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+ Das Artland-Magazin. Mehr Klimaschutz und Versorgungssicherheit durch energetische Gebäudesanierungen 46 | MQ Ausgabe Winter 2023
Der Altbaubestand in Deutschland bietet große Potentiale zur Energieeinsparung und Reduzierung der Schadstoffemissionen UMWELTSCHUTZ Das unabdingbar notwendige Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 °C zu begrenzen, ist laut Klimaexperten mit dem derzeitigen Engagement für Klimaschutz wohl kaum noch zu erreichen. Weltweit ist der Schadstoffausstoß sowie die Durchschnittstemperatur weiter angestiegen. Lang anhaltende Hitzeperioden mit Wasserknappheit und Ernteausfällen, kollabierende Flüsse und Seen mit Fischsterben, Starkregenniederschläge mit Überschwemmungen, verheerende Stürme, schmelzende Gletscher und Eisberge sowie der Anstieg des Meeresspiegels sind die Folgen des Klimawandels. Angesichts dieser katastrophalen Ereignisse ist es dringend erforderlich, den Schadstoffausstoß in allen Sektoren so schnell wie möglich drastisch zu reduzieren. Ein großes Potential zur Reduzierung des Energieverbrauchs und somit auch zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes steckt in der energetischen Sanierung von Gebäuden im Altbaubestand. Die Wärmeversorgung, hier die Beheizung unserer Gebäude, stellt mit Abstand den größten Teil des bundesweiten Jahresprimärenergieverbrauchs dar. Die Umsetzung der Energiewende im Bereich der Stromversorgung ist bereits auf einen guten Weg gebracht worden, während im Sektor der Wärmeversorgung noch ein sehr großer Nachholbedarf besteht. Heizwärmeverbräuche von 180 – 290 kWh/m²a und darüber hinaus sind bei vielen Altbauten keine Seltenheit. Im Vergleich dazu haben Niedrigenergiehäuser mit 35 – 75 kWh/m²a und Passivhäuser mit maximal 15 kWh/m²a einen deutlich niedrigeren Wärmeenergieverbrauch. Plusenergiehäuser erzeugen sogar ausschließlich durch die auf ihre Außenhüllen treffende Solarstrahlung im Jahresmittel mehr Energie als sie für den eigenen Wärme- und Strombedarf, inklusive Elektromobilität benötigen. Energetisch sanierte Gebäude werden nur schwerlich Verbrauchswerte eines Passiv- oder Plusenergiehauses erreichen, wohl aber eine deutliche Reduzierung des Wärmebedarfes. Zudem führen energetische Sanierungsmaßnahmen zu erheblich niedrigeren Energiekosten, Komfortverbesserung und Wertsteigerung der Immobilie. Vor Beginn einer energetischen Sanierung sollte anhand einer Bestandsanalyse der Ist-Zustand des Gebäudes ermittelt werden. Hilfreich dabei können Thermografie-Aufnahmen von Außenwänden, von Fenstern und vom Dach sein. Auf dieser Grundlage können zielgerichtet energetische Sanierungsmaßnahmen bezogen auf die individuellen Voraussetzungen der jeweiligen Baukonstruktion, Funktion und Gestaltung des Altbaus geplant werden. Eine weitere Möglichkeit, den Energieverbrauch zu reduzieren, bietet die Einbindung erneuerbarer Energien durch die passive und aktive Solarenergienutzung. Von großer Bedeutung bei der energetischen Sanierung ist die Reduzierung des Transmissionswärmeverlustes und des Lüftungswärmeverlustes. Dies kann durch eine bessere Dämmung der Außenwände, des Bodens und des Daches sowie der Erneuerung von Außentüren und Fenstern erreicht werden. Bei der Vielzahl der angebotenen Dämmstoffe und Dämmelemente spielt die Wärmeleitfähigkeit eine große Rolle. Abhängig davon können auch mit geringen Aufbauhöhen hohe Dämmwerte erreicht werden, z.B. mit vakuumisolierten Dämmplatten. Als Folge des so erreichten geringeren Wärmebedarfes bzw. geringerer Vorlauftemperatur lassen sich alte Öl- bzw. Gasheizungen problemlos durch wirtschaftlichere Wärmepumpen ersetzen. Wird das Dach und/oder die Fassade noch mit einer Photovoltaik-Anlage und das Gebäude mit einem Stromspeicher ausgerüstet, kann der für die Wärmepumpe erforderliche Betriebsstrom zum größten Teil selbst erzeugt werden. Auch historische sowie denkmalgeschützte Gebäude können energetisch ertüchtigt und in ihrer ursprünglichen Gestaltung durch Innendämmungen erhalten werden. Unter energetischen Gesichtspunkten haben Reihen-, Ketten- und Stadthäuser zudem noch den Vorteil, dass lediglich die Straßen und Hofseiten sowie die Dachflächen als tatsächliche Außenhülle ertüchtigt werden müssen; denn an die anderen Seitenwände grenzen direkt die Nachbargebäude an. So können durch gezielte energetische Sanierungen der Altbauten nicht nur Energieeinsparungen, sondern bei entsprechender Kreativität des Architekten auch gestalterische und funktionale Verbesserungen der Gebäude erreicht werden. Architekt Dipl.-Ing. Andreas Henemann 49610 Quakenbrück Ausgabe Winter 2023 MQ| 47
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