Christkatholisch_2023-13
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Christkatholisch</strong> <strong>13</strong>/<strong>2023</strong> Hintergrund<br />
9<br />
Die Clémence wiegt 6238 kg bei einem<br />
Durchmesser von 2,19 m und gibt die<br />
Note g.<br />
Herstellung und Aufhängung<br />
einer Glocke<br />
Alles beginnt mit einem Spezialisten für<br />
den Entwurf, die Herstellung und die<br />
Installation von Glocken. Dies ist der<br />
Glockenbauer. Er ist es, der dem Glockengiesser<br />
Anweisungen gibt, der diese<br />
langwierige Arbeit übernimmt.<br />
Man beginnt mit der Herstellung des<br />
«Kerns». Das ist der Teil der «Form», der<br />
das Innere der Glocke darstellt.<br />
Der Kern wird aus geschickt angeordneten<br />
feuerfesten Ziegeln gebaut, die mit<br />
Draht umbunden und mit einer Mischung<br />
aus Lehm, Pferdemist und Ziegenhaar<br />
bedeckt werden.<br />
Dieser erste Teil der Form wird mit einer<br />
Isolierschicht überzogen, um ihn vom<br />
nächsten Teil, der «falschen Glocke», zu<br />
trennen.<br />
Die falsche Glocke<br />
gen bestehen aus Wachs und sind reliefartig.<br />
Sie werden zu Beginn des Herstellungsprozesses<br />
in die Form gelegt und<br />
finden sich später als Negativ im Inneren<br />
der Form wieder. Dies ist die Technik des<br />
«Wachsausschmelzverfahrens».<br />
Hier kommt die Widmung der Glocke<br />
ins Spiel. So erhielt beispielsweise die Kirche<br />
Saint-Germain in Genf im Jahr 2008<br />
zwei neue Glocken, um den hundertsten<br />
Jahrestag der Wiedereröffnung der Kirche<br />
nach einem Brand zu begehen. Der<br />
Brand hatte 1904 den Dachstuhl und die<br />
vorhandenen Glocken zerstört.<br />
1908 kam Bischof Edouard Herzog, um<br />
der Messe zur Wiedererrichtung vorzustehen.<br />
Aus diesem Grund trägt eine der<br />
Seiten das Motto des Bischofs «Wo der<br />
Geist des Herrn ist, da ist Freiheit».<br />
Der «Estrich» wird als nächstes hergestellt.<br />
Das ist der obere Teil der Form, der<br />
die falsche Glocke bedecken wird. Sie<br />
besteht aus Erde und wird aus aufeinanderfolgenden<br />
Schichten gebildet.<br />
Die ersten Schichten werden aus einer<br />
sehr feinen, fast flüssigen Erde gebildet,<br />
die man «Potée» nennt. Der «Estrich»<br />
folgt aus dickerer, hanfbewehrter Lehmerde,<br />
die dem Ganzen eine größere Festigkeit<br />
verleiht.<br />
Das Brennen der Form ist ein heikler<br />
Schritt. Dabei schmelzen die Wachsdekorationen,<br />
die zuvor angebracht wurden.<br />
Die Gussform ist fertig. Vor dem Giessen<br />
muss jedoch die «falsche Glocke» entfernt<br />
werden. Mithilfe eines Flaschenzugs<br />
wird die Kappe angehoben und die<br />
falsche Glocke zerbrochen.<br />
Die Kappe wird wieder auf den Kern gesetzt.<br />
Zwischen diesen beiden Teilen der<br />
Gussform bleibt dank einer sorgfältig<br />
erstellten Spannweite eine Lücke, die<br />
durch das Verschwinden der falschen<br />
Glocke entstanden ist. Diese Lücke wird<br />
beim Giessen vom geschmolzenen Metall<br />
ausgefüllt.<br />
Das Metall besteht zu drei Vierteln aus<br />
Kupfer und zu einem Viertel aus Zinn<br />
und wird Bronze oder Erz genannt.<br />
[…]<br />
Bei ihrer Rückkehr<br />
aus Aarau im Jahr<br />
1902 überquerte<br />
die Clémence die<br />
Coulouvrenière-<br />
Brücke.<br />
Bau des Kerns<br />
mit feuerfesten<br />
Ziegeln.<br />
Foto:<br />
Bernard Boulens<br />
La Clémence,<br />
Internetfotos<br />
Beim Backen der<br />
Form schmilzt das<br />
Wachs.<br />
Foto:<br />
John Brechbuhl<br />
Der Kern im<br />
Rohzustand.<br />
Foto:<br />
Bernard Boulens<br />
Nassouh Toutoungi<br />
prüft die Form<br />
Foto:<br />
John Brechbuhl<br />
Dieser Teil der Form aus bröckeligem<br />
Ton, stellt die Glocke selbst dar, ersetzt<br />
sie vorübergehend. Er hat die gleichen<br />
Abmessungen und die gleiche Dicke wie<br />
die spätere Glocke. Auf dieser «falschen<br />
Glocke» werden die Verzierungen und<br />
Inschriften angebracht. Die Verzierun-<br />
Nach Anbringen der Inschriften und<br />
Verzierungen auf der falschen Glocke<br />
werden diese sorgfältig kontrolliert. Jeder<br />
Fehler oder Rechtschreibfehler wäre<br />
irreversibel.