altlandkreis - das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe Januar/Februar 2024
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der Steuerung gewesen, wo<strong>für</strong> er<br />
vom Steuerpult aus jede Menge<br />
Kabel durch unterirdisch gesetzte<br />
Leerrohre zu verlegen hatte. Und<br />
sich intensiv mit Encoder und<br />
Decoder auseinanderzusetzen<br />
hatte. Und natürlich <strong>das</strong> Programmieren<br />
an sich, um alle analog<br />
funktionieren<strong>den</strong> Weichen, Züge<br />
sowie weitere Details von diesem<br />
Steuerboard aus digital bedienen<br />
zu können: Licht an Zügen, Straßenlaternen,<br />
in Gebäu<strong>den</strong> und in<br />
Waggons. Einen von ihm eigens<br />
angebauten Kupplungshaken an<br />
der Front einer Rangierlok. Aber<br />
auch Motorengeräusche von Zügen,<br />
lautstarkes Pfeifen einer Lok<br />
und Lautsprecherdurchsagen wie<br />
„Achtung, auf Gleis 1 fährt ein“.<br />
Witzigerweise ertönen diese computergesteuerten<br />
Ansagen „Endstation!“<br />
überwiegend in sächsischem<br />
Akzent, „weil die Vorbilder<br />
<strong>für</strong> Loks und Waggons überwiegend<br />
von Schmalspurbahnen im<br />
Harz oder Erzgebirge stammen“.<br />
Unterführung <strong>für</strong> Igel<br />
gebaut<br />
Obwohl es an diesem Montagnachmittag<br />
regnet und windet,<br />
scheut Roland Zender nicht davor<br />
zurück, über sein Steuerboard die<br />
Flügeltüren des Lokschuppens zu<br />
öffnen. Er hat sich <strong>für</strong> Züge und<br />
Gebäude zwischen <strong>den</strong> 1950er und<br />
1970er Jahren entschie<strong>den</strong>. Unter<br />
anderem <strong>für</strong> eine Schmalspur-Lok,<br />
die dank integriertem Dampfgenerator<br />
sogar sichtbaren „Rauch“<br />
erzeugt. Erst lässt er die „99er“<br />
in gerade Richtung fahren, ehe er<br />
<strong>den</strong> Rückwärtsgang einlegt, eine<br />
Weiche verstellt und so zu <strong>den</strong> bereits<br />
im Außenbereich abgestellten<br />
Personenwaggons gelangt.<br />
Vorsichtig fährt er die Lok an <strong>den</strong><br />
vordersten Waggon, bis Heck und<br />
Front sich miteinander verbin<strong>den</strong>.<br />
Dann legt Roland Zender über <strong>den</strong><br />
Joystick am Steuerbord wieder<br />
<strong>den</strong> Vorwärtsgang ein, gibt ein<br />
bisschen mehr „Gas“ und lässt<br />
<strong>das</strong> Gespann die komplette Anlage<br />
durchfahren. „Diese Unterführung<br />
da hinten links in der Ecke,<br />
die unter dem Gleis hindurchführt,<br />
ist mit einer Öffnung zum dahinterliegen<strong>den</strong><br />
Gartenzaun verbun<strong>den</strong><br />
– <strong>das</strong> ist die Lieblingsstrecke<br />
eines Igels, die wir durch <strong>den</strong> Bau<br />
der Gartenbahn nicht verblocken<br />
wollten.“ Letztlich herrschen auf<br />
Wahrgewor<strong>den</strong>er Männertraum: Eine Gartenbahn im Maßstab 1 : 22,5.<br />
Selbst der schmale Gang an der Hauswand ist mit einem Gleis verbaut.<br />
der Gleisbahn aus Messing 22<br />
Volt, wobei die Züge insgesamt<br />
fünf Ampere zur Verfügung haben.<br />
„An <strong>den</strong> Passagen, wo es bergauf<br />
geht, müssen wir bewusst langsamer<br />
fahren.“ Dass Zenders Zug<br />
an diesem Nachmittag mit ein- bis<br />
dreiminütiger Verspätung die drei<br />
Bahnhöfe in Oberried, Unterried<br />
und Hochried (Ried ist der Familienname<br />
seiner Frau) erreicht,<br />
liegt jedoch nicht an <strong>den</strong> Steigungen.<br />
Der Wind weht an diesem<br />
nasskalten Montag immer wieder<br />
Blätter aufs Gleis, die die Modelleisenbahn<br />
an einer reibungslosen<br />
Fahrt hindern. An dieser Stelle<br />
Gold wert, insbesondere wenige<br />
Monate nach seiner Hüft-OP: Ein<br />
Greifer, mit dem Roland Zender<br />
die oft schwerzugänglichen Streckenabschnitte<br />
von Blättern und<br />
Geäst befreien kann. Und damit<br />
auch einen guten Blick auf <strong>den</strong><br />
Hintergrund gewährt: Peiting,<br />
sein Wohnort, <strong>den</strong> er mit Weitwinkelobjektiv<br />
abfotografiert und<br />
von einer Agentur auf Banner<br />
hat drucken lassen. Passend dazu<br />
auch der Name seines Projekts im<br />
Gesamtwert von rund 15 000 Euro:<br />
Alpenrandbahn im <strong>Pfaffenwinkel</strong>,<br />
die Sie, liebe Leserinnen und<br />
Leser, nach Terminvereinbarung<br />
(Tel.: 0151 / 11662145) gerne besichtigen<br />
dürfen. Und jetzt? Lok zurück<br />
in <strong>den</strong> Schuppen. Und Strom abschalten!<br />
Nicht <strong>das</strong>s der Igel bei<br />
seinem nächtlichen Spaziergang<br />
durch Garten und Gleisanlage<br />
eine weidezaunähnliche Überraschung<br />
abbekommt.<br />
js<br />
januar /februar <strong>2024</strong> | 27