Verelendungstheorie – die hilflose Kapitalismuskritik
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gen, daß sich der Klassenkampf infolge des fortschreitenden Verelendungsprozesses immer mehr verschärfen und<br />
daß der Kapitalismus letzten Endes vernichtet werden muß.« 74<br />
1952 erschien dann <strong>die</strong> zweite, >verbesserte< Auflage, in der Kuczynski in einer Selbstkritik<br />
<strong>die</strong>se - offensichtlich oft wiederholte -Kritik auf sich nimmt und in das Buch einarbeitet. Er habe<br />
<strong>die</strong> >Allgemeine Krise des Kapitalismus< - eine stalinistische Konstruktion - nicht berücksich-<br />
tigt.<br />
"Dieser Vorwurf ist völlig berechtigt. Er wiegt um so schwerer, als nur mit der Allgemeinen Krise des Kapitalismus<br />
[ ... ] <strong>die</strong> gesetzmäßige Begründung für <strong>die</strong> rapide Beschleunigung im Tempo der Verelendung der Arbeiterklasse<br />
seit dem Ersten Weltkrieg gegeben werden kann.« 75<br />
Unter dem Druck der Stalinisten mußte Kuczynski also seine Analyse aus der ersten Auflage<br />
entsprechend dem Befehl, der in der Naumannschen Kritik steckt, zurechtstutzen und <strong>die</strong> Aufga-<br />
be übernehmen, »bei der Untersuchung - der einzelnen Faktoren, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Lage der Arbeiter be-<br />
stimmen, jeweils anzuzeigen, wie das Tempo der Verelendung immer mehr zunimmt« 76 .<br />
Alle Kritik wurde berücksichtigt. Die skandalöse, <strong>die</strong> befahl, was bei einer wissenschaftlichen<br />
Analyse herauszukommen habe. Die beschämende, »daß <strong>die</strong> Weiterentwicklung des Marxis-<br />
mus-Leninismus durch Lenin und Stalin ungenügend beachtet und dargestellt wurde«. Sie wurde<br />
von Kuczynski in eulenspiegelhafter Übertreibung befolgt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Kritiker der Lächerlichkeit<br />
preisgibt - so müßte man wenigstens meinen, wüßte man nicht um <strong>die</strong> schamlose Lobhudelei auf<br />
Stalin aus anderen Schriften der Zeit. 77 Und auch <strong>die</strong> groteske, er habe<br />
74 Einheit, Jg. 6, Berlin 1951, Heft 19.<br />
75 2. Aufl., S. 5.<br />
76 Ebd., S.75<br />
77 2. Aufl., S. 6. So schreibt Kuczynski in der 1. Auflage noch in aller Harmlosigkeit und wissenschaftlicher Ehrlich-<br />
keit: »Wenn wir uns jedoch <strong>die</strong> Theorie betreffend <strong>die</strong> Lage der Arbeiter, <strong>die</strong> Marx und Engels entwickelt haben, in<br />
ihrer Fortführung betrachten, dann finden wir, daß abgesehen von der durch Lenin entwickelten Theorie der Arbeiter-<br />
aristokratie, so gut wie nichts dem alten Lehrgebäude hinzugefügt worden ist« (S. 50). In der 2. Auflage steht an der-<br />
selben Stelle: »Lenin und Stalin haben das Werk Von Marx und Engels fortgesetzt und uns gelehrt, den Marxismus,<br />
erweitert und vertieft zum Marxismus-Leninismus, auf <strong>die</strong> Gegenwart anzuwenden« (S. 47). Oder an anderer Stelle<br />
wird in den sonst unveränderten Text folgende peinliche Lobesrede eingefügt: »Es gab nie eine Zeit in den letzten 100<br />
Jahren, in der wir uns nicht an den Arbeiten unserer Klassiker des Marxismus-Leninismus hätten orientieren können!<br />
In einer Zeit, in der <strong>die</strong> Theoretiker der Zweiten Internationale <strong>die</strong> Lehre der absoluten Verelendung von Marx bestrit-<br />
ten haben, hielten Lenin und Stalin <strong>die</strong> Lehre von Marx und Engels rein und vertieften sie.« Das geht bis an den<br />
Punkt, wo Lenin durch Stalin zitiert wird, Stalin-Fußnoten über <strong>die</strong> Seiten verstreut werden, um im Register aus den<br />
zwei Stalin-Verweisen der 1. Auflage 20 in der zweiten zu machen. Und schließlich wird <strong>die</strong> ganze zweite Auflage<br />
unter das Stalin-Wort gestellt. »Der Weg der Entwicklung des Kapitalismus ist der Weg der Verelendung. .«<br />
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