Holzmarkt 2024/01
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HOLZBE- UND -VERARBEITUNG<br />
HOLZBE- UND -VERARBEITUNG<br />
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Der „Boden der Könige”<br />
Parkett hat eine lange Tradition. Die frühste nachweisliche Verwendung von Parkettboden findet sich bereits im Mittelalter<br />
in Europa. Die größte Verbreitung fand kunstvoll gefertigtes Parkett im Frankreich des 16. Jahrhunderts in den Häusern<br />
der noblen Gesellschaft. Daher wird es auch als „Boden der Könige“ bezeichnet. Für seine Herstellung wird Hartholz von<br />
Laubbäumen in kleine Stücke schnitten und in einem bestimmten Muster zusammengefügt. Was macht Parkett aus? Und wo<br />
findet es heute Verwendung?<br />
Parkett ist so vielfältig wie Holz selbst. Neben unterschiedlichen<br />
Holzarten und Sortierungen lassen sich<br />
auch zahlreiche Verlegemuster realisieren. Der Verband<br />
der Deutschen Parkettindustrie (vdp) erklärt,<br />
was es mit Landhausdiele, Fischgrät und den weiteren<br />
Optiken auf sich hat und wie die Verlegerichtung<br />
die Atmosphäre in den Zimmern beeinflusst.<br />
Für die Raumwirkung von Parkett spielt neben<br />
technischen Gegebenheiten eine große Rolle, in welcher<br />
Richtung der Holzboden verlegt wird. „Eine erste<br />
Orientierung kann der Lichteinfall bieten, indem<br />
man die Verlegung der Dielen am Lichteinfall des<br />
größten Fensters ausrichtet”, erklärt vdp-Vorsitzender<br />
Michael Schmid. „So folgen die Dielen dem Verlauf<br />
des Lichts, das dann Fugen und kleine Unebenheiten<br />
schluckt.“ Das Licht hilft bei dieser Verlegung,<br />
den Eindruck einer glatten, ebenmäßigen Oberfläche<br />
zu erzeugen, der für eine harmonische Wirkung im<br />
Raum sorgt.<br />
Tiefen- und Breitenwirkung<br />
Ein weiteres Kriterium können die Längs- und Querseiten<br />
des Raumes sein. „Liegt das Parkett quer zur<br />
langen Seite des Raumes, wirkt der Raum breiter.<br />
Verlegt man parallel zur Längsseite, wirkt er tiefer.<br />
Für schmalere Räume bietet es sich daher in der<br />
‘Regel an, das Parkett quer zu verlegen“, erläutert<br />
Schmid. Aber nicht nur die Richtung, auch die verschiedenen<br />
Hölzer und ihre Farben oder Oberflächenbehandlung<br />
rufen unterschiedliche Raumwirkungen<br />
hervor.<br />
Das Muster macht‘s<br />
Soll das Parkett lebhaft und sehr prägnant oder eher<br />
ruhig und zurückhaltend wirken? Ein Holzboden mit<br />
großformatigen Elementen entfaltet eine moderne<br />
und gleichzeitig klassische Wirkung, da er an die alten<br />
Dielenböden vergangener Zeiten erinnert. Kleine<br />
Elemente wiederum sehen besonders edel aus und<br />
geben dem Raum optisch mehr Größe. Zudem ermöglichen<br />
sie die Auswahl unterschiedlichster Verlegemuster.<br />
Landhausdiele<br />
Landhausdielen gehören aktuell zu den beliebtesten<br />
Holzfußböden. Sie bieten je nach Sortierung ein<br />
ruhiges bis rustikal-lebhaftes Erscheinungsbild. Beliebte<br />
Holzarten für Landhausdielen sind vor allem<br />
Eiche, aber z.B. auch Ahorn oder Nussbaum. Je nach<br />
Sortierung wirken Landhausdielen meist dezent und<br />
zurückhaltend, so dass schöne Möbelstücke besonders<br />
gut zur Geltung kommen.<br />
Schiffsboden oder Englischer Verband<br />
Beim Schiffsboden, auch wilder Verband genannt,<br />
sind die Parkett-Stöße unregelmäßig versetzt angeordnet.<br />
Er ist etwas für Individualisten. Der Englische<br />
Verband ist dagegen regelmäßig verlegt. Die Stöße<br />
befinden sich je auf der Hälfte des benachbarten<br />
Brettes und ergeben ein geordnetes, ruhiges Bild.<br />
Fischgrät<br />
Weiterhin sehr beliebt ist die Fischgrät-Verlegetechnik.<br />
„Die einzelnen Parkettstäbe sind entweder<br />
im klassischen Stil mit einem 90°-Winkel oder im<br />
französischen Stil mit einem Winkel von 45° oder 60°<br />
