05.12.2023 Aufrufe

FM SPORT 2023

Sport- und Golfplätze sind Orte, an denen sich Hitze, Trockenheit, Starkregen und Hagel mit am stärksten und häufigsten auswirken. Zudem sind die Kosten für Energie und Wasser ein Kernthema geworden. Das bedeutet, dass Sportplatzbetreiber, Greenkeeper und Platzwarte nicht umhin kommen, sich mit Veränderungen in ihrer Infrastruktur zu befassen. Dass das am Ende auch für die tägliche Arbeit ein Gewinn ist, zeigen die Vereine und Golfclubs in diesem Heft.

Sport- und Golfplätze sind Orte, an denen sich Hitze, Trockenheit, Starkregen und Hagel mit am stärksten und häufigsten auswirken. Zudem sind die Kosten für Energie und Wasser ein Kernthema geworden. Das bedeutet, dass Sportplatzbetreiber, Greenkeeper und Platzwarte nicht umhin
kommen, sich mit Veränderungen in ihrer Infrastruktur zu befassen. Dass das am Ende auch für die tägliche Arbeit ein Gewinn ist, zeigen die Vereine und Golfclubs in diesem Heft.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Erst im November erhielt die<br />

Sportvereinigung Feuerbach<br />

1883 e. V. im Norden<br />

von Stuttgart den Deutschen<br />

Nachhaltigkeitspreis<br />

in der Kategorie Sport, die dieses Jahr erst<br />

eingeführt wurde. Honoriert wurden die<br />

vielfältigen Aktivitäten des Vereins vor allem<br />

im Bereich des Klimaschutzes. „Die<br />

umgesetzten und geplanten Maßnahmen<br />

sind ein zweifelloses Vorbild für die nachhaltige<br />

Gestaltung des Breitensports in<br />

Deutschland“, sagt die Fachjury.<br />

Einen Anteil daran hat auch Boris<br />

Petschinka, der als Bereichsleiter Technik<br />

für die Sportplätze zuständig ist. Denn auf<br />

seine Initiative hin wurden zum ersten Mal<br />

Robotermäher zunächst sechs Monate getestet<br />

und dann angeschafft. Auch für Hersteller<br />

Husqvarna war der Verein die erste<br />

reale Teststation. Die Ceora und die drei<br />

Epos 550 ersparen dem Team nicht nur jede<br />

Menge Zeit und Arbeit, die Plätze sehen –<br />

auch dank der Beregnungsanlage – gut aus.<br />

„Ein Mäher arbeitet 36 h sieben Tage die<br />

Woche und wird nachts aufgeladen”, ist<br />

»Solange Bier im<br />

Kühlschrank ist,<br />

läuft man nicht in<br />

den Keller.«<br />

Boris Petschinka zur Wurzelbildung bei zu<br />

häufiger, aber geringer Bewässerung<br />

Petschinka begeistert. Die Steuerung erfolgt<br />

über den Rechner oder das Handy. „Das ist<br />

die beste Erfindung.”<br />

Die Geräte ersetzen die Arbeit eines<br />

Spindel-Aufsitzmähers, der mit Diesel lief<br />

und dessen Kundenservice samt Tausch der<br />

Spindelmesser allein 2.500 € kostete. Für<br />

einen neuen Spindelmäher hätte man<br />

120.000 € investieren müssen, die Mähroboter<br />

für alle Plätze beliefen sich auf rund<br />

70.000 €.<br />

Die Stadt Stuttgart als Eigentümer der<br />

Flächen und des Inventars war zunächst<br />

skeptisch bezüglich der Anschaffung, dann<br />

stimmte sie zu, aus dem Test ein Pilotprojekt<br />

zu machen. Das positive Ergebnis hat die<br />

Stadt überzeugt, und so werden inzwischen<br />

auch in Freibädern und anderen Sportanlagen<br />

Robotermäher eingesetzt. Handels- und<br />

Servicepartner ist die Firma Wagner Garten<br />

& Kommunaltechnik im nahen Gerlingen.<br />

Für sie sind die Sportplätze des Vereins das<br />

beste Vorzeigeobjekt. „Die Kollegen der Firma<br />

haben bei uns freien Zutritt”, bemerkt<br />

Petschinka.<br />

MODERNE BEWÄSSERUNG<br />

UND ENERGIEVERSORGUNG<br />

Auch bei der Bewässerung arbeitet der Verein<br />

mit einem kompetenten Partner aus der<br />

Region – mit der Firma aqua in motion in<br />

Remseck. Über sie wurde 2014 in eine moderne<br />

Bewässerungsanlage von Toro investiert.<br />

Da in Stuttgart aufgrund des Vorkommens<br />

an Mineralquellen keine Brunnen<br />

