24 seezunge Zur Safranernte in Die schweiz Noch immer eine exotische Sache: Safran, das kostbarste Gewürz der Welt. Es kommt aus dem Orient, wächst inzwischen aber auch in unserer Nähe. Adrian Wirth von der Seehalde in Stammheim ist einer der wenigen, der Safran anbaut. Wir haben ihn zur Erntezeit besucht. von Doris Burger (TexT unD FoTos)
Seezunge 25 Filigrane Blüten, die sich unter der Sonne schnell öffnen: Die Blätter sind fein geadert, die Staubfäden gelb und die Stempel rot Adrian Wirth pflückt routiniert, seit 2014 baut er Safran an In den Schweizer Gasthäusern ist es guter Brauch, Regionalität nicht nur zu behaupten, sondern auch zu beweisen: mit der Liste der lokalen Lieferanten. Die studieren wir gerne, schließlich zeigt sie doch die Wertschätzung für die Produkte und die Arbeit der Erzeuger. Beim Besuch im Hirschen in Stammheim (www. hirschenstammheim.ch), es war Mai, lesen wir: Spargel aus Stammheim, Safran aus Stammheim... Hallo? – Safran aus Stammheim? Dieses exotische Gewürz, beheimatet in der östlichen Mittelmeerregion, soll hier, im nördlichsten Zipfel des Kantons Zürich gedeihen? Das möchte man erst glauben, wenn man es gesehen hat. So setzten wir uns im Sommer mit Adrian Wirth, Juniorchef im Hof Seehalde in Verbindung: Schon seit 2014 baut er Safran an, kennt sich inzwischen also gut aus. Er möge bitte rechtzeitig Bescheid sagen, wenn es an die Ernte geht. Das will er gerne machen, schließlich hat er auch etliche Helfer, die auf sein Signal warten. Beim Safran ist der Blütezeitpunkt zugleich der Tag der Ernte, warum werden wir noch sehen. Ende September meldet sich Adrian: Die ersten Blüten seien aufgegangen. Anfang <strong>Oktober</strong>, natürlich im letzten Jahr, heißt es dann: Bitte kommen, wir haben alle Hände voll zu tun. Morgens ist Eile geboten Die Anreise mit dem öffentlichen Nahverkehr klappt gut, zumindest ab Stein am Rhein. Der Zug gleitet durch die sanften Hügel des Thurgaus, und im Handumdrehen ist man in Stammheim, wo Adrian Wirth am Bahnhof wartet. Man erkennt sich auf Anhieb und einigt sich schnell auf ein Du. Mit dem nächsten Zug aus der Gegenrichtung kommt Margrit, Adrians Tante, die an diesem Tag ebenfalls helfen will. Nun hat es Adrian eilig, zurück zum Hof zu kommen. Denn morgens gilt es, schnell zu sein. Sobald die Sonne auf die Krokusblüten scheint, öffnen sie sich. Er hofft während der Ernte auf morgendlichen Nebel, so erklärt er: Dann seien sie nicht nur einfacher zu pflücken, sondern auch zu zupfen. Der Hof selbst bietet eine weitere Besonderheit: Als neu gebauter Aussiedlerhof war er 1947 zunächst in Zürich ausgestellt, bevor er in Oberstammheim seinen festen Platz fand. Man sieht es ihm nicht an, er scheint geradezu mit der Landschaft verwachsen. Ein farbenprächtiges Wunder Am Hof werden wir freundlich begrüßt: Zunächst von Luna, dem Appenzeller Sennenhund, dann von Adrians Mutter Doris und Helferin Michelle, die bereits mit den ersten Körben zugan-