54 Bildung und Wirtschaft © innolab bodensee Alexander Rüede-Passul
Bildung und WirtschAft 55 InnovatIonslabor Bodensee Die Imperia aus Schokolade drucken? Die Lieblingstasse reproduzieren? Wärmepumpen verstehen? Methanol-Brennstoffzellen weiterentwickeln? Gegen einen KI-gesteuerten Roboter Mühle spielen? Das Innovationslabor „innolab bodensee“ macht es möglich. Am 16. <strong>Oktober</strong> feiert der Maker Space seine Eröffnung und begrüßt am 17. November innovative Geister, Produktentwickler*innen und alle Interessierten. Doch was macht das Konstanzer Innovationslabor so einzigartig? <strong>akzent</strong> im Gespräch mit Projektleiter Alexander Rüede-Passul. von Anne Prell <strong>akzent</strong>: Herr Rüede-Passul, Sie sind der Ansprechpartner für Innovationsentwicklung beim innolab bodensee und werden ab <strong>Oktober</strong> die Stelle des Projektleiters übernehmen. Wie ist das Projekt entstanden? Alexander Rüede-Passul: Wirtschaft wie Forschung leben von Innovationen. Das Innovationslabor innolab bodensee ist Teil der regionalen und überregionalen Innovationsstrategie. In der Vierländerregion Bodensee gab es schon kleinere Maker Spaces, aber nichts in dieser Größenordnung. Innolab bodensee ist ein Gemeinschaftsprojekt des Landkreises und der Stadt Konstanz und wird vom Land Baden-Württemberg, der Europäischen Union und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. <strong>akzent</strong>: An wen richtet sich der neue Maker Space? Alexander Rüede-Passul: An Start-ups, Unternehmen sowie Hochschulen und Wissenschaftsnetzwerke rund um den See und darüber hinaus, die gerne ein Produkt demonstrieren, entwickeln, verbessern oder erforschen wollen. Ein einfaches Beispiel: Sie als Privatperson haben eine Tasse, ein handgetöpfertes Unikat, dass Sie gerne vervielfältigen wollen. Wir haben den 3-D-Scanner, den Keramikdrucker und mit dem GRÜNDUNGSNETZWERK farm auch das Know-how im Hintergrund, um die richtigen Kontakte herzustellen. Oder Sie wollen Ihren Prototypen schnell und effizient bauen. Bei uns finden Sie 300 Maschinen, die das möglich machen. <strong>akzent</strong>: Sie haben bereits von 3-D-Scannern und -Druckern gesprochen. Was ist noch dabei? Alexander Rüede-Passul: Der Maker Space misst circa 600 m 2 mit Maschinen aus den Bereichen Cyberentwicklung, Erneuerbare Energien und Engineering. Wir haben die Infrastruktur und die entsprechenden Kompetenzen, um Prototypen schnell und effizient zu erstellen. Es gibt ein Fotostudio, einen KI-gesteuerten Mühle-Roboter und Hochleistungsrechner, um nur einen Bruchteil zu nennen. Dazu kommen Geräte für Metall-, Textil- und Holzverarbeitung und insgesamt sieben 3-D-Drucker für Keramik, Ton und Metall, aber auch für Lebensmittel wie Schokolade. <strong>akzent</strong>: Könnten Sie mir eine Imperia aus Schokolade drucken? Alexander Rüede-Passul: Klar. Wir haben vor Ort alle Maschinen, die es dafür braucht. Über unser Netzwerk kennen wir Fachleute für 3-D- Drohnenvermessung, um die Imperia scannen zu können. Danach gibt es ein Modell am Computer, der 3-D-Drucker erhält die Daten, und die Imperia aus Schokolade wird gedruckt. <strong>akzent</strong>: Was muss man tun, um die Räumlichkeiten nutzen zu dürfen? Alexander Rüede-Passul: Es gibt Maschinen bei uns, für die man geschult werden muss, bei anderen reicht eine kurze Einweisung. Aber der erste Schritt ist immer eine Anfrage an uns, dann können wir alles besprechen. Bei uns ist jede Idee willkommen. Es geht vor allem darum, den Innovationsgeist hier in der Region zu fördern und einen Raum zu schaffen, wo Prototypen schnell und ohne große Investitionen produziert und getestet werden können. Rapid Prototyping ist hier das Stichwort. Mit der farm im Hintergrund kann ein Produkt von A bis Z entwickelt, betreut und auf den Markt gebracht werden. <strong>akzent</strong>: Der Maker Space kann auch für Schulungszwecke genutzt werden. An wen richtet sich das Angebot? Alexander Rüede-Passul: Die Möglichkeiten sind vielfältig, aber wir denken hier vor allem an Unternehmen, die ihre Auszubildenden und Mitarbeitenden für die Zukunft fit machen wollen. Das gilt insbesondere für Erneuerbare Energien. Bei uns finden Sie eine Photovoltaik-Anlage, eine Wärmepumpe mit Wärmespeicher, zwei Batteriesysteme und eine Methanol- Brennstoffzelle. In Privathaushalten können Sie nicht durch Wände gucken, bei uns ist alles barrierefrei aufgebaut. <strong>akzent</strong>: Gibt es damit auch das Potenzial, erneuerbare Energien weiter zu erforschen? Alexander Rüede-Passul: Auf jeden Fall. Mit dem Equipment kann man beispielsweise die Schnittstelle von der Methanol-Brennstoffzelle zur Sonnenenergie erforschen. Das ist für Umwelttechniker von der HTWG Konstanz interessant, aber auch für alle anderen Hochschulen um den See. <strong>akzent</strong>: Am 17. November ist Tag der Offenen Tür. Was erwartet die Besucher*innen? Alexander Rüede-Passul: Sie können sich selbst ein Bild vom innolab bodensee machen und ein kleines Start-up gründen. Im OPEN HOUSE auf dem Konstanzer Innovationsareal gibt es viel zu entdecken. Wir heißen alle herzlich willkommen!