05.12.2023 Aufrufe

FM SPORT 2023

Sport- und Golfplätze sind Orte, an denen sich Hitze, Trockenheit, Starkregen und Hagel mit am stärksten und häufigsten auswirken. Zudem sind die Kosten für Energie und Wasser ein Kernthema geworden. Das bedeutet, dass Sportplatzbetreiber, Greenkeeper und Platzwarte nicht umhin kommen, sich mit Veränderungen in ihrer Infrastruktur zu befassen. Dass das am Ende auch für die tägliche Arbeit ein Gewinn ist, zeigen die Vereine und Golfclubs in diesem Heft.

Sport- und Golfplätze sind Orte, an denen sich Hitze, Trockenheit, Starkregen und Hagel mit am stärksten und häufigsten auswirken. Zudem sind die Kosten für Energie und Wasser ein Kernthema geworden. Das bedeutet, dass Sportplatzbetreiber, Greenkeeper und Platzwarte nicht umhin
kommen, sich mit Veränderungen in ihrer Infrastruktur zu befassen. Dass das am Ende auch für die tägliche Arbeit ein Gewinn ist, zeigen die Vereine und Golfclubs in diesem Heft.

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Quer statt längs mähen, damit<br />

der Abschlag nicht unendlich<br />

lang wirkt, das Vorgrün<br />

hier etwas runder<br />

oder dort etwas breiter mähen,<br />

damit das Grün besser angespielt<br />

werden kann, das Rough nicht zu hoch<br />

werden lassen, damit es Bälle nicht spurlos<br />

verschluckt – das sind Kniffe, mit denen<br />

Head-Greenkeeper Hans-Jürgen Negele<br />

den Spielspaß für die Golfer erhöht. „Wir<br />

haben hier im Golfclub Gut Ludwigsberg<br />

viele Greenfee-Spieler. Mit der Gestaltung<br />

der Abschläge, Fairways und Greens kann<br />

ich dafür sorgen, dass auch Spieler, die<br />

nicht topp sind, zügig spielen können. Mit<br />

meiner Mannschaft versuche ich, eine<br />

Spielgeschwindigkeit zu ermöglichen, die<br />

zum Platz passt.“ Das funktioniert auch<br />

über die Optik. „Wenn ich ein langes Fairway<br />

habe und den Abschlag dann noch in<br />

Längsrichtung mähe, wirkt die Entfernung<br />

für manchen Golfer unendlich. Querstreifen<br />

unterbrechen den Eindruck, dass man<br />

sich auf einer Autobahn befindet.“<br />

»Alles, was man<br />

bis 10 Uhr nicht<br />

schafft, dauert<br />

doppelt so lange.«<br />

Hans-Jürgen Negele<br />

Lange Wartezeiten auf dem Golfplatz<br />

machen Golfer unzufrieden. Anfänger fühlen<br />

sich gehetzt, wenn hinter ihnen der nächste<br />

Flight wartet; gute Spieler sind genervt,<br />

wenn es nicht zügig weitergeht. Alles das<br />

wirkt sich auf die Attraktivität eines Platzes<br />

aus. Der Deutsche Golf Verband hat ein<br />

Handbuch zum Thema Spielgeschwindigkeit<br />

herausgegeben – dort wird explizit die Platzgestaltung<br />

als ein wichtiger Faktor erwähnt.<br />

So sollten Roughs zwar herausfordernd<br />

sein, die Bälle aber möglichst nicht gänzlich<br />

verloren gehen. Semi-Roughs bremsen den<br />

Ball, bevor er ins Hard-Rough rollt. Breitere<br />

Fairways sorgen dafür, dass der Ball leichter<br />

weitergespielt werden kann.<br />

Golf ist Kopfsache – und das Gehirn wiederum<br />

lässt sich vom Auge täuschen.<br />

„Wenn ich ein Dogleg, also eine Spielbahn<br />

habe, die nach links oder rechts abknickt,<br />

kann ich sie länger oder kürzer wirken lassen,<br />

je nachdem, wie ich den Bogen mähe“,<br />

sagt Negele. Für ihn ist es wichtig, den Platz<br />

für möglichst viele Spieler fair und dennoch<br />

abwechslungsreich zu gestalten.<br />

Sein „Greenkeeping-Handwerk“ hat der<br />

50-Jährige vor rund einem Vierteljahrhundert<br />

gelernt – nach einer Reihe von Zufällen.<br />

„Ich war bei der Bundeswehr, habe eine<br />

Ausbildung als Elektroniker gemacht, wollte<br />

aber lieber Fliesenleger oder Kachelofenbauer<br />

werden und habe irgendwann nach<br />

der Lehre gekündigt.“ Das war im Februar.<br />

„Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass die<br />

nächsten Ausbildungen ja erst im September<br />

