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Georg Wydra Sportpädagogik zwischen schulischer Pflicht ...

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Sportunterricht <strong>zwischen</strong> <strong>schulischer</strong> <strong>Pflicht</strong> und freizeitlicher Spaßorientierung 18<br />

„Als Erziehung werden diejenigen Maßnahmen und Prozesse bezeichnet,<br />

die den Menschen befähigen, seine Kräfte und Möglichkeiten zu entfalten<br />

und mit Hilfe derer er selbständig und mündig werden kann“.<br />

Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch ist insbesondere hinsichtlich des<br />

Begriffes Bildung eine sehr unterschiedliche semantische Interpretation<br />

zu finden (vgl. Klafki, 1994). Es hängt damit zusammen, dass es sich um<br />

eine Begrifflichkeit handelt, die nur im deutschsprachigen Raum zu finden<br />

ist, und keine Entsprechungen in anderen Sprachen hat. Der Begriff<br />

hat sich in der Zeit <strong>zwischen</strong> 1770 und 1830 als pädagogischer Begriff<br />

etabliert. Diese Zeit war geprägt durch die Spätaufklärung, den philosophisch-pädagogischen<br />

Idealismus, die deutsche literarische Klassik, den<br />

Neuhumanismus und Teilströumgen der Romantik (Klafki, 1994, S. 15).<br />

Zentral für die Entwicklung des Bildungsgedankens waren die Ideen der<br />

französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Bildung<br />

wird vor allem verstanden als Befähigung zu Selbstbestimmung,<br />

Freiheit, Emanzipation, Autonomie, Mündigkeit, Vernunft und Selbsttätigkeit<br />

(Klafki, 1994, S. 19). Auch Kant´s Interpretation der Aufklärung<br />

als Ausgang des Menschen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit ist<br />

mit diesem Bildungsideal vereinbar.<br />

Obwohl es Wilhelm von Humboldt (1767 - 1835), der oft mit dem Bildungsbegriff<br />

assoziiert wird, nicht um Stofffülle und bloßes Wissen ging,<br />

sondern um die Entfaltung der Fähigkeiten und Fertigkeiten des Menschen<br />

zu einem harmonischen Ganzen (Grupe & Krüger, 1997, S. 67)<br />

wurde im 19. Jahrhundert der Bildungsbegriff im Sinne von Haben von<br />

Wissen definiert. Gebildet waren in diesem Sinne insbesondere diejenigen,<br />

die die höheren Bildungsanstalten (humanistischen Gymnasien) besucht<br />

hatten.<br />

Das Konzept der allgemeinen Menschenbildung aber verkam zu einem<br />

gesellschaftlichen Privileg, ging „die Ehe mit dem Besitz“ ein<br />

und wurde bewußt und gezielt als Faktor der gesellschaftlichen Abgrenzung<br />

gegen die „ungebildeten, besitzlosen Massen“ eingesetzt,<br />

die sich im Zuge der industriellen Entwicklung als Proletariat formierten.<br />

(Klafki, 1994, S. 39 - 40)<br />

Aus meiner Sicht hängt die Erziehungsrealität in den Gymnasien zum<br />

Teil auch heute noch diesem Bildungsideal nach.<br />

Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit, in der das Wissen in bestimmten<br />

Bereichen einer ständigen Erneuerung und Erweiterung unterliegt,<br />

kann ein solcher Bildungsbegriff keinen Bestand haben. Der Bildungsbegriff<br />

unterliegt deshalb einer ständigen Diskussion und Revision.

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