Holsteiner KlöönSNACK - Ausgabe Rendsburg / Mittelholstein - April 2024
Das Magazin für Rendsburg und Region Mittelholstein - Aktuelle, lokale Berichterstattung von Menschen aus der Region für die Region
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LOKALES<br />
HOLGI – Kieler Kult und Kulturgut<br />
Durch die Erfolgs-Comics „Werner“ wurde auch Holger Henze zur Legende. Seit 1968 führt er den Club 68 in Kiel.<br />
Am 13. März feierte einer der<br />
bekanntesten Kieler seinen 80.<br />
Geburtstag. Der legendäre<br />
Gastwirt und Kulturförderer<br />
Holger Henze, den alle nur Holgi<br />
nennen, leitet seit 1968 die<br />
Galerie Club 68 in der Ringstraße<br />
– eine Gaststätte mit angeschlossener<br />
Kunstgalerie.<br />
Der ehemalige Kunststudent<br />
Henze lernte Ende der 70er<br />
Jahre Rötger Feldmann kennen<br />
und steuerte zahlreiche Texte<br />
für dessen Comics bei. Feldmann<br />
alias Brösel erlangte später<br />
mit seinen Werner-Comics<br />
und den gleichnamigen Filmen<br />
bundesweiten Ruhm.<br />
1985 thematisierte Brösel in<br />
seinem Comic-Band „Werner –<br />
Eiskalt!“ eine Wette, in der es<br />
um ein sagenumwobenes Rennen<br />
zwischen Werners Red Porsche<br />
Killer und Holgis Porsche<br />
911 ging. Im September 1988<br />
fand das Werner-Rennen dann<br />
vor 200.000 Zuschauern auf<br />
dem Flugplatz Hartenholm tatsächlich<br />
statt. Henze gewann<br />
und hatte auch bei der Neuauflage<br />
2004 auf dem Lausitzring<br />
die Nase vorn. Erst 30 Jahre später<br />
musste er sich dem Red Porsche<br />
Killer von Brösel geschlagen<br />
geben. Zwischenzeitlich<br />
glänzte Holger Henze im Kinofilm<br />
„Werner – Eiskalt!“, in<br />
dem er sich selbst spielte und<br />
in den Zeichentricksequenzen<br />
des Films die Figur Holgi synchronisierte.<br />
Seinen 80. Geburtstag verbrachte<br />
Holgi Mitte März natürlich<br />
Holger Henze<br />
mit dem KlöönSnack<br />
Fotos: pin<br />
mit seinem Freunden im Club.<br />
Heute ist es dort in der Kunstgalerie<br />
und Gaststätte allerdings<br />
ruhiger als in den 70ern. „Seit<br />
der Corona-Pandemie geht es<br />
ohnehin etwas besinnlicher zu,<br />
viele haben sich mehr und<br />
mehr ins Private zurückgezogen“,<br />
meint Henze. Die Entfremdung<br />
der Menschen, die<br />
soziokulturellen Entwicklungen<br />
und natürlich auch das<br />
Kneipensterben gehören zu den<br />
Themen, die Holgi neben der<br />
Kunst beschäftigen. „Wir reden<br />
doch kaum mehr miteinander.<br />
Alles zieht sich zurück, sitzt vor<br />
dem Fernseher oder dem Computer<br />
und die Kommunikation<br />
kommt zum Erliegen“, bedauert<br />
Henze. Mit seinem Club bewahrt<br />
der 80-Jährige ein echtes<br />
Stück Kulturgut und trotzt dem<br />
Kneipensterben. Der Kieler Fotograf<br />
Frederic Plambeck hat<br />
mit Henze zusammengearbeitet<br />
und ist seit den 80er Jahren<br />
Stammgast in der Ringstraße.<br />
„Der Club ist einfach urig, das<br />
Ambiente außergewöhnlich.<br />
Wo sonst steht der Chef noch<br />
regelmäßig hinter dem Tresen<br />
und in der Küche“, so der 68-<br />
Jährige.<br />
Doch gegen die Abwanderung<br />
junger Künstler und die Folgewirkungen<br />
von Kunst und<br />
Kommerz ist auch Holger Henze<br />
machtlos. „Kiel ist in dieser<br />
Hinsicht ein schwieriges Pflaster“,<br />
meint Holgi. Doch noch<br />
immer freut er sich auf seine<br />
tägliche Arbeit und die regelmäßig<br />
stattfindenden Ausstellungen<br />
und Club-Konzerte. Vor<br />
allem aber schwärmt Henze von<br />
den Begegnungen im Club. „Es<br />
war immer spannend, was für<br />
Geschichten mal kurz am Tresen<br />
erzählt wurden in all den<br />
Jahren. Langweilig wurde es<br />
hier nie“, meint der Ur-Kieler.<br />
Rötger Feldmann alias Brösel<br />
und Holger "Holgi" Henze 1988.<br />
Foto: Frederic Plambeck<br />
Galerie Club 68<br />
in der Ringstraße<br />
Henzes, der seit 18 Jahren mit<br />
seiner Frau Sabine verheiratet<br />
ist, lebt in dem alten, denkmalgeschützten<br />
Bauernhof Dreikronen<br />
in Altenholz-Stift. „Vor<br />
über 50 Jahren ist dort mal ein<br />
Meteorit eingeschlagen, dadurch<br />
ist mein Hof zu einer Art<br />
Pilgerstätte geworden.“ Der Meteorit<br />
ist nur eine von unzähligen<br />
Legenden, die sich um das<br />
Leben von Holger Henze ranken.<br />
Genauso wie sein Porsche<br />
911. Hoffentlich wird der Jubilar<br />
noch viele Jahre lang hinter<br />
dem Tresen seines Clubs stehen<br />
und eine seiner besonderen Geschichten<br />
zum Besten geben.<br />
(PN)<br />
KlöönSnack | 7