bayern Metall 11/ 2023
Um Metallgestaltung, Material und Design geht es u.a. in dieser Ausgabe. Gestalterische Projekte begeistern ganze Schulklassen, hier die SchülerInnen vom Gymnasium Geretsried. Das sind Einblicke in das Metallhandwerk, die in Erinnerung bleiben. Zudem stehen die Landesgewinner der Guten Form 2023 fest. Wir gratulieren und drücken die Daumen für den Bundessieg! Dazu gibt es wieder viele Neuentwicklungen und Messen. Natürlich darf der Blick in unser Innungsleben nicht fehlen!
Um Metallgestaltung, Material und Design geht es u.a. in dieser Ausgabe. Gestalterische Projekte begeistern ganze Schulklassen, hier die SchülerInnen vom Gymnasium Geretsried. Das sind Einblicke in das Metallhandwerk, die in Erinnerung bleiben. Zudem stehen die Landesgewinner der Guten Form 2023 fest. Wir gratulieren und drücken die Daumen für den Bundessieg! Dazu gibt es wieder viele Neuentwicklungen und Messen. Natürlich darf der Blick in unser Innungsleben nicht fehlen!
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
▼
1. Platz, Nina
Buschmeier.
1 2
3
3. Platz, Simon Leopold
Hollermeier.
2. Platz, Til Schlör.
Sport war es oft ein Kopf-an-Kopf-
Rennen, aber einer, in diesem Fall eine,
musste die Siegerin sein. Was die Qualität
und das Können der anderen in
keiner Weise verringert.
Auf Platz drei landete schließlich Simon
Leopold Hollermeier mit einem
von der Grundform her nicht spektakulären
Schlüsselkasten. Ein im Querschnitt
quadratischer Quader, mehr ist
die Form nicht. Aber dann geht es
auch gleich los. Die Türen, mit bearbeiteter
Oberfläche belebt, setzen
gleich einen spannenden Kontrast zu
den glatten Oberflächen des Kastenkörpers.
Sie sind an den Seiten umgesetzt
und heben sich damit zudem ab.
Dahinter verbergen sich gestalterisch
und kon struktiv optimal durchdachte
Bänder zur Lagerung der Türflügel.
Zunächst ist auch nicht klar, wie sich
die Türen öffnen lassen. Bis man erkennt,
dass zwei Ecken aus der Oberfläche
hervortreten. Mit dieser genialen
Idee schafft Hollermeier einen Türgriff,
ohne einen ausdrücklichen Türgriff
aufzusetzen. Öffnet man dann die
beiden Flügel, ergeben sich zwei
überraschende Eindrücke. Die Flügel
sind nicht gerade senkrecht, sondern
diagonal entgegen gesetzt stufenförmig
geschnitten. So entsteht eine
Treppauf-, Treppabbewegung, einmal
im Vordergrund, einmal im Hintergrund.
Gleichzeitig öffnet sich ein
strahlender, nahezu sakraler Raum,
der durch die Vergoldung des Tombaks
erzeugt wird. Die Assoziation mit
einem Tabernakel ist unweigerlich. An
der Rückseite sind in zwei Reihen sieben
Schlüsselaufhänger, die durch die
Helligkeit des Raumes nochmals besonders
hervortreten. Alles in allem
ein wohlverdienter dritter Platz.
Til Schlör fertigt keinen Schlüsselkasten,
sondern einen Schlüsselkäfig und
wird damit mit dem zweiten Platz bei
den Metallgestaltern ausgezeichnet. In
der Form ein Zylinder, zweigeteilt, unten
geschlossen mit einer Schiebetür, um
ein Ablagefach freizugeben. Oben ein
Gitter mit senkrecht angeordneten Stäben,
hinter denen sich die Schlüssel befinden.
Der gesamte Körper wird an der
Wand befestigt und stellt damit ein sehr
ungewöhnliches, eigenwilliges Objekt
dar. Das Gitter lässt sich durch Drehen
verschieben, sodass der Innenraum zugänglich
wird. Auf der Innenseite sind
zwei Ringe mit kreisrunden Aussparungen
angebracht, in die die Schlüssel
eingehängt werden können. Dazu hat
Til Schlör eigens Schlüsselanhänger
entwickelt, die mit einem Kugelkopf
über einen Schlitz in diese Öffnungen
eingeführt werden. Und da der Kopf
größer als der Bohrungsdurchmesser
ist, ist er aufgehängt. Form und Ausführung
lassen verschiedene gedankliche
Verbindungen zu. Der zylindrische Kör-
per erinnert an einen Vogelkäfig, die
drehbare Tür des Ablagefaches und das
drehbare Gitter lassen auch an einen
Tabernakel denken, in dem etwas wertvolles
verwahrt wird. Größen, Proportionen,
Funktionen sind alle durchgestaltet
und ergeben einen harmonischen
Gesamteindruck.
Nina Buschmeier liefert eine völlig
neue Idee einen Schlüsselkasten zu
gestalten ab und wird dafür mit dem
ersten Platz der Metallgestaltung geehrt.
Die Form ist beim ersten Blick
nicht allzu spektakulär, der „Eycatcher“
ist die auf Hochglanz polierte Oberfläche
des Chrom-Nickel-Stahls. Eine liegende
halbe Linse dient ihr als Grundkörper
des Gehäuses. Diese ist in der
Mitte horizontal geteilt. Damit kann die
obere Hälfte waagrecht verschoben
werden und gibt den Innenraum, die
„Schatzkammer“, frei. Um die Schlüssel
aufhängen zu können, hat Nina
Buschmeier eine elegante, pfiffige Lösung
gefunden. Sie braucht keine Haken
oder Ösen. Zwischen den umgelegten
Rändern der beiden waagerechten
Linsenhälften ist ein Spalt. In diese
können flache Schlüsselanhänger, die
extra dafür gefertigt werden, eingeschoben
werden. Und schon sind die
Schlüssel verräumt. Das ganz Besondere
ist aber der sich aus der einfachen
Form und der Materialverarbeitung ergebende
enorme Assoziationsraum.
8 bayern Metall 10/2023