TE KW 14
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Druck auf die „Säule Bauwirtschaft“ steigt<br />
Das Tiroler Netto-Baubudget geht heuer nominell um 2,4 Prozent zurück - Insbesondere Wohnbau braucht Impulse<br />
Die Bauwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahres stets als stabile<br />
Stütze der heimischen Wirtschaft erwiesen. Zuletzt ist der Druck<br />
auf die Betriebe des Baugewerbes und der Bauindustrie allerdings<br />
deutlich gestiegen. Das zeigen auch die Ergebnisse der „Tiroler Bauvorschau<br />
2024“, die am Montag vergangener Woche in der Tiroler<br />
Wirtschaftskammer von WK-Vizepräsident Anton Rieder, Wirtschaftslandesrat<br />
Mario Gerber und Landesbaudirektor Christian<br />
Molzer vorgestellt wurden.<br />
Von Gebi G. Schnöll<br />
„Real ist das Netto-Baubudget in<br />
Tirol bereits in den vergangenen zwei<br />
Jahren gesunken, heuer werden wir aller<br />
Voraussicht nach ebenfalls ein nominelles<br />
Minus verzeichnen. Für 2024<br />
werden derzeit 2,31 Milliarden Euro<br />
prognostiziert – das sind um 2,4 Prozent<br />
weniger als im Vorjahr“, berichtet<br />
Anton Rieder als Innungsmeister<br />
des Tiroler Baugewerbes.Während<br />
sich der Tiefbau (+4,7 Prozent) nicht<br />
zuletzt aufgrund großer Projekte wie<br />
dem Brennerbasis-Tunnel noch relativ<br />
gut entwickelt, gibt es im Hochbau<br />
(-9,1 Prozent) deutliche Rückgänge<br />
was die klassischen bauwirksamen<br />
Leistungen betrifft. Besonders im<br />
Wohnbaubereich (-19,7 Prozent) ist<br />
das Minus drastisch. Das schlägt sich<br />
naturgemäß auf die Stimmung in der<br />
Branche nieder. Ein Indikator dafür<br />
ist der Tiroler Baubranchen-Index,<br />
der das Stimmungsbild anhand des<br />
Schulnoten-Systems widerspiegelt.<br />
„Mit einem Wert von 3,09 haben wir<br />
im Frühjahr 2024 den bisherigen Tiefpunkt<br />
seit Beginn des Monitorings im<br />
Jahr 2011 erreicht“, stellt Rieder fest.<br />
NEUE IMPULSE SETZEN. Vor<br />
diesem Hintergrund betont der Branchensprecher,<br />
dass es rasch neue Impulse<br />
braucht, um eine Trendumkehr<br />
zu erreichen. Dabei fasst Rieder neben<br />
der Forderung nach schnelleren Verfahren<br />
drei konkrete Handlungsfelder<br />
ins Auge. Erstens soll ein „Masterplan<br />
2040 für die bauliche Infrastrukturentwicklung<br />
in Tirol“ für eine längerfristige<br />
Planungs- und Budgetsicherheit<br />
sorgen. Zweitens braucht es Anpassungen<br />
im Bereich Wohnbau und<br />
Wohnbauförderung, damit es wieder<br />
mehr Menschen möglich wird, Eigentum<br />
zu schaffen. Und drittens soll die<br />
Rolle der mittelständischen Betriebe<br />
wieder verstärkt in den Fokus gerückt<br />
werden. „Der Mittelstand hat viele<br />
Qualitäten. Er sorgt für ausreichend<br />
Wettbewerb, ist regional verankert,<br />
sponsert Vereine und unterstützt Kulturinitiativen.<br />
Darüberhinaus steht er<br />
volkswirtschaftlich für eine ausgewogenere<br />
Vermögens- und Risikoverteilung.<br />
Wir sollten alles daran setzen,<br />
3./4. April 2024<br />
den Mittelstand dabei zu unterstützen,<br />
die aktuellen Herausforderungen zu<br />
meistern, damit uns die Qualitäten erhalten<br />
