altlandkreis - das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel
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Professionelles Graffiti gegen Vandalismus<br />
Der legale Sprayer<br />
Peißenberg | Zwei Mal ist die Polizei<br />
gekommen. „Weil Bürger gedacht<br />
haben, ich wäre ein illegaler<br />
Sprayer. Die haben offensichtlich<br />
gleich die 110 gerufen.“ Ansonsten<br />
aber hat Patrick Bastian Lob<br />
und Zuspruch von allen Seiten in<br />
höchsten Tönen bekommen. Bürgerinnen<br />
und Bürger je<strong>den</strong> Alters,<br />
Gemeindeverantwortliche, Tagesausflügler<br />
– sie alle sind begeistert<br />
von seiner Fähigkeit, atemberaubende<br />
Motive mit Spraydosen auf<br />
weiße Wände zu malen. „Manche<br />
haben mir sogar Brotzeit und Getränke<br />
vorbeigebracht.“ Dabei<br />
war der professionelle Graffiti-<br />
Künstler erst vor wenigen Jahren<br />
kurz davor, alles hinzuschmeißen.<br />
„Ich bin Perfektionist, mit meiner<br />
Arbeit, auch wenn sie noch<br />
so gut ist und von <strong>den</strong> Leuten da<br />
draußen wertgeschätzt wird, nie<br />
zufrie<strong>den</strong>.“ Heißt: Wenn der aus<br />
Bobingen stammende Augsburger<br />
etwas anpackt, dann richtig. Das<br />
kostet natürlich Zeit, Geld und Material.<br />
Entweder war <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong><br />
seine Arbeit von vorne herein zu<br />
teuer. Oder er arbeitete sich auf,<br />
um am Ende des Monats trotzdem<br />
rote Zahlen zu schreiben. „Was auf<br />
Dauer natürlich nicht gutgeht.“<br />
Doch <strong>das</strong> Schicksal meinte es gut<br />
mit ihm, belohnte seine akribische<br />
Arbeit, seinen Fleiß, sein Können.<br />
Denn am Tiefpunkt angelangt, kam<br />
eine Anfrage aus Peißenberg bei<br />
ihm an. Ulrich Mansfeld von <strong>den</strong><br />
dortigen Gemeindewerken ist über<br />
Google-Recherche und die Stadtwerke<br />
Augsburg auf ArtDesign<br />
Bastian (www.artdesign-bastian.<br />
com) gestoßen, wollte ihn unbedingt<br />
<strong>für</strong> die Gemeinde am östlichen<br />
Fuße des Hohen Peißenbergs<br />
engagieren. Warum? „Wir haben<br />
in unserem Ort sehr viele Trafound<br />
Pumphäuschen, deren Wände<br />
von illegalen Sprayern immer wieder<br />
verschandelt wur<strong>den</strong>.“ Eine<br />
Möglichkeit, dieses Problem zu lösen:<br />
„Die Wände neu streichen und<br />
mit Antihaftgrund versehen, was<br />
jedoch zur Folge hätte, <strong>das</strong>s neue<br />
Schmierereien immer wieder abgewaschen<br />
wer<strong>den</strong> müssten.“ Die<br />
andere: „Fassa<strong>den</strong>begrünung, was<br />
zwar <strong>den</strong> Platz zum Sprayen verdeckt.<br />
Doch die Wurzeln von Pflanzen<br />
und Sträuchern wür<strong>den</strong> die<br />
Kabel im Erdinneren neben und<br />
unter <strong>den</strong> Häuschen beschädigen.“<br />
So kamen die Gemeindewerke auf<br />
die zün<strong>den</strong>de Idee, ihr Peißenberger<br />
Ortsbild durch professionelle<br />
Graffitikunst zu verschönern.<br />
Lebensgroße<br />
Arbeiter in 3D<br />
Das erste Objekt hat Patrick Bastian<br />
im Sommer 2021 in Angriff<br />
genommen. Seither wandelte er<br />
13 Häuschen, verteilt in ganz<br />
Peißenberg, in künstlerisch<br />
wertvolle Sehenswürdigkeiten<br />
um. Am meisten<br />
Zuspruch bekommt er <strong>für</strong><br />
sein Werk in der Wilhelm-<br />
Röntgen-Straße, wo er frei<br />
Hand offenstehende Türen<br />
aufgemalt hat, die wiederum<br />
Einblick ins Innere eines<br />
Patrick Bastian in seinem<br />
Element: Hier gestaltet<br />
der Künstler die Fassade<br />
eines neuen Heizhauses.<br />
32 | <strong>altlandkreis</strong>