können sie auf Ansprache hin gewisse<br />
Aufgaben ausführen. Doch die<br />
neuen «generativen» sprachlichen KI-<br />
Systeme können noch mehr, viel mehr.<br />
Sie arbeiten so, wie sich SchülerInnen<br />
das schon lange ersehnt haben und geben,<br />
mit etwas Glück, auch sinnvolle<br />
Antworten, selbst auf ungeschickt formulierte<br />
Anfragen. ChatGPT ist nur eines<br />
von vielen, und die Zahl wächst rasant.<br />
Google und natürlich auch Microsoft<br />
arbeiten intensiv daran, die Vorzüge<br />
der KI in unseren Alltag zu integrieren.<br />
Deren für Unternehmen entwickelte KI-<br />
Anwendungen basieren dabei ebenfalls<br />
auf dem GPT-4-System von OpenAI<br />
und setzen somit grosses Vertrauen in<br />
dessen Zuverlässigkeit.<br />
Stolpersteine in der<br />
Anwendung<br />
Dieser Glaube an die Verlässlichkeit und<br />
Leistungsfähigkeit von Systemen mit KI-<br />
Charakter erscheint wichtig. Wie sonst<br />
liesse sich rechtfertigen, dass sie nicht<br />
nur im Web, sondern auch in der realen<br />
Welt mehr und mehr zum Einsatz kommen?<br />
Berufspiloten haben hierauf ihre<br />
eigene, nicht ganz unkritische Antwort.<br />
Die hochmoderne und global im Einsatz<br />
stehende Boeing 737 MAX war mit einem<br />
für Piloten mitunter sehr problematischen<br />
Assistenzsystem ausgerüstet.<br />
Nach mehreren Abstürzen mit hunderten<br />
von Opfern wurde es 2019 weltweit<br />
für über ein Jahr ausser Betrieb gesetzt.<br />
Selbst Fluggäste mit Vielflieger-Status<br />
gaben an, sich nie wieder in eine solche<br />
Maschine setzen zu wollen. Verständlich,<br />
dass heute junge Menschen bei ihren<br />
Berufsüberlegungen gegenüber den<br />
Plänen eines Cockpits mit nur einem<br />
Besatzungsmitglied auch Bedenken äussern.<br />
Sie, ganz alleine, unter der Obhut<br />
der KI? Ob das gut gehen kann?<br />
Auch die seit Jahren andauernden KI-<br />
Entwicklungen im Bereich des autonomen<br />
Autofahrens fördern manchmal gar<br />
Wundersames zu Tage. 2022 versammelten<br />
sich in San Francisco eine Anzahl<br />
autonom fahrender Taxis bei einer Kreuzung.<br />
Dort pausierten sie und blockierten<br />
damit den gesamten Verkehr. Erst<br />
nach mehreren Stunden liessen sie sich<br />
alle von der Kreuzung wegfahren.<br />
Hoffnungen und<br />
Möglichkeiten<br />
In anderen Bereichen stellen KI-assistierte<br />
Systeme eine sehr hoffnungsvolle<br />
Weiterentwicklung dar. Medizinische<br />
Diagnostik kennt bereits Software auf<br />
der Basis von «Deep Learning», einer<br />
Form des KI-Lernens, um Zusammenhänge<br />
zu erkennen, welche uns Menschen<br />
verborgen blieben. Auf diese Weise<br />
eröffnen sich voraussichtlich gänzlich<br />
neue Behandlungsoptionen. In einer kanadischen<br />
Umfrage an einem Medical<br />
College äusserten sich über 70 % positiv<br />
gegenüber ihren Erwartungen an KI-<br />
Assistenz in Medizin und Pflege.<br />
Während hier also ein Ersatz des Menschen<br />
auch ethische Fragen aufwerfen<br />
würde, ist eine KI-Hilfe im Sinne einer<br />
Erweiterung der menschlichen Möglichkeiten<br />
überaus willkommen. Forschende<br />
der US-Universitäten Berkley und<br />
Princeton haben allerdings kürzlich festgestellt,<br />
dass die Antwortqualität von<br />
ChatGPT bei identischen Anfragen über<br />
Monate durchaus stark variieren kann.<br />
Für SchülerInnen auf der Suche nach<br />
dem ultimativen Alleskönner ist der<br />
Glaube an Gott und an sich selbst also<br />
weiterhin von grösstem Wert.<br />
Daniel Pfenning<br />
Google und natürlich<br />
auch Microsoft<br />
arbeiten intensiv<br />
daran, die Vorzüge<br />
der KI in unseren<br />
Alltag zu integrieren.<br />
Foto: Zvg