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Der Harz_02_24_I

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REGIONALVERBAND HARZ<br />

20. Jubiläum des Global Geopark Networks (GGN)<br />

Grund zum Feiern!<br />

Anlässlich des 20. Jubiläums stellt das Global<br />

Geopark Network ein spezielles Logo vor.<br />

Das Global Geopark Network (GGN) feiert<br />

in diesem Jahr sein 20. Jubiläum.<br />

<strong>Der</strong> internationale Austausch bereichert<br />

seitdem die Arbeit eines jeden UNESCO-<br />

Geoparks. Gemeinsam verfolgen heute<br />

195 Geoparks in 48 Ländern weltweit ihre<br />

Hauptziele: die Erhaltung des geologischen<br />

Erbes, Bildung der Öffentlichkeit<br />

in geowissenschaftlichen Themen und die<br />

Förderung der nachhaltigen Entwicklung.<br />

Unter der Schirmherrschaft der UNESCO<br />

entstanden 2004 die ersten Partnerschaften<br />

zwischen internationalen Geoparks. Ziel<br />

war es „Best-Practice“-Modelle für Gebiete<br />

zu entwickeln, in denen Welterbe geschützt<br />

und eine nachhaltige Entwicklung gefördert<br />

wird. Dafür wurden Qualitätsstandards gesetzt,<br />

die bis heute relevant sind um den Titel<br />

UNESCO Global Geopark tragen zu dürfen.<br />

In der Praxis bedeutet das für jeden UNESCO-<br />

Geopark regen internationalen Austausch<br />

und Teilnahme an den Aktivitäten des GGN.<br />

So finden jährlich mehrere Treffen der Geopark-Delegierten<br />

statt, bei denen gemeinsame<br />

Strategien und Projekte besprochen<br />

sowie Erfahrungen ausgetauscht werden. Die<br />

Treffen finden immer wechselnd in einem anderen<br />

Geopark statt, wobei ein spannender<br />

Einblick in die Arbeit vor Ort garantiert ist.<br />

Internationale Zusammenarbeit zeichnet<br />

sich auch durch besonders engen Kontakt<br />

zu einigen Geoparks aus. Seit 2<strong>02</strong>1 hat der<br />

UNESCO Global Geopark <strong>Harz</strong> . Braunschweiger<br />

Land . Ostfalen (HBLO) beispielsweise<br />

eine Partnerschaft mit dem UNESCO Global<br />

Geopark Odsherred in Dänemark, welche in<br />

gemeinsamen Projekten münden soll.<br />

Unser UNESCO-Geopark HBLO ist seit Beginn<br />

Teil des Netzwerkes. Die Zugehörigkeit zum<br />

GGN ist seit 2015 mit dem Titel „UNESCO<br />

Global Geopark“ gekennzeichnet und wird<br />

alle vier Jahre durch eine Qualitätskontrolle<br />

geprüft. <strong>Der</strong> UNESCO-Geopark HBLO konnte<br />

diesen Titel zuletzt 2<strong>02</strong>1 bei der Kontrolle<br />

durch Prüferinnen eines norwegischen und<br />

eines spanischen Geoparks erfolgreich verteidigen.<br />

Anders herum werden Delegierte<br />

unseres Geoparks auch weltweit auf Reisen<br />

geschickt um die Qualität anderer Geoparks<br />

zu prüfen.<br />

Zur Feier von 20. Jahren erfolgreicher internationaler<br />

Zusammenarbeit, organisiert<br />

das GGN eine Reihe von Veranstaltungen<br />

und Wettbewerben. Alle Geoparks sind aufgerufen,<br />

entsprechende Veranstaltungen<br />

zu planen. Ende Mai/Anfang Juni stehen in<br />

unserem Geopark im Rahmen der Geopark-<br />

Woche einige Veranstaltungen bevor.<br />

Text: Esther Czymoch<br />

Wer interessiert an Veranstaltungen<br />

in unserem und anderen<br />

Geoparks ist, findet Hinweise auf<br />

