Der Konstrukteur 01-02/2024
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WERKSTOFF- UND VERBINDUNGSTECHNIK<br />
NEUES<br />
FORSCHUNGSPROJEKT<br />
Am Kunststoff-Zentrum SKZ ist gemeinsam<br />
mit Süd-West-Chemie und Baumgarten<br />
Automotive Technics ein Kooperationsprojekt<br />
gestartet, dass die Entwicklung biobasierter<br />
Harze zum Inhalt hat. Diese Duroplaste<br />
sollen künftig in technisch anspruchsvollen<br />
Produkten Anwendung finden. Dabei ist auch<br />
die Prüfung der Wirtschaftlichkeit Teil<br />
der Untersuchungen.<br />
Die globale Erderwärmung und der damit einhergehende<br />
Klimawandel fordern zum Umdenken und einem gewissenhafteren<br />
Handeln mit den zur Verfügung stehenden<br />
fossilen Ressourcen auf. Bei der Bewältigung dieser<br />
Herausforderungen nimmt die Kunststoffbranche mit der Entwicklung<br />
von Kunststoffen auf Basis nachwachsender Rohstoffe<br />
eine wichtige Rolle ein. Das Hauptaugenmerk bei der Entwicklung<br />
von Biokunststoffen lag bisher verstärkt auf thermoplastischen<br />
Materialien – ein Umstand, der sich nun ändern soll.<br />
FÖRDERUNG DURCH DAS BMEL<br />
Die Unternehmen Süd-West-Chemie und Baumgarten Automotive<br />
Technics entwickeln gemeinsam mit dem Kunststoff-Zentrum<br />
SKZ rieselfähige Duroplast-Formmassen auf Basis nachwachsender<br />
Rohstoffe, die im Spritzgießverfahren verarbeitet<br />
werden können. Das über drei Jahre laufende Kooperationsprojekt<br />
wird im Rahmen des Förderprogramms „Nachwachsende<br />
Rohstoffe“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft<br />
(BMEL) gefördert.<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
DUROPLASTISCHE FORMMASSEN<br />
Rotorblätter, Pulverlack aber auch Bodenbeläge haben<br />
eines gemeinsam – sie werden mithilfe von Duroplasten<br />
hergestellt. Duroplaste werden häufig als Klebstoff,<br />
Matrix von Faserverbundwerkstoffen, Vergussmasse<br />
und Beschichtung in vielen Industriebereichen, wie<br />
in der Automobilindustrie, Medizintechnik sowie Luftund<br />
Raumfahrt, eingesetzt. Diese äußerst vielfältige<br />
Materialklasse zeichnet sich durch eine hervorragende<br />
Verarbeitbarkeit, hohe Temperatur- und chemische<br />
Beständigkeit, geringe Kriechneigung und sehr gute<br />
mechanische Eigenschaften aus. Das weite Einsatzspektrum<br />
von Duroplasten wird durch die große<br />
Vielfalt und Modifikationsmöglichkeiten der Harze<br />
erreicht. Am SKZ werden Harzsysteme formuliert und<br />
maßgeschneidert modifiziert, um die vielfältigen<br />
Anwendungsanforderungen erfüllen zu können.<br />
Erfahrung des SKZ im Bereich Duroplaste:<br />
n Polyester-, Acrylat-, Epoxid-, Polyurethan-,<br />
Phenol- und Silikonharze<br />
n 1K thermisch latente Systeme<br />
n 2K-Systeme<br />
n UV-härtende Systeme<br />
n Einarbeitung von Füllstoffen und Additiven<br />
(Harzmodifizierung)<br />
n Nano-Composite<br />
ZWEI OPTIMIERUNGSSTRATEGIEN<br />
Im Projekt werden bei der Entwicklung der biobasierten Formmassen<br />
zwei Optimierungsstrategien verfolgt. Erstens die Entwicklung<br />
von Formmassen, die einen Bioanteil von mindestens<br />
95 Prozent haben, und zweitens die Entwicklung von Formmassen<br />
mit möglichst hohem biobasiertem Anteil (> 70 Prozent)<br />
und optimiertem Eigenschaftsprofil. Die neu entwickelten biobasierten<br />
Formmassen sollen in technisch anspruchsvollen Anwendungen<br />
eingesetzt werden und stehen somit in Konkurrenz<br />
zu petrochemisch-basierten Duroplast-Formmassen sowie<br />
technischen Thermoplasten. Die mechanischen Eigenschaften<br />
und die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit der entwickelten<br />
biobasierten Formmassen werden abschließend bewertet.<br />
AUSBAU DER BIOÖKONOMIE<br />
IN DEUTSCHLAND<br />
Das SKZ ist für die Synthese und Optimierung der biobasierten<br />
Harzsysteme sowie die Rezepturentwicklung und Compoundierung<br />
der Formmassen zuständig. Süd-West-Chemie entwickelt<br />
einen Scale-up-Prozess, während Baumgarten Automotive<br />
Technics einen Spritzgießprozess für die biobasierten Duroplast-Formmasse<br />
entwickelt und Demonstratorbauteile herstellt.<br />
Die Ergebnisse des Projektes bieten die Möglichkeit,<br />
petrochemisch basierte Duromere durch biobasierte Duroplaste<br />
zu ersetzen und tragen zum Ausbau der Bioökonomie beziehungsweise<br />
biobasierten Wirtschaft in Deutschland bei.<br />
Bilder: SKZ<br />
www.skz.de<br />
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