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Georg Wydra Sportpädagogik zwischen schulischer Pflicht ...

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Sportunterricht <strong>zwischen</strong> <strong>schulischer</strong> <strong>Pflicht</strong> und freizeitlicher Spaßorientierung 16<br />

3.1 Sport ein Bildungsgut?<br />

3.1.1 Die Legitimationskrise des Sportunterrichts<br />

Der Sportunterricht ist wie kein anderes Fach einem ständigen Legitimationsdruck<br />

unterworfen (vgl. Krüger & Grupe, 1998). Es soll deshalb an<br />

dieser Stelle analysiert werden, ob Sport ein Bildungsgut ist. Es gibt<br />

ernst zu nehmende Pädagogen außerhalb der Sportwissenschaft, die die<br />

Legitimation des Sports als Unterrichtsfach in der Schule nicht nur kritisch<br />

hinterfragen, sondern gar die vollkommene Abschaffung des Sportunterrichts<br />

fordern (vgl. Balz, 2000; Krüger, 1999; Krüger & Grupe,<br />

1999; Lenzen, 1999; Lenzen, 2000).<br />

Lenzen (2000), ein anerkannter Erziehungswissenschaftler, fragt kritisch,<br />

ob die Argumentationsmuster, die zur Begründung des Schulfaches<br />

Sportunterricht im Allgemeinen herangezogen werden, in sich schlüssig<br />

und für einen Außenstehenden nachvollziehbar sind. Er kommt zu der<br />

Auffassung, dass Sport zwar als Kulturgut zu betrachten sei, dieser Tatbestand<br />

aber alleine noch nicht ausreicht, um daraus automatisch ein Bildungsgut<br />

zu machen. Bildungsgüter werden von der Gesellschaft definiert,<br />

und nicht von partiellen Interessengruppen, wie den Sportpädagogen.<br />

Auch die funktionale Argumentationsschiene kann Lenzen (2000)<br />

nicht überzeugen. Für ihn gibt es weder Belege für einen Zusammenhang<br />

<strong>zwischen</strong> körperlicher und geistiger Verfassung, noch für einen Zusammenhang<br />

<strong>zwischen</strong> sportlicher Aktivität und Gesundheit. Er spricht sich<br />

nicht prinzipiell gegen die Bewegung in der Schule aus, aber gegen den<br />

Sportunterricht in der Form wie er aus seiner Sicht praktiziert wird. Insbesondere<br />

wehrt er sich dagegen, dass Kinder über die Benotung von<br />

sportlichen Leistungen „verächtlich gemacht werden, weil sie aufgrund<br />

ihres Phänotypus bestimmte körperliche Leistungen schlicht nicht erbringen<br />

können“ (Lenzen, 2000, S. 80).<br />

Giesecke (1998, S. 282), ebenfalls ein angesehener Erziehungswissenschaftler,<br />

beurteilt die Notwendigkeit eines Faches nicht danach, ob es<br />

zur Selbstverwirklichung oder Emanzipation beiträgt. Er geht davon aus,<br />

dass es kein Fach gibt, das dem nicht dienen könnte. Wichtiger ist für<br />

ihn, ob es einen Wirklichkeitsbereich vertritt, dessen Fehlen die „Teilhabemöglichkeiten“<br />

entscheidend einschränkt. Aber trotzdem formuliert er:<br />

„Sport ist als verbindliches Unterrichtsfach – vielleicht abgesehen von<br />

den unteren Klassen und natürlich von entsprechenden Spezialschulen –<br />

in der modernen Freizeitgesellschaft entbehrlich geworden“ (S. 283;<br />

Hervorhebung im Original).

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