unserer Website und der Facebook-<br />

Seite des GGN: www.harzregion.de<br />

https://www.facebook.com/<br />

globalgeoparksnetwork<br />

Erdfälle in Seesen<br />

Seesen, frühmorgens am 10. Juni 2<strong>02</strong>2:<br />

Ein riesiger Erdfall ist eingebrochen,<br />

32 m breit, 7 m tief. Bäume stürzen hinein,<br />

Wege und Rohrleitungen sind unterbrochen,<br />

Abbruchspalten reißen auf. Eine<br />

Gefahr für die Umgebung?<br />

Zum Glück nicht. In den nächsten Tagen füllt<br />

sich das Loch mit Grundwasser. In den folgenden<br />

Monaten wurde ein Drittel soweit mit Boden<br />

aufgefüllt, dass Wege und Leitungen wiederhergestellt<br />

und Böschungen gesichert sind.<br />

Doch was war die Ursache? Die Decke einer<br />

Höhle von ca. 8.000 Kubikmeter Volumen<br />

im Gipsgestein in 90 m Tiefe wird instabil<br />

und verbricht, denn ein Grundwasserstrom<br />

<strong>Der</strong> Erdfall in Seesen am 10.06.2<strong>02</strong>2,<br />

Foto: Firouz Vladi<br />

weichen Schildauwassers laugt den Gips<br />

fortwährend aus.<br />

Die Quellen der St. Annen-Straße und in der<br />

Seckau sind mit gelöstem Gips gesättigt.<br />

Während die Wässer von der Schildau hinabfließen,<br />

höhlen sie jährlich ca. 400 m 3 des<br />

löslichen Untergrunds aus. Zwischen Schloss<br />

Reddekolk und Bahngelände befindet sich<br />

daher ein unterirdischer Hohlraum, der<br />

Was ist eigentlich Karst?<br />

Einige Gesteine, wie Kalkstein, Dolomit und<br />

Gips sind wasserlöslich. Sind solche Gesteine<br />

an der Erdoberfläche Wasser ausgesetzt, so<br />

sickert das Wasser durch das lösliche Gestein<br />

in die Tiefe. Besonders gut fließt es durch Spalten<br />

und Risse im Untergrundgestein, wobei das<br />

Wasser die Hohlräume stetig vergrößert. Im<br />

Verborgenen können so Unmengen an Wasser<br />

durch den Untergrund fließen und das Gestein<br />

immer weiter abtragen. Diese Art der Verwitterung<br />

wird in der Geologie als Karst bezeichnet.<br />

Ein typisches Phänomen von Karstgebieten<br />

sind Erdfälle, wie der Erdfall in Seesen vom<br />

10.06.2<strong>02</strong>2. Hierbei entsteht im Untergrund<br />

ein Hohlraum, welcher irgendwann so groß ist,<br />

höchst instabil ist und in der tausendjährigen<br />

Geschichte der Stadt schon zu manchen<br />

Einbrüchen der Erde geführt hat.<br />

Alle 20 Jahre entsteht im Stadtgebiet so ein<br />

neuer Erdfall. Hierüber berichtet im Detail<br />

eine Broschüre mit Texten und Abbildungen,<br />

im Seesener Museum (Geopunkt 15 in<br />

Landmarke 3) erhältlich.<br />

Text: Firouz Vladi<br />

dass das darüber<br />

liegende Gestein<br />

nicht mehr hält<br />

und einbricht.<br />

Eine weitere klassische<br />

Karstform<br />

sind Dolinen, bei<br />

denen das Gestein<br />

an der Oberfläche<br />

Gipsgestein,<br />

Foto: Esther Czymoch<br />

gelöst wird, oder die spektakulären Stalagmiten<br />

und Stalaktiten in Tropfsteinhöhlen. Die<br />

meisten Karstgebiete entstehen in Kalkstein.<br />

Das Gipskarstgebiet am südlichen <strong>Harz</strong>rand<br />

ist daher eine echte Besonderheit und europaweit<br />

einzigartig!<br />

Text: Esther Czymoch<br />

<strong>02</strong> | 2<strong>02</strong>4<br />

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