Verelendungstheorie – die hilflose Kapitalismuskritik
Verelendungstheorie – die hilflose Kapitalismuskritik
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absolute Verelendung wird nicht mehr bloß dementiert sondern es wird immer wieder darauf<br />
hingewiesen, daß sie auch empirisch beobachtbar sei und nur durch den Kampf der Arbeiterklas-<br />
se und durch den Einfluß des Sozialismus in vielen Bereichen zurückgedämmt werden könne. 91<br />
In >Der Imperialismus der BRD< wird auch <strong>die</strong> Dynamik der Bedürfnisse betont, aber eben<br />
nicht wie <strong>die</strong>s ansatzweise in >Imperialismus heute< als Zuspitzung des Widerspruchs zwischen<br />
der eng begrenzten Tauschwertgrenze des Werts der Ware Arbeitskraft und der selbstbewußten<br />
Gebrauchswertbasis der über <strong>die</strong>se Grenze hinausgreifenden Bedürfnisse, wodurch <strong>die</strong> Verselb-<br />
ständigung des Tauschwerts gegenüber dem Gebrauchswert im Kapitalismus erfahrbar und be-<br />
greifbar würde. Statt dessen wird <strong>die</strong> Entfaltung der Bedürfnisse lediglich als weiteres Argument<br />
und als Beleg für <strong>die</strong> Gültigkeit der Theorie von der relativen und absoluten Verelendung ver-<br />
wandt: wachsende Bedürfnisse seien nur solche, <strong>die</strong> durch den veränderten Produktionsprozeß<br />
für <strong>die</strong> Reproduktion der Arbeiterklasse notwendig werden. Können sie nicht mit Hilfe des Loh-<br />
nes befriedigt werden, dann sei der Lohn unter den Wert der Ware Arbeitskraft gefallen, es habe<br />
dann eine absolute Verelendung stattgefunden, denn <strong>die</strong> Arbeiterklasse könne sich nicht mehr<br />
voll reproduzieren.<br />
»Aus <strong>die</strong>sen veränderten Reproduktionsbedingungen der Arbeiter entstand ein neuer tiefer Widerspruch: Die gesell-<br />
schaftlichen Bedingungen für <strong>die</strong> Reproduktion der Arbeitskraft bleiben immer stärker hinter den wachsenden und<br />
qualitativ neuen Bedürfnissen zurück. Durch <strong>die</strong>sen Widerspruch wird <strong>die</strong> erweiterte und sogar schon <strong>die</strong> einfache<br />
Reproduktion der Arbeitskraft gehemmt oder unmöglich. Die Reproduktion der Arbeitskraft aber ist eine Existenz-<br />
bedingung sowohl für <strong>die</strong> Arbeiter als auch für das kapitalistische Ausbeutungssystem als Ganzes.« 92<br />
Hier verschärft sich <strong>die</strong> <strong>Verelendungstheorie</strong> beinahe wieder zu einer Zusammenbruchstheorie.<br />
Und genau so wie in der ganzen Geschichte der Arbeiterbewegung übernimmt sie wieder <strong>die</strong><br />
Rolle, das Motiv und den Willen der Arbeiterklasse zum Kampf gegen den Kapitalismus erklä-<br />
ren zu müssen.<br />
In einem Abschnitt über >Spontaneität, Bewußtheit und Aktion< wird entwickelt, wie <strong>die</strong> spon-<br />
tane Motivation (»In dem Maße, wie das Unbehagen am bestehenden Gesellschaftssystem zu-<br />
nimmt, wächst in breiten Schichten der Bevölkerung auch <strong>die</strong> Spontaneität« 93 ) mit der notwen-<br />
digen größeren Einsicht vermittelt werden soll. So wie der staatsmonopolistische Kapitalismus<br />
»<strong>die</strong> Tendenz zur Spontaneität« vermehre, so habe er auch mehr Mittel entwickelt, um <strong>die</strong> spon-<br />
tane Auf-<br />
91 Z. B. ebd., S. 392 f.<br />
92 Ebd., S. 389.<br />
93 Ebd., S. 615<br />
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