anfangen“, schmunzelt er.<br />

Also half er erst einmal auf dem Golfplatz<br />

in Igling bei der Grünpflege aus. „Irgendwann<br />

hat mich ein Spieler gefragt, ob ich<br />

eigentlich wüsste, was ich hier tue“, erinnert<br />

sich Negele. „Als ich sagte, ich dass ich einfach<br />

tue, was mein Chef mir sagt, meinte<br />

er, dass man Grünpflege für den Golfplatz<br />

lernen könnte und ob ich nicht Lust dazu<br />

hätte.“ Bei dem Ratgeber handelte es sich<br />

um Dr. Heinz Schulz, der damals an der Universität<br />

Hohenheim in der Rasenforschung<br />

tätig war. Negele bekam vom Golfclub Igling<br />

einen Arbeitsvertrag, absolvierte an der<br />

DEULA Kempen die Greenkeeper-Ausbildung<br />

und wechselte nach zwei Jahren zum<br />

Golfclub Augsburg, wo er bis vor einigen<br />

Monaten als Greenkeeper und Head-Greenkeeper<br />

tätig war.<br />

DER PLATZ HAT<br />

PERSPEKTIVE<br />

BETRIEBSDATEN<br />

• Firmengründung: 1989<br />

• Geschäftsführer: Präsident: Rudolf<br />

Wiedemann; Headgreenkeeper:<br />

Hans-Jürgen Negele<br />

• Mitarbeiter: Verwaltung: 2 Vollzeitkräfte,<br />

1 Golfpro; Greenkeeping:<br />

5 Vollzeitkräfte, 2 Aushilfen, 1 Hausmeister<br />

in Teilzeit<br />

• Fuhrpark/Maschinen: 4 Spindelmäher<br />

John Deere 1905; 3 John<br />

Deere Triplex-Grünsmäher 2500,<br />

1 John Deere Bunkerrechen,<br />

4 Transportfahrzeuge, 3 Kleintraktoren,<br />

1 Pro Flex Mäher<br />

• Software: Albatros<br />

• Sonstiges: An frostfreien Tagen<br />

wird im Golfclub Türkheim auch im<br />

Winter auf Sommergrüns gespielt.<br />

Golfanlage zu Gut Ludwigsberg<br />

GmbH & Co Golfanlagen KG<br />

Augsburger Straße 51<br />

86842 Türkheim<br />

Telefon +49(0)82 45/33 22<br />

E-Mail: info@golfclub-tuerkheim.de<br />

https://golfclub-tuerkheim.de/<br />

Seit 1. April <strong>2023</strong> ist Negele jetzt Head-<br />

Greenkeeper in Türkheim – mit einer kleineren<br />

Mannschaft und einem kleineren<br />

Maschinenpark, aber vielen spannenden<br />

Entwicklungsmöglichkeiten. „In diesem<br />

Platz steckt Potenzial. In den vergangenen<br />

zwei Jahren ist hier einiges passiert, und<br />

das soll auch in den nächsten Jahren der<br />

Fall sein.“ So entstand ein neues Verwaltungsgebäude<br />

mit Proshop, die Beregnung<br />

wird auf Vordermann gebracht, und ein Golfsimulator<br />

macht die Driving Range jetzt zur<br />

spannenden Spielzone für junge und erfahrene<br />

Golfer: Entweder versucht man, seine<br />

eigenen Abschläge zu verbessern, jagt<br />

Pokemons, trainiert bestimmte Spielsituationen<br />

oder spielt virtuelles Golf auf den<br />

bekanntesten Plätzen der Welt.<br />

Billig waren die Installation der Radargeräte<br />

und die Austatttung der Driving-Range-Boxen<br />

mit den Monitoren nicht, doch die<br />

digitalen Trainingsmöglichkeiten werden<br />

von Mitgliedern und Gästen begeistert angenommen.<br />

Den Golfclub fit machen für die<br />

Zukunft, das ist das erklärte Ziel von Clubpräsident<br />

Rudolf Wiedemann und seiner<br />

Vorstandschaft. In Hans-Jürgen Negele hat<br />

er einen Head-Greenkeeper gefunden, der<br />

es spannend findet, diesen Weg mitzugehen.<br />

Eine der ersten Veränderungen, die Negele<br />

bei seinem Antritt eingeführt hat, war<br />

ein früherer Arbeitsbeginn für die Mannschaft.<br />

„Statt um acht Uhr fangen wir während<br />

der Saison um sechs Uhr an, im Herbst<br />

und Winter um sieben. Das ist natürlich erst<br />

mal nicht auf Begeisterung gestoßen.“ Wo<br />

alte Gewohnheiten durch neue ersetzt werden<br />

sollen, lautet Hans-Jürgen Negeles<br />

Credo: „Warum nicht einfach mal ausprobieren?<br />

Wenn es nicht passt, machen wir<br />

es einfach wieder anders.“<br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

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