MACHER Menschen + Märkte - April 2024
MACHER Menschen + Märkte - Ausgabe vom 12.04.2024
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12 <strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | HALLEN- UND SYSTEMBAU<br />
APRIL <strong>2024</strong><br />
Halle ist nicht gleich Halle<br />
Kirchenschiffe, Bahnhöfe, Multifunktionshallen und Flugzeughangars sind Beispiele von Hallenkonstruktionen mit ganz unterschiedlichen Ansprüchen. Im besten Fall vereinigen<br />
sich Ästhetik und Funktion zu einem eindrucksvollen und effizienten Bauwerk.<br />
Die Geschichte des Hallenbaus reicht<br />
bis in die Antike zurück. Schon die alten<br />
Ägypter und Römer errichteten bemerkenswerte<br />
Konstruktionen, um ihren<br />
Bedarf an Lager- und Versammlungsräumen<br />
zu decken. Im Mittelalter wurden<br />
in Europa majestätische gotische<br />
Kathedralen erbaut, die als Meisterleistungen<br />
des Hallenbaus gelten. Diese<br />
Kirchen zeichneten sich durch imposante<br />
Gewölbedecken und weiträumige<br />
Hallen aus, die es ermöglichten, große<br />
<strong>Menschen</strong>mengen für religiöse Zeremonien<br />
zu versammeln. Zur Überbrückung<br />
großer Räume wurden zunächst<br />
Säulenhallen errichtet, eine Bauweise,<br />
die beispielsweise in der kaiserlichen<br />
Palastaula in Trier und vielen alten Kirchen<br />
bewundert werden kann. Mit dem<br />
Beginn der industriellen Revolution erlebte<br />
der Hallenbau im 19. Jahrhundert<br />
einen Höhepunkt. Ein herausragendes<br />
Beispiel dieser Zeit ist der Crystal Palace,<br />
der für die Weltausstellung 1851 in London<br />
errichtet wurde und als Meilenstein<br />
des Hallenbaus gilt.<br />
In den Jahren 1909 und 1911 setzten<br />
Peter Behrens mit der AEG-Turbinenhalle<br />
in Berlin und Walter Gropius mit<br />
dem Fagus-Werk in Alfeld neue architektonische<br />
Maßstäbe. Im 20. Jahrhundert<br />
wurde der Hallenbau weiter vorangetrieben,<br />
insbesondere im Bereich des<br />
Sportstättenbaus. Stadien mit großen<br />
Spannweiten und modernen Dachkonstruktionen<br />
wurden entwickelt, um<br />
eine optimale Sicht für die Zuschauer<br />
zu gewährleisten. Ein bemerkenswertes<br />
Beispiel ist das Olympiastadion in München,<br />
das für die Olympischen Spiele<br />
Anzeige<br />
1972 erbaut wurde und international<br />
Beachtung fand.<br />
Moderne Hallen<br />
Heute erfüllen Hallen eine Vielzahl von<br />
Funktionen: Sie dienen als Lagerhäuser,<br />
Der Mailänder Dom ist ein beeindruckendes Beispiel<br />
mittelalterlicher Hallenbaukunst.<br />
Foto: Sergii Figurnyi - stock.adobe.com<br />
Produktionsstätten, Veranstaltungsorte<br />
oder Sportstätten. Ihr Bau erfordert die<br />
Berücksichtigung verschiedener Aspekte<br />
wie die Dimensionen der Halle, die<br />
Belastbarkeit des Bodens, die Art des<br />
Daches, die Belüftung, die Isolierung<br />
und die spezifischen Anforderungen<br />
ihrer Nutzung. Sie können aus einer<br />
Vielzahl von Materialien wie Stahl, Beton<br />
oder Holz hergestellt werden. Abhängig<br />
von ihrem Zweck weisen Hallen<br />
unterschiedliche Funktionen und<br />
Ausstattungsmerkmale auf, darunter<br />
Kransysteme, Laderampen, Sanitäranlagen<br />
und Sicherheitseinrichtungen.<br />
Es gibt verschiedene Arten von Hallen,<br />
von denen einige langfristig geplant<br />