gebohrt werden dürfen, nutzt der Verein<br />

Leitungswasser zum Bewässern. Da ist<br />

sparsamer Verbrauch auch ein ökomisches<br />

Erfordernis – eine gründliche Beregnung auf<br />

einem Platz kostet 350 €. „Ich konnte die<br />

Entscheidungsträger überzeugen, Bodensensoren<br />

zu kaufen, um den genauen Wasserbedarf<br />

zu ermitteln”, erzählt Petschinka.<br />

„Das Geld war ganz schnell wieder drin.”<br />

Vereinsgeschäftsführer Dr. Benjamin<br />

Haar setzt auch in anderen Bereichen auf<br />

Nachhaltigkeit, sodass im Verein PV-Anlagen,<br />

Wärmepumpen und ein Blockheizkraftwerk<br />

zum Energiekonzept gehören. Neuste<br />

Errungenschaft auf den Plätzen ist der Turf<br />

Tank, ein Roboter für Linienmarkierung. „Wir<br />

haben ihn erst seit drei Wochen, aber der<br />

ist schon geil”, freut sich Petschinka. „Ich<br />

bräuchte eigentlich nur noch Büro, Monitore<br />

und Joystick”, scherzt er. „Nee, mal im<br />

Ernst. Man braucht schon die Manpower für<br />

viele Arbeiten. Aber die autonomen<br />

Maschinen helfen uns schon sehr. Keiner<br />

braucht Angst um seinen Job zu haben, es<br />

ist noch mehr als genug zu tun.”<br />

GOLDENE HÄNDE<br />

Dass Boris Petschinka kein ausgebildeter<br />

Greenkeeper ist, merkt man ihm nicht an.<br />

Sein Wissen über Rasenpflege und das technische<br />

Know-how hat sich der einst selbstständige<br />

Schreinermeister selbst erarbeitet<br />

– durch viele Fachveranstaltungen beim<br />

Landesportbund, Beratungen mit seinem<br />

Vorgänger, mit Kollegen und Fachleuten.<br />

Zudem arbeitet das Team eng mit dem Garten-<br />

und Friedhofsamt der Stadt Stuttgart<br />

zusammen. Petschinka nimmt teil am „Freiburger<br />

Kreis”, einem Zusammenschluss von<br />

Verantwortlichen in Vereinen mit über 3.000<br />

Mitgliedern (Feuerbach hat 6.300).<br />

BETRIEBSDATEN<br />

• Vereinsgründung: 1883 als<br />

Turnverein Feuerbach<br />

• Geschäftsführer:<br />

Dr. Benjamin Haar<br />

• Tätigkeitsfelder: Der Verein umfasst<br />

zahlreiche Sportarten und<br />

Bewegungsangebote. Im Zuständigkeitsbereich<br />

von Boris Petschinka<br />

liegen 4 Naturrasen- und 2 Kunststoffrasenplätze,<br />

1 Halle, 2 Bolzplätze,<br />

2 Beachvolleyballfelder, 1 Fitnessstudio<br />

und 1 Verwaltungsgebäude.<br />

• Mitarbeiter: 3 für den genannten<br />

Bereich<br />

• Fuhrpark/Maschinen: 2 Schlepper<br />

(davon 1 für Kunststoffrasen), Reinigungsanbau,<br />

Striegel, Gebläse; für<br />

Rasen Düngeaggregat, 1 Frontmähwerk<br />

Wiedenmann, 1 Tiefenlockerungsgerät<br />

Terraspike, Walze, Ackerfräse,<br />

Vertikutiergeräte, Abziehmatten,<br />

4 Husq varna-Automower, davon<br />

1 Ceora und 3 550 Epos (Club-<br />

Version), 1 Husqvarna Aufsitzmäher<br />

mit Schlegel- und Sichelmähwerk,<br />

mehrere Handgeräte (Bläser, Hochentaster,<br />

Heckenschere, Freischneider,<br />

Kettensäge etc.), Winterdienst-Anbaugeräte<br />

Sportvereinigung Feuerbach<br />

1883 e.V.<br />

Am Sportpark 1, 70469 Stuttgart<br />

Telefon +49(0) 711/890 89-0<br />

b.petschinka@sportvg-feuerbach.de<br />

https://sportvg-feuerbach.de<br />

Seine zwei Mitarbeiter sind von Beruf<br />

Elektriker und Bootsbauer. Die Männer können<br />

so gut wie alles selbst machen, auch<br />

Böden verlegen, fliesen, Wände streichen<br />

und vieles mehr. Das ist gerade heute enorm<br />

viel wert. Dennoch würde sich Boris Petschinka<br />

freuen, an einem Greenkeeper-Kurs<br />

teilnehmen zu dürfen, nicht zuletzt, um sein<br />

Wissen mit einem Abschluss zu bezeugen.<br />

Er würde wahrscheinlich selbst viel zum<br />

Kurs beitragen können.<br />

Text und Bilder: Claudia von Freyberg,<br />

Redaktion <strong>FM</strong> Sport<br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

37

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!