Festspielzeit Frühling 2024

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

»SOLANGE MAN TANZT UND LEBT, GEHT ES IRGENDWIE WEITER« FRANUI ZU GAST AUF VIELEN UMWEGEN KAMEN DIE MUSICBANDA FRANUI UND DIE REGISSEURIN CORINNA VON RAD AUF JOSEPH ROTHS FRÜHEN ROMAN HOTEL SAVOY. DARIN WIRD EIN HOTEL ZUR METAPHER FÜR DIE DURCH DEN ERSTEN WELTKRIEG AUS DEN FUGEN GERATENE WELT – DER PERFEKTE SCHAUPLATZ FÜR EINE HYBRIDOPERETTE »MIT MAXIMALER HITDICHTE«. Es geht um gestrandete Existenzen, Träume und Hoffnungen – und die größten Operettenhits der Zeit von 1900 bis 1935: euer neues Stück Hotel Savoy – Oder ich hol’ dir vom Himmel das Blau. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und wie entstand die Idee zu diesem Stück? Andreas Schett: Wir haben schon einmal vor mehr als zehn Jahren bei den Kunstfestspielen Herrenhausen und im Theater Basel ein Musiktheater zusammen gemacht – mit Texten von Robert Walser und Musik sehr frei nach Robert Schumann. Ich weiß nicht mehr genau, wer bei der Entwicklung unseres neuen Stücks zuerst das Stichwort »Operette« gerufen hat. Wir waren uns jedenfalls bald einig, dass wir kein komplettes, bestehendes Werk neu interpretieren wollen, wir dachten eher an eine Art »Hybridoperette«. Also haben wir aus der sogenannten Silbernen Operettenära bekannte Stücke von Paul Abraham, Leo Fall, Franz Lehár, Emmerich Kálmán, Oscar Straus, Ralph Benatzky und anderen angehört, aus jeder Operette jeweils die größten Hits herausgenommen und eine Playlist erstellt. Das ergab eine maximale Hitdichte. Wir haben uns allerdings auch gefragt: Ist es noch auszuhalten oder werfen wir mit Speck nach Mäusen? Und: Warum eigentlich nennt man diese Epoche »Silberne Ära«? Nach kurzer Recherche stellte sich heraus, dass es ein Kampfbegriff der Nationalsozialist:innen war. Sie wollten nach der sogenannten Machtübernahme die mehrheitlich jüdischen Komponisten und Librettisten mundtot machen. Nahezu alle mussten das Land verlassen oder wurden in Konzentrationslagern ermordet. Nur Franz Lehár genoss einen besonderen Schutz, da er Hitlers Lieblingsoperette Die lustige Witwe geschrieben hatte. Alle anderen wurden vertrieben und vernichtet. In kürzester Zeit wurde die komplette Unterhaltungsmusik der Zeit völlig ausgelöscht! Bis heute hat sich unser kulturelles Gedächtnis davon nicht erholt. Besonders berührt hat mich das Schicksal des großen Paul Abraham: In seinem New Yorker Exil, geistig verwirrt, dirigierte er mit schneeweißen Handschuhen inmitten der dicht befahrenen Madison Avenue ein imaginäres Orchester. Vor seiner Flucht war er so unglaublich erfolgreich! Dutzende Inszenierungen seiner Werke liefen parallel in ganz Europa. Hinter jeder Textzeile – »Was kümmert mich die ganze Welt, wenn mir das Leb’n gefällt?« – und hinter jeder Melodie lauern die Abgründe, die Katastrophen, die Tragödien. Also benannten wir unsere Playlist um in »Operette und Tragödie«. Wir wollen nicht nur die Welt der Operette erzählen, sondern auch die Lebensverläufe ihrer Urheber. Corinna, deine Aufgabe als Regisseurin ist es, die Musik auf der Bühne umzusetzen. Was verbindest du persönlich mit dem Genre Operette? Corinna von Rad: Operette riecht in meinem Kopf sofort etwas ranzig. Nach altem Parfüm vermischt mit Staub aus verschwitzten Zeiten. Gleichzeitig denke ich bei dem Wort Operette auch an Anarchie. 28
HOTEL SAVOY Das Ensemble des Schauspiels Stuttgart steht in Hotel Savoy gemeinsam mit der Musicbanda Franui auf der Bühne. 29
Seite 1 und 2: FESTSPIEL ZEIT DAS MAGAZIN DER BREG
Seite 3 und 4: 26 Oper aus der Nähe Hold Your Bre
Seite 5 und 6: Vom 14. auf den 15. August 1810 üb
Seite 7 und 8: DER FREISCHÜTZ Die Wolfsschluchtsz
Seite 9 und 10: Frösteln soll es die Besucher:inne
Seite 11 und 12: FREISCHÜTZ-FANS DER ERSTEN STUNDE
Seite 13 und 14: Gute Unterhaltung wünschen die Hau
Seite 15 und 16: AUF ROSSINIS SPUREN TANCREDI Mit Gi
Seite 17 und 18: Doch auf die unfassbare Dimension d
Seite 19 und 20: Das ausführliche Programm der Breg
Seite 21 und 22: Zugabe! wiederum über die administ
Seite 23 und 24: »DOPPELMORAL UND HEUCHELEI VERGIFT
Seite 25 und 26: Sie verwenden dazu die deutsche Üb
Seite 27: schiedenen Werken, die nun auch Tei
Seite 31 und 32: MUSIK MACHT FREU(N)DE FREUNDE DER B
Seite 33 und 34: Vor wenigen Jahren sorgte ein Wande
Seite 35 und 36: Spiel auf dem See Der Freischütz A

Festspielzeit Frühling 2024

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?