Impressionisten & Moderne Kunst, Gemälde 19./20. Jahrhundert
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GUSTAVE COURBET
1819 ORNANS – 1877 LA-TOUR-DE-PEILZ.
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GUSTAVE COURBET,
1819 ORNANS – 1877 LA-TOUR-DE-PEILZ, ZUG.
UND WERKSTATT
UNE BASSE-COUR
Öl auf Leinwand.
31,5 x 43 cm.
Rechts unten“G. Courbet“.
In kanneliertem und mit Blattwerk verzierten
Rahmen.
Courbet gelangte nach langem, mühevollen Aufstieg
bereits Mitte des 19. Jahrhunderts durch aufsehenerregende
Werke zu großer Bekanntheit, letztlich zu
einer Berühmtheit, die ihn bis heute zu einem der führenden
Maler Europas werden ließ. Nicht zuletzt war
es sein Realismus, der die gesellschaftlichen Erwartungen
an die Malerei gesprengt hat. Von der Kritik
nicht selten abgelehnt, zeigte sich sein Werk kämpferisch,
in Auflehnung gegen das bürgerliche Regime.
In seinen Bildern machte er die Einfachheit bildwürdig,
und er hatte nun den Ruf als avantgardistischer
Künstler. Seine heute so weltberühmten Bilder wie
„Das Atelier des Künstlers“ von 1855, aber schon
sein „Begräbnis in Ornans“, fünf Jahre zuvor, begründeten
diesen Ruf, der auch kunstpolitisch Folgen haben
sollte. So wurden nicht wenige seiner Werke von
der Jury abgewiesen; mit dem 1866 entstandenen
Gemälde „Ursprung der Welt“ bekundete er offen sein
Desinteresse an der öffentlich-gesellschaftlichen, verlogenen
Moral. Vor allem sein freier Malstil, im Einklang
mit den realistischen Themen, wurde er alsbald
Vorbild für Maler in ganz Europa. Als inzwischen unangefochten
bedeutender Maler beteiligte er sich an
der Entfernung der Napoleon-Säule auf der Place
Vendôme, Paris, was ihn nach einem Gerichtsurteil in
existenziellen Ruin stürzte. Von da an in die Schweiz
geflohen, entstanden Landschaften in dem ihm vertrauten
Jura-Gebirge oder am Genfer See.
In diese Schaffensperiode ist auch die Entstehung
des vorliegenden Gemäldes zu setzen. Courbets ganzes
malerisches Vermögen zeigt sich hier in einer nahezu
dramatischen Einfachheit, in der eine zu verfallen
drohende rurale Behausung nicht nur bildwürdig wird,
sondern in seiner Komposition die Wichtigkeit der
restlichen Welt zu ignorieren scheint. Einer Hausmauer
ganz rechts ist ein Verschlag mit Strohdach
und Gartenmauer angegliedert, davor Holzscheite in
verschiedener Größe, links das baufällige Dach einer
Hütte. Hinter der Mauer zeichnet sich eine Baumgruppe
mit den Winterhimmel durchkreuzendem jungen
Baum ab. Der Schnee bildet in seinem Wiederglanz
einen reizvollen Kontrast zu dem modrigen Holz
und auch zu dem wolkenverhangenen Himmel, der
von heranziehenden neuen Schneemengen kündet.
Die Beschäftigung mit Reetdachhäusern, Hinterhöfen
und baufälligen Behausungen sind mehrfach etwa
durch Zeichnungen belegt, wie sie in der genannten
Literatur gezeigt werden.
Provenienz:
Aus Münchener Privatsammlung.
Literatur:
Vgl. Robert Fernier, La vie et l´œuvre de Gustave
Courbet - Catalogue raisonné, 1977.
Vgl. zu den Gemälden und Zeichnungen baufälliger
Schweizer Gebäude und Hinterhöfe siehe: Niclaus
Manuel Güdel, Gustave Courbet – Une Enquête sur
le paysage, S. 153, S. 246, S. 247.
Vgl. Ferdinand May, Gustave Courbet. Der Mann der
die Vendomessäule stürzte. Erzählung, Bd. 14, 1968,
S. 171-183.
Vgl. Marie Luise Kaschnitz, Die Wahrheit, nicht der
Traum. Das Leben des Malers Courbet, Frankfurt
am Main 1978.
Vgl. Fabrice Masanès, Gustave Courbet 1819-1877.
Der letzte Romantiker, Köln 2006.
Vgl. Max Hollein, Klaus Herding (Hrsg.), Courbet.
Ein Traum von der Moderne, Ausstellungskatalog,
Ost fildern 2010. (13905814) (13)
GUSTAVE COURBET,
1819 ORNANS – 1877 LA-TOUR-DE-PEILZ,
ATTRIBUTED AND WORKSHOP
UNE BASSE-COUR
Oil on canvas.
31.5 x 43 cm.
“G. Courbet” lower right.
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