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Seesicht - Das Zentralschweizer-Seen-Magazin Nr. 5 - 2023

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DIE BÜSTENMACHERIN<br />

Der Kern der Büste besteht aus<br />

Karton, der mit Kleister in<br />

einer Form ausgehärtet wird.<br />

Anschliessend überzieht Jenny<br />

Curtins den Rohling mit Vlies<br />

und Stoff.<br />

Abstecken und abmessen, drapieren und designen,<br />

formen – und damit für «bella figura» sorgen:<br />

Die Büste ist eines der wichtigsten Werkzeuge<br />

für Schneider und Gewandmeisterinnen,<br />

für Couturiers und Modeschöpferinnen. Es gibt<br />

sie in verschiedenen Konfektionsgrössen, sie reichen vom<br />

Hals bis zu den Hüften – oder sogar noch ein bisschen weiter<br />

runter. Indem die kreativen Stoffkünstler das Material<br />

auf den Torso heften, sehen sie Sitz und Fall der Kleidung,<br />

können den Umfang weiter oder enger anpassen, optische<br />

Verzierungen oder spezielle Falten einarbeiten.<br />

«Eine gute Büste zeichnet sich dadurch aus, dass die<br />

Nadeln sanft im Material stecken und somit gut halten»,<br />

erklärt Jenny Curtins. Die 28-Jährige weiss genau, was<br />

es für ein optimales Resultat alles braucht – denn sie ist<br />

die einzige Büstenmacherin, die es in der Schweiz gibt.<br />

<strong>Das</strong> alte Handwerk hat die gelernte Schneiderin von ihren<br />

beiden Vor gängerinnen Schritt für Schritt erlernt. Als diese<br />

alters halber aufhörten, übernahm sie das Atelier und die<br />

Marke und fertigt seither die in der Branche bekannten und<br />

renommierten Zimmermann-Büsten.<br />

DER KERN BESTEHT AUS KARTON<br />

Die Werkstatt und das dazugehörige Schneideratelier<br />

befinden sich in Ibach SZ. Wenn Jenny Curtins hier mit<br />

dem Formen neuer Büsten beginnt, bringen die Gerüche<br />

schönste Kindheitserinnerungen zurück: ein Gemisch aus<br />

aufgeweichtem Karton und Kleister. In einem Regal lagern<br />

die eigentlichen Schätze, die Negativformen. «Der Kern<br />

einer Büste besteht aus Pappmaché», erklärt die Handwerkerin.<br />

Um die richtigen Rundungen und Körpermerkmale<br />

zu erhalten, reisst sie die feuchten Kartonstücke an den<br />

Rändern ein und legt die Streifen dann in die Form. Mit den<br />

Fingern streicht sie das Material glatt, schmiegt es in jede<br />

Kurve, massiert den Kleister ein. «<strong>Das</strong> mache ich insgesamt<br />

dreimal, so dass wir am Schluss drei Lagen Karton aufeinander<br />

haben.»<br />

<strong>Das</strong> Vorder- und Hinterteil entstehen getrennt, werden<br />

anschliessend aufeinandergelegt und im Inneren mit<br />

mehreren Schichten Karton und Kleister verbunden.<br />

Eine Woche muss der Kern dann trocknen, anschliessend<br />

schleift Jenny Curtins die Oberflächen und Kanten glatt.<br />

MIT 24 JAHREN IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT<br />

In ihrer Lehre als Schneiderin hatte Jenny Curtins täglich<br />

an Büsten gearbeitet, bewunderte schon damals die<br />

von Hand gemachten Seitennähte – «aber ich hatte keine<br />

SEESICHT 5/23<br />

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