angeordnet“, erläutert Schmid. Besonders häufig<br />
findet man dieses zeitlose Muster in Gründerzeithäusern<br />
oder Altbauwohnungen aus der Zeit um die<br />
Jahrhundertwende, da es gerade in großen Räumen<br />
seine ganze Wirkung entfaltet. Professionelle Verleger<br />
umschließen den Fischgrat auch oft in mit einem<br />
fachmännisch verlegten Randfries.<br />
Leiter- oder Parallelverband<br />
Eine andere, ebenfalls ruhig und gleichmäßig wirkende<br />
Variante ist der Leiter- oder Parallelverband.<br />
Im Parallelverband werden die Holzstäbe auf gleicher<br />
Höhe nicht versetzt, sondern parallel zueinander<br />
verlegt. „Dies wirkt geometrisch und ordnend“,<br />
betont Holzexperte Schmid.<br />
Quadrate für kleinere Räume<br />
Bei der als Würfel auch als Schachbrettmuster bekannten<br />
Verlegeart werden einzelne Stäbe zu Quadraten<br />
zusammengefügt, deren Richtung abwechselnd<br />
um 90 Grad versetzt ist, besonders wirksam ist<br />
das Schachbrettmuster in der diagonalen Verlegung.<br />
Durch seine ausbalancierte Atmosphäre eignet sich<br />
dieses Muster besonders gut für kleinere Räume.<br />
Ganz anders beim großen Bruder des Würfels, dem<br />
Tafelparkett. In ihm sind verschiedene Holztäfelchen<br />
in einem großen Karree zu geometrischen Bildern<br />
verbunden. Eine solche Tafel kann dann auch schon<br />
eine Kantenlänge von einem Meter erreichen. Tafelparkett<br />
ist gerade in großen Räumen oder kleinen<br />
Palazzi beliebt.<br />
Tafelparkett – eine besonders aufwändige Verlegeart.<br />
„Die Parkett-Vielfalt ist groß. Für uns in Mitteleuropa<br />
ist sie Teil unseres Branchenknow-Hows und<br />
unserer Identität. Das heißt nicht, dass sich jedes<br />
Verlegemuster für jeden Raum anbieten würde. Vielmehr<br />
sollte man sich vorab gut überlegen, wie die<br />
Lichtverhältnisse im Raum sind und wie viel Holzboden<br />
sichtbar bleibt, wenn der Raum eingerichtet ist.<br />
Vor allem ein aufwändiges Verlegemuster hat gern<br />
Platz und kann seine Wirkung gerade dann entfalten,<br />
wenn es nicht unter dem Teppich verschwindet“, erklärt<br />
Schmid. “Egal welches Parkettmuster Sie wählen,<br />
die Entscheidung für einen Echtholzboden aus<br />
europäischen Hölzern von hiesigen Herstellern ist<br />
eine Investition in nachhaltiges und klimaschonendes<br />
Wohnen”, betont der vdp-Vorsitzende. (vdp)<br />
INTERVIEW<br />
Michael Schmid, Vorsitzender des VDP.<br />
Im Interview beantwortet der Vorsitzende des Verbands<br />
der Deutschen Parkettindustrie e.V. Michael<br />
Schmid zum Jahresauftakt zentrale Fragen zum<br />
klimafreundlichen Bodenbelag aus Holz:<br />
Was zeichnet Parkett gegenüber anderen Bodenbelägen<br />
aus?<br />
Michael Schmid: Parkett gilt seit dem Absolutismus<br />
als „Boden der Könige”. Parkett hat also eine<br />
lange Tradition als repräsentativer, stilvoller Bodenbelag.<br />
Seine Merkmale: Tolle Optik, viel Komfort<br />
und bestes Raumklima. Unsere in Deutschland<br />
© jaso/Adrian Hofmann<br />
© Drüsedau<br />
ansässigen Mitglieder stehen dafür, diese europäische<br />
Parkett-Tradition mit Mustern und Hölzern<br />
auf höchstem Qualitätsniveau immer wieder neu zu<br />
interpretieren und weiter zu entwickeln. Leiten lassen<br />
wir uns neben Design und Verarbeitung von den<br />
unschlagbaren Klimavorteilen unseres Produkts.<br />
Wir arbeiten mit Deutschlands nachwachsendem<br />
Rohstoff Nummer eins, dem Holz. Als Holzboden<br />
bindet Parkett klimaschädliches CO2 und speichert<br />
auf einem Quadratmeter Mehrschichtparkett knapp<br />
4 kg Kohlenstoff aus dem Wald. Übrigens: Der Waldboden<br />
ist im Dezember offiziell zum „Boden des<br />
Jahres” <strong>2024</strong> gekürt worden. So gesehen ist Parkett<br />
aus europäischem Waldholz der „Boden(belag) des<br />
Jahres”.<br />
