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KOMM 6/2023

KOMM ist das Mitgliedermagazin der Bundesfachgruppe Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di

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6<br />

1&1 MOBILFUNK GMBH<br />

Foto: Silke Leuckfeld<br />

ÜBERRASCHENDER WECHSEL<br />

Die 1&1 Mobilfunk GmbH („1&1 Mobilfunk“),<br />

eine hundertprozentige<br />

Konzerntochter der 1&1 AG, habe<br />

mit der Vodafone GmbH einen verbindlichen<br />

Vorvertrag für eine langfristige,<br />

exklusive National Roaming-<br />

Partnerschaft geschlossen, teilte<br />

1&1 Anfang August mit.<br />

VON SILKE LEUCKFELD<br />

Überrascht reagierten nicht nur Mitbewerber<br />

und Branchenkenner, sondern<br />

auch Telefónica, für die das keine gute<br />

Nachricht war.<br />

Telefónica Deutschland, mit der Mobilfunkmarke<br />

O 2 , hatte bisher laut Handelsblatt<br />

gute Geschäfte mit 1&1 gemacht.<br />

Von 453 Millionen Euro Free<br />

Cash flow im Jahr würden 200 Millionen<br />

Euro an 1&1 hängen. Dies bedeute<br />

geschätzte 500 bis 600 Millionen Euro<br />

Umsatz pro Jahr. Mit dem Wechsel zu<br />

Vodafone würden laut Handelsblatt diese<br />

Einnahmen wegfallen.<br />

Technischer Sprung nach vorn<br />

Bisher nutzt 1&1 als Reseller das Netz von<br />

Telefónica und in kleinerem Umfang auch<br />

von der Deutschen Telekom und Vodafone,<br />

da das Unternehmen noch nicht über<br />

eine flächendeckende eigene Versorgung<br />

verfügt. Der 5G-Standard war laut Handelsblatt<br />

bei dem Vertrag mit Telefónica<br />

für 1&1-Kunden ausdrücklich ausgeschlossen.<br />

Bei Vodafone erhalten sie<br />

künftig auch 5G.<br />

Eigener Ausbau lahmt<br />

Von den von 1&1 bis Ende 2022 ankündigten<br />

bundesweit 1000 Sendemasten<br />

senden bisher erst rund 40. Da dies im<br />

Jahr 2019 eine Auflage bei der Vergabe<br />

der Sendelizenzen war, läuft aktuell auch<br />

ein Bußgeldverfahren gegen 1&1 bei der<br />

Bundesnetzagentur. Verantwortlich für<br />

das Desaster sei nicht 1&1, sondern Vantage<br />

Tower, eine Vodafone-Tochter, monierte<br />

1&1-Chef Ralph Dommermuth<br />

öffentlich. Vantage Tower war damit beauftragt<br />

worden, die Sendestandorte zu<br />

liefern. Im Handelsblatt-Interview erklärte<br />

Dommermuth, dass Vantage Tower<br />

1600 Standorte für 5G-Antennen für<br />

Vodafone zur Verfügung gestellt habe,<br />

aber für 1&1 nur einige wenige. Deshalb<br />

hat 1&1 Beschwerde beim Bundeskartellamt<br />

eingereicht. Dennoch wechselt 1&1<br />

nun ausgerechnet zu Vodafone.<br />

Rotes Tuch Mitbestimmung<br />

In den vergangenen Jahren wurden Betriebsratsinitiativen<br />

von den Geschäftsleitungen<br />

immer wieder verhindert. Hier<br />

gibt es jetzt Bewegung, am Standort der<br />

1&1-Zentrale in Montabaur gibt es jetzt<br />

einen Wahlvorstand, die Betriebsratswahl<br />

wird mit Hilfe von ver.di vorbereitet,<br />

„Störfeuer“ von der Arbeitgeberseite gibt<br />

es bisher nicht.<br />

Tariftreue bindend<br />

ver.di fordert seit Jahren von der Politik,<br />

öffentliche Aufträge nur an mitbestimmte<br />

Unternehmen mit geltendem Tarifvertrag<br />

zu vergeben. Diese Vorgaben sollen<br />

auch für die Vergabe von Sendelizenzen<br />

gelten. Es könnte also durchaus im Interesse<br />

von 1&1-Chef Ralph Dommermuth<br />

sein, wenn in seiner Zentrale die betriebliche<br />

Mitbestimmung eingeführt und irgendwann<br />

auch ein Tarifvertrag mit<br />

ver.di abgeschlossen wird. Im Koalitionsvertrag<br />

der Bundesregierung wurde angekündigt,<br />

dass zur Stärkung der Tarifbindung<br />

die öffentliche Auftragsvergabe<br />

des Bundes an die Einhaltung eines<br />

repräsentativen Tarifvertrages der jeweiligen<br />

Branche gebunden werden soll,<br />

wobei die Vergabe auf einer einfachen,<br />

unbürokratischen Erklärung beruht. Einen<br />

Vorstoß dazu hat Bundesarbeitsminister<br />

Hubertus Heil (SPD) angekündigt. Er will<br />

noch in diesem Jahr einen Gesetzentwurf<br />

vorlegen, der die Tarifbindung für die<br />

Vergabe von öffentlichen Aufträge ab<br />

einer Vergabesumme von 10 000 Euro<br />

vorschreibt.<br />

Handelsblattartikel:<br />

https://kurzelinks.de/8mp0<br />

https://kurzelinks.de/l7t9

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