und gebaut werden, wie beispielsweise<br />
Bahnhofshallen, Stadt- und Sporthallen,<br />
während andere, wie Jahrmarkts- oder<br />
Traglufthallen, entweder nach Gebrauch<br />
demontiert oder von Anfang an<br />
als vorübergehende Einrichtungen gedacht<br />
sind. Die größten Hallen sind oft<br />
Montagehallen für Schiffe oder Hangars<br />
für Flugzeuge aller Art. Diese beeindruckenden<br />
Strukturen erfordern spezielle<br />
Planung und Konstruktion, um den Bedürfnissen<br />
ihrer spezifischen Nutzung<br />
gerecht zu werden.<br />
Errichtung im Systembau<br />
Der Systembau ist eine Bautechnik,<br />
die vorgefertigte Bauteile oder Module<br />
nutzt, um Gebäude zu konstruieren.<br />
Diese Komponenten werden gemäß<br />
spezifischer Standards und Vorgaben<br />
in darauf spezialisierten Fabriken hergestellt<br />
und dann flexibel je nach Bedarf<br />
vor Ort zusammengesetzt. Dies<br />
Flugzeughangars gehören zu den<br />
größten Hallenkonstruktionen.<br />
Foto: Gorodenkoff - stock.adobe.com<br />
gewährleistet eine hohe Präzision und<br />
Qualitätssicherung während des Bauvorgangs.<br />
Die Module können standardisiert<br />
sein und in verschiedenen Projekten<br />
wiederverwendet werden, was<br />
eine unkomplizierte Erweiterung oder<br />
Anpassung des jeweiligen Gebäudes<br />
ermöglicht. Ein Hauptziel des Systembaus<br />
ist es, den Bauprozess effizienter<br />
und schneller zu gestalten. Es gibt verschiedene<br />
Varianten des Systembaus,<br />
darunter Holz-, Stahl- und Betonmodulbau.<br />
Jede dieser Varianten hat ihre eigenen<br />
Vorteile und Einsatzmöglichkeiten.<br />
Zum Beispiel zeichnet sich der Holzmodulbau<br />
durch seine Nachhaltigkeit<br />
und Energieeffizienz aus, während der<br />
Stahlmodulbau eine hohe Tragfähigkeit<br />
und Flexibilität bietet. Die Kombination<br />
aus Hallenbau und Systembau eröffnet<br />
neue Perspektiven in der Bauindustrie.<br />
Durch die Verwendung vorgefertigter<br />
Module kann die Errichtung verschiedenster<br />
Hallen mit unterschiedlichen<br />
Funktionen und Nutzungsmöglichkeiten<br />
schnell realisiert werden. Angefangen<br />
von maßgeschneiderten Lagerhallen<br />
mit integrierten Logistiksystemen<br />
bis hin zu vielseitig nutzbaren Veranstaltungsorten,<br />
die höchsten Standards<br />
entsprechen.<br />
Neue Herausforderungen<br />
Foto: alhim - stock.adobe.com<br />
Allerdings steht die Branche auch vor<br />
Herausforderungen, wie die wachsende<br />
Bedeutung von Umweltaspekten<br />
oder die Sicherstellung der Qualität<br />
bei der Massenproduktion von Bauelementen.<br />
Die Zukunft der Branche<br />
liegt zweifellos in der technologischen<br />
und digitalen Weiterentwicklung. Durch<br />
den Einsatz modernster Technologien<br />
wie 3D-Druck und die Verwendung<br />
nachhaltiger Baustoffe können noch<br />
effizientere und umweltfreundlichere<br />
Hallen und Gebäude geschaffen werden.<br />
Die Vereinigung von Funktionalität,<br />
Ästhetik und Effizienz ist nicht nur<br />
richtungsweisend, sondern auch ein<br />
Zeichen für den Fortschritt in der Architektur<br />
und im Bauwesen. Ute Servas<br />
Die Lanxess-Arena in Köln ist mit einer Kapazität von<br />
20.000 Plätzen die größte Veranstaltungshalle in<br />
Deutschland. Foto: gehapromo - stock.adobe.com