Welche Holzarten liegen denn bei den Verbrauchern<br />
in Deutschland im Trend?<br />
Michael Schmid: Eiche ist nach wie vor die mit<br />
Abstand beliebteste Holzart für die Parkett-Deckschicht,<br />
also die oberste Lage beim Mehrschichtparkett.<br />
Die Maserung und die vielen Bearbeitungsmöglichkeiten<br />
für die Eiche sind besonders beliebt.<br />
Unabhängig davon gilt: Neben der Eiche bieten sich<br />
eine ganze Reihe weiterer interessanter Hartholzarten<br />
für die Parkett-Deckschicht an, darunter Buche<br />
oder Esche ebenso wie Roteiche, Robinie, Nussbaum<br />
oder Kirsche. Groß sind die Möglichkeiten auch bei<br />
Massivholz-Dielen. Für sie können neben Laubhölzern<br />
übrigens auch Nadelhölzer wie Kiefer und Fichte<br />
zum Einsatz kommen. Deren Holz ist zwar weniger<br />
19. bis 22. März <strong>2024</strong><br />
Halle 9, Stand 218<br />
hart, hat aber auch seinen besonderen Charme und<br />
Charakter.<br />
Und welche Muster und Verlegestile sind „in”?<br />
Michael Schmid: Neben den klassischen Landhausdielen,<br />
die im Verband zueinander verlegt werden,<br />
ist momentan das Fischgrätmuster wieder sehr<br />
populär, das gerade oder diagonal im Raum verlegt<br />
werden kann. Die Richtung in der der Fischgrat verlegt<br />
wird, nennt man Zopfrichtung. Noch deutlich<br />
aufwändiger, aber auch sehr reizvoll, sind besondere<br />
Verlegemuster wie das quadratische Tafelparkett,<br />
das gerade auch im Premium-Segment nachgefragt<br />
wird. Doch muss Parkett kein Luxus sein! Auch in<br />
Mietobjekten ist unser hochwertiger Holzboden beliebt.<br />
Eben weil er sich langfristig bezahlt macht.<br />
Neben der Holzart und dem Verlegemuster prägt vor<br />
allem die fachmännische Bearbeitung des Holzes<br />
mit der entsprechenden Oberflächenbehandlung den<br />
Charakter und die Farbe des Parketts.<br />
Wie ist es denn um die Lage der Parkettbranche bestellt?<br />
Michael Schmid: Die sehr schwierige Lage in der<br />
Baubranche nach dem jähen Ende der Nullzinspolitik<br />
in Europa hat auch unsere Branche stark in<br />
Mitleidenschaft gezogen. Denn der Neubausektor ist<br />
ein wichtiger Abnehmer für die Parketthersteller.<br />
Umsatz und Absatz der vdp Mitglieder sind daher<br />
deutlich gesunken. Kurzfristig ist in der Bauwirtschaft<br />
beim Neubau nicht mit einer Trendwende zu<br />
rechnen, was die Ausgangslage für die deutschen<br />
Parketthersteller zum Jahresauftakt <strong>2024</strong> nicht erleichtert.<br />
Immerhin haben im Zuge der Konjunkturflaute<br />
gesunkene Holzpreise für Entlastung bei den<br />
Rohstoffkosten gesorgt. Dem stehen Kostensteigerungen<br />
an anderer Stelle gegenüber. Erschwerend<br />
haben wir es auf der Angebotsseite mit einer Importschwemme<br />
von Parkett aus Fernost mit ungewissen<br />
Herkünften zu tun. Im Moment keine leichte Zeit für<br />
uns.<br />
Also ein guter Zeitpunkt, um in Parkett zu investieren?<br />
Michael Schmid: Unbedingt. Zumal neben dem<br />
Neubausektor Parkett bei Haus-Sanierungen sehr<br />
interessant ist, gerade auch wegen der nach wie vor<br />
sehr attraktiven Förderung beim Heizungstausch.<br />
Unser Tipp: Tauschen Sie nicht nur die Heizungsanlage,<br />
sondern auch den Bodenbelag aus, um eine<br />
energiesparende Fußbodenheizung zu installieren.<br />
Fußbodenheizung und Parkett passen wunderbar zusammen,<br />
fürs Raumklima und für den Klimaschutz.<br />
Vor dem Hintergrund der erwähnten Importschwemme<br />
appellieren wir an die Verbraucher: Fragen Sie<br />
nach der Herkunft ihres Parketts und entscheiden<br />
Sie sich für Parkett von Herstellern, die Mitglied im<br />
VDP sind. Mit Parkett von hier treffen Sie die richtige<br />
Entscheidung für Klimaschutz und Wohnkomfort!<br />
(vdp)<br />
Qualität.<br />
Zuverlässigkeit.<br />
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