Das Artland-Magazin. DER FROSCH ODER DIE METAMORPHOSE Von Sighard Gsell 36 | MQ Ausgabe Frühjahr <strong>2024</strong>
FROSCHGEDANKEN Wenn ich durch die Straßen geh, sehe ich an Haus und Mauern viele bunte Frösche lauern, hergestellt aus PVC. Deshalb leuchtet es mir ein, anders kann es gar nicht sein, das ist für die Menschen hier das perfekte Wappentier. Frösche haben Quakenbrück fest im Griff und stets im Blick. Viele Frösche aus Metall, anzutreffen überall. In die Erde eingelassen auf den Wegen und den Straßen, führen durch die halbe Stadt. Dieses nennt man Poggenpad. Wenn man diesen Pfad beschreitet, wird von Fachwerk man begleitet. Dominierend diese Szene, und belebend sind hier schöne Frösche groß und Frösche klein. Und was fällt mir dazu ein? Der Kontakt mit diesen Tieren bracht mich ernsthaft zum Sinnieren. Lange hab ich nachgedacht, was den Frosch zum Frosche macht. So kann ich jetzt Auskunft geben zu dem Frosch und seinem Leben. Und in dieser Story ist unser Frosch Protagonist. Anfangs leben sie als Laich schleimig irgendwo im Teich. Später schwimmen sie als Kaulquappen rum und, gar nicht faul, fressen ihre Artgenossen, manchmal auch nur Schwanz und Flossen, reduzieren ihre Zahlen und sind üble Kannibalen. Später wachsen ihnen kleine Hinterund auch Vorderbeine, und ihr Maul wird breit und breiter. So entwickeln sie sich weiter, bis daraus dann ganz zuletzt sich ein Frosch zusammensetzt. Der geht manchmal, wie bekannt, aus dem Wasser raus an Land, wechselt oft das Element, was man dann Amphibie nennt. Insgesamt heißt diese Chose fachlich die Metamorphose. Diese dargestellten Fakten legen wir jetzt zu den Akten, woll‘n sie biologisch nennen, um sofort uns zu bekennen: Gleich, nachdem wir diese Daten objektiv erkundet hatten, haben wir, wie sich‘s gebührt, wissenschaftlich recherchiert, fanden dort der Frösche Spuren in diversen Hochkulturen. Da gibt es so Dinge wie Märchen und Mythologie. Hier entdeckt man viele Rollen, die die Frösche spielen sollen, manchmal so und manchmal so, manchmal auch inkognito. Froschgeschichten, wenn historisch, stimmen öfters nicht euphorisch, weil der Inhalt meistens trist und nur selten freudig ist. Den Ägyptern, diesen Alten, Frösche als Symbole galten für das Wasser und das Leben, als was Positives eben. In den Psalmen in der Bibel sind geschildert sie als Übel und als Strafe ausgemacht, so im zweiten Mose acht. Frösche treten dort zutage negativ als Gottesplage. In der Heilkunst wird besungen, wenn man lebend sie verschlungen, heilten sie von manchem Weh, so zum Beispiel Tbc oder andre Übel wie manchmal die Epilepsie. Frösche treten auch zuhauf in diversen Märchen auf, wo sie sich verwandeln müssen in die Prinzen mittels Küssen. Manchmal ging das, nicht so nett, auf dem Umweg übers Bett. Doch man kann aus andern Gründen Frösche auch sympathisch finden, weil sie in modernen Welten häufig als Symbole gelten: Für Veränderung im Leben, wollen Mut zum Wandel geben, Kraft, um Neues zu beginnen, sich auf Fortschritt zu besinnen. Sprechen wir von andern Dingen: Frösche können richtig springen, und sie fressen, wenn sie kriegen, Spinnen, Mücken, Käfer, Fliegen. Schlafen tags in Mauerspalten, um sich nächtens fit zu halten. Quaken lieber, statt zu singen, um ein Ständchen darzubringen. Einer quakt den andern nieder, das sind ihre Liebeslieder. Vom Frosch kann man die Schenkel essen, doch sie werden unterdessen, durch den Tierschutz streng verwehrt, ewig schon nicht mehr verzehrt. Werden Frösche mal erschreckt, wird der Fluchtreflex geweckt, und sie machen dann vor Schreck einen Sprung und sind dann weg. Deshalb gilt für sie schon lange: ängstlich, feige, scheu und bange sind der Frösche Eigenschaften. Dieses bleibt an ihnen haften. Dadurch wird mir heute klar, wie es in der Kindheit war, als ich bei den Klingelstreichen heimlich wollt von dannen schleichen, statt die Freunde zu entzücken und den Klingelknopf zu drücken. Da ward Sei kein Frosch gesagt. Darauf habe ich‘s gewagt, denn als Bangbüx zu fungieren wollt ich doch nun nicht riskieren. Hör ich heute: Sei kein Frosch, Denk ich einfach: Halt dei Gosch. Und die Moral von der Geschicht: Wer nicht quakt, den hört man nicht. Ausgabe Frühjahr <strong>2024</strong> MQ | 37