Verelendungstheorie – die hilflose Kapitalismuskritik
Verelendungstheorie – die hilflose Kapitalismuskritik
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Die verelendende Tendenz bringe zugleich <strong>die</strong> Arbeiter in den großen Fabriken zusammen, nivel-<br />
liere alle Unterschiede in Einkommen, Qualifikation, Geschlecht, Alter oder Herkommen und<br />
zwinge <strong>die</strong> Arbeiter, sich in gleicher Weise gegen <strong>die</strong> Angriffe der Bourgeoisie auf ihr Lebensin-<br />
teresse zur Wehr zu setzen. Diese vereinzelten Kämpfe breiteten sich aus, zwängen <strong>die</strong> Arbeiter<br />
zu entsprechend breiten Assoziationen, <strong>die</strong> »Organisation der Proletarier zur Klasse, und damit<br />
zur politischen Partei« 11<br />
Für den umfassenden, revolutionären Kampf gegen <strong>die</strong> kapitalistische Gesellschaft werde das<br />
Proletariat durch <strong>die</strong> vielen Einzelkämpfe geschult, immer wieder erneut zusammengeschweißt.<br />
Die absinkenden Schichten und später Teile der Bourgeoisie führten ihm >Bildungselemente< zu.<br />
Diese erstarkende Arbeiterklasse könne aber <strong>die</strong> Verelendung der Arbeiter unter dem Kapitalis-<br />
mus trotzdem nicht abwenden. »Von Zeit zu Zeit siegen <strong>die</strong> Arbeiter, aber nur vorübergehend.<br />
Das eigentliche Resultat ihrer Kämpfe ist nicht der unmittelbare Erfolg, sondern <strong>die</strong> immer weiter<br />
um sich greifende Vereinigung der Arbeiter.« Erst wenn der Kapitalismus als Ganzes überwun-<br />
den ist und nicht nur einzelne »Interessen der Arbeiter in Gesetzesform« anerkannt sind, kann <strong>die</strong><br />
Lohnarbeit abgeschafft werden. 12<br />
Sie stehen also vor der Alternative: Verelendung und Rückfall in <strong>die</strong> Barbarei oder »gewaltsamer<br />
Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung«. An <strong>die</strong>se Erkenntnis, daß <strong>die</strong> Entwicklung des<br />
Kapitalismus den Untergang im Elend bedeute, wenn man ihn nicht vorher abschaffe, appellieren<br />
<strong>die</strong> Schlußsätze des Kommunistischen Manifests: »Mögen <strong>die</strong> herrschenden Klassen vor einer<br />
kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ket-<br />
ten. Sie haben eine Welt zu gewinnen.« 13<br />
Erst durch <strong>die</strong>se Verknüpfung von <strong>Verelendungstheorie</strong> und der strategischen Einschätzung, daß<br />
<strong>die</strong> Verschlechterung der Lebenslage <strong>die</strong> Arbeiter dazu bringe, Widerstand zu leisten, sich zu-<br />
sammenzuschließen und durch das, was sie bekämpfen, geschult und zur kampfkräftigen Organi-<br />
sation zusammengeschweißt schließlich den Kapitalismus und seine herrschende Klasse als Ur-<br />
sache des wachsenden Elends umzustürzen, erhält <strong>die</strong> damals allgemein verbreitete Theorie ihre<br />
spezifische Prägung und ihren besonderen Stellenwert in der marxistischen Literatur und in der<br />
Entwicklung der Arbeiterbewegung. Danach mußte es so scheinen, daß, wer <strong>die</strong> Verelendung des<br />
Proletariats im Kapitalismus ableugnete, damit<br />
11 Ebd., S. 471<br />
12 Ebd.<br />
13 Ebd., S. 493 (Hervorh. W. W.).<br />
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