MACHER Menschen + Märkte - April 2024
MACHER Menschen + Märkte - Ausgabe vom 12.04.2024
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10 <strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | GASTRONOMIE<br />
APRIL <strong>2024</strong><br />
„Wir haben eine große Klientel an Stammgästen“<br />
Achim Herrmann von Herrmanns Restaurant auf Burg Rittersdorf in der Eifel<br />
Von Christoph Strouvelle<br />
„Es gibt eine klare Tendenz: Die deutsche Gastronomie verschwindet“, sagt Achim Herrmann von Herrmanns Restaurant auf Burg Rittersdorf.<br />
Foto: Christoph Strouvelle<br />
Reicht die Infrastruktur<br />
in der Eifel für<br />
einen lebendigen<br />
Tourismus bald<br />
nicht mehr aus? Das<br />
fürchtet Achim Herrmann, Inhaber<br />
von Herrmanns Restaurant<br />
auf Burg Rittersdorf in der<br />
Nähe von Bitburg (Kreis Bitburg-Prüm).<br />
Immer wieder Gastronomie<br />
fragten Radfahrer, die auf dem<br />
Nims-Radweg unterwegs sind,<br />
wie viele Kilometer sie fahren<br />
müssten, wann sie wieder einkehren<br />
können und ob sie entlang<br />
der Strecke noch etwas zu<br />
essen bekommen. Doch das Angebot<br />
sei schlecht. Kein reines<br />
Eifel-Phänomen, wie er es selbst<br />
in einem größeren Ort an der<br />
Mosel erfahren habe.<br />
Mittags essen? „Die meisten<br />
Lokale machen inzwischen erst<br />
um 17 Uhr auf, was wahrschein-<br />
Anzeige<br />
Seit über 90 Jahren<br />
•Wohnungsbau<br />
•Erdarbeiten<br />
•Konstruktiver Ingenieurbau<br />
•Rohrleitungsbau •Abbrucharbeiten<br />
lich der Personalsituation geschuldet<br />
ist“, sagt er. Die Anzahl<br />
der Hotelbetten in der Eifel sei<br />
rückläufig, die Zahl der Ferienwohnungen<br />
in den Urlaubsgebieten<br />
wachse, doch gleichzeitig<br />
gehe das gastronomische<br />
Angebot zurück. „Es gibt eine<br />
klare Tendenz: Die deutsche<br />
verschwindet“,<br />
sagt er. Herrmann glaubt, dass<br />
sich die Branche immer mehr<br />
aufteilte, in die gehobene Küche<br />
und in Fastfood-Lokale. „Touristisch<br />
verlieren wir an Boden.“<br />
Achim Herrmann und seine<br />
Frau Sylvia haben harte Zeiten<br />
hinter sich. Nach Corona hatte<br />
das Ehepaar sechs Wochen wieder<br />
geöffnet, als das Hochwasser<br />
im Juli 2021 kam. 2,40 Meter<br />
hoch stand das Wasser in den<br />
Restauranträumen der Burg Rittersdorf.<br />
Was eine weitere<br />
•Pflasterarbeiten/Außenanlagen •Natursteinmauerwerk<br />
JOH.GRUNDHÖFER<br />
HOCH-, TIEF-, STAHLBETONBAUGMBH &CO. KG<br />
Deeswiese 1·54314 Zerf<br />
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Zwangspause von neun Monaten<br />
und viel Renovierungsarbeit<br />
mit sich brachte. „Gerade nach<br />
Corona: Wir mussten viele Buchungen<br />
absagen“, erinnert er<br />
sich. Eine Versicherung für den<br />
Fall einer Betriebsunterbrechung<br />
verhinderte das<br />
Schlimmste.<br />
Erst im Mai 2022 konnte die<br />
Herrmanns wieder öffnen. Die<br />
fest angestellten Mitarbeiter<br />
wurden dank der Versicherung<br />
weiterbezahlt, doch die bis zu<br />
acht Aushilfen hatten sich in<br />
der Zwischenzeit andere Jobs<br />
gesucht. Um seine Kräfte zu halten,<br />
bietet Hermann einige Extras<br />
– etwa Zuschläge für Wochenend-<br />
und Abendeinsätze.<br />
Außerdem hat das Restaurant<br />
mit seinen 60 Plätzen samt 40<br />
auf der Außenterrasse nur noch<br />
von Freitag bis Montag geöffnet.<br />
Was für die Mitarbeiter drei<br />
freie Tage in der Woche bedeutet.<br />
Die Chance, Ausländer als<br />
Mitarbeiter zu gewinnen,<br />
schätzt er als gering ein. Was<br />
soll ein Afrikaner, ein Asiate<br />
oder ein Europäer aus den Mittelmeergebieten<br />
in einem kleinen<br />
Ort wie Rittersdorf? „Der<br />
vereinsamt, auch, wenn er eine<br />
schöne Wohnung hat.“ Das sei<br />
eher etwas für Städte wie Trier,<br />
glaubt Herrmann. Auch, wenn<br />
er einen Zuwanderer für eine<br />
Ausbildung gewinnen könnte,<br />
wäre dessen Status nach der<br />
Ausbildung ungeklärt, was<br />
möglicherweise eine Abschiebung<br />
bedeute. Dann hätte Herrmann<br />
drei Jahre vergebens in<br />
dessen Ausbildung investiert.<br />
„Ich kann nur mit Stammpersonal<br />
arbeiten“, sagt er.<br />
Die gestiegenen Kosten hat<br />
er teilweise auf die Preise umgelegt<br />
und auch die Karte hat<br />
er überarbeitet. Bei dem Gastronomen,<br />
der im höherpreisigen<br />
Segment unterwegs ist,<br />
stehen darauf nicht mehr die<br />
ganz exklusiven Sachen wie<br />
Rinderfilet, sondern kreative<br />
Alternativen für die Gäste. Er<br />
bietet hochwertige Produkte<br />
an, etwa Gerichte vom Duroc-<br />
Schwein, die ein Bauer in der<br />
Nähe hält. Über mangelnden<br />
Betrieb kann Achim Herrmann<br />
nicht klagen. „Nach 23 Jahren<br />
haben wir eine große Klientel<br />
an Stammgästen. Die Anzahl<br />
ist stabil“, sagt er.<br />
Urlauber seien weniger bereit,<br />
hohe Preise zu bezahlen.<br />
Auch ei seinen Stammgästen<br />
stellt er Veränderungen fest –<br />
nur noch zwei statt drei Gänge,<br />
lieber eine preiswertere<br />
Suppe als eine Vorspeise, das<br />
sei allerdings auch ein<br />
deutschlandweiter Trend. Und<br />
statt 60 Personen laden Hochzeitspaare<br />
nur noch 30 bis 40<br />
Gäste ein.<br />
Trotzdem bleibt Herrmann<br />
positiv gestimmt. Probleme<br />
habe es in der Gastronomie<br />
schon immer gegeben. Obwohl<br />
es seit Corona noch schwieriger<br />
geworden sei. Herrmann:<br />
„Das komplett Negative ist<br />
nicht unser Ding.“ ///