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Das Stadtgespräch Ausgabe September 2023 auf Mein Rheda-Wiedenbrück

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1 (V. l.) Peter Heinz Woste (Vorsitzender des Betriebsausschusses für den Eigenbetrieb<br />

Abwasser), Bürgermeister Theo Mettenborg, Betriebsleiter EAW Jan Ditgens und Josef<br />

Hüwe (Betriebsleiter der Zentralkläranlage) <strong>auf</strong> dem Zul<strong>auf</strong> der neuen Ozonierungsstufe<br />

als Teil der vierten Reinigungsstufe. <strong>Das</strong> Foto entstand 2021.<br />

Foto: Pressestelle der Stadt <strong>Rheda</strong>-<strong>Wiedenbrück</strong><br />

1 Hagen Klauß von den Bündnisgrünen erwartete, dass die Stadtverwaltung die<br />

Ratsmitglieder direkt nach dem Bekanntwerden der Havarie über den Umweltschaden<br />

informiert hätte.<br />

kleine Kunststoff-Lochscheibe in der Größe von einem Zwei-Euro-Stück,<br />

dann immer mehr: Hunderte, Aberhunderte. Ihm schossen die Tränen in<br />

die Augen. Erschrocken forschte er nach: Er fand das gleiche Bild, an den<br />

verschiedensten Stellen bis zum Gütersloher Flughafen, dann weiter bis<br />

Warendorf. Selbst am dortigen Emssee, der durch eine Überl<strong>auf</strong>schwelle<br />

von der Ems getrennt ist, entdeckte er die Kunststoffplättchen. Die<br />

von dem Siebzigjährigen verständigte Mitarbeitende des Umweltamtes<br />

der »Stadt des Pferdes« erschrak, als er ihr die am Emssee gefundenen<br />

Plättchen <strong>auf</strong> den Tisch legte. In der Summe mussten es wohl tausende<br />

und abertausende Plastikteilchen sein, die das Ufer entlang der Ems<br />

verschandelten.<br />

Der Angler und Naturfreund mochte sich nicht vorstellen, dass die<br />

Plastikscheiben ihn von nun an beim Angeln begleiten würden, bis im<br />

1 Blick in die vierte Stufe: hier das Becken mit den Trägerplättchen.<br />

Foto: Pressestelle der Stadt <strong>Rheda</strong>-<strong>Wiedenbrück</strong><br />

wahrsten Sinne des Wortes »Gras über die Geschichte« gewachsen ist.<br />

<strong>Das</strong>s es jemals möglich ist, sie alle wieder zu entfernen, konnte er sich<br />

nicht vorstellen. Im Flussbett, Ufergebüsch und in den Brennnesselfeldern<br />

entlang der Ems sind sie kaum auszumachen.<br />

Und natürlich fragte er sich, was das für Lochplättchen sind, wie sie in<br />

die Ems gekommen sind, wie man eine Reinigung einleiten könnte und<br />

dachte gleich, dass sich so etwas nicht wiederholen dürfe. Gemeinsam<br />

mit seinem Bruder forschte er die Ems nach Süden ab. Sie fanden die<br />

Plättchen weder am Freibad noch am Werl. Die Verschandelung mit den<br />

Plättchen begann genau an der Stelle, wo das Klärwerk das gereinigte<br />

Abwasser in die Ems leitet. Da war ihnen natürlich klar, wo die Naturverschmutzung<br />

herkommen musste.<br />

Die Havarie wurde öffentlich<br />

Gegenüber der von dem Angler verständigten Presse bestätigte Pressesprecher<br />

Martin Pollklas diese Vermutung. Durch den Starkregen seien<br />

Plättchen in die Ems gelangt. Es würden Maßnahmen getroffen, ein<br />

abermaliges Austreten der Plättchen bei Starkregen zu verhindern. Bei<br />

den Chips handele es sich um Trägerplättchen für Mikroorganismen aus<br />

der vierten Klärstufe. Dort befinde sich eine sogenannte MBBR-Anlage.<br />

In diesem Moving Bed Biological Reactor schwimmen die Plättchen und<br />

fördern besonders effizient die Zersetzungen letzter Verschmutzungen.<br />

Bei der Einweihung in 2021 hieß es in der Presseverlautbarung der Stadt:<br />

»Die zusätzliche Reinigungsstufe zerstört Mikroverunreinigungen wie<br />

etwa Arzneimittelwirkstoffe oder Röntgenkontrastmittel <strong>auf</strong> molekularer<br />

Ebene. Dem Ozonreaktor folgt ein Becken mit einer biologischen Nachbehandlung.<br />

Hier werden weitere Abbauprodukte aus der Ozonierung<br />

durch Mikroorganismen absorbiert«. Es ist die größte Reinigungsstufe<br />

ihrer Art in Ostwestfalen und zudem eine nach dem modernsten Stand<br />

der Technik errichtete Anlage.<br />

Die Bündnisgrünen nehmen sich des Themas an<br />

Der Angler involvierte von seiner Entdeckung ebenfalls Ratsherr Hermann<br />

Heller-Jordan von den Bündnisgrünen. Gemeinsam mit seinem<br />

Fraktionskollegen Hagen Klauß und dem sachkundigen Bürger Bernd<br />

Mester ging er der Sache weiter <strong>auf</strong> den Grund.<br />

Sie informierten die Untere Wasserbehörde und fragten beim Klärwerk<br />

und in der Stadtverwaltung nach den Ursachen der Umwelt- und<br />

Emsverschmutzung sowie den Möglichkeiten der Entfernung der Plastikteilchen<br />

und der eingeleiteten Maßnahmen zur Verhinderung einer<br />

Wiederholung eines solchen Störfalls. Mehr als schon bekannt war, erfuhren<br />

sie nicht.<br />

Die Bündnisgrünen vertreten die Auffassung, dass die Ratsmitglieder<br />

sofort nach dem Auftreten des Störfalles darüber von der Stadtverwaltung<br />

hätten informiert werden müssen.<br />

Sie weisen zudem <strong>auf</strong> die langfristigen Folgeschäden hin: Die sich<br />

zersetzenden Plättchen würden als Mikroplastik in die menschliche<br />

Nahrungskette gelangen. In der Lokalen Stunde von WDR III, etwa drei<br />

Wochen nach dem Großschadensereignis, am 15. Juli, versicherte der<br />

Bürgermeister: Es gehe keine akute Gefahr für Kreatur und Natur von den<br />

Plättchen aus. Die Stadt habe die Beseitigung der Plätzchen gestartet:<br />

»Wir versuchen ein Maximum der Plättchen einzusammeln«. Es werde<br />

versucht die Plättchen mit Drohnen zu lokalisieren. In 15 Jahren würden<br />

die Plättchen beginnen zu verrotten.<br />

Wurde zeitnah überall gereinigt?<br />

Bei einer erneuten Begehung des östlichen Emsufers nahe dem Klärwerk<br />

nach dem Fernsehbericht und einer Reportage über das Klärwerk (30. q<br />

20 <strong>Das</strong> <strong>Stadtgespräch</strong>

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