bleiben“, so Rieder.<br />
LR GERBER: „BAU IST WIRT-<br />
SCHAFTSMOTOR!“ Die Wichtigkeit<br />
des Bau-Bereichs für die gesamte Tiroler<br />
Wirtschaft stellt auch Wirtschaftslandesrat<br />
Mario Gerber außer Frage:<br />
„Der Bau ist ein Wirtschaftsmotor, der<br />
sehr, sehr viele Arbeitsplätze absichert<br />
und eine große Wertschöpfung erzielt.<br />
Wir schauen uns im Wirtschaftsressort<br />
sehr genau an, mit welchen Maßnahmen<br />
wir die Bauaktivitäten im<br />
Land sinnvoll und nachhaltig unterstützen<br />
können.“ Dabei verweist der<br />
Landesrat unter anderem auf zusätzliche<br />
Initiativen im Wohnbaubereich.<br />
„2023 haben wir 101 Millionen Euro<br />
aus der Wohnbauförderung für mehr<br />
als 20.800 Sanierungen zugesichert.<br />
Das waren insgesamt 9.000 Anträge<br />
mehr als im Jahr 2022. Außerdem<br />
haben wir im Vorjahr 185 Millionen<br />
Euro aus der Wohnbauförderung für<br />
finanzielle Zuschüsse für neu errichtete<br />
Wohnungen zugesichert. Damit<br />
kommen wir 2023 auf 286 Millionen<br />
an Wohnbauförderungen und damit<br />
auf ein Plus von 63 Prozent gegenüber<br />
2022“, rechnet Gerber vor und ergänzt:<br />
„Über ein zusätzliches Sonderförderungsprogramm<br />
konnten wir weitere<br />
22,4 Millionen ausschütten, was ein<br />
sensationelles Investitionsvolumen<br />
von 450 Millionen Euro ausgelöst hat.<br />
Das alles sind wichtige Impulse, um<br />
die heimische Bauwirtschaft auch in<br />
schwierigen Zeiten abzuholen.“ Einen<br />
Lichtblick sieht Landesrat Mario<br />
Gerber in diesem Zusammenhang in<br />
der zu Ende gehenden Wintersaison.<br />
„Das Wintergeschäft ist durchaus gut<br />
verlaufen. Ich höre von vielen Seilbahn-<br />
und Tourismusbetrieben, dass<br />
sie auch dieses Jahr wieder kräftig<br />
investieren wollen. Das stimmt mich<br />
positiv, dass der Tourismus seinen Teil<br />
dazu beitragen kann, dass die Bauwirtschaft<br />
neuen Schwung bekommt.“<br />
LAND TIROL IST STABILER<br />
PARTNER DER BAUWIRT-<br />
SCHAFT. Dass auch das Land Tirol<br />
ein essenzieller Auftraggeber für die<br />
Landesbaudirektor Christian Molzer, WK-Vizepräsident Anton Rieder und Wirtschaftslandesrat<br />
Mario Gerber (v.l.) präsentierten die Ergebnisse der „Bauvorschau<br />
2024“. <br />
Foto: Die Fotografen<br />
Betriebe der Tiroler Bauindustrie und<br />
des Baugewerbes ist, betont unterdessen<br />
Landesbaudirektor Christian Molzer.<br />
„Die aktuelle Situation ist nicht nur<br />
für die ausführenden Betriebe schwierig,<br />
sondern auch für die Bauherren.<br />
Aber von unserer Seite gibt es die klare<br />
Botschaft, dass wir weiterhin ein verlässlicher<br />
und stabiler Partner sein werden.“<br />
Die Schwerpunkte werden dabei<br />
vornehmlich in die Sanierung und<br />
Instandhaltung unserer Infrastruktur<br />
gelegt. Aber auch neue Projekte werden<br />
angegangen. Als Beispiel nennt<br />
der Landesbaudirektor etwa das Fernpasspaket.<br />
„Mit den jüngst getroffenen<br />
Entscheidungen wurden die Weichen<br />
dafür gestellt, dass diese wichtige Straßenverbindung<br />
auch in Zukunft sicher<br />
ihren Dienst tun kann“, so Molzer.<br />
RUNDSCHAU Seite 5