MQ+ Frühling 2024
Das Artland-Magazin
Das Artland-Magazin
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Das Artland-Magazin.<br />
Die steile Erfolgsstraße führte in zehn<br />
Jahren zu einer Umsatzsteigerung von<br />
sieben auf 150 Millionen.<br />
Diese Expansion wäre ohne die kooperative<br />
Zusammenarbeit der Großbetriebe<br />
Artland und Dörffler, die den Verbraucher<br />
mit einem detaillierten und<br />
gleichzeitig breit gefächerten Angebot<br />
erstklassiger Markenware verwöhnten,<br />
nicht denkbar gewesen.<br />
An der produktionstechnischen<br />
Zusammenarbeit der beiden Betriebe<br />
Artland und Dörffler hatte sich durch<br />
ihren Zusammenschluss über viele<br />
Jahre nichts geändert. Es hatte sich<br />
bestens eingespielt, dass Artland für<br />
beide Betriebe schlachtet und zerlegt<br />
und Dörffler mit Verarbeitungsmaterial<br />
beliefert. 1970 wurden wöchentlich<br />
4.000 bis 5.000 Schweine bzw. 800<br />
bis 1.000 Rinder oder Kälber auf die<br />
Verarbeitungsstraße geschickt. Damit<br />
hat Artland eine Stückzahl erreicht, an<br />
die in der gesamten Bundesrepublik<br />
nur wenige Betriebe herankamen.<br />
Diese hohe Kapazität war nur durch<br />
eine kontinuierliche Vergrößerung des<br />
Betriebes im Laufe der Jahre möglich. In<br />
verschiedenen Bauabschnitten wuchs<br />
das Unternehmen. Nach verschiedenen<br />
anderen Einrichtungen konnte Ende<br />
1970 ein neues Kühl- und Schlachthaus<br />
in Betrieb genommen werden, das<br />
erhebliche Investitionen erforderte<br />
und die Geschäftsführung zu mutigen<br />
Entscheidungen drängte. Es wurde<br />
nach dem neuesten Stand der Technik<br />
gebaut und damit eine optimale Rationalisierung<br />
nach dem Fließbandsystem<br />
erreicht.<br />
Der Vertrieb von Artland-Erzeugnissen<br />
erfolgt ausschließlich an Großabnehmer.<br />
Diesen Weg gingen auch die<br />
Dörffler-Erzeugnisse. Dafür stand ein<br />
32 | MQ Ausgabe Frühjahr <strong>2024</strong><br />
Wagenpark mit vielen Achsen und großen<br />
Ladeflächen für jeden Auftrag bereit.<br />
Ganze Kolonnen Lastkraftwagen und<br />
Kühlwagen rollen täglich auf den Landstraßen<br />
ihrem Ziel entgegen. Und da das<br />
Werk einen eigenen Gleisanschluss hatte,<br />
verließen täglich mehrere Kühlwaggons<br />
das Werksgelände.<br />
Beide Firmen festigten durch diese konsequente<br />
Politik der Bereitstellung hochwertiger<br />
Fleischwaren nur für Handels-<br />
Großformen ihre Marktposition.<br />
So hatte 1980 das Badberger Unternehmen<br />
1.250 Beschäftigte. Artland Dörffler<br />
war zu diesem Zeitpunkt das größte<br />
Industriewerk des Nordlandes und zählte<br />
zu Deutschlands größten und erfolgreichsten<br />
Fleischwarenfabriken.<br />
Meine Verwandtschaft fühlte sich bei<br />
Artland Dörffler wohl. Ja sie fühlten sich<br />
mit dem Unternehmen verbunden. Sie<br />
verdienten gutes Geld, ihre Altersversorgung<br />
mit Ruhegeld und Invalidenrente<br />
war gesichert. Die Rente wuchs<br />
dynamisch mit dem Einkommen. In der<br />
vorbildlich und sauber geführten Kantine<br />
wurde ein reichliches Frühstück und ein<br />
schmackhaftes Essen gereicht. Das alles<br />
setzte Vertrauen in ihre Firma und es<br />
waren die besten Voraussetzungen für<br />
ein gutes Betriebsklima. Das Ergebnis war<br />
ein wirtschaftlicher Erfolg auf der Basis<br />
eines beachtlichen Leistungsniveaus,<br />
welches durch das Vertrauen und die<br />
ausgezeichnete Zusammenarbeit zwi-<br />
schen Geschäftsleitung und Belegschaft<br />
ermöglicht wurde. Und alle waren daran<br />
interessiert, das Erreichte nicht nur zu<br />
erhalten, sondern zu mehren.<br />
Die Firma nahm auch stehts regen Anteil<br />
an der Heimatpflege und der Erhaltung<br />
kulturgeschichtlicher Stätten. So erwarb<br />
sie den Hof König in ihrer unmittelbaren<br />
Nachbarschaft und schuf aus ihm eine<br />
museale Stätte, die dem Werk auch als<br />
Gästehaus diente. Die Scheune und das<br />
Backhaus (aus Langen) wurde renoviert<br />
und diente als Freizeitbereich der<br />
Belegschaft. Im September 1980 begann<br />
Artland Dörffler mit dem Wiederaufbau<br />
eines Fachwerkspeichers aus dem Jahr<br />
1716. Auch dieses Haus aus Grönloh diente<br />
zur Nutzung für die Belegschaft.<br />
Wenn man die Firmen-Gründungszahl<br />
von 1884 zugrunde legt, würde das Unternehmen<br />
in diesem Jahr ein 140-jähriges<br />
Jubiläum feiern und irgendwie gibt es die<br />
Fleischwarenfabrik ja auch heute noch,<br />
denn seit 2017 gehört das Werk in Badbergen<br />
zur Tönnies Gruppe und seit 2020<br />
ist hier die gesamte Rinderzerlegung vom<br />
Tönnies gebündelt.<br />
Privathaus der Familie Vehslage (Abriss Anfang der 60er Jahre)